Protagoras (um 481 – um 411 v. Chr.)

  Griechischer Philosoph, der bedeutendste der Sophisten. Lehrte umherreisend in ganz Griechenland, besonders in Athen, wurde hier wegen Gottlosigkeit verurteilt und ertrank auf der Flucht. Sein Satz »Der Mensch ist das Maß aller Dinge« war gegen die Eleaten gerichtet: alles ist, wie es dem einzelnen erscheint. Aus diesem Relativismus zieht Protagoras entschiedene Konsequenzen auf rechtlich-moralischem Gebiet; mit ihm setzte sich auch Platon auseinander.

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FRAGMENTE

Wahrheit oder niederringende (Reden)
1. Aller Dinge Maß ist der Mensch, der seienden, dass (wie) sie sind, der nicht seienden, dass (wie) sie nicht sind. - Sein ist gleich jemandem Erscheinen.

Große Rede
3. Begabung und Übung braucht die Lehrkunst und von der Jugend anfangend muss man lernen.

Über die Götter
4. Über die Götter allerdings habe ich keine Möglichkeit zu wissen (festzustellen?) weder dass sie sind, noch dass sie nicht sind, noch, wie sie etwa an Gestalt sind; denn vieles gibt es, was das Wissen (Feststellen?) hindert: die Nichtwahrnehmbarkeit und dass das Leben des Menschen kurz ist.

Streitredekunst
6a. Über jede Sache gibt es zwei einander entgegengesetzte Aussagen (Meinungen).

6b. Es gilt die schwächere Meinung zur stärkeren zu machen.

Über die Mathematik
7. Bekämpfung der Auffassung der Geometer, die Tangente berühre den Kreis nur in einem Punkte.

9. Denn als seine Söhne, junge und schöne Menschen, innerhalb von nur acht Tagen starben, ertrug (Perikles) es sonder Trauer. Denn er hielt fest an der inneren Heiterkeit, aus der er viel Nutzen gew ann an jedem Tage für Wohlbefinden, Leidlosigkeit und das Ansehen bei der Menge; denn jeder, der ihn seine Leiden stark ertragen sah, musste ihn für hochgesinnt, männlich und selbstbeherrscht halten; kannte er doch nur zu gut seine eigene Ratlosigkeit in solchen Lagen.

10. Ein Nichts ist Fertigkeit ohne Übung oder Übung ohne Fertigkeit.

Schlechtbezeugtes
12. Protagoras hat gesagt: Mühsal und Arbeit und Unterricht und Erziehung und Weisheit sind der Ruhmeskranz, der geflochten wird von den Blumen einer beredten Zunge und denen aufs Haupt gesetzt wird, die ihn lieben. Schwer zwar ist die Zunge, doch ihre Blüten sind reich und immer neu, und die Zuschauer und die Beifallsspender und die Lehrer freuen sich und die Schüler machen Fortschritte und die Toren ärgern sich - oder vielleicht ärgern sie sich auch nicht, weil sie nicht einsichtig genug sind.
Herman Diels: Die Fragmente der Vorsokratiker, Rowohlts Klassiker der Literatur und Wissenschaft, RK 10, (S. 122 - 123)

Der Mythos des Prometheus (Platon, Protagoras)
Protagoras 320a-323a