Dorotheus
von Gaza (ca. 505 - 565)
Christlicher Asket und geistlicher
Lehrer in Ägypten,
der zunächst nur in weltlichen Wissenschaften ausgebildet wurde. Geistige
Vorbilder, wie Barsanuphius und
Evagrius, bewegten ihn dazu in das Kloster von Abba Serid nahe Gaza einzutreten.
Ungefähr 540 gründete er bei Gaza ein
eigenes Kloster. Als Abt, schrieb er eine Reihe von Anweisungen und Regeln für
seine Mönche. Dorotheus hebt die demütige
Haltung des Herzens in der Annäherung zu Gott und in der Praxis des Jesusgebets als Inbegriff aller Tugenden hervor.
Siehe auch Wikipedia
Richtet nicht,
damit ihr nicht gerichtet werdet
Wir sollten uns bewusst sein, welch schwere Verfehlung es ist, über
den Mitmenschen zu richten. Aus kleinen Anfängen kommt es dabei zu sehr
schlimmen Dingen. Da lässt einer zunächst einen leisen Verdacht
gegen den andern aufkommen, aber schon achtet er nicht mehr auf seine eigene
Schwäche, um sich mit den Angelegenheiten des Nächsten zu befassen.
Und so kommt es zu lieblosen Urteilen und Reden — geistigen Misshandlungen
des Nächsten.
In Wahrheit kann ja kein Mensch die Wirklichkeit, wie sie vor Gott ist, wissen.
Gott allein kennt einen jeden. Es ist sehr wohl möglich, dass jemand
fehlt und dabei etwas an sich hat, was Gott mehr gefällt als dein ganzes
Leben. Wie kannst du auf deinem Richterstuhl sitzen? Und wenn einer gefehlt
hat, weißt du, wie viel er gekämpft hat, ehe er schwach wurde? Vielleicht
ist deshalb sein Fehltritt vor Gott so leicht wie — deine Gerechtigkeit.
Heilige hassen die Sünde, aber nicht den Sünder und ziehen sich nicht
von ihm zurück. Sie haben Mitleid und suchen zu helfen. Sie machen es wie
eine Mutter, wenn sie ein missgestaltetes Kind hat: sie verlässt
es nicht, sondern hegt es mit desto zarterer Liebe. S.246
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte.
Verlag Ars Sacra Josef Müller München
Das Gewissen
Etwas von göttlicher Art ist uns eingesenkt,
die geistige Fähigkeit der Erkenntnis und des Gemütes,
die uns zum Guten mahnt. Dabei weiß ein jeder, wie gefährdet
das Gute in uns ist. Wir bedürfen der Hand des Helfers, der uns stärkt.
Gnade ist es, dem Antrieb des Guten zu folgen — und doch liegt es an uns,
ob wir es tun wollen oder die innere Mahnung unterdrücken. Wenn die Stimme
spricht: »Tu das!« und wir setzen uns
darüber hinweg, und dies öfter, so wird sich die Stimme nicht mehr
so klar vernehmlich machen können — und schließlich könnte
man meinen, es hätte einer fast kein Gewissen mehr.
Darum liegt alles daran, dass wir uns verantwortlich wissen. Nichts ist bedeutungslos. Tugend
und Laster beginnen mit Kleinem und enden mit Großem. S.
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Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte.
Verlag Ars Sacra Josef Müller München