Laurence Sterne (1713 – 1768)
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Englischer Schriftsteller,
der nach Abschluss seines Theologiestudiums zunächst Vikar in Sutton
(Yorkshire) war. Wie kein anderer Schriftsteller des 18. Jahrhunderts hat Sterne die deutsche Literatur - insbesondere Goethe, Jean Paul, Nietzsche - inspiriert. Noch
für Nietzsche war er der »freieste Geist, der je gelebt hat«. Sterne stand dichterisch an der Schwelle der Aufklärung und Empfindsamkeit und prägte den Begriff »sentimental«. Der nachfolgende
Text stammt aus dem im Jahre 1760 erstmals veröffentlichten Werk »Yoricks
Predigten«. Siehe auch Wikipedia , Kirchenlexikon und Projekt-Gutenberg |
Das Bild der
Welt
Wenn nun dies alles zergehen wird,
wie sollet ihr dann befunden werden:
angetan mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen
sollet ihr das Kommen des Tages
des Herrn erwarten und ihm entgegeneilen.
2. Pet. 3, 11, 12
Der Gegenstand, von dem der heilige Petrus in diesem Kapitel redet,
ist die Gewissheit der Wiederkunft Christi zum Weltgerichte, und die Worte unseres Textes enthalten die moralische Anwendung, die
er aus der Darstellung gegeben hat, worin er auf das das Lästern der Spötter
in den letzten Tagen über den Verzug seiner Wiederkunft antwortet und ihnen
sagt, dass Gott nicht säume mit der Erfüllung seiner Verheißung:
was einige für Verzug achten, sei nur die Geduld, die er mit uns habe,
dass der Tag des Herrn kommen werde, wie ein Dieb in der Nacht: an welchem
die Himmel zergehen werden mit großem Krachen und die Elemente vor Hitze
zerschmelzen und die Erde und die Werke, die drinnen sind, verbrennen werden.
Wenn ihr nun, sagt er, das alles werdet zergehen sehen, wie sollt ihr dann angetan
sein? Mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen. Die Schlussfolgerung ist zwingend, wenigstens in der Theorie, gesetzt,
wenn sie auch in der Anwendung nicht allezeit Platz greifen sollte. Wie weit
diese beiden Stücke voneinander unterschieden sind, werde ich in dieser
Rede zu zeigen versuchen, und ob es gleich keine erfreuliche Vergleichung ist,
wenn wir betrachten sollen, wie wir wirklich beschaffen sind und wie wir beschaffen
sein sollten, so ist doch die Erkenntnis des einen wenigstens schon ein Schritt
zur Vervollkommnung des andern, und folglich wird man auch die Vergleichung
selbst nicht für ganz unnütz und vergeblich halten.
Erlaubt mir daher, zuerst Euch vor Augen zu führen, in welch einer Welt
wir leben und wie wir wirklich beschaffen sind.
Alsdann werde ich zweitens und im Gegensatz dazu die Beweisführung des
Apostels anwenden und mit einer kurzen Schilderung der christlichen Religion
und der Pflichten, die sie uns auferlegt, zeigen, wie
wir beschaffen sein sollen: mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen
angetan der Ankunft des Herrn entgegenzueilen.
Wer nur irgendwie die Welt betrachtet, der wird, befürchte ich, nur sehr
schwache Kennzeichen dieses Charakters sowohl in den Blicken als auch in den
Handlungen ihrer Bewohner entdecken können. Er wird von allen Endzwecken,
nach denen die Menschen streben, diesen gewiss am wenigsten finden, in
dem er, ohne in die alte Klage über die bösen Zeiten auszubrechen,
mit Wahrheit sagen kann, dass jetzt der Grund, den der Apostel anführt,
ebensowenig Eindruck macht und daß ebensowenig Empfindung für Religion
und Tugend (wenigstens dem Ansehen nach) gespürt wird, als man überhaupt
in einem Lande vermuten sollte, wo sie noch von dem Staate unterhalten wird.
