Jossif Wissarionowitsch Stalin [der Stählerne], eigentl. Dschugaschwili (1879 – 1953)

  Russischer Diktator, der Organisationstalent, Ehrgeiz und Machtinstinkt in sich vereinigte, und nicht davor zurückscheute, seinen Zielen bedenkenlos Millionen von Menschen zu opfern. Sein marxistisch orientiertes absolutes Herrschaftssystem (Allein- und Gewaltherrschaft) wird »Stalinismus« genannt.

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Inhaltsverzeichnis

Marxistische Gleichheit
Begriffe des Marxismus
  Sozialismus als Wissenschaft
Marxismus als Recht des Stärkeren
 

Marxistische Gleichheit
Diese Leute glauben offenbar, dass der Sozialismus die Gleichmacherei, die Gleichstellung, die Nivellierung der Bedürfnisse und der persönlichen Lebensweise der Mitglieder der Gesellschaft fordere. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, dass eine solche Annahme mit dem Marxismus, mit dem Leninismus nichts gemein hat. Unter Gleichheit versteht der Marxismus nicht Gleichmacherei auf dem Gebiete der persönlichen Bedürfnisse und der Lebensweise, sondern die Aufhebung der Klassen, d. h.:

a) die gleiche Befreiung aller Werktätigen von der Ausbeutung, nachdem die Kapitalisten gestürzt und
expropriiert [enteignet] sind;

b) die gleiche Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln für alle, nachdem sie zum Eigentum der gesamten Gesellschaft geworden sind;

c) die gleiche Pflicht aller, nach ihren Fähigkeiten zu arbeiten, und das gleiche Recht aller Werktätigen, hierfür nach ihrer Leistung entlohnt zu werden (sozialistische Gesellschaft);

d) die gleiche Pflicht aller, nach ihren Fähigkeiten zu arbeiten, und das gleiche Recht aller Werktätigen, hierfür nach ihren Bedürfnissen versorgt zu werden (kommunistische Gesellschaft). Dabei geht der Marxismus davon aus, dass der Geschmack und die Bedürfnisse der Menschen der Qualität oder Quantität nach weder in der Periode des Sozialismus noch in der Periode des Kommunismus gleich sind oder gleich sein können.

Das ist die marxistische Auffassung von der Gleichheit.

J. W. Stalin: Rechenschaftsbericht an den XVII. Parteitag (1934); in: Schriften zur Ideologie der Bürokratisierung; rk, Nr. 258-260, 1970, S. 184
Auch enthalten in: Konfessionen des Marxismus, Quellentexte. Herausgegeben von Gerhard Isermann. Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen S.76f

Begriffe des Marxismus
Der dialektische Materialismus ist die Weltanschauung der marxistisch-leninistischen Partei. Diese Weltanschauung heißt darum dialektischer Materialismus, weil ihr Herangehen an die Naturerscheinungen, ihre Methode der Erforschung der Naturerscheinungen, ihre Methode der Erkenntnis dieser Erscheinungen die dialektische ist, und weil ihre Deutung der Naturerscheinungen, ihre Auffassung der Naturerscheinungen, ihre Theorie materialistisch ist.

Der historische Materialismus ist die Ausdehnung der Leitsätze des dialektischen Materialismus auf die Erforschung des gesellschaftlichen Lebens, die Anwendung der Leitsätze des dialektischen Materialismus auf die Erscheinungen des Lebens der Gesellschaft, auf die Erforschung Gesellschaft, auf die Erforschung der Geschichte der Gesellschaft.

Bei der Charakterisierung ihrer dialektischen Methode berufen sich
Marx und Engels gewöhnlich auf Hegel, als den Philosophen, der die Grundzüge der Dialektik formuliert hat. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Dialektik von Marx und Engels identisch ist mit der Dialektik Hegels. In Wirklichkeit haben Marx und Engels der Dialektik Hegels nur deren »rationellen Kern« entnommen, die Hegelsche idealistische Hülle jedoch beiseitegeworfen und die Dialektik weiterentwickelt, um ihr die moderne wissenschaftliche Gestalt zu geben.

