Jossif Wissarionowitsch Stalin [der Stählerne], eigentl. Dschugaschwili (1879 – 1953)
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Russischer
Diktator, der Organisationstalent, Ehrgeiz und Machtinstinkt in
sich vereinigte, und nicht davor zurückscheute, seinen Zielen bedenkenlos Millionen von Menschen zu opfern. Sein marxistisch orientiertes absolutes
Herrschaftssystem (Allein- und Gewaltherrschaft) wird »Stalinismus« genannt. Siehe auch Wikipedia |
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Inhaltsverzeichnis
Marxistische
Gleichheit Begriffe des Marxismus |
Sozialismus
als Wissenschaft Marxismus als Recht des Stärkeren |
Marxistische
Gleichheit
Diese Leute glauben offenbar, dass der Sozialismus die
Gleichmacherei, die Gleichstellung, die Nivellierung der Bedürfnisse und
der persönlichen Lebensweise der Mitglieder der Gesellschaft fordere. Es
braucht nicht erst gesagt zu werden, dass eine solche Annahme mit dem Marxismus,
mit dem Leninismus nichts gemein hat. Unter Gleichheit versteht der Marxismus
nicht Gleichmacherei auf dem Gebiete der persönlichen Bedürfnisse
und der Lebensweise, sondern die Aufhebung der Klassen, d. h.:
a) die gleiche Befreiung aller Werktätigen von der Ausbeutung, nachdem
die Kapitalisten gestürzt und expropriiert
[enteignet] sind;
b) die gleiche Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln für
alle, nachdem sie zum Eigentum der gesamten Gesellschaft geworden sind;
c) die gleiche Pflicht aller, nach ihren Fähigkeiten zu arbeiten, und das
gleiche Recht aller Werktätigen, hierfür nach ihrer Leistung entlohnt
zu werden (sozialistische Gesellschaft);
d) die gleiche Pflicht aller, nach ihren Fähigkeiten zu arbeiten, und das
gleiche Recht aller Werktätigen, hierfür nach ihren Bedürfnissen
versorgt zu werden (kommunistische Gesellschaft). Dabei geht der Marxismus davon aus, dass der Geschmack und die Bedürfnisse
der Menschen der Qualität oder Quantität nach weder in der Periode
des Sozialismus noch in der Periode des Kommunismus gleich sind oder gleich
sein können.
Das ist die marxistische Auffassung von der Gleichheit.
J. W. Stalin: Rechenschaftsbericht an den XVII. Parteitag
(1934); in: Schriften zur Ideologie der Bürokratisierung; rk, Nr. 258-260,
1970, S. 184
Auch enthalten in: Konfessionen des Marxismus, Quellentexte. Herausgegeben von
Gerhard Isermann. Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen S.76f
Begriffe
des Marxismus
Der dialektische Materialismus ist die Weltanschauung
der marxistisch-leninistischen Partei. Diese Weltanschauung heißt darum
dialektischer Materialismus, weil ihr Herangehen an die Naturerscheinungen,
ihre Methode der Erforschung der Naturerscheinungen, ihre Methode der Erkenntnis
dieser Erscheinungen die dialektische
ist, und weil ihre Deutung der Naturerscheinungen, ihre
Auffassung der Naturerscheinungen, ihre Theorie materialistisch ist.
Der historische Materialismus ist die Ausdehnung der Leitsätze
des dialektischen Materialismus auf die Erforschung des gesellschaftlichen Lebens,
die Anwendung der Leitsätze des dialektischen Materialismus auf die Erscheinungen
des Lebens der Gesellschaft, auf die Erforschung Gesellschaft, auf die Erforschung
der Geschichte der Gesellschaft.
Bei der Charakterisierung ihrer dialektischen Methode berufen sich Marx
und Engels gewöhnlich
auf Hegel, als den Philosophen,
der die Grundzüge der Dialektik formuliert hat. Dies bedeutet jedoch nicht,
dass die Dialektik von Marx und
Engels identisch ist mit der Dialektik Hegels.
In Wirklichkeit haben Marx und Engels
der Dialektik Hegels nur deren »rationellen
Kern« entnommen, die Hegelsche idealistische
Hülle jedoch beiseitegeworfen und die Dialektik weiterentwickelt, um ihr
die moderne wissenschaftliche Gestalt zu geben.
