Barnabas [aramäisch: Sohn des Trostes], ursprüngl. Josef (? – um 61)
![]() |
Heiliger
apostolischer Vater, christlicher Levit, Sohn eines jüdischen Gutsbesitzers
aus Zypern, der (nach Apostelgeschichte 13)
Paulus auf seiner ersten Missionsreise begleitet
hat und den so genannten »Barnabasbrief«
verfasst haben soll, der sich allerdings an keine spezielle Gemeinde,
sondern ganz allgemein an die Christenheit richtet. Der Barnabasbrief gliedert
sich im Wesentlichen in zwei Teile. Während der erste Teil mehr dogmatischer
(belehrender) Natur ist, befasst sich der zweite Teil mit den zwei
Wegen der Erkenntnis und Macht: dem Weg des Lichtes und dem der Finsternis.
Siehe auch Wikipedia , Heiligenlexikon und Kirchenlexikon Vollständiger
Text des Barnabasbriefes: Bibliothek
der Kirchenväter
|
|||||
Aus
dem Barnabasbrief
18. Kapitel
Zweiter Teil
Die beiden Wege
1. Nun wollen
wir aber übergehen zu der anderen Erkenntnis und Lehre.
Es gibt zwei Wege der Lehre und der Macht, nämlich den des Lichtes und
den der Finsternis. Der Unterschied zwischen den beiden Wegen
aber ist groß. Auf dem einen sind nämlich aufgestellt lichttragende Engel Gottes, auf dem anderen aber Engel des Teufels.
2. Und jener ist Herr von Ewigkeit zu Ewigkeit, dieser aber ist der Fürst dieser gegenwärtigen, gottlosen
Zeit.
19. Kapitel
Der Weg des Lichtes
1. Der Weg des Lichtes nun ist
dieser: Wenn einer seinen Weg gehen will bis zum vorgesteckten Ziele, so soll
er sich beeilen durch seine Werke. Die Erkenntnis nun, die uns gegeben wurde
darüber, wie wir auf diesem Wege wandeln müssen, ist also:
2. Liebe den, der dich erschaffen,
fürchte den, der dich gebildet, verherrliche den, der vom Tode dich erlöst
hat! Sei geraden Herzens und reich im Geiste! Verkehre nicht mit denen, die
wandeln auf dem Wege des Todes! Hasse alles, was Gott nicht gefällt, hasse
jegliche Heuchelei! Versäume nichts von Gottes Geboten!
3. Erhebe dich nicht selbst, denke
demütig in jeglicher Hinsicht, schreibe dir selbst keine Ehre zu! Fasse
keinen bösen Anschlag wider deinen Nächsten! Gestatte deiner Seele
keine Anmaßung!
4. Treibe nicht Unzucht, Ehebruch,
Knabenschändung! Das Wort Gottes rede nicht bei der Unreinheit anderer!
Schau nicht auf die Person, wenn du jemand zurechtweisest über einen Fehltritt!
Sei milde, ruhig, zittere vor den Worten, die du gehört hast! Deinem Bruder
trage Böses nicht nach!
5. Sei nicht geteilter Meinung,
ob es (= die Verheißungen) sich erfüllen
werde oder nicht!
»Du sollst den Namen Gottes nicht eitel nennen«! (Deut.
5, 11.)
Liebe deinen Nächsten mehr als deine eigene Seele! Töte das Kind nicht
durch Abtreibung, noch auch töte das Neugeborene! Ziehe deine Hand nicht
zurück von deinem Sohne oder von deiner Tochter, sondern lehre sie von
jung auf die Furcht Gottes!
6. Begehre nicht nach dem Besitze
deines Nächsten, werde nicht habsüchtig! Geselle dich nicht in deinem
Herzen zu den Hochmütigen, sondern verkehre mit den Demütigen und
Gerechten! Was dir Übles zustößt, das nimm als gut an und wisse,
dass ohne Gott nichts geschieht!
