Rudolf Wagner (1805 - 1864)

Deutscher Anatom, Physiologe und Anthropologe, der den Keimfleck in der Eizelle des Menschen und die Tastkörperchen zusammen mit Georg Meißner entdeckte. Mit Entschiedenheit trat er für eine positive christliche Weltanschauung ein und bekämpfte den Materialismus eines Karl Vogt und anderer Materialisten. Folgender kurzer Text ist seiner Schrift »Der Kampf um die Seele« entnommen.

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Die wahre Herrlichkeit des Christentums
Die wahre und ganze Herrlichkeit des Christentums geht nur der unmündigen, d. h. demutsvollen, sich nicht selbst vergötternden und den göttlichen Dingen in aller Stille sich hingebenden Vernunft auf. Gott hat nicht gewollt, dass die Welt zu dem Glauben, von dem sie sich abgewendet hat, durch die Wissenschaft zurückgebracht werde, so wenig als Gott sich die göttlichen Geheimnisse durch enthusiastisch-mystische Forschungen im Sinne alter und neuer Philosophie wollte abringen lassen . . . .

Die dem Verstande unbegreiflichen, aber doch in der Welt vorhandenen Gegensätze von Natur und Gnade, von Notwendigkeit und Freiheit, von unabweisbaren Naturgesetzen und von dem Walten eines schaffenden und erhaltenden Gottes werden zur Zeit nur im Subjekt ausgeglichen. Was im Glauben erfasst und erkannt werden soll, durfte und sollte niemals von der menschlichen Vernunft bewiesen werden können. Nur die göttliche Logik weiß die Gegensätze zu erklären.

Das ist gewiss die wunderbarste Eigentümlichkeit der
(heiligen) Schrift, dass sie gegen den, der sich mit wahrhaftigem Ernste und eindringlicher Hingabe in sie vertieft und seine inneren und äußeren Erlebnisse an ihr prüft, die Überzeugung ihres göttlichen Ursprunges in unerschütterlicher Weise feststellt. S. 85-86
Aus: Die grössten Geister über die höchsten Fragen. Aussprüche und Charakterzüge erster (nicht-theologischer) Autoritäten des 19. Jahrhunderts. Zusammengestellt von Dr. H. Engel.
Verlag von Carl Hirsch. Konstanz