Dialektik stammt von dem griechischen Wort »dialego«, was ein Gespräch
führen, eine Polemik führen, heißt. Unter Dialektik verstand
man im Altertum die Kunst, durch Aufdeckung der Widersprüche in den Urteilen
des Gegners und durch Überwindung dieser Widersprüche zur Wahrheit
zu gelangen. Im Altertum gab es Philosophen, die der Meinung waren, dass die
Aufdeckung der Widersprüche im Denken und der Zusammenstoß entgegengesetzter
Meinungen das beste Mittel zur Auffindung der Wahrheit seien. Diese dialektische
Denkweise, die in der Folge auf die Naturerscheinungen ausgedehnt wurde, verwandelte
sich in die dialektische Methode der Naturerkenntnis, die die Naturerscheinungen
als in ewiger Bewegung und Veränderung befindlich und die Entwicklung der
Natur als Resultat der Entwicklung der Widersprüche in der Natur, als Resultat
der Wechselwirkung entgegengesetzter Kräfte in der Natur betrachtete.
V. Stalin: über dialektischen und historischen
Materialismus (1938); in: Zu den Fragen des Leninismus; fi-wi, Nr. 6055, 1970,
S. 251 u. 252
Auch enthalten in: Konfessionen des Marxismus, Quellentexte. Herausgegeben von
Gerhard Isermann. Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen S.90
Sozialismus
als Wissenschaft
Es ist leicht zu begreifen, welche gewaltige Bedeutung
die Ausdehnung der Leitsätze des philosophischen Materialismus auf die
Erforschung des gesellschaftlichen Lebens, auf die Erforschung der Geschichte
der Gesellschaft hat, welche gewaltige Bedeutung der Anwendung dieser Leitsätze
auf die Geschichte der Gesellschaft, auf die praktische Tätigkeit der Partei
des Proletariats zukommt.
Wenn der Zusammenhang der Naturerscheinungen und ihre wechselseitige Bedingtheit
Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Natur darstellen, so folgt
daraus, dass der Zusammenhang und die wechselseitige Bedingtheit der Erscheinungen
des gesellschaftlichen Lebens ebenfalls nichts Zufälliges, sondern Gesetzmäßigkeiten
der Entwicklung der Gesellschaft darstellen.
Also hört das gesellschaftliche Leben, die Geschichte der Gesellschaft
auf, eine Anhäufung von »Zufälligkeiten« zu sein, denn
die Geschichte der Gesellschaft wird zur gesetzmäßigen Entwicklung
der Gesellschaft und die Erforschung der Geschichte der Gesellschaft verwandelt
sich in eine Wissenschaft.
Also darf sich die praktische Tätigkeit der Partei des Proletariats nicht
auf die frommen Wünsche »hervorragender Persönlichkeiten«,
nicht auf Forderungen der »Vernunft«,
der »allgemeinen Moral« usw. gründen,
sondern muss sich auf die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Gesellschaft,
auf die Erforschung dieser Gesetzmäßigkeiten gründen.
Ferner: Wenn die Welt erkennbar ist und unser Wissen von den Entwicklungsgesetzen
der Natur zuverlässiges Wissen ist, das die Bedeutung objektiver Wahrheit
hat, so folgt daraus, dass das gesellschaftliche Leben, die Entwicklung der
Gesellschaft ebenfalls erkennbar ist und dass die Ergebnisse der Wissenschaft
bezüglich der Entwicklungsgesetze der Gesellschaft zuverlässige Ergebnisse
sind, die die Bedeutung objektiver Wahrheiten haben.
Also kann die Wissenschaft von der Geschichte der Gesellschaft trotz aller Kompliziertheit
der Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens zu einer genau so exakten Wissenschaft
werden wie, sagen wir, die Biologie, zu einer Wissenschaft; die imstande ist,
die Entwicklungsgesetze der Gesellschaft in der Praxis auszunutzen.
Also darf sich die Partei des Proletariats in ihrer praktischen Tätigkeit
nicht von irgendwelchen zufälligen Beweggründen leiten lassen, sondern
muss sich von den Entwicklungsgesetzen der Gesellschaft, von praktischen Schlussfolgerungen
aus diesen Gesetzen leiten lassen.
Also verwandelt sich der Sozialismus aus einem Traum von einer besseren Zukunft
der Menschheit in eine Wissenschaft.
Also muss die Verbindung von Wissenschaft und praktischer Tätigkeit, die
Verbindung von Theorie und Praxis, ihre Einheit zum Leitstern der Partei des
Proletariats werden.
J. W. Stalin: Über dialektischen und historischen
Materialismus (1938); in: Zu den Fragen des Leninismus; fi-wi, Nr. 6055, 1970,
S. 260 f.
Auch enthalten in: Konfessionen des Marxismus, Quellentexte. Herausgegeben von
Gerhard Isermann. Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen S.91f
Marxismus
als Recht des Stärkeren
Der Marxismus ist nicht nur die Theorie des Sozialismus,
sondern eine in sich geschlossene Weltanschauung, ein philosophisches System,
aus dem sich der proletarische Sozialismus von Marx logisch ergibt. Dieses philosophische
System heißt dialektischer Materialismus.
Den Marxismus darlegen heißt deshalb auch den dialektischen Materialismus
darlegen.
Weshalb heißt dieses System dialektischer Materialismus?
Weil seine Methode die dialektische
und seine Theorie materialistisch
ist.
Was ist die dialektische Methode?
Man sagt, das gesellschaftliche Leben befinde sich in einem Zustand unaufhörlicher
Bewegung und Entwicklung. Das ist richtig: man kann das Leben nicht für
etwas Unveränderliches und Erstarrtes halten, es bleibt niemals auf derselben
Stufe stehen, es befindet sich in ewiger Bewegung, ist in stetem Vergehen und
Werden begriffen. Deshalb gibt es im Leben stets Neues
und Altes, Wachsendes
und Absterbendes, Revolutionäres
und Konterrevolutionäres.
Die dialektische Methode besagt, dass man das Leben gerade so betrachten muss,
wie es in Wirklichkeit ist. Wir haben gesehen, dass das Leben sich in unaufhörlicher
Bewegung befindet, folglich müssen wir das Leben in seiner Bewegung betrachten
und die Frage stellen: Wohin geht das Leben? Wir haben gesehen, dass das Leben
ein Bild ständigen Vergehens und Werdens bietet, folglich ist es unsere
Pflicht, das Leben in seinem Vergehen und Werden zu betrachten und die Frage
zu stellen: Was vergeht und was entsteht im Leben?
Das, was im Leben entsteht und von Tag zu Tag wächst, ist unüberwindlich,
kann in seiner Vorwärtsbewegung nicht aufgehalten werden. Das heißt,
wenn zum Beispiel im Leben das Proletariat als Klasse entsteht und von Tag zu
Tag wächst, so wird es, auch wenn es heute
noch so schwach und wenig zahlreich sein mag, zu guter Letzt doch siegen. Weshalb?
Weil es wächst, erstarkt und vorwärts schreitet. Umgekehrt muss das,
was im Leben altert und dem Grabe entgegengeht, unvermeidlich eine Niederlage
erleiden, auch wenn es heute noch
eine Riesenkraft darstellt. Das heißt, wenn zum Beispiel die Bourgeoisie
allmählich den Boden unter den Füßen verliert und von Tag zu
Tag zurückgeht, so kann sie heute noch so stark und zahlreich sein, sie
wird zu guter Letzt dennoch eine Niederlage erleiden. Weshalb? Weil sie sich
als Klasse zersetzt, schwächer wird, altert und zu einem Ballast im Leben
wird.
Daher auch der bekannte dialektische Leitsatz: Alles, was wirklich ist, das
heißt alles, was von Tag zu Tag wächst, ist vernünftig, und
alles das, was sich von Tag zu Tag zersetzt, ist unvernünftig und wird
deshalb der Niederlage nicht entgehen.
J. W. Stalin: Anarchismus oder Sozialismus? (1906);
in: Zu den Fragen des Leninismus; fi-wi, Nr. 6055, 1970, S. 35 f.
Auch enthalten in: Konfessionen des Marxismus, Quellentexte. Herausgegeben von
Gerhard Isermann. Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen S.83f