![]() |
Thomas
von Aquino, lat.
Thomas Aquinne (der Aquinase), eingedeutscht
Thomas von Aquin, ist der bedeutendste Theologe
und Philosoph des Mittelalters; aus gräflichem Geschlecht, Dominikaner,
in Köln 1248—52 Schüler von
Albertus Magnus; lehrte
bis 1259 in Paris, 1261—65 in
Orvieto, 1267—68 in Viterbo und Rom,
seit 1272 in Neapel. — Heiliger
(Tag: 28. 1.) und Kirchenlehrer;
Ehrentitel »Doctor angelicus«.Thomas
von Aquin fasste den überlieferten Augustinismus mit den Lehren
des Aristoteles (erst
zu seiner Zeit im Abendland in ihrem ganzen Umfang bekannt) in
einer philosophisch-theologischen Synthese zusammen. Über Augustinus,
Ibn Sina u.a. wirkten
auch platonische und neuplatonische Gedanken
auf ihn ein.— Er erkannte die Berechtigung des Wissens neben dem
Glauben und die Bedeutung einer eigenständigen Philosophie an. Da
das Wissen zu seiner Vollendung des Glaubens bedarf, ordnete er die Philosophie
in etwa der Theologie unter. Die thomistische Ethik beruht auf dem Grundgedanken:
Sittlich handeln heißt der Ordnung des Seins in Freiheit entsprechen.
Darin ist die Anerkennung des sittlichen Naturgesetzes und des Naturrechts
im Leben des Einzelmenschen und der Gemeinschaft begründet. Die sich
daraus ergebenden Normen erfassen auch die politische Sphäre; dem
Fürsten, dem das Recht zusteht, für Zwecke der Gemeinschaft
Steuern zu erheben, obliegt anderseits die Verpflichtung zu höchster
Gerechtigkeit. Als Anhänger der Preislehre der Scholastiker beschäftigte
er sich mit dem gerechten Preis (instum pretium).
— In der Theologie entfaltete er die scholastische Wissenschaft
von Gottes Offenbarung,
indem er neue Quellen (griechische Kirchenväter,
altkirchliche Konzilien, umfassende Augustinus-Kenntnisse) erschloß
und sich gründlich um die Heilige Schrift bemühte. Charakteristisch
ist für ihn eine Dynamisierung des Gnadenbegriffs. Das Wesen der
Theologie wird
von ihm in einem im Glauben geschehenden Nach- und Mitvollzug der Gedanken
Gottes über Welt, Mensch und Geschichte gesehen. — Nachwirkung:
Thomismus.— Die Einheit seines Systems ist darin begründet,
daß alle Einzelsätze auf wenige ontologische Grundprinzipien
zurückgeführt werden. Alles innerweltlich Seiende galt ihm als
»durch Teilhabe seiend« und darum
verursacht. So steigt Thomas in seinen fünf
Gottesbeweisen vom Irdischen zu Gott als der »ersten
Ursache« auf. Voraussetzung dieser natürlichen Gotteserkenntnis
ist die »Analogie des Seienden«,
d. h. eine gewisse, trotz aller Unähnlichkeit bleibende Ähnlichkeit
des Geschöpfes mit Gott. Freilich bleibt die natürliche Gotteserkenntnis
ohne letzte Sicherheit; nur durch göttliche
Offenbarung kann die menschliche Vernunft mehr über Gott zu
sagen. |
|
Inhaltsverzeichnis
Gibt
es Gott? Die fünf Gottesbeweise Aquinos Die göttliche Macht Über die göttliche Dreieinigkeit |
Das
Wesen Gottes ist sein Sein Die Engelwelt Die Tätigkeit der Engel an den Menschen Die Entrückung |
Gibt
es Gott?
1. Scheinbar gibt es Gott nicht. Denn wenn von zwei geraden
Gegensätzen der eine unendlich ist, wird der andere völlig erdrückt.
Nun wird beim Worte Gott“ das verstanden, daß er ein gewisses unendliches
Gut ist. Wenn es also Gott gäbe, so würde man kein Übel finden.
Man begegnet aber Üblem in der Welt. Also gibt es Gott nicht.
Zu 1: Augustinus sagt im Enchiridion (II): ,,Da Gott höchst gut ist, so
würde er keineswegs etwas Übles bei seinen Werken zulassen, wenn er
nicht so sehr allmächtig und gut wäre, daß er auch mit dem Üblen
gut täte.“ Es schlägt also in die unendliche Gutschaft Gottes
ein, daß er Übel zuläßt und aus ihnen Gutes herfördert.
2. Ferner, was sich durch weniger Urheiten vollbringen läßt,
geschieht nicht durch mehrl. Es scheint aber, daß alles, was in der Welt
zutage tritt, sich durch andere Urheiten vollbringen läßt, wenn wir
annehmen, daß es Gott nicht gibt; weil ja das, was natürlich ist,
auf jene Urheit zurückgeht, welche die Natur ist, das Frei-Vorsätzliche
aber sich auf jene Urheit heimbringen läßt, die der Verstand oder
der Wille sind. Es liegt also gar keine Notwendigkeit zu der Annahme vor, daß
es einen Gott gibt.
Zu 2: Da die Natur um eines gesteckten Zieles willen aus der Richtgebung irgend
eines drüberstehenden Tuenden am Werk ist, so muß man auch das, was
von Natur geschieht, notwendig auf Gott als auf die Erstursache zurückleiten.
In gleicher Weise muß das, was frei aus Vorsatz geschieht, auf irgend
eine höhere Ursache heimgebracht werden, die nicht Vernunft und Wille im
Menschen sind: denn diese können sich wandeln und fehlen: es gehört
sich aber, wie (in der Antwort) dargetan wurde, alles Wegliche und Fehlvermögliche
in irgend eine erste unanwegliche und an und für sich notwendige Urheit
heimgeführt.
Feststellung. Unvermeidlich stößt
man in der Dingnatur auf ein erstes unanwegliches Seiende, das vorderste Wirksame,
das Notwendige, das Nirgendwoher, am meisten seiend, gut und allerbest, an der
Spitze mit Vernunft regierend und aller Dinge letztes Band: das ist Gott.
Die
fünf Gottesbeweise Aquinos
Auf fünf Wegen kann man zum Erweis kommen, daß es Gott gibt.
1. Beweis
Am ersten und deutlichsten ist der von der Bewegung her genommene Weg. Es ist
nämlich gewiß und steht durch das Gesinn (sensu) fest, daß
manches in dieser Welt sich wegt. Alles aber, was in Wegung ist, wird von einem
anderen gewegt. Nichts ist nämlich in Wegung, es sei denn, sonach es in
einer Möglichkeit zu dem steht, wozu es hingewegt wird: wegen tut aber
eins zufolge dem, daß es in der Wirklichkeit da ist (secundum quod est
actu). Wegen ist nämlich nichts anderes, als etwas aus der Möglichkeit
in die Wirklichkeit herausholen; aus der Möge etwas in die Wirke heimzubringen,
vermag aber nur ein wirklich Seiendes, gerade wie das wirkgeschehlich (in actu)
Warme, so Feuer, Holz, das mögegeschehlich (in potentia) warm ist, wirklich
(actu> warm sein macht, und damit wegt es an ihm und macht ein anderes daraus.
Nun kann aber eins und dasselbe nicht unter ein und demselben Betracht zugleich
in der Wirklichkeit und in der Möglichkeit sein, sondern nur unter verschiedenem
Betracht. Was nämlich in der Tat (actu) warm ist, kann nicht zugleich möglicherweise
(in potenda) warm sein, sondern hat gleichzeitig nur die Möglichkeit, kalt
zu sein. Es ist also unmöglich, daß etwas ein und demselben Betracht
nach und in ein und derselben Weise bewegend und bewegt ist oder sich selbst
wegt. Alles also, was gewegt wird, braucht ein anderes, um gewegt zu werden.
Falls also das, wovon es gewegt wird, sich wegt, so braucht dies selbst ein
anderes, um gewegt zu werden, und das wieder eins. Dabei kann man aber nicht
ins Unendliche gehen, weil es dann kein Erstwegendes gäbe und innige davon
nicht irgend eins, das ein anderes wegte, weil Je wegenden Zweitheiten nur dadurch
wegen, daß sie von einem ersten Wegenden gewegt sind, gerade wie der Stock
nur dadurch anwegt, daß er mit der Hand bewegt wird. Man muß also
notwendigerweise zu einem Erstwegenden hinkommen, das von keinem gewegt wird,
und darunter verstehen alle Gott.
2. Beweis
Der zweite Weg kommt aus dem Wesen der Wirkursache. Wir begegnen in dem Sinnfälligen
vor uns einer Reihenstellung von Wirkursachen, ohne freilich, das ist auch nicht
möglich, etwas zu finden, das die Wirkursache seiner selbst ist; es würde
ja damit früher sein, als es selber ist, was unmöglich ist. Nun ist
es aber unmöglich, bei den eine Wirkung hervorbringenden Ursachen ins Unendliche
zu gehen: Grund: bei allen in einer Reihe stehenden Ursachen mit Wirkungen ist
die erste die Ursache der mittleren und die mittlere die Ursache der letzten,
seien ihrer nun in der Mitte mehr oder nur eine; nimmt man aber die Ursache
weg, so entfällt auch die Wirkung; also, falls es kein Erstes bei den Wirkursachen
gibt, ist auch nicht ein Letztes und nicht ein Mittleres da. Geht man aber ins
Unendliche mit den Wirkursachen, so gibt es nicht eine erste wirkende Ursache,
und so sind weder eine letzte Wirkung da, noch Wirkursachen in der Mitte; es
ist klar, daß das falsch ist. Es ist also notwendig, irgend eine Wirkursache
als erste hinzustellen; diese nennen alle Gott.
