Athanasius (um 295 – 373)
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Griechischer
Kirchenvater, der 328
Bischof von Alexandria wurde. Im Kampf für das Nicänische
Glaubensbekenntnis und gegen den Arianismus spielte Athanasius eine entscheidende Rolle. Er trat für die Wesensgleichheit Christi mit Gott ein. Mit dem »Leben
des Antonius«, des ersten Einsiedlers, führte er das
mönchische Ideal in die Kirche ein. |
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Aus den Reden
gegen die Arianer
1., 1. Alle Häresien, die durch Abkehr von der Wahrheit entstanden sind,
haben sich offenbar um Wahngebilde herumkristallisiert .. eine von diesen Irrlehren,
die jüngste, die sogenannte arianische... sucht sich heuchlerisch mit Aussprüchen
aus der Schrift zu decken... um unter der Maske des Christentums zu einer falschen
Vorstellung von Christus zu verleiten...
1., 11. Ihr habt also gesagt — wie jener, der es euch beigebracht hat
—, dass einmal eine Zeit war, da der Sohn nicht war... Was war also
einmal, da der Sohn nicht war? Redet, ihr gottlosen Lästerzungen! Denn
wenn ihr jetzt den Vater nennt, dann ist eure Blasphemie noch ärger...
Wie, war Er selbst und war zugleich nicht? War einmal eine Zeit, da das Wort
nicht war? Und der Sohn war also einmal nicht? Das hieße doch, dass
die Zeit vor dem Wort gewesen? Wo habt ihr dies ausfindig gemacht?.., an keiner
Stelle der Schrift ist so etwas vom Erlöser ausgesagt, sondern vielmehr
das »immer«, das »ewig«, das »ewige Sein mit dem
Vater« — denn »im Anfang war das Wort, und das Wort war bei
Gott, und Gott war das Wort«. Und in der Apokalypse: »der ist, der
war, der kommen wird.« Wer aber könnte von dem, der ist und war,
den Ewigen trennen?
1., 12. ... Wenn aber nach dem Wort des Heilands »niemand den Vater kennt
als der Sohn und der Sohn Ihn offenbart« und wenn Er auf die Worte des Philippus: »Zeige uns den Vater«, nicht sprach: »Schaut auf
die Schöpfung«, sondern: »Wer mich gesehen hat, der hat den
Vater gesehen« ... und wenn die Heiligen sagen »der vor den Zeiten
besteht«, und »durch den Er die Zeiten gemacht hat« —
dann verkündet doch alles dies das ewige Sein des Sohnes über der
Zeit, womit Er auch als Gott ist...
1., 13 Aus dem Gesagten erhellt, dass die Schrift mit ihren Worten die
Ewigkeit des Sohnes lehrt...
1., 14. ... Denn nie war die Wesenheit des Vaters unvollkommen, so dass
ein ihr Eigentümliches erst hinzugekommen wäre. Auch ist der Sohn
nicht wie ein Mensch aus einem Menschen erzeugt worden, so dass Er später
wäre als die väterliche Existenz, sondern Er ist eine Zeugung Gottes,
und als des ewigen Gottes eigener Sohn existiert Er von Ewigkeit her. Nur den
Menschen ist es eigen, in der Zeit zu zeugen, weil ihre ganze Natur unvollkommen
ist und in der Zeit abläuft. Die Zeugung Gottes aber ist ewig und außer
der Zeit, weil Seine Natur außer der Zeit und unendlich vollkommen ist...
Wenn aber der Sohn, die Zeugung des Vaters, Sein Wort, Seine Weisheit, Sein
Abglanz ist, dann behaupten jene also, dass Gott einmal ohne Sein eigenes
Wort und ohne Seine eigene Weisheit existierte und dass das Licht einmal
ohne Glanz und die Quelle unfruchtbar und trocken war?
1., 16. . . . Was also aus dem Wesen des Vaters stammt, ist durchaus dessen
eigener Sohn... Am Sohne selbst nimmt alles Anteil, gemäß der von
Ihm stammenden Gnade des Geistes, denn das, woran am Vater Anteil genommen wird,
ist der Sohn - eben das meint Petrus, wenn er sagt: »Damit ihr teilhaft
werdet der göttlichen Natur.«, oder wie der Apostel sagt: »Wisst
ihr nicht, daß ihr ein Tempel Gottes seid?« Und indem wir den Sohn
selbst sehen, sehen wir den Vater...