Dialektik stammt von dem griechischen Wort »dialego«, was ein Gespräch führen, eine Polemik führen, heißt. Unter Dialektik verstand man im Altertum die Kunst, durch Aufdeckung der Widersprüche in den Urteilen des Gegners und durch Überwindung dieser Widersprüche zur Wahrheit zu gelangen. Im Altertum gab es Philosophen, die der Meinung waren, dass die Aufdeckung der Widersprüche im Denken und der Zusammenstoß entgegengesetzter Meinungen das beste Mittel zur Auffindung der Wahrheit seien. Diese dialektische Denkweise, die in der Folge auf die Naturerscheinungen ausgedehnt wurde, verwandelte sich in die dialektische Methode der Naturerkenntnis, die die Naturerscheinungen als in ewiger Bewegung und Veränderung befindlich und die Entwicklung der Natur als Resultat der Entwicklung der Widersprüche in der Natur, als Resultat der Wechselwirkung entgegengesetzter Kräfte in der Natur betrachtete.

V. Stalin: über dialektischen und historischen Materialismus (1938); in: Zu den Fragen des Leninismus; fi-wi, Nr. 6055, 1970, S. 251 u. 252
Auch enthalten in: Konfessionen des Marxismus, Quellentexte. Herausgegeben von Gerhard Isermann. Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen S.90


Sozialismus als Wissenschaft
Es ist leicht zu begreifen, welche gewaltige Bedeutung die Ausdehnung der Leitsätze des philosophischen Materialismus auf die Erforschung des gesellschaftlichen Lebens, auf die Erforschung der Geschichte der Gesellschaft hat, welche gewaltige Bedeutung der Anwendung dieser Leitsätze auf die Geschichte der Gesellschaft, auf die praktische Tätigkeit der Partei des Proletariats zukommt.

Wenn der Zusammenhang der Naturerscheinungen und ihre wechselseitige Bedingtheit Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Natur darstellen, so folgt daraus, dass der Zusammenhang und die wechselseitige Bedingtheit der Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens ebenfalls nichts Zufälliges, sondern Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Gesellschaft darstellen.

Also hört das gesellschaftliche Leben, die Geschichte der Gesellschaft auf, eine Anhäufung von »Zufälligkeiten« zu sein, denn die Geschichte der Gesellschaft wird zur gesetzmäßigen Entwicklung der Gesellschaft und die Erforschung der Geschichte der Gesellschaft verwandelt sich in eine Wissenschaft.

Also darf sich die praktische Tätigkeit der Partei des Proletariats nicht auf die frommen Wünsche »hervorragender Persönlichkeiten«, nicht auf Forderungen der »Vernunft«, der »allgemeinen Moral« usw. gründen, sondern muss sich auf die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Gesellschaft, auf die Erforschung dieser Gesetzmäßigkeiten gründen.

Ferner: Wenn die Welt erkennbar ist und unser Wissen von den Entwicklungsgesetzen der Natur zuverlässiges Wissen ist, das die Bedeutung objektiver Wahrheit hat, so folgt daraus, dass das gesellschaftliche Leben, die Entwicklung der Gesellschaft ebenfalls erkennbar ist und dass die Ergebnisse der Wissenschaft bezüglich der Entwicklungsgesetze der Gesellschaft zuverlässige Ergebnisse sind, die die Bedeutung objektiver Wahrheiten haben.

Also kann die Wissenschaft von der Geschichte der Gesellschaft trotz aller Kompliziertheit der Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens zu einer genau so exakten Wissenschaft werden wie, sagen wir, die Biologie, zu einer Wissenschaft; die imstande ist, die Entwicklungsgesetze der Gesellschaft in der Praxis auszunutzen.

Also darf sich die Partei des Proletariats in ihrer praktischen Tätigkeit nicht von irgendwelchen zufälligen Beweggründen leiten lassen, sondern muss sich von den Entwicklungsgesetzen der Gesellschaft, von praktischen Schlussfolgerungen aus diesen Gesetzen leiten lassen.
Also verwandelt sich der Sozialismus aus einem Traum von einer besseren Zukunft der Menschheit in eine Wissenschaft.