7. Denke nicht noch rede zwiespältig!
Denn die Doppelzüngigkeit ist ein Fallstrick des Todes. Sei untertan deinem
Herrn als dem Vertreter Gottes in Achtung und Furcht! Gib deinem Knecht und
deiner Magd, die auf den gleichen Gott hoffen, deine Befehle nicht in Bitterkeit,
damit sie nicht einmal ablegen ihre Furcht vor Gott, der über euch beide
herrscht. Denn er ist nicht gekommen, um zu berufen nach Ansehen der Person,
sondern zu denen, die der Geist vorbereitet hat.
8. Von allem sollst du deinem
Nächsten mitteilen und nicht sagen, es sei dein eigen! Wenn ihr nämlich
die unvergänglichen Güter gemeinsam habt, um wieviel mehr die vergänglichen?
Sei nicht vorlaut! Ein Fallstrick des Todes ist nämlich der Mund. Soviel
du kannst, führe ein reines Leben deiner Seele zulieb!
9. Sei nicht so, dass du deine
Hand ausstreckst zum Nehmen, zum Geben aber sie zuhältst! Liebe wie deinen
Augapfel (Deut. 32, 10; Ps. 16, 8.) jeden,
der dir das Wort des Herrn verkündet!
10. Bei Tag und bei Nacht denke
an den Tag des Gerichtes und suche täglich das Antlitz der Heiligen, sei
es dass du durch Reden dich abmühest, hingehest, sie zu trösten, und
nachsinnest, wie du durch die Rede eine Seele rettest, oder dass du mit den
Händen (= durch Almosen) arbeitest zur Tilgung
deiner Sünden.
11. Zweifle nicht, ob du geben
sollst, und gib ohne Murren! Du wirst einsehen, wer der herrliche Erstatter
deines Lohnes ist. Bewahre, was du erhalten, ohne etwas hinzuzufügen oder
wegzunehmen! (Deut. 12, 32.) Das Böse
hasse in Ewigkeit! Urteile gerecht! (Deut. 1, 16;
Sprichw. 31, 9)
12. Rufe keine Spaltungen hervor,
sondern stifte Frieden, indem du Streitende versöhnst! Bekenne deine Sünden!
Schreite nicht zum Gebete mit einem schlechten Gewissen!
Das ist der Weg des Lichtes.
20. Kapitel
Der Weg der Finsternis
1. Der Weg
der Finsternis aber ist krumm und voll Fluch. Es ist nämlich der Weg zum
ewigen Tode voll Strafe; auf diesem befindet sich das, was ihre Seelen zugrunde
richtet: Götzendienst, Frechheit, Überhebung wegen der Macht, Heuchelei,
Doppelherzigkeit, Ehebruch, Mord, Raub, Stolz, Übertretung, List, Bosheit,
Anmaßung, Giftmischerei, Zauberei, Habsucht, Vermessenheit gegen Gott.
2. Leute, die die Guten verfolgen,
die Wahrheit hassen, die Lüge lieben, den Lohn der Gerechtigkeit nicht
kennen, dem Guten nicht nachstreben (Röm. 12,
9.) und dem gerechten Urteil, sich nicht bemühen um Witwen
und Waisen, sich nicht kümmern um die Gottesfurcht, sondern um das Böse,
von denen gar weit entfernt ist Sanftmut und Geduld, die das Eitle lieben, nach
Vergeltung haschen (Ps. 4, 3.), kein Mitleid
haben mit dem Bettler, sich nicht annehmen um den Niedergebeugten, die bereit
sind zum Verleumden, die ihren Schöpfer nicht anerkennen, Kinder morden
(Is. 1, 12.), die Geschöpfe Gottes
im Mutterschosse umbringen, dem Bedürftigen den Rücken zukehren, den
Bedrängten unterdrücken, den Reichen beistehen, die Armen ungerecht
richten, Sünder in allen Stücken.
Aus: Die apostolischen Väter. Aus dem Griechischen
übersetzt von Dr. Franz Zeller. 1918 Kempten&München.Verlag der
Jos. Köselschen Buchhandlung (S. 101-104)