3. Beweis
Den dritten Weg nimmt man aus dem Möglichen und dem Notwendigen her; er
ist folgender. Wir treffen unter den Dingen etliches, dem es möglich ist,
zu sein und nicht zu sein: wenn uns etliches in Fortpflanzung und Auflösung
begegnet und folglich den Mögestand hat, zu sein und nicht zu sein. Es
ist aber bei allem Derartigen unmöglich, immer zu sein, weil, was die Möglichkeit
des Nichtseins hat, auch einmal nicht ist. Wenn also alles in der Möglichkeit
steht, nicht zu sein, so war irgend einmal nichts an Dingen da. Wenn das aber
wahr ist, so gäbe es auch heute nichts, weil was nicht ist, nur durch eins,
was da ist, dazusein beginnt: wenn also nichts im Sein war, so war es unmöglich,
daß etwas dazusein begonnen hätte; auf die Weise gäbe es zur
Zeit nichts: was offenkundig falsch ist. Es sind also nicht alle Seinsdinge
im Mögestand, sondern für irgend eins unter den Dingen ist erforderlich,
daß es notwendig da ist. Jedes Notwendige aber bat die Ursache seiner
Notwendigkeit entweder anderswoher, oder es hat sie nicht anderswoher. Es ist
aber nicht möglich, bis ins Unendliche bei dem Notwendigen weiterzugehen,
das eine Ursache seiner Notwendigkeit hat, gerade wie es nach dem Bewiesenen
auch bei den Wirkursachen nicht möglich war. Also muß man etwas hinstellen,
das durch sich notwendig ist, ohne die Ursache der Notwendigkeit anderswoher
zu haben, das vielmehr für die anderen die Ursache der Notwendigkeit ist:
das heißen alle Gott.
4. Beweis
Der vierte Weg wird den Stufungen entnommen, die man in den Dingen entdeckt.
Man findet nämlich in den Dingen etliches mehr oder weniger gut und wahr
und edel, und so geht es auch mit anderem derart. Aber Mehr und Weniger werden
von Verschiedenem gesagt, je nachdem es auf verschiedene Weise sich einem nähert,
das es am meisten ist: wie mehr warm ist, was näher auf das anrückt,
was am meisten warm ist. Es gibt also etwas, welches das Wahrste und das Beste
und das Adeligste und folglich das am meisten Seiende ist; denn das, was am
meisten wahr ist, ist am meisten seiend, wie es 2. Metaph. (Did. 1, x 1 n 5)
heißt. Was aber in einer Gattung im höchsten Grade das Solche heißt,
ist die Ursache von allem, was dieser Gattung angehört; gerade wie das
Feuer, das am meisten warm ist, die Ursache alles Warmen ist, so heißt
es im nämlichen Buch. Es gibt also etwas, das allen Seienden die Ursache
des Seins und der Gutheit und jeglicher Vollkommenheit ist: und das nennen wir
Gott.
5. Beweis
Der fünfte Weg wird von der Regierung der Dinge hergenommen. Wir sehen
nämlich, daß einiges, was der Erkenntnis entbehrt, nämlich die
natürlichen Körper, um eines Zweckes willen tätig ist; was daraus
hervorgeht, daß sie immer oder doch häufig in derselben Weise tätig
sind, um das zu erreichen, was das Beste ist; daraus ist klar, daß sie
nicht aus Zufall, sondern aus einer Absicht an das Ziel gelangen. Was aber keine
Erkenntnis hat, strebt nicht zu einem Ziel, es sei denn, daß es von einem
in Richtung gebracht ist, das Erkenntnis und Vernunft hat, gerade wie der Pfeil
vom Schützen. Also gibt es ein Vernünftiges, von dem alle Naturdinge
zu einem Ziele hingeordnet werden: und das heißen wir Gott.
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 105, Thomas von Aquino, Summe der Theologie 1: Gott und Schöpfung,
S. 22-26
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart
Die
göttliche Macht
1. Gibt es in Gott ein Vermögen?
Da Gott im höchsten Grade Wirkheit und schlechthin
vollkommen ist, so kommt ihm im höchsten Grade zu, wirkhafte Urheit und
wirkiges Vermögen, nicht aber ein leidehaftes (passiva) zu sein.
2. Ist die Macht in Gott unendlich?
Da das Sein Gottes unendlich ist, so ist sein wirkhaftes Vermögen unendlich.
3. Ist Gott allmächtig?
Da Gott alles bewirken kann, was sein kann, nicht aber das, was einen Widerspruch
in sich birgt, so heißt er gebührendermaßen allmächtig.
4. Kann Gott machen, daß
Vergangenes nicht gewesen ist?
Daß Vergangenes nicht gewesen sein soll, birgt einen Widerspruch in sich;
darum untersteht es nicht der göttlichen Gewalt.
5. Kann Gott machen, was er nicht macht?
Hierin gibt es zwei Irrwege. Einige haben nämlich angenommen, Gott tue
gewissermaßen aus Naturnotwendigkeit. Gerade wie aus der Tätigkeit
der Naturdinge nur hervorgehen kann, was bei ihnen eintritt, wie z. B. aus dem
Samen des Menschen ein Mensch und aus dem Samen des Ölbaums ein Ölbaum
wird, so könnten aus der göttlichen Wirktätigkeit nicht andere
Dinge herauskommen oder eine andere Dingordnung erfließen, als wie sie
jetzt da ist. — Aber wir haben oben (19, 3) gezeigt, daß Gott nicht
gewissermaßen aus Naturnotwendigkeit handelt, sondern daß sein Wille
die Ursache aller Dinge ist; und daß auch nicht der Wille selbst naturhaftig
und aus Notwendigkeit zu diesen Dingen einbestimmt wird. Deswegen kommt dieser
Lauf der Dinge um uns nicht aus Notwendigkeit von Gott in der Weise, daß
anderes nicht kommen könnte.
Andere dagegen haben gesagt, daß die göttliche Macht zu unserem Dingablauf
besteckt erscheint, von wegen der Ordnung in der göttlichen Weisheit und
Gerechtigkeit, eine Ordnung, ohne die Gott nichts wirkt. - Da aber das Vermögen
in Gott, das seine Wesenheit ist, nichts anderes ist, als Gottes Weisheit, so
kann man zwar richtig sagen, daß nichts in Gottes Vermögen steht,
was nicht in der Ordnung der göttlichen Weisheit liegt: denn die göttliche
Weisheit einbegreift das ganze Können des Vermögens. Aber die von
der göttlichen Weisheit in die Dinge gegebene Ordnung, worin die Sinntracht
der Gerechtigkeit besteht, wie oben (21, 4) gesagt wurde, kommt dennoch nicht
der göttlichen Weisheit so gleich, daß die göttliche Weisheit
auf diese Ordnung hier bezirkt bleibt. Es liegt nämlich auf der Hand, daß
das ganze Gewese der Ordnung, welches der Weise den Dingen, die er macht, auferlegt,
vom Zweck hergenommen wird. Sobald daher der Zweck in einem Anmaß zu den
eines Zweckes wegen gemachten Dingen steht, ist die Weisheit des Machers auf
eine bestimmte Ordnung bezirklich begrenzt. Aber die göttliche Güte
ist ein ohne jedes Verhältnismaß die erschaffenen Dinge überschreitender
Zweck. Deswegen ist die göttliche Weisheit nicht auf irgend eine gewisse
Dingordnung angewiesen, sodaß von ihr nicht ein anderer Lauf der Dinge
erfließen könnte. Daher ist schlechthin zu sagen:
Gott kann andere Dinge machen, als er macht.
6. Kann Gott die Dinge bessern und
bessere machen?
Die Güte bei einem Ding ist zweifach. Die eine gehört zum Wesen des
Dings; wie Vernunftbegabtsein zur Wesenheit des Menschen gehört.
Was dies Gut anlangt, kann Gott ein Ding nicht bessermachen, als es ist, mag
er auch ein anderes, das besser ist, machen können. Gerade wie er auch
nicht machen kann, daß Vierzahl größer ist; denn wenn sie größer
wäre, wäre sie nicht mehr die Vierzahl, sondern eine andere. Es steht
nämlich mit der Zugabe des Unterschiedes im Wesensbestand in den Begriffsfestsetzungen
wie mit der Zuzählung einer Einheit bei den Zahlen, wie es 8. Metaph. (Did.
7, 3 n 8) heißt. Eine andere Güte ist die, welche es außerhalb
der Wesenheit einer Sache gibt; wie es ein Gut beim Menschen ist, tugendhaft
oder weise zu sein. Einem solchen Gut nach kann Gott die von ihm gemachten Dinge
bessermachen. Aber schlechthin gesagt, kann Gott ein anderes besseres Ding machen,
als das, was von ihm gemacht ist.
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 105, Thomas von Aquino, Summe der Theologie 1: Gott und Schöpfung,
S. 189-191
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart
Über
die göttliche Dreieinigkeit
Auf die Betrachtung der Einheit des göttlichen Wesens folgt die der Dreiheit
der Personen im göttlichen Leben (in divinis), die der Eine Gott sind.