1., 17. Das allein wäre schon eine hinreichende Widerlegung der arianischen
Häresie. Doch auch noch aus Weiterem wird ihre Fremdgläubigkeit ersichtlich.
Wenn Gott der Schöpfer und der Bildner ist, Seine Geschöpfe aber durch
den Sohn erschafft, und wenn man nichts in anderer Weise entstehen sehen kann
als eben durch das Wort Gottes, ist es dann nicht gotteslästerlich —
wenn Gott doch Schöpfer ist —, zu behaupten, dass Sein schöpferisches
Wort und Seine schöpferische Weisheit einmal nicht gewesen wären?...
Und weiter, wenn der Sohn nicht die eigene Zeugung aus der ewigen Wesenheit des Vaters, sondern aus Nichtseiendem geworden wäre, dann würde sich
die Dreiheit — Vater, Sohn, Heiliger Geist — aus Nichtseiendem zusammensetzen,
es hätte vor der Dreiheit eine Einheit gegeben oder sie wäre einmal
mangelhaft gewesen und dann erst vollständig mangelhaft, ehe der Sohn wurde,
vollständig, nachdem Er geworden wäre... es heißt dies nichts
anderes, als ein allmähliches Entstehen der Dreiheit innerhalb der Zeit
annehmen!
1., 22. .. . Wie der Vater immer Vater ist und niemals Sohn werden kann, so
ist auch der Sohn immer Sohn und wird niemals Vater. Gerade darin zeigt sich
noch deutlicher, dass Er das Bild des Vaters ist und bleibt und sich nicht ändert, denn vom Vater her hat Er die Unveränderlichkeit des göttlichen
Wesens... Vergebens wollen die Unverständigen das Abbild des Vaters von
Gott loslösen, um den Sohn der Kreatur gleichzustellen... Umsonst also
belästigen jene auch noch die ahnungslosen Weiblein mit ihren unziemlichen
Reden: »Hattest du einen Sohn, bevor du gebarst? Nein? — Nun, so,
wie du vordem keinen Sohn hattest, so war auch der Sohn Gottes nicht, bevor
Er geboren wurde.« Mit solchen Phrasen scherzen die Ehrlosen und wollen
Gott den Menschen gleichmachen! ...
1., 25. . . . Doch sie mögen zu ihren Fragen zugleich auch noch als Antwort
vernehmen, dass der ewigseiende Vater den ewigseienden Sohn »gemacht«
hat — denn »das Wort ist Fleisch geworden«, und so machte
Gott den Gottessohn, als die Fülle der Zeiten gekommen war, auch zum Menschensohn
in der Zeit.. . falls sie nicht gar mit dem Samosatener behaupten wollen, dass
Er vor Seiner Menschwerdung überhaupt nicht gewesen sei...
1., 26. Arianer, erinnert euch doch eurer eigenen Aussprüche, saget nun
selbst: Bedurfte der Seiende zur Erschaffung aller Dinge des Nichtseienden,
oder bedurfte Er seiner, als dieser bereits war? Ihr habt doch gesagt, als Werkzeug
habe Er sich den Sohn aus dem Nichtseienden bereitet, um durch Ihn alles zu
machen. Was ist nun besser, das, was Bedürfnisse hat, oder das, was Bedürfnissen
abhilft? Oder stillen etwa beide die gegenseitigen Bedürfnisse? ... etwa
wie Zimmerleute oder Schiffbaumeister, die ohne Beil und Säge nicht arbeiten
können?...
1., 53. Umsonst berufen sie sich auf die Schrift... so sagen sie, in den Sprichwörtern
stehe geschrieben: » Der Herr erschuf mich als Anfang Seiner Wege für
Seine Werke« (Spr. 8, 22). Und im Brief an die Hebräer sagt der Apostel: »Um so erhabener ist Er geworden als die Engel, je ausgezeichneter der
Name ist, den Er vor ihnen ererbt hat« (Hebr. 1,4). Und kurz darauf: »Darum,
heilige Brüder, die ihr der himmlischen Berufung teilhaftig seid, sehet
auf den Gesandten und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesus, der treu ist
dem, der Ihn dazu gemacht hat!« (Hebr. 3, 1.) Und in der Apostelgeschichte: »Es soll euch allen bekannt sein, dem ganzen Haus Israel, daß Gott
diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat«
(Apg. 2, 36).
Enthalten in: Christliche Geisteswelt, Band I, Die
Väter der Kirche . Herausgegeben von Walter Tritsch (S.232-235)
Holle Verlag , Darmstadt