Johan(n) Baptist(a) van Helmont (1579 – 1644)
Flämischer
Arzt, Chemiker und Philosoph, der zusammen mit seinem Sohn, dem
Naturforscher, Kabbalisten und Philosophen Franciscus
Mercurius van Helmont (1614 – 1699), im Anschluss an Paracelsus alchemistische Vorstellungen mit der Ideenwelt der Theosophie synthetisch zu verbinden suchte. Möglicherweise soll durch diese Gedanken die Monadentheorie von Leibniz beeinflusst worden sein. Durch seine eingehenden chemischen Untersuchungen erweiterte Johann Baptist die wissenschaftlichen
Erkenntnisse über die Natur der Gase. Die Bezeichnung »Gas«
[niederländisch: gas] für luftförmige
Stoffe wurde von ihm in Anlehnung an das griechische Wort châos
(= leerer Raum) eingeführt. Siehe auch Wikipedia und Kirchenlexikon |
Die magische
Kraft
Der äußere Mensch ist Tier, allein deswegen
doch das wahre Bild Gottes. Wenn daher Gott
durch das Wort oder durch den Wink handelt, so muss es auch der Mensch
können, wenn er den Geist Gottes und nicht
ein müßiges Wesen
darstellen soll; und nennen wir dies nun magische Kraft, so kann nur der Ungebildete über das Wort erschrecken; nenne es, wenn du
lieber willst, geistige Stärke. Jene magische Kraft liegt im Innern des Menschen verborgen; sie schläft und waltet wie betrunken
in uns; sie ist durch die Sünde
schlafen gegangen, daher soll sie wieder erweckt werden; denn im Innern, im
Reich der Seele,
ist das Reich Gottes und die verborgene, geheime
Kraft, bloß durch den Willen und Wink
außer sich zu wirken und auch anderen diese Kraft einzuprägen, die
auf die entferntesten Gegenstände wirkt, was ich als ein großes
Geheimnis zu offenbaren bisher vermieden habe.
Der Teufel spielt keine Rolle im magischen Spiel der Kräfte
Wenn also diese eigentümliche
Kraft des Menschen als eine natürliche erwiesen ist, so war es abgeschmackt
bisher zu glauben, dass der Teufel hierbei sein Spiel
treibe. Öffnet doch die Augen; der Teufel ist bisher in eurer ungeheuren
Unwissenheit in großem Ruhm gestanden, indem ihr ihm sozusagen den Weihrauch
des Ruhmes dargebracht, euch aber der natürlichen Würde wie der Augen
beraubet, um selbige dem Teufel darzubringen.
Das Mysterium des Handauflegens
Ein außerordentliches Mysterium zu veröffentlichen,
habe ich bisher noch gezögert, nämlich die Wirkung der einem Menschen
aufgelegten Hand zu zeigen, welche allein durch den Willen
und die Phantasie außer sich hinauswirkt und die Kräfte eindrückt und eine gewisse
Influenz, welche noch einen dauernden bleibenden Eindruck auf das Objekt ausübt,
von dem sie weit entfernt ist.
Die verborgene Kraft des menschlichen Willens
Der menschliche Wille ist aber das Erste und Höchste aller Kräfte, er ist die Grundursache
aller Bewegungen,
denn durch die Kraft des Willens des Schöpfers wurde alles gemacht, und
dieser Wille ist Eigentum aller geistigen Wesen, bei denen jene durch Gegenwirkungen mehr oder weniger
beschränkt werden können; wo die Kraft größer, bei dem
Einwirkenden oder bei dem Widerstand, da wird sich die Einwirkung mit oder ohne
Erfolg zeigen. Die im Menschen verborgene Kraft
ist eine gewisse ekstatische
Macht, die
nicht wirkt, wenn sie nicht durch die durch glühendes Verlangen
entzündete Einbildungskraft
geweckt wird; sie ist eine geistige Kraft, die
nicht vom Himmel herabkommt, noch viel weniger von der Hölle, sondern von dem Menschen selbst, wie das Feuer aus dem Kiesel. S. 55-57
Aus: Geist und Geisterwelt, Fragmente aus der Literatur des Übersinnlichen
von Thomas Wandler, Rudolf Kaemmerer Verlag, Berlin-Dresden 1923