Weil nun die göttlichen Personen unterschieden werden gemäß
den Beziehungen, in denen sie zufolge des ewigen Ursprungs der zweiten aus der
ersten, der dritten aus der ersten und zweiten, zueinander stehen, so ist
1. vom Ursprung oder Ausgang, der processio, zu handeln,
2. von den wechselweise wirklichen Beziehungen, den relationes reales,
3. von den göttlichen Personen.
Auch bezüglich des trinitarischen Lebens Gottes gebrauchen
wir unsere Begriffe nur analogisch. Gott ist weder Natur noch Person im geschöpflichen
Sinne, nur in dem der Ähnlichkeit, aber der überragenden, die alle
Unvollkommenheiten ausschließt.] Die Wurzel der trinitarischen Seinsweise
Gottes sind gewisse Ausgänge in ihm (Joh. 8, 24), aber innebleibende nach
Art des Erkennens und des Wollens. Nach der Analogie des im menschlichen Erkenntnisakt
erzeugten inneren Wortes, des verbum cordis, das vom Erkennenden ausgeht und
doch in ihm verbleibt, ist die erste processio in Gott zu denken. Dieses sein
Ursprechen wird auch Zeugung genannt, das ausgehende Wort der Sohn. In Gott
als Wille aber findet sich das innebleibende Ausgehen der Liebe, bei welcher
der geliebte Gegenstand im Liebenden ist wie das Erkannte im Erkennenden. Sie
ist nicht Zeugung, sondern Hingabe, Ausgehen des Geistes, das man Hauchung,
Geistung (spiratio) nennen kann. Da es dem Tätigen innebleibende Tätigkeiten
in der Verstandnatur (in natura intellectuali) nur diese beiden gibt, so finden
sich in Gott nur die zwei Ausgänge des ,,Wortes“ und der ,,Liebe“.
In den Ausgängen gründen die Beziehungen (relationes), welche nicht
nur logische gedachte, sondern solche der göttlichen Lebenswirklichkeit
sind. Da in Gott alles Gott ist, nichts, das nur zur Wesenheit hinzukäme,
aber nicht diese selbst wäre, so ist in ihm Wesenheit und Relation ein
und dasselbe Wirklichsein. Dennoch sind die Relationen unter sich real verschieden
(in persönlicher Eigentümlichkeit). Das Eine göttliche Wesen
ist also absolut an sich als einfache, unendliche Wesenheit, relativ, d. h.
bezüglich, in seiner Identität mit den Relationen oder Personen, so
fern es west in Vater, Sohn und Geist. Es ergeben sich naturgemäß
für die Trinität folgende vier Relationen: Vaterschaft des Zeugenden,
Sohnschaft des Gezeugten, Hauchen des Vaters und Sohnes, Gehauchtheit des aus
beiden hervorgehenden Geistes.
Begriffsbestimmung von Person.
Unter Person im allgemeinen Sinne versteht man eine unteilige Selbtrage der
vernünftigen Natur (rationalis naturae individua substantia). Der Name
Person bedeutet das Vollkommenste in der ganzen Natur. Darum ist er, freilich
in gesteigertem Sinne, auch von Gott zu gebrauchen. Aber seine Anwendung auf
den Dreipersönlichen ist nicht ohne Schwierigkeit und erfordert eine genauere
Bestimmung Person ist zu unterscheiden von Wesenheit, sonst könnte Gott,
weil einwesig, auch nur einpersönlich sein. ,,Person“
bezeichnet in Gott die Relation als sich selber tragende Seinswirklichkeit (persona
divina significat relationem ut subsistentem). Wie die
Gottheit Gott ist, so die göttliche Vaterschaft Vater.
In Gott sind, weil Relation und Person dasselbe, notwendig mehrere
personhafte Selbstände. Und zwar sind soviele Personen als einander
gegenüberstehende Relationen (relationes oppositae), also Vater, Sohn,
Geist. Vater und Sohn sind gemeinsam die Träger der wirkenden Hauchung,
sodaß den vier Relationen drei Personen entsprechen. Aber die Zahlen,
die von Gott gelten sollen, gehören nicht zu den Zahlen der Quantität.
Drei bezeichnet hier nicht mathematisch dreimal gesetzte Materie, sondern die
divisio formalis: die nicht absoluten, nicht für sich bestehenden, sondern
relativen, nach ihrem Wesen nur in der Beziehung zu den anderen begründeten
Personen sind eine Dreiheit durch die verschiedene Besitzweise der Einen Wesenheit
in drei wirklich unterschiedenen Trägern. Der gemeinsame Name Person drückt
hier nicht, wie beim Menschen, eine Gattung aus, sondern das Gemeinsame, daß
jede der unterschiedenen Besitzweisen als solche für sich besteht in der
göttlichen Natur.
Das innergöttliche
Leben wird Dreieinigkeit genannt
Zutreffend wird das innergöttliche Leben mit dem Namen Dreieinigkeit bezeichnet,
ebenso der Sohn als ,,ein anderer wie der Vater“. Im übrigen ist
bei den Prädikaten für Gott und die göttlichen Personen maßgebend,
daß sie die Eine Wesenheit nicht teilen und das Dreipersonale nicht verwischen.
Von der Erkennbarkeit
der Dreipersönlichkeit und den Notionen.
Der natürliche Verstand vermag die Dreiheit der göttlichen Personen
nicht zu erkennen; Beweise sind hier dem Glauben nur schädlich. Auch scheinbare
Andeutungen bei den Alten, wie Platon, treffen nicht die trinitarische Seinsweise
Gottes. Aber die aus der Offenbarung bekannten Relationen können uns als
Merkmale und Erkennungszeichen gelten, wodurch uns die Personen und ihr Unterschied
kennbar werden. Diese Kennmale heißen Notionen und fallen einigermaßen
mit den Relationen zusammen. Zu Vaterschaft, Sohnschaft, Hauchung und Gehauchtwerden
kommt als fünfte die Ursprungslosigkeit die ein Kennmal des Vaters ist,
aber keine Relation aussagt. aber diese Notionen kann man, innerhalb der Rechtgläubigkeit,
auch anderer Meinung sein.
Die göttlichen
Personen im besondern.
Der Vater
Dem Vater kommt es zu, Ursprung, principium, zu heißen. Der Vatername
bezeichnet zunächst und wesentlich seine Personeigentümlichkeit, als
Name der Gottheit überhaupt (wie im Vaterunser) ihre Beziehung zum Geschöpflichen,
die aber ihr Urbild in der innergöttlichen Vaterschaft hat, der Ursprungslosigkeit
des ungezeugt Zeugenden.
Der Sohn
Der Sohn heißt das Wort, Verbum, Logos, analog dem verbum cordis, dem
Inwort des Verstandes, von dem es erzeugt ist. Dieser Name für etwas eigentlich
,,Ausgehendes“ geht auf die besondere Person, nicht auf die gemeinsame
Wesenheit. Im ,,Wort“ ist eingeschlossen die Beziehung zu den Geschöpfen;
denn Gott erkennt dadurch, daß er sich erkennt, auch die Geschöpfe.
Wie der Mensch mit dem inneren Wort seine Erkenntnis vollzieht, so spricht auch
Gott seine Urgedanken (Ideen) von den Dingen im Logos aus, dem Urbild der geschöpflichen
Welt. Auch ,,Bild“ (imago) heißt der Sohn wegen des Ursprungs aus
dem, den er ähnlich ebenbildet.
Der Heilige
Geist
Der Name der göttlichen Person, die nach der Weise der Liebe ausgeht, ist
Heiliger Geist. Geist, spiritus, auch für Wind und Hauch gebraucht, trifft
als Name ihr Treibendes und Bewegendes auch auf die Liebe zu, einen Impuls zum
geliebten Gegenstand; heilig aber heißen wir die Dinge, die zu Gott hin
geordnet sind, Gott selbst aber wegen der Reinheit seines Gutseins. Die Liebeshauchung
Heiliger Geist geht vom Sohne aus, wie die Liebe vom Wort, da wir nur lieben
was wir kennen. Weil also der Sohn es vom Vater hat, daß von ihm der Heilige
Geist ausgeht, so kann man sagen, der Vater hauche durch den Sohn, oder der
Heilige Geist gehe durch den Sohn vom Vater aus. Aber wegen der Einheit der
Wesenheit von Vater und Sohn heißt es mit Recht, daß der Geist von
ihnen als Einer Urheit (principium) ausgeht. Als Ausgang nach Weise des Willens
heißt er Liebe, welcher Ausdruck bei der Armut der Sprache für das
Willensgebiet bald zuviel, bald zuwenig besagt. Der Heilige Geist ist die personale
Art und Weise, in welcher Gott in Gott ist wie das Geliebte im Liebenden: er
liebt sich nicht durch etwas seiner Wesenheit Hinzukommendes, sondern sonach
er diese Wesenheit ist. Wie von einem Baume gesagt wird, er blühe von lauter
Blüten, so wird vom Vater gesagt, er spreche durch das Wort, den Sohn,
sich in die Geschöpfe, und wird auch gesagt: der Vater und der Sohn lieben
sich durch den Heiligen Geist oder durch die von ihnen beiden ausgehende Liebe
sich und die Geschöpfe. Endlich wird der Geist auch Gabe (donum) genannt,
sofern sich Gott in ihm gnadenweise an die vernünftigen Geschöpfe
hin gibt.
