Krates von Theben (368 – 285 v. Chr.)
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Griechischer Philosoph aus reichem Hause, der sich zum Kynismus »bekehrt« haben soll. Krates hat Parodien, Tragödien, ein allegorisches Gedicht (»Pera« = Der Ranzen) und eine Hymne auf das einfache Leben sowie Elegien und Briefe geschrieben. Siehe auch Wikipedia |
Die Weisheit
der Hunde
(An die Schüler.) Die kynische Philosophie ist die diogenianische, der
»Hund« ist derjenige, der sich ihren Grundsätzen entsprechend
bemüht, das »Hundsein« bedeutet philosophieren schlechthin [oder: eine Abkürzung zur Philosophie]. Daher dürft ihr den Namen
nicht scheuen und deswegen auch nicht die Kutte und den Ranzen vermeiden, denn
das sind die Waffen der Götter. Epist. 16
(An die Athener.) Verwundert euch nicht, dass Diogenes sagte,
alles gehöre dem Guten, und dass er, wenn er zu euch kam, nichts verlangte,
sondern etwas zurückverlangte! Denn dass alles Gott zu eigen ist, verwundert
euch nicht, im Gegenteil: Ihr seid alle der Meinung, dass ihr dem Gott, der
euch im Traum erscheint und ein Opfer ordnet, ein Opfer darbringen müsst.
Ihr sagt auch nicht, Helios verlange etwas von euch, sondern er verlange es
zurück. Wenn ihr also zugebt, dass alles dem Gott zu eigen ist, dürft
ihr euch nicht entrüsten, wenn er etwas von euch zurückverlangt. So
verhält es sich auch mit dem Guten. Ihr gebt zu, dass alles dem Gott zu
eigen ist, dass Freunden alles gemeinsam gehört und dass nur der Gute mit
Gott befreundet ist, aber wenn er von euch einen Obolos verlangt, beklagt ihr
euch, als müsstet ihr euch von etwas trennen, das euch gehört.
Epist. 26
Kröner Stuttgart, Kröners Taschenausgabe Band 484, Georg Luck, Die
Weisheit der Hunde
Texte der antiken Kyniker in deutscher Übersetzung mit Erläuterungen
(S.214-215)
© 1997 by Alfred Kröner Verlag in Stuttgart. Veröffentlichung
auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred Kröner Verlages,
Stuttgart