Nicht-Ich

Unter dem Begriff »Nicht-Ich« sind mindestens drei Bedeutungen denkbar:

1. »das absolute Nichts« im ursprünglichen Sinne, was heißt, dass sich im Bereich des so verstandenen »Nicht-Ichs« kein »Ich« halten kann, weil in diesem Unding kein Raum möglich ist, in dem etwas sein kann, geschweigedenn von der Moglichkeit her entstehen, bestehen oder vergehen kann. Diese Definition ist unter Philosophen bisher nicht gebräuchlich.

2. »das Nicht-Ich« wie es als philosophischer Fachterminus in der Subjektphilosophie des deutschen Idealismus verwendet wird. Johann Gottlieb Fichte versteht darunter, all das, was vom reinen usprünglichen Ich verschieden ist. Dazu gehören nicht nur alle räumlichen Gegenstände und die Ichs anderer Leute, sondern auch unsere eigene Ich-Erfahrung, insofern weil dieses Ich-Gefühl schon eine vergegenständlichte Form des ursprünglichen Ur-Ichs ist. Dieses »Nicht-Ich« soll lt. Fichte ursprünglich vom »reinen Ur-Ich« gesetzt sein und soll im Unterschied zu diesem teilbar sein. Diese Definition ist in Philosophiekreisen landläufig weit verbreitet.

3. »die Freudsche Ich-Version«: Nach Sigmund Freud ist das »Ich« der Teil der Persönlichkeit, die zwischen Es, Uber-Ich und der äußeren Umwelt vermittelt Als überzeugter Atheist lehnt Freud eine Ursachenerforschung des Selbsts in Bezug auf übersinnliche, außerweltliche
(nicht in dieser Welt enthalten sein), übernatürliche kurz transzendente Bereiche ab, da diese nach seiner Auffassung nicht existenz-fähig sein können.

Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)
Unser Grundirrtum ist, dass wir einander gegenseitig Nicht-Ich sind