Der Verfall der Zeiten ist bereits die übliche Klage vieler Jahrhunderte
gewesen, und es ist Gott, der die Herzen prüft, allein bekannt, wie weit
wir unsere Vorfahren in diesem Stück übertreffen Doch dieses können
wir mit Recht zu ihrem Vorteil behaupten, daß sie sich wenigstens bemühten,
den Schein der Tugend zu erwecken, und das öffentliche Laster wurde mit
öffentlicher Schande belegt und konnte sein Haupt nicht anders als im Verborgenen
erheben. Der öffentliche Gottesdienst wurde regelmäßiger belegt,
und die Religion überhaupt wurde nicht so den Vorwürfen der Spötter
ausgesetzt.
Es ist betrüblich zu sagen und der Religion selbst vielleicht nachteilig,
wie es jetzt bei uns in diesen besonderen Stücken aussieht. Doch da es
jetzt eine schickliche Gelegenheit ist, unsere Fehler kennen zu lernen, so wollen
wir auch einige Augenblicke bei den wichtigsten Punkten dieser Vorwürfe
stehenbleiben und sie ohne Voreingenommenheit betrachten.
Was nun ernstlich das wichtige Hauptstück der Religion und ihren Einfluß
anbetrifft, den sie auf das Leben und die Führung der Menschen zu unseren
Zeiten hat, so habe ich bereits gesagt, daß man anscheinend wenig genug
davon in einem christlichen Lande bemerkt. Ich werde mich hierbei anstatt unnötiger
Ausrufungen und gewöhnlicher Klagen über die Sache bloß auf
die Tatsache beschränken, die ein jeder, der sich in der Welt umsieht und
Betrachtungen darüber anstellt, leicht bezeugen kann.
Es ist also gewiss, der Grad der wirklichen Religion unter uns mag beschaffen
sein, wie er wolle, daß der Anschein davon gar sehr wider die günstige
Seite dieser Frage zeugt.
Soll die Religion irgendwo gefunden werden, so muß sie aller Voraussetzung
nach unter Leuten von hohem Range in der Welt zu finden sein, deren Erziehung
und die bequeme Gelegenheit, ihre Wichtigkeit kennenzulernen, sie zu Gunsten
der Religion einnehmen und in der Verteidigung derselben ebenso stark als ihrem
Beispiele hervorleuchtend machen sollte. Allein wenn man die Tatsachen selbst
sich ansieht, so wird man finden, daß es fast ein deutliches Kennzeichen
einer guten Erziehung und großen Talents ist, nichts von der Religion
zu wissen und sich um sie wenig oder garnicht zu bekümmern, oder wenn sie
auch zufälligerweise die Aufmerksamkeit einiger witziger Köpfe auf
sich zieht, so dient sie zu keinem andern Endzwecke, als dass man sich über die Religion lustig macht und sie sich
zum Gegenstand des Witzes aufspart, zur Unterhaltung einer Gesellschaft, wenn
die Unterredung zu stocken beginnt.
Dieses Übel ist allzu tief eingewurzelt, als dass man es nicht in
jedem Zeitalter unter Menschen des Standes, den man den hohen in der Welt zu
nennen pflegt, antreffen sollte; und die Nichtachtung dieser wichtigen Sache
lässt sich schon so frühzeitig bemerken, dass es garnicht
mehr ungewöhnlich ist, Personen wider die Religion reden und mit der Bibel
ein Gespött treiben zu hören, die ihrem Alter nach oft kaum imstande
sind, ein Kapitel darinnen zu lesen. Ja man kann noch hinzusetzen, dass
diejenigen, deren Erkenntnis etwas mehr erweitert ist, meistenteils nur von
andern gehörte und durch die zweite Hand erhaltene Einwürfe wider
die Religion vorbringen, die sie doch, wenn sie sich selbst die Mühe zu
lesen gäben, schon tausendmal beantwortet und widerlegt finden würden.
Doch dieses erwähne ich nur beiläufig.
Betrachtet man überdies den Gottesdienst und sieht, wie dieser von hohen
Personen geachtet wird, deren Pflicht es wäre, den Armen und Unwissenden
ein gutes Beispiel zu geben, so findet man mit Betrübnis den Beweis eines
gänzlichen Mangels an äußerlicher Ehrerbietung und Empfindung
unserer Pflicht gegen Gott so deutlich bestätigt, als ob die Religion ein
Geschäft wäre, das sich bloß für den Kaufmann und Handwerker
schicke, und als ob die Erlösung unserer Seelen eine Angelegenheit wäre, die gänzlich unter der Würde eines Menschen
von Stand und Ansehen sei.