Betrachtung der göttliche Dreipersönlichkeit
nach verschiedenen Verhältnissen.
In Gott sind Person und Wesenheit der Sache nach dasselbe, aber unter sich,
weil von den substantialen, selbtragenden Relationen konstituiert, auch wirklich
verschieden. Sprechen wir von der Einen Wesenheit der drei Personen und den
drei Personen Einer Wesenheit, so wird die Wesenheit gleichsam ah Form der Personen
bezeichnet. Dieses Verhältnis von Wesenheit und Person muß auch die
ganze trinitarische Terminologie, den Gebrauch der abstrakten und konkreten
Nomina, der Adjektive und des Numerus bestimmen. Sofern gewisse Attribute der
göttlichen Wesenheit eine Verwandtschaft und Ähnlichkeit mit den Eigentümlichkeiten
der Personen haben, dienen die Appropriationen oder Zueignungen zur Beleuchtung
und Verdeutlichung der persönlichen Eigentümlichkeiten, besonders
in Rücksicht auf die Wirkungen Gottes in der Welt. Sind diese auch allen
drei Personen gemeinsam, so erscheinen einzelne doch in näherer Verwandtschaft
zur Eigentümlichkeit einer Person [wie z. B. die Zweckstrebigkeit in der
Natur zur Weisheit des Logos]. Auch bei diesen Zueignungen sind wir auf die
Analogie des Geschöpflichen angewiesen, dessen Betrachtung einer vierteiligen
Ordnung unterliegt:
1. Ein Ding wird betrachtet an sich selbst, als das Sein
das es ist;
2. als in sich eines und einiges;
3. als wirkfähiges und verursachendes;
4. nach seinem Verhältnis zum Verursachten (sec. habitudinem).
Danach ergeben sich als Zueignungen:
1. für den Vater die Ewigkeit, den Sohn die Schönheit,
den Geist die Nießfreuung (usus) der Liebe;
2. für den Vater die Einheit, den Sohn die Gleichheit, den Geist der Zusammenschluß
(concordia, connexio);
3. für den Vater die Macht, den Sohn die Weisheit, den Geist die Gutheit;
4. für den Vater das ,,Aus welchem“, den Sohn das ,,Durch welchen“,
den Geist das ,,In welchem“.
Vergleich der Personen mit den Relationen oder Eigentümlichkeiten
Vergleicht man die Personen mit den Relationen oder Eigentümlichkeiten,
so ist zu sagen: die letzteren sind in den Personen und sind diese selbst. Die
Relation macht die Person (so Vaterschaft die Person Vater) aus und unterscheidet
sie von den anderen. Wird das Wirklichsein der Relationen weggedacht, so bestehen
auch die Personen nicht. Die Relationen ihrerseits aber setzen die notionalen
Akte voraus, also die Zeugung und die Hauchung.
Verhalten der Personen inbezug auf
die göttliche Tätigkeit
Wie verhalten sich die Personen zu den notionalen Akten, den nach menschlicher
Art Gott zugeschriebenen Tätigkeiten, die den Charakter der Personen begrifflich
kennbar machen und nur im auffassenden Verstande, nicht in der Gottwirklichkeit
sich von den Relationen unterscheiden? Diese Akte sind notwendig, weil in der
Natur Gottes gelegen, des Sicherkennenden, Sichliebenden. Seine ganze Natur
muß der Vater dem Sohne mitteilen, nur der Unterschied gemäß
dem Ursprung bleibt. Weil aber so die actus notionales, Zeugung und Hauchung,
die ganze göttliche Natur in die hervorgebrachte Person übergießen,
so sind die drei Personen notwendig wesensgleich, aber jene innergöttlichen
Akte sind nicht von allen gemeinsam aussagbar.
Das Verhältnis der Personen unter sich.
Wegen der Einheit der göttlichen Wesenheit kommt ihnen volle Gleichheit
zu. Und da die notionalen Akte in der göttlichen Natur beruhen und darum
ewige sind, so sind auch die drei Personen gleich-ewig. Das Ausgehen ist keine
zeitliche Folge, aber in logischem Betracht gibt es kraft der Notion des Ursprungs
die Ordnung des ,,einer aus dem andern“. Die drei durchdringen und durchwohnen
einander vollkommen. Wegen dieser circuminsessio ist die Macht und Größe
des Sohnes und Geistes die gleiche wie die des Vaters.
Die Sendung
Die übernatürlichen Beziehungen der Personen zur Welt erfaßt
der Begriff der Sendung, der sowohl den Ausgang der einen Person aus einer anderen
als die zeitliche Wirksamkeit der ausgehenden in der Schöpfung in sich
schließt. Die ewige, notwendige Seinsweise des Ausgehens setzt sich gleichsam
fort in der neuen Seinsweise der zeitlichen, freien Wirkung in der Welt, z.
B. des Sohnes als er anfing, dem Fleische nach in der Welt zu sein, in der er
vorher schon war. Daß eine göttliche Person auf neue Weise im Geschöpfe
ist, kommt nicht von einer Veränderung in jener, sondern in diesem. Die
Sendung als sichtbare tritt äußerlich in die Erscheinung (so bei
der Menschwerdung des Logos), als unsichtbare vollzieht sie sich nur im Geschenk
der heiligmachenden Gnade, in der die Person des Heiligen Geistes selber dem
Menschen gegeben wird und ihm sich einwohnt. Unsichtbar gesendet zu werden,
kommt nur dem Sohn und Geist zu, nicht aber, da er von keinem ist und nicht
ausgeht, dem Vater, obzwar auch er, wie nach Joh. 14 die ganze Trinität,
durch die Gnade dem Menschen einwohnt. Diese unsichtbare Sendung erstreckt sich
auf alle jener Gnade Teilhaftigen und von ihr Erneuerten. Die sichtbaren Sendungen
entsprechen dem Eingehen der Vorsehung auf jede Seinsweise; so leitet er den
Menschen durch Sichtbares auf das Unsichtbare hin. Sichtbar ist der Sohn gesendet
worden als der Urheber der Heiligung, der Geist als ihr Kennmal (indicium).
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 105, Thomas von Aquino, Summe der Theologie 1: Gott und Schöpfung,
S. 192-197
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart
Das
Wesen Gottes ist sein Sein
Alles aber, was einem Ding zukommt, ist entweder aus den
Prinzipien (Bestandteilen) seiner Natur entstanden, so wie lachensfähig
im Falle des Menschen, oder es kommt von einem äußeren Prinzip (Ursache),
so wie das Licht in der Luft durch die Einwirkung der Sonne. Es kann aber nicht
sein, daß das Sein selbst von der Form oder Washeit eines Dinges selbst
verursacht ist, ich meine so wie von einer Wirkursache, weil auf diese Weise
ein Ding Ursache seiner selbst wäre und ein Ding sich selbst ins Sein führen
würde: das ist unmöglich. Also muß jedes solche Ding, dessen
Sein etwas anderes als seine Natur ist, das Sein von einem anderen haben. Und
weil alles, was durch ein anderes ist, auf das zurückgeht, was durch sich
ist, so wie auf eine erste Ursache, muß es ein Ding geben, das die Ursache
des Seins für alle Dinge ist dadurch, daß es selbst nur Sein ist;
sonst würde man im Falle der Ursachen ins Unendliche gehen, da jedes Ding,
das nicht nur Sein ist, eine Ursache seines Seins hat, wie gesagt worden ist.
Also ist offenbar, daß der Geist Form und Sein ist und daß er das
Sein von einem ersten Seienden hat, das nur Sein ist, und dies ist die erste
Ursache, die Gott ist. [...]
Es gibt nämlich etwas wie Gott, dessen Wesen sein Sein selbst ist; und
daher finden einige Philosophen, die behaupten, Gott habe keine Washeit oder
kein Wesen, weil sein Wesen nichts anderes sei als sein Sein. Und daraus folgt,
daß Gott nicht unter eine Gattung fällt; denn alles, was unter eine
Gattung fällt, muß Washeit außer seinem Sein haben, da sich
die Washeit oder Natur der Gattung oder der Art gemäß der Beschaffenheit
der Natur (der Gattung oder der Art) nicht gesondert in den Dingen, zu denen
die Gattung oder die Art gehört, sondern das Sein ist verschieden in den
verschiedenen Dingen. Aber wir dürfen, wenn wir sagen, daß Gott nur
Sein ist, nicht in den Irrtum jener verfallen, die behauptet haben, Gott sei
jenes allgemeine Sein, wodurch jedes beliebige Ding der Form nach sei. Dieses
Sein nämlich, das Gott ist, ist von einer derartigen Beschaffenheit, daß
zu ihm keine Hinzufügung gemacht werden kann, weshalb es durch eben seine
Reinheit ein von jedem Sein unterschiedenes Sein ist.