Also muss die Verbindung von Wissenschaft und praktischer Tätigkeit, die Verbindung von Theorie und Praxis, ihre Einheit zum Leitstern der Partei des Proletariats werden.

J. W. Stalin: Über dialektischen und historischen Materialismus (1938); in: Zu den Fragen des Leninismus; fi-wi, Nr. 6055, 1970, S. 260 f.
Auch enthalten in: Konfessionen des Marxismus, Quellentexte. Herausgegeben von Gerhard Isermann. Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen S.91f

Marxismus als Recht des Stärkeren
Der Marxismus ist nicht nur die Theorie des Sozialismus, sondern eine in sich geschlossene Weltanschauung, ein philosophisches System, aus dem sich der proletarische Sozialismus von Marx logisch ergibt. Dieses philosophische System heißt dialektischer Materialismus.
Den Marxismus darlegen heißt deshalb auch den dialektischen Materialismus darlegen.

Weshalb heißt dieses System dialektischer Materialismus?

Weil seine Methode die dialektische und seine Theorie materialistisch ist.

Was ist die dialektische Methode?

Man sagt, das gesellschaftliche Leben befinde sich in einem Zustand unaufhörlicher Bewegung und Entwicklung. Das ist richtig: man kann das Leben nicht für etwas Unveränderliches und Erstarrtes halten, es bleibt niemals auf derselben Stufe stehen, es befindet sich in ewiger Bewegung, ist in stetem Vergehen und Werden begriffen. Deshalb gibt es im Leben stets Neues und Altes, Wachsendes und Absterbendes, Revolutionäres und Konterrevolutionäres.

Die dialektische Methode besagt, dass man das Leben gerade so betrachten muss, wie es in Wirklichkeit ist. Wir haben gesehen, dass das Leben sich in unaufhörlicher Bewegung befindet, folglich müssen wir das Leben in seiner Bewegung betrachten und die Frage stellen: Wohin geht das Leben? Wir haben gesehen, dass das Leben ein Bild ständigen Vergehens und Werdens bietet, folglich ist es unsere Pflicht, das Leben in seinem Vergehen und Werden zu betrachten und die Frage zu stellen: Was vergeht und was entsteht im Leben?

Das, was im Leben entsteht und von Tag zu Tag wächst, ist unüberwindlich, kann in seiner Vorwärtsbewegung nicht aufgehalten werden. Das heißt, wenn zum Beispiel im Leben das Proletariat als Klasse entsteht und von Tag zu Tag wächst, so wird es, auch wenn es heute noch so schwach und wenig zahlreich sein mag, zu guter Letzt doch siegen. Weshalb? Weil es wächst, erstarkt und vorwärts schreitet. Umgekehrt muss das, was im Leben altert und dem Grabe entgegengeht, unvermeidlich eine Niederlage erleiden, auch wenn es heute noch eine Riesenkraft darstellt. Das heißt, wenn zum Beispiel die Bourgeoisie allmählich den Boden unter den Füßen verliert und von Tag zu Tag zurückgeht, so kann sie heute noch so stark und zahlreich sein, sie wird zu guter Letzt dennoch eine Niederlage erleiden. Weshalb? Weil sie sich als Klasse zersetzt, schwächer wird, altert und zu einem Ballast im Leben wird.

Daher auch der bekannte dialektische Leitsatz: Alles, was wirklich ist, das heißt alles, was von Tag zu Tag wächst, ist vernünftig, und alles das, was sich von Tag zu Tag zersetzt, ist unvernünftig und wird deshalb der Niederlage nicht entgehen.

J. W. Stalin: Anarchismus oder Sozialismus? (1906); in: Zu den Fragen des Leninismus; fi-wi, Nr. 6055, 1970, S. 35 f.
Auch enthalten in: Konfessionen des Marxismus, Quellentexte. Herausgegeben von Gerhard Isermann. Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen S.83f