Epicharmos aus Krastos (ca. 540 - 450 v.Chr.)

Griechischer Philosoph und Komödienschreiber, der zwar keine e
igene philosophische Lehre entwickelt hat, aber für die Entwicklung der westgriechischen Komödie von großer Bedeutung war. Er war jedoch philosophisch
hochgebildet
und gab dadurch seinen Komödien einen tieferen Sinn.

Siehe auch Wikipedia

Diogenes Laertios über Epicharmos
Epicharm, Sohn des Helothales, stammt aus Kos und war ein Hörer des Pythagoras. Mit drei Monaten kam er nach Megara auf Sizilien, von dort nach Syrakus, wie er selbst in seinen Schriften angibt. Auf seinem Standbild steht folgende Inschrift:

Wie die Sonne mit mächtigem Glanz überstrahlt alle Sterne,
Wie das Meer hat mehr Macht, als alle Flüsse vereint,
Ebenso überragt Epicharmos alle an Weisheit.
Syrakus, seine Stadt, ehrte ihn mit einem Kranz.

Er hat Aufzeichnungen hinterlassen, die sich mit Naturlehre, Ethik und Medizin befassen, und diesen meist Verse beigefügt, in denen er seine Urheberschaft erklärt. Gestorben ist er mit 90 Jahren.
Aus: Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen
Aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Fritz Jürß.
Reclams Universalbibliothek Nr. 6996 (S.400f.)
© 1998 Philipp Reclam jun., Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam Verlages


Aus der Schrift des Alkimos an Amyntas
1. A. Aber Götter w a r e n doch immer da und noch niemals hat’s an ihnen gefehlt, und das i s t auch immer entsprechend da und immer auf dieselbe Weise.
B. Aber man sagt ja doch, das Chaos sei als Erstes von der Götterwelt entstanden.
A. Wie kann das sein? Es kann ja doch unmöglich als Erstes woher gekommen sein oder wohin eingehen!
B. Also kam überhaupt nichts zuerst?
A. Gewiß nicht, auch nicht zu zweit, wenigstens von dem, wovon wir hier jetzt auf diese Weise reden, sondern das war immer da.

2 A. Wenn einer zu einer ungeraden Zahl, meinethalben auch einer geraden, einen Stein zulegen oder auch von den vorhandenen einen wegnehmen will, meinst du wohl, sie bleibe noch dieselbe?
B. Bewahre!
A. Nun ferner, wenn einer zu einer Elle Maß eine andere Länge zulegen oder von der vorhandenen abschneiden will, bleibt dann wohl noch jenes Maß bestehen?
B. Natürlich nicht.
A. Nun so sieh dir auch die Menschen an: der eine wächst, der andere nimmt halt ab, im Wechsel sind sie alle allezeit. Doch was von Natur wechselt und nimmer auf demselben Flecke bleibt, das wäre ja dann wohl etwas von dem Veränderten Verschiedenes. Auch du und ich sind gestern andere und heut andere und wieder andere in Zukunft und niemals dieselben nach demselben Gesetz.


Des Axiopistos Gnomensammlung

8. Epicharm sagt, die Götter seien Winde, Wasser, Erde, Sonne, Feuer, Sterne. Ich aber habe die Meinung bekommen, brauchbare Götter seien für uns lediglich Gold- und Silbergeld.

9. Es verband und schied sich, es kam wieder hin, wo es herkam: Erde zur Erde, der Hauch in die Höhe! Was ist davon schwierig? Gar nichts!

10. Was ist nun also die Natur der Menschen? Aufgeblasene Bälge.

11. Sterben, nein das bleibe fern, doch tot sein, das macht mir nichts aus.

22. Bist du im Geiste fromm geartet, so wird im Tod kein Leid widerfahren. Oben wird der Hauch ewig bestehen bleiben, am Himmel.

23. Nichts entflieht der Gottheit; das sollst du erkennen. Er selbst ist unser Aufseher und vermag ein jedes Ding, Gott.

36. Mühe ist der Preis, um den uns die Götter alle Güter verkaufen.

41. Nicht nachbedenken, sondern vorbedenken soll der weise Mann.

Verfassung des Chrysogonos
56. Das menschliche Leben braucht durchaus Berechnung und Zahl. Wir leben durch Zahl und Berechnung; denn das ist es, was die Sterblichen am Leben erhält.

57. Die Vernunft lenkt die Menschen nach Gebühr und erhält sie immerdar. Der Mensch hat seine Berechnung, es gibt aber auch eine göttliche Vernunft. Doch die menschliche Vernunft ist aus der göttlichen geboren und sie bringt einem jeglichen die Mittel zum Leben und zur Nahrung. Aber die göttliche Vernunft zieht mit allem Künsten mit. Denn sie allein belehrt die Menschen, was man Fördersames zu tun hat. Denn kein Mensch hat irgendeine Kunst erfunden, vielmehr stets nur Gott.


Epigramm
64. Ich bin eine Leiche. Leiche ist Mist, der Mist ist Erde. Wenn aber die Erde eine Gottheit ist, so bin, ich nicht eine Leiche, sondern ein Gott.
Aus: Die Fragmente der Vorsokratiker von Hermann Diels (S.32ff.)
Nach der von Walter Kranz herausgegebenen achten Auflage. Mit Einführungen und Bibliographien von Gert Plamböck
Rowohlts Klassiker der Literatur und Wissenschaft, Band 10