Aus: Thomas von Aquin, De ente et essentia/ Das Seiende
und das Wesen, Lateinisch/Deutsch
Übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Franz Leo Beeretz
Reclams Universalbibliothek Nr. 9957 (S. 51, 55-57)
© 1979, 1987 Philipp Reclam jun., Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam
Verlages
Die
Engelwelt
1. Wesen der Engel
Der Zweck der geschaffenen Dinge ist die Anähnlichung an Gott (assimilatio
ad Deum). Weil nun Gott das Geschöpf durch Verstand und Willen hervorbringt
, volle Ähnlichkeit aber des Gewirkten mit der Ursache es erfordert, daß
es die Ursache gerade darin, wodurch sie die Wirkung hervorbringt, nachahmt,
so verlangt die Vollkommenheit des Alls, daß es
rein-verstandliche, stofflose Geschöpfe gibt. Das sind die von der Schrift
so genannten Engel. Sie sind nicht aus Stoff und Form zusammengesetzt,
sondern reine Formen. Bezüglich ihrer Zahl hat der Grundsatz zu gelten:
je vollkommener die Wesen, um so mehr sind ihrer erschaffen; also ist für
die edelste unter den Seinsarten eine die Zahl der stofflichen übersteigende
anzunehmen. Während die zusammengesetzten Dinge von einer und derselben
Art die bestimmende Wesensform gemeinsam haben und nur durch die Verbindung
mit verschiedenem Stoff verschieden werden, sind die stofflosen Formen jede
eine Art für sich. Aus ihrer Stofflosigkeit ergibt
sich auch, daß sie unzerfällig, unsterblich sind, weil ja
die corruptio in der Trennung von Stoff und Form besteht.
Wo in einem Seinsbereiche sich Unvollkommenes zeigt, in demselben muß
etwas Vollkommenes vorherbestehen. So muß es in der verstandlichen Natur
vollkommen verstandliche Wesen geben, die, um zu verstehen und zu wissen, nicht
auf die sinnlichen Dinge, also ihrer Natur nach nicht
auf die Vereinigung mit einem Leibe angewiesen sind: wir nennen sie Engel. Nehmen
sie, wie sich aus der Schrift ergibt, Leiber an, so können solcherweise
Lebenstätigkeiten (opera vitae) durch sie geschehen, aber nicht als wesenseigene
von ihnen hervorgebracht werden.
Wie verhält sich das Engelwesen zum Raume? Es ist an einem Orte, aber nicht
geortet wie der dimensive Körper, sondern nach Weise der Seele, die im
Körper wirksam ist, durch kraftliche Wirkung an einer Örtlichkeit.
Und da seine Kraft endlich ist und auf etwas bestimmtes Eines sich erstreckt,
so ist es nicht, wie der unendliche Gott, überall, sondern eben dort, wo
der Bereich seiner Wirkkraft ist. Als Örtlichkeit innehabendes Wesen und
ausreichende Ursache für die Wirkung in seinem Felde ist es immer auch
nur als Eines dort wirksam. Und nur in diesem Sinne, nicht im Sinne räumlicher
Behinderung wie beim Körperlichen, ist zu sagen: es können nicht mehrere
Engel an einem Orte sein.
Wie der Engel nicht nach Körperweise vom Ort enthalten ist, sondern kraftwirklich
ihn enthält, so bewegt er sich auch nicht in stetigem Durchmessen des Raumes,
sondern nur im Sinne des Wechsels seines Wirkungsreiches, wobei es ihm möglich,
aber nicht notwendig ist, die Mittelorte zwischen dem einen und anderen zu berühren.
Das Nacheinander seiner Wirkungen begründet auch einen gewissen Zusammenhang
mit der Zeit, die ja nichts anderes ist als die Zählung des Vor und Nach
in der Bewegung. Aber die Zeit, in der die Bewegung des Engels sich vollzieht,
hängt nicht von der Bewegung der Himmelskörper ab. Sie kann unkontinuierlich
sein, sodaß er in einem Augenblick an diesem, in einem anderen an jenem
ist.
2. Die Erkenntnis der Engel
Da der Engel nicht, wie Gott, reines Wirklichsein ist, so sind in ihm Erkennen
und Wesenheit nicht dasselbe. Sein Erkennen subsistiert nicht, besteht nicht
für sich, sodaß Engelsein nur Eines wäre [gleichwie, wenn Menschsein
an und für sich bestünde, es nur Einen wirklichen Menschen gäbe],
sondern als Geschöpf hat er nur Vermögen, in diesem oder jenem Grade
durch Teilhabe erkennend zu sein. Aus demselben Grunde sind auch seine Tätigkeit
und sein Wirkvermögen von seinem Sein verschieden und wie bei jeder endlichen
Wesenheit begrenzt. Verstand und Besinn (intellectus et mens) wird er genannt,
weil seine Erkenntnis nur verstandlich, nicht, wie beim Menschen, zugleich auch
sinnlich ist. Auch ist er gegenüber den Gegenständen seiner natürlichen
Erkenntniskraft niemals im Zustande des bloßen Vermögens, zu erkennen,
sondern immer in wirklicher Erkenntnis, und auch die Gegenstände sind nie
bloß Erkennbares (etwa auf dem Wege über das Stoffliche), sondern
immer Erkanntes. Darum entfällt hier auch die Unterscheidung von anwirkendem
und möglichem Verstand (intellectus agens et possibilis Als Verstandwesen
ohne Leib sind die Engel rein intellektive Geschöpfe und als solche die
höchsten in der Ordnung des Alls.
Was nun das Erkenntnismittel betrifft, so kann der Engel nicht, wie Gott, alles
vermittels seiner Wesenheit erkennen, die ja auf Gattung und Art hin bestimmt
ist, während seine Verstandeskraft auf alles Wahre und Erkennbare sich
erstreckt. Nun kommt aber in den zerfälligen Dingen die Form durch ihren
beformten Stoff nicht voll und ausschließlich zum Ausdruck. So ist anzunehmen,
daß die Engel nicht abstrahierend erkennen durch Erkenntnisformen, die
sie von den Dingen her empfangen, sondern durch naturhaft inneseiende Ähnlichkeitsbilder,
die Ideen, die ihnen anerschaffen sind und sie befähigen, das Nahe und
Ferne ohne Wechsel des Ortes zu erkennen. Zahl und Umfang dieser Ideen finden
sich in umgekehrtem Verhältnis. Was Gott in Einem erkennt, das sehen die
erschaffenen Verstandwesen vielheitlich (per multa), in um so mehr Ideen, je
tiefer sie stehen. Je höher also der Engel steht, desto weniger, aber auch
umfassender und allgemeiner sind seine Ideen.
Was erkennt der Engel? Die unstofflichen und die stofflichen Dinge. Als sich
selber tragendes Verstandwesen versteht er durch seine
Wesenheit sich selbst, durch jene anerschaffenen Ideen aller Dinge auch die
anderen Engel und durch sein Wesen, dem das Bild Gottes eingeprägt ist,
auch Gott, aber nicht nach seiner Wesenheit, sondern als Spiegelung in
seiner Engelnatur. Auch zur stofflichen Welt hat er ein Verhältnis, das
seiner Seinsweise entspricht. Es gibt eine Ordnung des Seienden: was in den
niederen Dingen mangelhaft, stückweise und vielheitlich da ist, findet
sich in den höheren auch in höherer Weise, zusammengefaßter,
ganzheitlicher und einfacher. Die Engel als die gottnächsten und gottähnlichsten
Geschöpfe sind auch in ihrer Erkenntnis näher ,,dem höchsten
Scheitel der Dinge“ (summo rerum vertice), in welchem alles in höchster
Einfachheit überdinglich (supersubstantialiter) vorbesteht. ,,So besteht
auch alles Stoffliche in den Engeln voraus, und zwar einfacher und unstofflicher
als in den Dingen selbst, freilich vielheitlicher und unvollkommener als in
Gott.“ Sie erkennen das Stoffliche dadurch, daß es in ihnen ist
vermittels der entsprechenden Ideen.
Wiederum nach der Ordnung, daß das Höhere auch die
geeintere, weiter sich erstreckende Kraft hat, so wie der Eine menschliche Grundsinn
gegenüber den Einzelsinnen, erkennt der Engel durch Eine Idee viele Dinge,
die einzelnen und stofflichen auch als solche. Seine Erkenntnis des Zukünftigen
ist im Bereiche des aus seinen Ursachen notwendig oder wahrscheinlich Erfolgenden
tiefer und sicherer als beim Menschen, das freifällig Künftige aber
ist ihm wie jedem Geschöpf verborgen. Denn was noch nicht Natur hat, kann
ihm in seinen Ideen noch nicht schaubar werden: die künftigen Dinge in
ihrem wirklichen Sein sind allein dem Blicke (intuitus) Gottes ewig gegenwärtig.
Auch unsere tiefste Innenwelt mit den geheimen Gedanken kennt er nicht, es sei
denn aus den Wirkungen von Verstand und Wille her, die ihm verborgen sind; solche
Wirkungen aber, also ihm erkennbar, sind auch schon unsere sinnliche Begehr
und die Phantasie. Noch weniger erkennt er aus natürlicher Kraft die Geheimnisse
der Gnade; aber sie in der Schau des Logos mitzuschauen, dazu begnadet ihn Gott,
so reich und wann er will, und der reicher empfangende leuchtet sie dem tieferstehenden
zu.