Ich will jetzt nichts über die geringen Stände der menschlichen Gesellschaft
sagen. Bei diesen ist es zwar noch nicht zur Sitte geworden, über die Religion
zu lächeln und zu spotten, und ich glaube, sie sind auch zu ernsthaft dazu,
um jemals in diese Torheit zu verfallen; es ist aber zu befürchten, dass
die Verachtung der Religion bei denen, die alles gern nachäffen, ihre Grundsätze
nach und nach schwächen und sie endlich, wo nicht ganz gottlos, doch wenigstens
ebenso verderbt wie diese Höheren machen werde. Sollte sich dieses ereignen
und wir anfangen, die Wirkung davon im Verkehr mit ihnen zu spüren, so
werden diejenigen, die den Schaden angerichtet haben, zuletzt genötigt
sein, zu ihrer Selbsterhaltung wieder fromm zu werden, um in Ermanglung eines
besseren Grundes ein Beispiel der Frömmigkeit und der guten Sitten zu geben
und dadurch ihrem eigenen Interesse zu dienen.
Soviel von dem dürftigen Zustande der Religion in unsern Tagen. Vielleicht
aber ist es mit der Tugend und den guten Sitten
etwas besser bestellt.
Wir wollen auch dieses untersuchen. Hier gebe ich gleich zu Anfang zu, dass
ein unerfahrener Mensch, der täglich hört, wie laut wir insgesamt
zum Besten der Tugend und der guten Sitten sprechen und wie einmütig wir
uns gegen die lasterhaften Charaktere aller Religionssekten erklären, den
flüchtigen Schluss machen könnte, dass jedermann danach
eifrig strebe und daß ein so allgemeiner Hass und Abscheu wider das
Laster unter uns herrsche dass alle Menschen sich zusammengeschlossen hätten,
es ohne Gnade und Barmherzigkeit auszurotten. Dieses würde allerdings ein
sehr natürlicher Schluß sein, bei einem jeden, der nur seinen Ohren
hierüber trauen möchte. Da man aber doch einräumen muß,
daß die Wirklichkeit ein weit besserer Beweis ist als alles Hörensagen,
so wollen wir jetzt sehen, wie das eine dem andern widerspricht.
So heftig wir uns auch in unsern Reden wider die Laster erklären, so glaube
ich doch, jedermann weiß, dass die wirkliche Nutzanwendung davon
sehr verschieden ist und das Verhalten und Betragen der Welt ihrer Sprache sehr
entgegensteht und alles, was man hört, dem, was man sieht, so sehr widerspricht,
daß man wohl wenig Ursache hat, sich zu bedenken, was man für wahr
halten dürfe.
Betrachtet nur, ich bitte Euch darum, alle diejenigen, deren hoher Stand zu
einer Schutzwehr aller Freiheiten dient, die sie sich selbst nehmen, so werdet
ihr sehen, daß auch die schändlichsten und liederlichsten Personen
beiderlei Geschlechts von andern besucht und ungescheut in allen Gesellschaften
aufgenommen und wohl gar öffentlich, wenn sie dafür bezahlen können,
geschmeichelt und geliebkost werden. Ist dies noch nicht hinlänglich, uns
die hohe Vorstellung von unserer heutigen Tugend zu benehmen, so werfe man nur
einen Blick auf die allgemeine Abnahme derselben in den alltäglichen Ausschweifungen
unserer Zeit, zu deren Verteidigung sich allem Ansehen nach eine so starke Partei
zusammengeschlossen hat, daß ein mäßiger und ordentlicher Mensch
kaum weiß, wie er sich in der Gesellschaft, in der er lebt, zurechtfinden,
und oft in Verlegenheit ist, wohin er sich wenden soll, ja, sofern er nicht
eine große Seelenstärke besitzt, wird er zu gleicher Zeit wegen seiner
Gewissenhaftigkeit und Tugend verlacht und verspottet werden. Man sehe nur,
wie viele öffentliche Plätze bloß zum Verkaufe der Tugend eingerichtet
sind, wo die Art des Ganges schon die Gesinnung verrät, sodass die
Haltung, die ein jeder annimmt, nicht allein verleitet, sich getrost in den
Handel einzulassen, sondern auch nur zu oft in Versuchung führt, ihn zum
Abschluss zu bringen.
