Anaximenes aus Milet (6. Jahrhundert v. Chr.)
Griechischer Naturphilosoph, der ein Schüler des Anaximander war und dessen »Apeiron« mit der Luft gleichsetzte. Für Anaximenes ist Luft das - zugleich mit Gott und dem Urgrund aller Dinge (= letzter, tiefster Grund für die Ursache allen Seins) identische - Urprinzip. Siehe auch Wikipedia |
Inhaltsverzeichnis
Ugrund, Gott, Welt
Urgrund
Anaximenes erklärt die Luft für früher als das Wasser und durchaus
für den Urgrund der einfachen Körper. Aristoteles,
Meteorologie I 3. 984 a 5 = 13 A 4
Anaximenes erklärte für den Urgrund
der Dinge die Luft. Denn aus dieser entstände alles und in diese löse
sich alles <dereinst> wieder auf. Sagt er doch: »Wie
unsere Seele, die Luft ist, uns regiert, so umfasst auch den ganzen Kosmos
Hauch und Luft.« Aetius I 3, 4 =
13 B 2:
Auch Anaximenes erklärt die zugrunde liegende Substanz für eine einzige und für unendlich,
wie Anaximander, lässt sie aber nicht
unbestimmt wie jener, sondern bestimmt, indem er die Luft
als Urgrund erklärt; sie unterscheide sich
aber durch Dünne und Dichtigkeit. Simplicius
zu Aristoteles, Physik 24, 26ff. D. = 3 A 5
Es entstände alles infolge einer gewissen Verdichtung der Luft und wieder
infolge von Verdünnung. Pseudoplutarch, Stromateis
3 = 13 A 6
Die sich zusammenziehende und verdichtende
Materie erklärt Anaximenes für
kalt, dagegen die dünne und lockere —
diesen Ausdruck gebraucht er dabei — für warm.
Es folgt die falsche Begründung des Anaximenes durch die Tatsache der von uns mit zusammengepressten Lippen ausgeblasenen (=
kalten) und der von uns mit weitgeöffnetem Munde ausgehauchten (= warmen) Luft, den schon »Aristoteles« berichtigt.
Außerdem ist das Verhältnis umgekehrt, wie Anaximenes meint: Nicht durch Verdichtung entsteht Kälte und durch Verdünnung
Wärme, sondern umgekehrt: Infolge der Kälte verdichten sich die Körper, infolge der Wärme lockern sie
sich. Plutarch, Moralische Schriften 947 F = 13 B
1
Gott
Die Luft erklärt Anaximenes für Gott.
Cicero, Vom Wesen der Götter I 26 = 13 A 10
Welt
Als entstanden und vergänglich nehmen die eine Welt diejenigen Philosophen
an, die behaupten, die Welt sei zwar ewig, aber nicht
immer dieselbe, sondern sie würde zu anderer Zeit eine andere, entsprechend
gewissen periodischen Zeiträumen — wie das Anaximenes, Herakleitos und Diogenes und später die Stoiker
gelehrt haben. Simplicius zu Aristoteles, Physik 1121,
12ff. Diels = 13 A 11
Kröner Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 119, Die Vorsokratiker herausgegeben von Wilhelm Capelle Die Fragmente
und Quellenberichte übersetzt und eingeleitet von Wilhelm Capelle (S.95-96)
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart