Johann Adam Möhler (1796 - 1838)

  Deutscher katholischer Theologe, der von Einigen gerne als ein Kirchenvater der Moderne bezeichnet wird. Möhler setzte sich kritisch mit dem deutschen Idealismus auseinander und wurde vor allem bekannt durch seine »Symbolik«, in der er die dogmatischen Glaubensunterschiede der katholischen und protestantischen Christen in moderater Sprache einander gegenüberstellte und die katholische Kirchenlehre gegen die protestantische Glaubenslehre verteidigte. Seine Rolle als »Ökumeniker« ist allerdings nicht ganz unumstritten.

Siehe auch Wikipedia und Kirchenlexikon

 

Inhaltsverzeichnis
Formeln und Geist
Geheimnis der Erwählung


Formeln und Geist
Das Christentum besteht nicht in Formeln und Redensarten, es ist ein inneres Leben, eine heilige Kraft, und alle Lehrbegriffe und Dogmen haben nur insofern einen Wert, als sie das innere Leben aus drücken, welches mithin als vorhanden vorausgesetzt wird, ja, als »Begriff«, der immer beschränkt ist, umfaßt es und erschöpft es das Leben, das unaussprechliche, nicht und ist immer mangelhaft — als »Leben« ist es freilich nicht mitteilbar und kann nicht fixiert werden. S.29
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte. Verlag Ars Sacra Josef Müller München

Geheimnis der Erwählung
Was einer Gutes tut, das hütet der Herr wie einen Augenstern und vergilt ihm. Sir 17, 22 f.
Es gibt Menschen, in denen der Zug zum Göttlichen, Heiligen, Ewigen so lebendig ist, daß die Verbindung mit allem Endlichen und Zeitlichen nur durch einen schwachen Faden erhalten wird; die geistige Natur tritt so stark hervor, daß die entgegengesetzte schon in diesem Leben beinahe erstirbt; ihr Leben ist »mit Christus in Gott verborgen« (Kol 3,3). Sie fassen eigentlich nicht den bewußten Vorsatz, sich der Verbindung mit dem Endlichen dermaßen zu entschlagen, um desto freier mit dem Ewigen sich beschäftigen zu können, und die Entfaltung vom Irdischen ist ihnen nicht so fast ein Mittel zu etwas Höherem, vielmehr stehen sie schon in diesem Höheren, und weil dies ihre ganze Seele erfüllt, entfällt ihnen jenes unwillkürlich. —

Umgekehrt werden viele Menschen von den Elementen der vergänglichen Welt so stark angezogen, daß sie diesen ganz gleichartig werden und aller Sinn für das Höhere in ihnen erstirbt. Auch diese müssen nicht erst das Gottverwandte absichtlich entfernen, um so ganz der Welt leben zu können; sie entschlagen sich nicht des heiligen Sinnes, um dadurch recht selig in endlicher Lust und Freude sein zu können: sie sind schon so mit diesem verwandt, daß nur dies Anziehungskraft auf sie ausübt, und das Heilige verschwindet von selbst bis auf die letzte Spur. S.197
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte. Verlag Ars Sacra Josef Müller München