Dieses Sündigen unter einer Maske scheint allerdings einigen Anschein einer
geheimen Verehrung der Tugend und der Wohlanständigkeit in sich zu schließen,
und vielleicht könnte es noch dafür angesehen werden, wenn es nicht
der einzig öffentliche Beweis wäre, den die Welt davon zu geben scheint.
In allen andern Fällen aber scheint die rechte Empfindung von der Schande
so geringfügig zu sein, dass man anstatt eines ordentlichen Lebenswandels
tausend Leute findet, die sogar des äußerlichen Scheins überdrüssig
sind und sogar die Maske als eine unnütze Beschwerde ganz und gar abgelegt
haben. Dieses bedarf wohl, meiner Meinung nach, keines ferneren Beweises, und
man sieht es nur zu deutlich an den offenbaren Freiheiten, die man sich täglich
der Religion und der Wohlanständigkeit zum Trotz herausnimmt, sodass
es garnichts Ungewöhnliches mehr ist, Laster zu sehen, die vorher nur in
finstern Winkeln ausgeübt wurden, die jetzt öffentlich am hellen Tage
und oft mit einer so triumphierenden Miene sich zeigen, daß es fast das
Ansehen hat, als ob man eine Ehre darin suche oder sich einbilde, die Verführung
eines unglücklichen Geschöpfs und sein Festhalten darin sei ein ebenso
notwendiges Stück ihres Herrentums, als sich einen Tross von Bedienten
zu halten.
Betrachten wir weiter nach den Lastern die Unsitten unserer Zeit (dieses ist
nur eine gelinde Bezeichnung für das Laster), so werden wir bei den höheren
Ständen kaum etwas anderes als eine allgemeine Vernachlässigung aller
Ordnung und Zucht gewahr werden, wobei sowohl die Anschauungen als auch die
Sitten von allem Zwange und auch von allem ernsthaften Nachdenken befreit zu
sein scheinen. Ja, kann man wohl leugnen, dass jetzt Spieler und andere
Verschwender der größten Familienvermögen wie auch solche Menschen,
die von den Lustbarkeiten ganz zerfahren und durch die beständige Aufeinanderfolge
derselben ganz taumelnd geworden sind die gewöhnlichsten Charaktere ausmachen,
die man überall antrifft?
Und ob man gleich vermuten sollte, dass wenigstens die feierlichste Zeit
des Jahres, die zur Betrachtung des Leidens Christi bestimmt ist, dieser Vergnügungen
unterbrechen sollte, so ist doch davon nichts unter uns zu spüren; der
Lauf der Dinge bleibt unveränderlich, die Lehre von der Abtötung des
Fleisches wird durch die Verschwendung bei unsern Gastereien verspottet: es
werden die Lustbarkeiten fortgesetzt, und kaum wird an etwas anderes gedacht:
ja es zeigt sich eben diese Leichtsinnigkeit sowohl in Kleidung als in Reden
bei Personen jeden Alters. Ich sage mit Absicht: jeden Alters, weil es gewiss
keine geringe Vermehrung der Verderbnis unserer Sitten ist, dass das Alter,
das durch sein Ansehen ehemals die Jugend zur Mäßigkeit und zu besseren
Sitten anzutreiben vermochte, um sie in Schranken zu halten, jetzt nur zu oft
den Weg selbst zu zeigen scheint und durch ein unzeitiges Beispiel die Torheiten
und Schwachheiten billigt, in welche die Jugend auch ohne einen solchen Hinweis
zu fallen geneigt ist. Das Alter, das nur einen Schritt
vom Tode entfernt ist, sollte mit nichts sich beschäftigen, als
was einer Vorbereitung dazu ähnlich sieht. In reinem Zeiten war es so,
aber jetzt erscheinen die grauen Haare selbst kaum auf eine andere Art als nach
der neuesten Mode und in dem flatterhaften Gewand der Jugend, sie sind ebenso
voll von Vergnügen und tragen Kleider, die ebenso lächerlich und ebensosehr
nach der Mode sind, als die Personen, die sie tragen, gewöhnlicherweise
schon ganz aus der Mode sind. Und über diesen Punkt werde ich mit eurem
Erlaubnis noch eine kurze Bemerkung hinzusetzen, welche darin besteht, dass
wofern die Alten den Jünglingen in der Eitelkeit der Kleidung gleich sind,
kein anderer Grund davon sein kann, als dass sie diesen letztern auch in
der Eitelkeit ihrer Begierden gleich sind, wo nicht gar sie noch übertreffen.
Doch ich bemerke dieses nur beiläufig, obgleich die Anmerkung, die
ich hier gemacht habe, mit der Hauptabsicht dieser Predigt sehr wohl übereinstimmt,
da sie keineswegs darauf abzielt, unsern Torheiten zu schmeicheln oder sie nur
obenhin zu berühren, sondern sie deutlich zu beschreiben, damit ich euch
durch die Vorstellung dessen, was wir wirklich sind, zu dem, was Ihr nach den
Worten des Apostels sein sollt, nämlich zur Gottseligkeit und zum heiligen
Wandel desto besser führen könne, wenn wir auf sehen und entgegeneilen
dem Tage Gottes.
Der Apostel setzt am Schlusse dieses Verses die Vermahnung hinzu: daß
diejenigen, die auf solche Dinge warten, auch Fleiß anwenden sollen, damit
sie dereinst unbefleckt und unsträflich in Frieden befunden würden;
und man kann mit ihm behaupten, daß Hoffnung oder Furcht, Vernunft oder
Leidenschaften überhaupt nur durch die Stärke und den Nachdruck dieser
lebhaften Betrachtung im Texte bewegt werden: daß alles dieses zergehen
werde, dass diese eitle und vergängliche Welt sich verändern und wir, die wir jetzt den Schauplatz betreten, ihn
in kurzem verlassen werden, dass wir Geschöpfe
sind, die nur einen Tag leben, und einem Ort zueilen,
wo wir ewig werden bleiben müssen, dass unsere Lebensführung
während der Zeit, da wir hier leben, genau vermerkt
wird und dass ein Wesen um uns ist,
wenn wir aufstehen oder uns niederlegen, dessen allwissendes
Auge auf alle unsere Wege achtet und alle Handlungen unseres Lebens genau
aufzeichnet, dass diese Bücher dereinst geöffnet und die Menschen
nach allem, was darinnen geschrieben steht, werden gerichtet werden und daß wir ohne Ansehen der Person von unsern Gedanken, Worten und Werken dem höchsten und besten Wesen Rechenschaft geben werden, wenn wir endlich
vor seinem Richterstuhle erscheinen und daselbst empfangen werden, was wir getan
haben in dieses Leibes Leben, Gutes oder Böses.
Dieser Tag des Herrn wird furchtbar sein, er wird kommen über uns wie
ein Dieb in der Nacht, die Stunde aber weiß niemand; wir können
also nicht versichert sein, ob er noch einen Tag oder eine Stunde wird aufgeschoben
werden, wir stehen an dem Rande eines Abgrundes und
haben nichts als den Lebensfaden in der Hand, um uns daran zu halten, und wir
sind verloren und müssen für ewig verderben, wenn wir sorglos und
unbekümmert dahingehen.
Der Apostel Petrus sagt uns, wie wir nach den Grundsätzen unserer Religion
beschaffen sein sollen: nämlich angetan mit heiligmäßigem Wandel
und gottseligem Wesen; und ich füge hier noch die Erinnerung hinzu, dass
der Zustand eines Gemütes, das wacht und eilt zu dem Kommen des Tages des
Herrn, ganz verschieden ist von dem Zustande derer, die ihre Tage in Eitelkeit
und ihre Jahre in Vergnügungen zubringen.
Erlaubt mir daher, dass ich meine Rede mit der liebevollen Ermahnung, die
unser Heiland, der Richter selbst, am Ende einer gleichen Vermahnung uns gegeben
hat, beschließe:
Hütet euch, dass eure Herzen nicht beschwert
werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen dieses Lebens und dass dieser
Tag nicht unversehens über euch komme: denn wie ein Fangnetz wird er über
alle kommen, die auf Erden wohnen. Seid nun wacker allezeit und betet, damit
ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allen, das geschehen
soll, um zu stehen vor dem Menschensohn. Dieses wolle uns Gott nach seiner Gnade
um Jesu Christi willen gewähren. Amen. S.123ff.
Enthalten in: Englische Geisteswelt . Von Bacon bis Eliot . Herausgegeben von
Walter Schmiele, Holle Verlag , Darmstadt