Selig den Logos und im Logos schauend ist der Engel immer vollwirklich (actu)
erkennend, ebenso im Verhältnis zu seinen natürlichen Gegenständen;
im Zustand der Möglichkeit ist sein Verstand nur insofern, als er nicht
immer alle zugleich betrachtet. Aber die Grundweise seines Erkennens ist die
des Zusammenschauens: er kann unter Einer Idee vieles auf einmal erkennen (wie
der Menschenverstand Subjekt und Prädikat zugleich als zusammengehörige
Teile eines Satzes), freilich nur den Gesamtgehalt einer Idee als solcher für
sich, aber in der Erkenntnis der Dinge durch den Logos (per Verbum) erkennt
er alles unter dem Einen Erkenntnisbild der göttlichen Wesenheit. Und weil
er, was er erkennen kann, ohne weiteres auch wirklich erkennt, so entfällt
bei ihm die diskursive Bewegung. Er ist intellectualis, der Mensch aber, wegen
der Schwäche seines Verstandeslichtes auf Schlußfolgerung angewiesen,
rationalis. Hätte der Mensch die Fülle des Verstandeslichtes
wie der Engel, so erfaßte er im ersten Anblick der Ursätze schauenderweise
schon alles, was aus ihnen zu folgern ist. Gleicherweise braucht es beim
Engel nicht das zusammensetzende und trennende Verfahren des Urteils, sondern
indem er das Subjekt hat, hat er auch alle seine möglichen Prädikate;
aber er weiß von unsrer logischen Bemühung um Urteil und Schluß.
Die Unmittelbarkeit seiner schauenden Erkenntnis schließt auch den Irrtum
aus, es sei denn bei dämonischen Übergriffen in die Geheimnisse Gottes.
Beim guten Engel besteht ein Unterschied der Leuchtkraft seiner Erkenntnis,
je nachdem er die Dinge nach ihrem Sein im göttlichen Urwort, dem Logos,
oder — über seine Ideen — nach ihrem Sein in der Geschaffenheit
schaut. Mit Augustinus läßt sich hier von einer morgendlichen und
abendlichen Erkenntnis (cognitio matutina — vespertina) reden.
3. Der Wille der Engel
Im Zuge alles Geschaffenen auf Gut hin erkennen die verstandbegabten Wesen als
die höchsten die Natur von Gut selbst (darin eben besteht das proprium
intellectus) und neigen zum Inbegriff aller Güter, dem bonum universale.
Diese Neigung heißt Wille. Da nun die Engel durch den Verstand den alleinslichen
Grund von Gut erkennen, so ist offenbar in ihnen Wille. Er ist aber, da sie
nicht wie Gott das Allgut sind, sondern außer sich haben, weder mit ihrer
Natur noch ihrem Verstande sachlich eins und dasselbe. Wie und weil nun ihr
Verstand dem menschlichen überlegen ist, so und darum auch ihre Wahlfreiheit.
Aber als rein verstandliche Strebung (appetitus intellectivus) ist ihr Wille
ohne die Spannungen und Gegensätze der sinnlichen, je nur auf Teilgüter
gerichteten Begehrung.
Der natürliche Willensakt des Engels ist Liebe.
Wie alles in der Welt wird auch er, so sehr er als freies Wesen selber ein treibendes
ist, von etwas getrieben, nämlich von der Neigung schier Natur, die der
Urheber der Natur ihm einerschaffen hat. Natur als Dingwesenheit ist vor Verstand
und darf von Verstand nicht aufgehoben, sondern muß von ihm bewahrt werden.
Aller Natur aber ist gemeinsam, daß sie irgendwelche Neigung hat, d. i.
ihre natürliche Strebung oder Liebe (appetitus naturalis vel amor), die
je nach der Seinsweise der Naturen in jeder verschieden ist: in der erkenntnislosen
gemäß der naturhaften Ordnung auf etwas hin, in der sinnlichen gemäß
dem Sinnenbegehr, in der verstandlichen gemäß dem Willen. Eine solche
ist der Engel, darum gehört es sich, daß in seinem Willen natürliche
Liebe (dilectio) ist. Und sie ist recht, recht wie jeder amor naturalis. Denn
die Neigung der Natur (inclinatio naturae) nicht recht zu nennen, heißt
dem Schöpfer Abtrag tun. Diese natürliche Liebe ist Grundlage und
bestimmendes Maß seiner wählenden (dilectionis electivae). Er liebt
kraft Natur und freier Wahl sich selbst, kraft Natur die Mitengel, und mehr
als sich selbst und alle Teilgüter liebt er mit der Notwendigkeit der Naturneigung
das Allgut Gott.
4. Erschaffung, Bewährung und
Fall der Engel
Als Kerngedanken treten hervor: Die Engel entstanden durch Gottes Schöpfermacht
mit der Zeitlichkeit als gliedlicher Bereich im ordo rerum. Erschaffen mit der
natürlichen Seligkeit ihrer Natur, mußten sie, versehen mit der gnadenhaften
Möglichkeit, ihren Endzweck, jene übernatürliche Seligkeit, welche
die Naturkraft jeglichen Geschöpfes übersteigt, erst durch Bewährung
verdienen. So war auch hei ihnen der Adel der geschöpflichen Freiheit gewahrt.
Die Sünde der Nichtbewährung konnte beim Engel in einer Verletzung
seiner Ordnungsstellung zu Gott liegen: in dem Willen, ihm darin ähnlich
zu werden, worin es ihm nicht zustand, oder sich selbst zu verdanken, was nur
Gnade war und sein konnte. Nur durch Fall und Schuldigwerden
der guten Engel, nicht von Natur, gibt es Dämonen, und sie sind auch nicht
von ihrer Natur her böse: denn als verstandliche Wesenheiten können
sie keinesfalls eine naturhafte Neigung (inclinationem naturalem) auf irgend
welches Übel hin haben. Ihr Verstand ist nicht für jede Wahrheit verdunkelt,
ihr Wille aber im Bösen verhärtet, wie der des guten Engels befestigt
ist im Guten; denn wie der Engel sich entschieden hat, so bleibt er.
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe Band
105, Thomas von Aquino, Summe der Theologie 1: Gott und Schöpfung, S. 224-228
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart
Die gegenseitige Wegungsweise in der Schöpfung
Es ist nun zu erwägen, auf welche Weise ein Geschöpf das andere anwegt
. Diese Überlegung wird in drei Teile zerfallen, so daß wir zuerst
besinnen, wie die Engel bewegen, die rein geistige Geschöpfe sind; zweitens,
wie die Körper bewegen ; drittens, wie die Menschen, welche aus einer geistigen
und einer körperlichen Natur zusammengestellt sind .
Beim ersten begegnen unserer Erwägung drei Stücke; zuvörderst,
wie Engel zu Engel tätig ist; alsdann, wie zu körperlichem Geschöpf
drittens, wie zu Menschen
Im Bereich des ersten muß man überlegen die Lichtgebung und das Sprechen
der Engel und ihre Reihung zueinander, die der guten sowohl , wie die der bösen
.
Die Lichtgebung
1. Wegt ein Engel den Verstand des anderen an,
indem er ihm aufleuchtet?
Ein Engel leuchtet dem anderen auf, insofern er ihm eine Wahrheit, die er kennen
lernt, deutlich macht, entweder indem er dessen Vernunft stärkt, oder aus
einem Ähnlichkeitsbild der Sache her, in welche er Einsicht hat.
2. Wegt ein Engel den Willen eines zweiten an?
Da ein Engel weder das AIleinsgut ist noch es vor Augen stellt, noch der Urheber
der Vernunftnatur ist, so kann er eines zweiten Willen nicht wegen.
3. Kann der untere Engel dem oberen aufleuchten?
Da Ordnung von Ordnung umfaßt wird, wie Ursache unter Ursache einbeschlossen
ist, so kann nicht ein niederer Engel einem höheren Einleuchtung geben,
das natürliche und ordentliche Vermögen gemeint.
4. Beleuchtet der obere Engel den unteren über alles, was er kennen lernt?
Da Gut dem Wesen nach erfordert, daß es sich anderen vergemeinschaftet,
so gehört es sich, daß die höheren Engel, welche in vollster
Beteilschaft an der göttlichen Güte stehen, den unteren über
alles Erleuchtung geben, was sie kennen gelernt haben: freilich so, daß
die mit vollkommenem Wissen in der höheren Ordnung verbleiben.
Das Sprechen
der Engel
Nun sind die Sprechweisen der Engel zu erörtern, worum fünf Fragen
bestehen:
1. Spricht der eine Engel zu dem anderen?
Da ein Engel einem zweiten den Gedanken seines Besinns dadurch kund macht, daß,
wer den Gedanken hegt, ihn mit seinem Willen dazu hernimmt, dem zweiten etwas
deutlich zu machen, so ist festzustellen, daß ein Engel zum anderen spricht.
2. Der untere zum oberen?
Da der untere Engel das, was er im Besinn empfängt, dem höheren insohin
kundtut, als es aus seiner Willensbildung, mehr aber von der Erstwahrheit abhängig
ist, so spricht er zu ihm, flößt ihm aber nicht Erleuchtung ein.
3. Der Engel zu Gott?
Die Engel sprechen nicht zu Gott, ihm irgend etwas kund zu tun, sondern sie
sprechen, sagt man, wann sie entweder seinen Willen, was sie tun sollen, befragen
oder seine Erhabenheit bestaunen.
4. Wirkt beim Sprechen der Engel der örtliche Abstand etwas?
Da das Sprechen der Engel in einer Vernunfttätigkeit besteht, so bereitet
der örtliche Abstand kein Hindernis.
5. Lernen das Sprechen des einen Engels zum zweiten alle kennen?
Da unter den Engeln der eine, was er eigen im Besinn erfaßt, aus irgend
einer Ursache an den einen und nicht an den zweiten herangehen kann, so vermag
eines Engels Sprechen der eine gewahr zu werden ohne die anderen.
