Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Deutscher
Komponist des Barocks, der aus einer thüringischen Musikerfamilie stammte,
deren Mitglieder im 17. und 18. Jahrhundert an vielen Städten Thüringens als Organisten und Stadtmusiker tätig waren. Ausschlaggebend für
die künstlerische Entwicklung Bachs war die Berufung an den aufgeklärten,
weltlichen Fürstenhof von Köthen, an dem seine wichtigsten Orchester-
und Kammermusikwerke entstanden. Seine Kirchenkantaten, Messen, Passionen (Johannespassion, Matthäuspassion) und Chorfugen sind Höhepunkte
der Kirchenmusik, die er nach eigenen Worten »zur Ehre Gottes« kreierte und inszenierte. In seinen letzten Lebensjahren litt Bach an einem
Augenleiden, das 1749 zur völligen Erblindung führte. Siehe auch Wikipedia, Heiligenlexikon und Kirchenlexikon |
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Inhaltsverzeichnis
Regulierte Kirchenmusik zu Gottes Ehren, Gründlicher Unterricht des Generalbasses,
Aus der Kreuzstabkantate
Regulierte
Kirchenmusik zu Gottes Ehren
Schreiben an den Rat zu Mühlhausen (1708)
Wenn auch ich stets den Endzweck, nämlich eine regulierte
Kirchenmusik zu Gottes Ehren und Ihrem Willen nach gerne aufführen
mögen und sonst nach meinem geringen Vermögen der fast auf allen Dorfschaften
anwachsenden Kirchenmusik und oft besser als allhier ausgebildeten Harmonie
möglichst aufgeholfen hätte und darum weit und breit nicht ohne Kosten
einen guten Apparat der auserlesensten Kirchenstücke mir angeschaffet,
wie nichts weniger das Projekt zu den abzuhelfenden nötigen Fehlern der
Orgel ich pflichtmäßig überreichet habe und sonst aller Ort
meiner Bestallung mit Lust nachgekommen wäre, so hat sich‘s doch
ohne Widrigkeit nicht fügen wollen, zumal auch zur Zeit die wenigste Wahrscheinlichkeit
ist, dass es sich anders künftig fügen möchte.
Als hat es Gott gefüget, daß eine Änderung mir unvermutet zuhanden
gekommen, darin ich mich in einer hinlänglicheren Subsistenz und Erhaltung
meines Endzweckes wegen der wohlzufassenden Kirchenmusik
ohne Verdrießlichkeit anderer ersehe, wenn bei Ihro Hochfürstlicher
Durchlaucht zu Sachsen-Weimar zu deren Hofkapelle und Kammermusik die Zulassung
gnädigst erhalten habe.
Daher solches Vorhaben meinen hochgeneigtesten Patronen ich hiermit in gehorsamem
Respekt habe hinterbringen und zugleich bitten sollen, mit meinen geringen Diensten
für dieses Mal vorwillen zu nehmen und mich mit einer gütigen Entlassung
förderlichst zu versehen. Kann ich ferner etwas zu Dero Kirchendienst beitragen,
so will ichs mehr in der Tat als in Worten darstellen.
Gründlicher
Unterricht des Generalbasses (1738)
Der Generalbass ist das vollkommenste Fundament der Musik, welcher mit
beiden Händen gespielet wird dergestalt, dass die linke Hand die vorgeschriebenen
Noten spielet, die rechte aber Kon- und Dissonantien dazu greift, damit dieses
eine wohlklingende Harmonie gebe zur Ehre Gottes und zulässiger
Ergötzung des Gemüts. Und soll wie aller Musik also auch des
Generalbasses Finis und Endursache anders nicht als nur
zu Gottes Ehre und Rekreation des Gemüts sein. Wo dieses nicht in
Acht genommen wird, da ist‘s keine eigentliche Musik, sondern ein teuflisches
Geplärr und Geleier.
Aus
der Kreuzstabkantate (ca. 1731)
Mein Wandel auf der Welt
ist einer Schiffahrt gleich:
Betrübnis, Kreuz und Not
sind Wellen, welche mich bedecken
und auf den Tod
mich täglich schrecken.
Mein Anker aber, der mich hält,
ist die Barmherzigkeit,
womit mein Gott mich oft erfreut.
Der rufet so zu mir:
Ich bin bei dir,
ich will dich nicht verlassen noch versäumen!
Und wenn das wütenvolle Schäumen
sein Ende hat,
so tret ich aus dem Schiff in meine Stadt,
die ist das Himmelreich,
wohin ich mit den Frommen
aus vieler Trübsal werde kommen.
Enthalten in: Der Protestantismus des 17. Jahrhunderts.
Herausgegeben von Winfried Zeller. (S.351ff.), Carl Schünemann Verlag Bremen