Jayadeva (Anfang 12.Jahrhundert n. Chr.)

Hofpoet des bengalischen Königs Lakshmanasena. Jayadeva ist vor allem durch seine in Sanskrit abgefassten religiös-erotischen Dichtung »Gitâgovinda«, die von Friedrich Rückert meisterhaft ins Deutsche übertragen wurde, bekannt geworden ist. Das folgende Gedicht stammt aus dem heiligen Buch der Sikhs, dem »Âdi-Granth«.

Siehe auch Wikipedia

1.
Gott ist uranfänglich, ist das Sein,
Ist allgegenwärtig, unvergleichbar,
Ist erhaben über die Natur,
Rätselhaft, dem Denken nicht erreichbar.

2.
Râma's Name rufe an, er wird
Wie ein Nektartrank das Herz entzücken.
Wenn du sein gedenkst, wird dich die Furcht
Vor Geburt, Tod, Alter nicht bedrücken.

3.
Wenn den Tod du überwinden willst,
Preise Gott und tue gute Werke;
Ewig ist er, war er und wird sein,
Wandellos in Seligkeit und Stärke.

4.
Willst du Gutes tun, darfst du den Blick
Auf des Nächsten Haus und Weib nicht wenden.
Flieh das Böse, suche Schutz bei dem,
Der den Diskus trägt in seinen Händen.

5.
So im Herzen, wie in Wort und Werk
Sollst du dich dem Dienste Haris weihen.
Was nützt Yoga dir, was Opferdienst,
Was Almosenspenden und Kasteien?

6.
Nur »Govind, Govind !« so bete du,
Das wird zur Vollkommenheit dich bringen.
Offen sich bekennt Jaidev zum Herrn,
Der da lebt und webt in allen Dingen.

Aus: Indische Gedichte aus vier Jahrtausenden. In deutscher Nachbildung von Otto von Glasenapp (S. 79f.) G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1925