Die geordnete
Gliederung der Engel nach Heiligherrschaften und Reihen
Dann gilt es, die ordentliche Gliederung der Engel den Heiligherrschaften und
Reibungen nach zu erwägen: es ist ja gesagt worden, daß die höheren
die niederen belichten und nicht umgekehrt. Darum spielen acht Fragen:
1. Gehören alle Engel einer Heiligherrschaft an?
Von dem einen Fürsten, und das ist Gott, her gesehen, gehören die
Engel und die vernünftigen Geschöpfe alle nur einer Heiligherrschaft
an; aber von der unter dem Fürsten gegliederten Vielheit her gehören
die Engel weder gemeinsam mit dem Menschen noch unter sich nur einer Heiligherrschaft
an, bilden vielmehr schon die Engel unter sich drei Heiligherrschaften.
2. Ist in einer Heiligherrschaft nur eine Reihe?
In jeder Heiligherrschaft unterscheidet man drei Chorreihen:
die oberste, die mittlere und die unterste, je nach wechselndem Amt und Tun
der Engel.
3. Sind in einer Reihe mehrere Engel?
Viele Engel stehen in nur einem uns bekannten Chor, aber jeder beliebige Engel
hat seine eigene uns unbekannte Reihung.
4. Ist die Unterschiedlichkeit der Heiligherrschaften
und Reihen von Natur?
Dem natürlichen Zweck gemäß unterscheidet man Reihen bei den
Engeln nach den Naturgeschenken, aber dem übernatürlichen Zweck zufolge
trifft man Unterscheidungen: im Sinne des Abschlusses nach den Gnadengeschenken
und im Sinne der Bereitstellung nach den Naturgeschenken, bei den Menschen aber
nur nach den Gnadengeschenken.
5. Die Namen und Eigentümlichkeiten der einzelnen Reihen.
Man führt neun Chöre der Engel namentlich auf: Seraphim, Cherubim,
Throne, Mächte. Kräfte, Herrschaften, Fürstentümer, Erzengel
und Engel, nach der Übereinstimmung nämlich mit ihren Geistesvollkommenheiten
und Diensten.
6. Der Vergleich der Reihen zu einander.
Angesichts der Verschiedenartigkeit der Auslegung gerade der Reihennamen bei
den Engeln erscheint eine unterschiedliche Einstufung einiger Chöre bei
Dionysius und Gregorius auch nach der Schrift angängig.
7. Werden die Reihen den Gerichtstag überdauern?
Die Engelstände werden nach dem Gerichtstag in der Stufenunterscheidung
verbleiben; in der Ausführung ihrer Ämter aber, werden sie teils verbleiben
teils nicht.
8. Werden Menschen zu den Engelschören hinaufgenommen?
Mag auch der Naturenunterschied zwischen Menschen und Engeln immer bleiben,
so können durch das Gnadengeschenk die Menschen doch eine so große
Herrlichkeit verdienen, daß sie den Engeln auf den einzelnen Stufen gleichkommen:
darin: besteht die Hinaufnahme der Menschen zu den Reihen der Engel.
Die Gliederung
der bösen Engel
Die Erwägung geht zur Gliederung der bösen Engel über, inbetreff
deren vier Fragen sich erheben:
1. Gibt es Stände unter den Dämonen?
Den Reihen der Engel gehören und gehörten die Dämonen nicht an
nach dem Herrlichkeitsstand, wohl aber nach dem Gnadenstand, nach welchem sie
verdienen konnten; und sie verbleiben in den Chören in Anlangung dessen,
was die Natur besagt.
2. Gibt es unter ihnen Standesvorrang?
Da die Dämonen der Natur nach nicht gleich sind, so müssen notwendig
der unteren Handlungen den Handlungen der oberen untertan sein: und sohin gibt
es bei ihnen natürlich untergebenen und höheren Stand.
3. Erleuchtet einer den anderen?
Mögen auch die Dämonen durch irgend welche Wahrheitskundmachung sich
gegenseitig Licht zu machen scheinen, so erleuchten sie doch eigentlich nicht,
da sie trachten, alles von Gott abwendig zu machen.
4. Sind sie dem Standesvorrang der guten Engel
unterworfen?
Am Standvorrang, der erstlich Gott zukommt, haben die Geschöpfe teil, und
die vollkommeneren am meisten; darum haben die guten Engel über die bösen
den Standesvorrang.
Der Vorsitz
der Engel über die körperliche Schöpfung
Nun geht die Erwägung an den Vorsitz der Engel über die körperliche
Schöpfung heran. Vier Dinge kommen in Frage:
1. Wird die Körperschöpfung von den
Engeln verwaltet?
Da die körperliche Wirkkraft einzelzugeteilt, die engelhafte aber alleinslich
ist, so wird die körperliche Schöpfung durch die Engel verwaltet.
2. Gehorcht das körperliche Geschöpf auf den Wink des Engels?
Wo nun aber die Engel den Wesungsstoff nicht in die Wirklichkeit der selbtragenden
Wesungsform hereinführen können, was von Gott unmittelbar oder von
irgend einem natürlichen Tuenden geschieht, heißt es mit Recht vom
Wesungsstoff, daß er nicht Winkgehorcher der Engel ist.
3. Können die Engel mit eigener Wirkkraft unmittelbar Körper örtlich
bewegen?
Da die körperliche Natur unterhalb der geistigen steht, und da die körperliche
Bewegung die vollkommenste ist, so wird jene gegebenermaßen unmittelbar
von der geistigen Natur dem Orte nach bewegt.
4. Können die guten oder die bösen Engel Wunder tun?
Das Wunder geht an der Ordnung der ganzen erschaffenen Natur vorbei. Da Gott
allein kein Geschöpf ist, so kann also auch er allein aus eigener Wirkkraft
Wunder tun
Die
Tätigkeit der Engel an den Menschen
Des weiteren ist die Beschäftigung der Engel mit den Menschen zu überlegen.
Zunächst, inwieweit sie diese mit ihrer natürlichen Wirkkraft verändern
können; zweitens, auf welche Weise sie von Gott zum Dienst an den Menschen
ausgesandt werden ; drittens, wie sie die Menschen behüten .
Das erste belangen vier Fragen:
Die
Wirkungsmöglichkeit der Engel
1. Kann der Engel den Verstand des Menschen erleuchten?
Da die Menschen an Natur unterhalb der Engel stehen, so erhalten sie von ihnen
Licht.
2. Kann er sein Gemüt erregen?
Da es zu Gottes Bereich gehört, den Willen zu geben, so steht es bei ihm
auch eigentümlich ihn wirksam zu ändern; die Engel aber können
es bloß auf dem Wege der Zurede oder der Erzeugung von Gemütsbewegungen.
3. Kann er seine Einbildung wandeln?
Da die Bilderscheinungen in unserer Einbildung zuweilen in örtlicher Verränderung
der Körpergeister und Körpersäfte ihre Ursache haben, worin eine
körperliche Natur einem Engel gehorcht, so folgt, daß sowohl der
gute als auch der böse Engel mit der Wirkkraft seiner Natur die Einbildung
des Menschen wegen kann.
4. Kann er sein Gesinn verändern?
Ein Engel hat die Möglichkeit einer Veränderung im Sinnen eben des
Menschen entweder, indem er dem Gesinn von draußen her etwas Sinnfälliges
entgegenhält, oder indem er drinnen die Säfte zu mannigfaltigen Sinneserscheinungen
erregt.
Die Aussendung
der Engel
Weiter geht die Überlegung auf die Aussendung der Engel über. Dazu
ergeben sich vier Fragen:
1. Werden irgend Engel zum Dienst ausgeschickt?
Da Engel auf Herrscherbefehl Gottes mit der körperlichen Schöpfung
zu tun haben, so sagt man mit Recht, sie werden zum Dienst ausgesandt.
2. Werden alle geschickt?
Nicht alle Engel werden ausgesandt, sondern insgemein nur die niederen; ausnahmsweise
auch die höheren.
3.Üben die gesandten Beisitz aus?
Alle Dienstengel sind Beisitzer in der Schau der göttlichen Wesenheit aber
allein die obersten drei Chöre sind Beisitzer in der Erfassung der Geheimnisse,
welche in ihr spielen.
4. Aus welchen Reihen findet die Aussendung statt?
Nicht alle Engel der zweiten Heiligschaft werden in Dienst gesandt, wie aus
den Namen der Reihen hervorgeht.
Die Obhut der
guten Engel
Hiernach ist der guten Engel Obhut und der bösen Ansturm ins Auge zu fassen.
Um das erste entstehen acht Fragen:
1. Werden die Menschen von Engeln beschützt?
Es ist notwendig, daß die Menschen von den Engeln behütet und bei
den Werken in Richtung gehalten werden, sie gerade darin vielfachem Irren unterworfen
sind.
2. Werden den einzelnen Menschen einzelne Engel zur Wache beigegeben?
Weil allermaßen vornan, um das ewig Dauernde Gottes Vorsehung es zu tun
hat, und den verschiedenen Gattungen der Dinge, die bleiben, verschiedene Engel
vorgesetzt sind, so entspricht es der Vernunft, daß auch die einzelnen
der Wesungsform nach unvergänglichen Menschen in Einzelengeln ihre Wache
haben.
