Entwicklung und Darstellung
der Ur-Möglichkeit in ihrem logischen Kausal-Zusammenhang: Gerhard Baitinger,
Grafik-Design: Gert Baitinger.
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Anfangslos ist das Los,
das ihm mit unentrinnbarer Notwendigkeit zugefallen ist.
Entweder ist es, oder es ist nicht
. . . Es ist!, weil wir sonst keine Nanosekunde sein könnten!
Am Anfang jeder folgerichtigen
philosophischen Überlegung muss die Frage stehen. Warum Etwas
und nicht Nichts?
Fragen wir Parmenides, was
Ihm die Zeus-Tochter Dike,
(die ja im griechischen Götterhimmel u. a. auch für
die rechte Ordnung zuständig ist) nach seinem
Bekunden dazu sagte:
»Man soll es aussagen und
erkennen, daß es Seiendes ist; denn es ist (nun einmal der Fall], daß
es ist, nicht aber, daß Nichts [ist]; ich fordere dich auf, dies gelten
zu lassen. Denn der erste Weg der Untersuchung, von dem ich dich zurückhalte,
ist jener. Ich halte dich aber auch zurück von dem Weg, den die nichtswissenden
Menschen sich bilden, die Doppelköpfigen. Denn Machtlosigkeit lenkt in
ihrer Brust den irrenden Verstand; sie treiben dahin, gleichermaßen taub
wie blind, verblüfft, Völkerschaften, die nicht zu urteilen verstehen,
denen das Sein und Nichtsein als dasselbe und auch wieder nicht als dasselbe
gilt und für die es von allem eine sich verkehrende Bahn gibt [auf der
alles in sein Gegenteil umschlägt].
Denn niemals kann erzwungen werden, daß ist, was nicht ist. Im Gegenteil,
du sollst das Verstehen von diesem Weg der Untersuchung zurückhalten und
die vielerfahrene Gewohnheit soll dich nicht zwingen, über diesen Weg das
ziellose Auge schweifen zu lassen, das widerhallende Ohr und die [sprechende]
Zunge. Nein: beurteile in rationaler Weise die streitbare Widerlegung, die ich
ausgesprochen habe.
Einzig also noch übrig bleibt die Beschreibung des Weges, daß es
ist. Auf diesem Weg gibt es sehr viele Zeichen: daß Seiendes nicht hervorgebracht
und unzerstörbar ist, einzig. aus einem Glied, unerschütterlich, und
nicht zu vollenden; weder war es, noch wird es einmal sein, da es jetzt zugleich
ganz ist, eins, zusammengeschlossen.
Denn welche Herkunft für es wirst du untersuchen wollen? Wie, woher wäre es gewachsen? Ich werde nicht gutheißen, daß du sagst oder gar verstehst: »aus Nichtseiendem«. Denn welche Verbindlichkeit könnte es dazu veranlaßt haben, vom Nichts anfangend, sich an einem späteren oder früheren Zeitpunkt zu entwickeln? Also ist unumgänglich, daß es entweder ganz und gar ist oder überhaupt nicht. — Aber auch nicht »aus Seiendem«: denn die Kraft der Überzeugung wird es nie zulassen, daß etwas darüber hinaus entsteht. Eben deswegen hat Dike es nicht, die Fesseln lockernd, freigegeben, daß es werde oder untergehe, sondern sie hält es fest.
Die Entscheidung hierüber liegt doch hierin: Entweder ist es, oder es ist nicht; und entschieden worden ist ja, den einen Weg als unerkennbar und unbenennbar aufzugeben, da er kein wahrer Weg ist, während es den anderen Weg gibt und dieser auch wirklich stimmt. Wie könnte deshalb Seiendes erst nachher sein, wie könnte es entstehen? Denn weder ist es, wenn es entstanden wäre, noch wenn es künftig einmal sein sollte. Also ist Entstehung ausgelöscht und unerfahrbar Zerstörung.«
Warum
Etwas und nicht Nichts? Jeder der einigermaßen
logisch denken kann, wird zugestehen müssen, dass der Möglichkeit
nach nur Mögliches existenzfähig sein kann. Im Umkehrschluss ist es
nicht denkbar, dass Unmögliches - also das, was nach - folgerichtigem logischen
Schluss - der Möglichkeit nicht möglich
sein kann - wirklich werden kann. Warum? »Reines
Nichts« ist das »Einzige«,
das für immer und ewig »unmöglich«
ist mit der Folge, dass es nie und nimmer zur Wirklichkeit werden kann. Nichts
ist das einzig vollkommen Unmögliche, weil es nichts, aber
auch gar nichts Denkbares an sich haben kann, in dem es existenzfähig werden
könnte. Nichts und Sein schließen einander gegenseitig aus, weil
durch die Anwesenheit des Einen (Sein) das andere (Nichts) mit
Notwendigkeit für immer und ewig abwesend sein muss ... Im Unding »Nichts«,
der »Unmöglichkeit an sich«,
taumelt sich ein völlig entgeistertes unerfüllbares Hirngespinst rundum
dumm. Das - durch die Unmöglichkeit eines Nichts gesetzten - Ur-Sein ist
unbedingt, d. h. durch Nichts
bedingt. Oder anders ausgedrückt: Die Unmöglichkeit
eines absoluten Nichtseinkönnens bedingt zwangsläufig das ewige Seinmüssen
eines ewigen Urwesens, wenn irgendwas, irgendwann, irgendwo einmal diesen Bann
in logische Gedanken fassen kann.
Ohne Anfang und ohne Ende,
immer und ewig, muss nach dem logischen Schluss das
Ur-Sein sein, weil es in dem ihm mit Notwendigkeit
zugefallenen Schicksal
nicht die Wahl hat, nicht nicht sein zu können.
Nochmals: Gedanklich wäre die theoretische Alternative ein absolutes Nichts,
dessen Anwesenheit in der Abwesenheit alles Seins bestehen müsste, also:
die »substanzlose Substanz«!
das unvorstellbare
»Ding der Unmöglichkeit«, das
»Unding an sich«!
der unauflösbare
»Widerspruch an sich«!
Mal ganz von dem Allem abgesehen, muss es doch Jedem einleuchten, dass aus einem
absoluten Nichts nie und nimmer so etwas wie wir entstehen kann, da ein solches
Nichts ganz und gar nicht etwas an sich hat, aus dem einmal irgend etwas entstehen
kann. Und so ist dem Ur-Sein das Los mit Notwendigkeit zugefallen - anfangs-
und endlos - sein zu müssen, weil sein Sein, die einzige Möglichkeit
ist, in der etwas wirklich sein kann. In der einzigartigen Natur seines Seins
verschmelzen Möglichkeit und Wirklichkeit, in einem Können-Müssen,
aus dem so etwas wie wir entstehen und vergehen kann. Ihm selbst ist Entstehen
und Vergehen allerdings verwehrt, weil aus dem Unding eines Nichts weder etwas
entstehen noch vergehen kann. Die Folge ist, dass es nach dem logischen Schluss
nicht nur unerschaffen, sondern
auch unzerstörbar sein muss.
Mangels an Gelegenheit wird es nirgendwo
weiter vertieft.