3. Geht die Wache bloß die letzte Reihe
der Engel an?
Die Sonderhut der Einzelmenschen geht die Engel der untersten Reihe an, die
alleinsliche aber [über Gruppen] erstreckt sich auf alle Chöre.
4. Kommt es jedem Menschen zu, einen Schutzengel zu haben?
Die einzelnen Menschen haben im Zustand der Lebensfahrt wegen der mannigfachen
Gefahren Engel zum Schutze beigeordnet; sind sie aber an das Ziel der Wanderschaft
hingekommen, so werden sie keinen Beschützer, sondern entweder einen Engel
zum Mitherrscher oder einen Strafdämon bei sich haben.
5. Wann beginnt die Schutzwache des Engels beim Menschen?
Da die Engelwache insgemein eine Wohltat ist, so wird nicht von der Taufe an,
sondern von Geburt an ein Engel dem Menschen zum Schutze beigegeben.
6. Hat der Engel den Menschen immer in seiner Obhut?
Da die Engelshut eine gewisse Ausübung der göttlichen Vorsehung ist,
die nirgendwann einmal gänzlich den Menschen verläßt, so verläßt
auch nicht der Schutzengel jemals ganz den Menschen, mag er auch dann oder wann
einmal nach Anordnung der göttlichen Ratschlüsse zulassen, daß
er eine Fehle an Strafe oder Schuld erleidet.
7. Empfindet er Schmerz, wenn der Behütete verlorengeht?
Da in der Welt den Engeln nichts schlechthin nichtwillentlich geschieht, so
empfinden sie keinerlei Schmerz über das Böse der Menschen, die sie
betreuen.
8. Gibt es unter den Engeln Kampf aus Anlaß
der Obhut?
Bei den Engeln kann es keinen Kampf geben in Zwietracht der Willensrichtungen,
aber in der Gegensätzlichkeit der Verdienste, für welche sie eintreten,
wenn es heißt, daß sie kämpfen.
Die Angriffe
der Dämonen
Nun ist die Belagerung durch die Dämonen näher anzusehen, um welche
sich fünf Fragen entwickeln:
1. Werden die Menschen von den Dämonen bekämpft?
Die Menschen werden von den Dämonen nur aus deren Bosheit bekämpft,
von Gott selbst aber ist die Gegebenheit der Bekämpfung da.
2. Ist das Versuchen dem Teufel eigenbehörig?
Das Versuchen, mit einem Abstoß in die Sünde zu schaden, ist dem
Teufel so eigenbehörig, daß es dem Menschen nur zukommt, wenn er
sich zum Diener des Teufels macht.
3. Kommen alle Sünden der Menschen aus dem
Ansturm oder der Versuchung der Dämonen her?
Alle Sünden der Menschen haben auf einem Umweg im Teufel ihre [Paradies-]
Ursache, ihre gerade Ursache aber im freien Wahlentscheid.
4. Können sie wahre Wunder tun, um zu verführen?
Da die Wirkkraft der Dämonen geschöpflich ist, so können sie
eigentlich keine Wunder tun: dehnt man diese Benennung auf alles aus, was die
Menschenmöglichkeit übersteigt, so können sie Wunder tun, um
die Menschen zu verführen.
5. Lassen sich die Dämonen, welche von den Menschen
überwunden werden, von der Befehdung der Menschen abhalten?
Überwunden, läßt der Teufel bei ein und demselben von der Versuchung
ab, nicht für immer, aber eine Zeitlang.
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 105, Thomas von Aquino, Summe der Theologie 1: Gott und Schöpfung,
S. 384-391
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart
Die
Entrückung
1. Wird die Seele des Menschen
zum Göttlichen hin entrückt?
Zuweilen wird die Seele des Menschen entrückt, sobald
sie durch göttlichen Geist mit einer Entlösung vom Sinnfälliges
zum Übernatürlichen erhoben wird. [Die Entrückung besagt eine
gewisse Gewaltsamkeit. »Gewaltsam« aber heißt, »wobei
der Bewegungsanfang draußen liegt und das Gewalt Erleidende nichts beiträgt«,
wie 3. Ethic. (1 n 3) gesagt wird. Es trägt nun aber jedwedes zu dem bei,
in was es der eigenen, sei es willentlichen, sei es naturhaften Hinneigung gemäß
strebt. Somit braucht es, daß derjenige, welcher von etwas draußen
hingerissen wird, in etwas hingerissen wird, was von dem verschieden ist, in
das seine Hinneigung strebt. Diese Verschiedenheit kann nun zwiefach gesehen
werden. In der einen Weise in Bezug auf das Ziel der Neigung: z. B. wenn der
Stein, der naturhaft dazu hinneigt, daß er hinunterfällt, in die
Höhe geworfen wird. In der anderen Weise in Bezug auf das Maß des
Strebens z. B. wenn der Stein schneller hinuntergeworfen wird, als es seine
natürliche Bewegung ist.
Zum Gemaß und zur Würde des Menschen gehört, daß er zum
Göttlichen erhoben wird, ebendaher, daß „der Mensch nach dem
Ebenbild Gottes gemacht ist“ (Gen. 9, 6). Und weil das göttliche
Gut ins Unendliche hinein die menschliche Vermöglichkeit übersteigt,
so bedarf der Mensch, daß ihm übernatürlich geholfen wird, jenes
Gut zu erreichen: das geschieht durch jegliche Wohltat der Gnade. Daß
nun dergestalt von Gott der Besinn durch die Entrückung erhoben wird, ist
nicht der Natur entgegen, sondern liegt über der Vermöglichkeit der
Natur.
Das Wort des (Johannes) von Damaskus (Gott regiere uns nicht mit Gewalt und
gezwungen, De Fide Orth. 2, 30) ist in Bezug auf das zu verstehen, was durch
den Menschen zu tun ist. In dem aber, was die Vermöglichkeit des freien
Wahlentscheides übersteigt, hat der Mensch die Erhebung durch eine gewisse
kräftigere Einwirkung nötig. Man kann sie in gewisser Hinsicht Zwang
nennen, wenn man nämlich auf die Weise der Einwirkung sieht, nicht aber,
wenn man auf das Ziel der Einwirkung sieht, in das die Natur des Menschen und
sein Streben hingeordnet ist.]
2. Fällt die
Entrückung mehr in den Bereich der erkennigen Kraft als in den der begehrigen
Kraft?
(Vgl. I II 28,
3)
Wiewohl der Mensch der Verstehkraft nach die Entrückung
erfährt, so spricht man doch auch mit Recht bei der Begehrkraft von einem
Zusammenhang mit der Entrückung, weil doch die Begehrkraft sowohl eine
Ursache bei der Entrückung sein kann, wie sie auch durch die Entrückung
bisweilen in Wegung kommt.
3. Hat Paulus in der
Entrückung die Wesenheit Gottes geschaut? (Vgl.
I 12, 11 zu 2)
Aus der Abhandlung. Aber dagegen spricht, daß
Augustinus in der Schrift Über die Gottschau an Paulina (Ep. 147 al. 112,
13) feststellt: ,,Das Wesen Gottes selber konnte von einigen geschaut werden,
die noch in diesem Leben standen, wie von Moses und Paulus, der in der Entrückung
unsagbare Worte hörte, wie sie einem Menschen zu sprechen nicht gestattet
sind.“
Ich antworte: Einige sagen, Paulus habe in der Verzückung nicht die Wesenheit
Gottes selber gesehen, sondern einen gewissen Abglanz ihrer Helle. Das Gegenteil
aber stellt offenbar Augustinus fest, nicht bloß in der Schrift über
die Gottschau, sondern auch 12. Super Gen. ad Litt. (28). Das gerade bezeichnen
auch die Worte des Apostels. Er sagt nämlich (2. Kor. 12, 4): ,,er habe
unaussprechliche Worte gehört, die kein Mensch wiedergeben darf“.
Dieser Art scheint aber das zu sein, was zur Schau der Seligen gehört,
die über den Stand der Wanderschaft hinausliegt, gemäß Jes.
64, 4: ,,Kein Auge sieht es, o Gott, ohne dich, was du denen bereitet hast,
die dich lieben.“ Somit heißt es richtiger, daß er Gott der
Wesenheit nach geschaut hat.
4. War Paulus
in der Entrückung den Sinnen entfremdet? (Vgl.
180,5)
Es ist unmöglich, daß der Mensch im Stande des gegenwärtigen
Lebens Gott über die Wesenheit schaut, wenn er nicht der Sinne entlöst
wird.
5. War die Seele
des Paulus in jener Entrückung völlig vom Leibe getrennt?
(Vgl. 180,5; I 12, 11)
Obwohl es notwendig war, daß der Verstand des Paulus in dessen Entrückung
den Vorstellungsbildern und der Wahrnehmung des Sinnfälligen entzogen wurde,
so brauchte doch seine Seele nicht so vom Leibe getrennt zu werden, daß
sie als Wesungsform keine Einung mehr mit ihm hatte.
6. Wußte Paulus nicht,
ob seine Seele vom Leibe getrennt war?
Als Paulus in den dritten Himmel entrückt war, wußte er nicht (weder
vorher noch nachher), ob da noch seine Seele mit dem Leibe verbunden oder vom
Leibe getrennt war.
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 109, Thomas von Aquino, Summe der Theologie 3: Der Mensch und das Heil,
S. 560-562
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart