Filippo Neri (1515 – 1595)

Italienischer Mystiker, katholischer Reformer und volkstümlicher Heiliger. Filippo war Gründer des Oratoriums, das 1575 als »Weltpriester-Kongregation der Oratorianer« päpstlich bestätigt wurde. Mit seinen Mitbrüdern führte er unter anderem die Laienpredigt, geistliche Lieder in der Volkssprache, Wallfahrten, die Betonung des Beichtsakramentes als Begegnung mit der Liebe Christi und die tägliche Feier der Eucharistie in die praktische Seelsorge ein. Im Gebet suchte und fand er die mystische Erfahrung der Liebe Gottes, die ihn zu einem Leben der Nächstenliebe hindrängte. Seine liebevolle Güte gegenüber den Armen, Verfolgten und Entrechteten machten ihn zum Apostel Roms. In der Kirchenmusik geht der Name Oratorium auf die musikalischen Andachten der Oratorianer zurück , die hymnenartige Gesänge moralisierenden Inhalts vortrugen.
Heiliger - Gedenktag 26.05.

Siehe auch Wikipedia, Heiligenlexikon und Kirchenlexikon

Inhaltsverzeichnis
Aussprüche des Heiligen, Passionslied der römischen Pifferari, Herzensgebete

Aussprüche des Heiligen
Es gibt nichts Gutes auf der Welt:»Eitelkeit der Eitelkeiten und alles ist eitel«.

Gott bedarf der Menschen nicht.


Die Welt verachten; niemand verachten; sich selbst verachten; verachten, verachtet werden.

Habe Gott immer vor Augen!

Wenn Gott mit uns ist, dann haben wir nichts zu fürchten.

Wir müssen die Widerwärtigkeiten, die Gott uns schickt, annehmen, ohne viel darüber nachzugrübeln, und wir dürfen es als gewiss annehmen, dass es das beste ist, was uns begegnen kann.

Wer ein geistliches Leben führen will, soll gleichmäßig bereit sein, Süßigkeit und Tröstung in den göttlichen Dingen zu erfahren oder in der Trockenheit des Geistes und der Andacht zu leiden und auszuhalten, solange es Gott gefällt, ohne sich darüber zu beklagen.

Wenn wir in Trockenheit des Gebetes Akte der Demut verrichten und dabei unsere Untüchtigkeit bekennen, uns selbst zu helfen, und Gott um Beistand bitten, so ist dies alles ein wirkliches und wahres Gebet.

Die glauben, sie hätten etwas Großes erreicht, wenn sie einen gewissen Grad von Andacht besitzen, verdienen verlacht zu werden.
Tränen sind keine Zeichen, dass man in der Gnade Gottes steht; auch darf man nicht schließen, dass, wer weint, wenn er von heiligen und frommen Dingen spricht, notwendig ein frommes Leben führe.

Heiterer Sinn stärkt das Herz und macht uns beharrlich im guten Leben; deshalb sollte der Diener Gottes immer wohlgemut sein.

Wir dürfen nie vergessen, dass Gott alles wohl macht, wenn wir gleich den Grund von dem nicht einsehen, was Er tut.

Der Name Jesus, mit Ehrfurcht und Liebe ausgesprochen, hat eine gewisse Kraft das Herz zu sänftigen.

Wir sollen uns so vollständig der göttlichen Liebe einigen und die heilige Seitenwunde Jesu so weit in die in die lebendige Quelle der Weisheit eingehen, dass wir uns selbst und unsere Eigenliebe verleugnen können und so nicht mehr imstande sind, unseren Weg aus jener heiligen Wunde wieder herauszufinden.

Wir sollen alle zum heiligen Abendmahl gehen mit einem großen Verlangen nach jener heiligen Speise.

Wir müssen Gott inständig bitten, dass Er in uns täglich das Licht und die Wärme seiner Güte vermehre.

Ein Mensch ohne Gebet ist ein Tier ohne den Gebrauch der Vernunft.

Zu Gebet und Kommunion soll man nicht gehen um der Andacht willen, die wir dabei empfinden; denn das heißt sich selbst suchen und nicht Gott; sondern wir müssen beides häufig üben, um demütig, gehorsam, sanftmütig und geduldig zu werden.

Wer nicht lange Zeit zum Gebet aufwenden kann, soll wenigstens oft durch innere Herzenserhebung sich zu Gott erheben.
Nichts ist zweckmäßiger, um den Geist des Gebets zu erwecken, als die Lesung geistlicher Bücher.

Wenn wir uns im Lesen von einer Stelle angeregt fühlen, sollen wir nicht weiter gehen, sondern stille halten und dem Geiste folgen, der sich in uns regt.

Wer Verzückungen und Visionen wünscht, weiß nicht, was er wünscht.

Skrupel müssen sorgfältig vermieden werden, da sie den Geist beunruhigen und den Menschen melancholisch machen.

Wer in der Welt lebt, kann sich in seinem eigenen Hause heiligen. Denn weder das Leben am Hof, noch in der Werkstatt, noch sonst eine Arbeit ist ein Hindernis, Gott zu dienen.

Wir können nie zum beschaulichen Leben gelangen, wenn wir uns nicht zuerst fleißig im tätigen Leben üben.

Müßiggang ist eine Pest für den Christen. Wir sollen immer mit etwas beschäftigt sein.

Wenn man eine einzige Leidenschaft abtötet, so gering sie sein mag, so ist dies ein größeres Hilfsmittel im geistlichen Leben als viele Entsagungen, Fasten und Geißelungen.

Eines der wirksamsten Mittel, uns rein zu erhalten, besteht darin, dass wir mit denjenigen Mitleid haben, die aus Schwäche fallen, und dass wir uns nie etwas darauf zugute tun, von solchem Fehler frei zu sein. Wir müssen im Gegenteil in Demut erkennen, dass alles, was wir haben, eine Gnade Gottes ist.

»Nächstenliebe und Frohsinn« oder »Nächstenliebe und Demut« sollten immer unser Wahlspruch sein.

Jedermann sollte gern der Meinung eines anderen nachgeben, wenn sie auch der seinigen widerstreitet, und die Dinge von der guten Seite nehmen.

Das Gebet verlassen, wenn wir gerufen werden, für unseren Nächsten irgendein Werk der Menschenliebe zu tun, heißt nicht eigentlich das Gebet verlassen, sondern »Christus um Christi willen verlassen«, nämlich uns der geistlichen Süßigkeit berauben, um den Seelen Gutes zu tun.

Fleißige Krankenpflege ist ein abgekürzter Weg zur Erlangung vollkommener Tugend.

Wir sollen uns ganz Gott hingeben. Gott macht die Seele sich ganz zu eigen, die Ihm gänzlich ergeben ist.

Passionslied der römischen Pifferari
In jener der letzten der Nächte,
da ich am Ölberg gebetet,
war ich von Blutschweiß gerötet,
goß in Strömen für dich.
Weh, und wer weiß, ob wohl je
du auch nur denkest an mich!

Laß es die Engel dir sagen,
Wie viele Streiche und Wunden,
an eine Säule gebunden,
schweigend ich litt für dich!
Weh, und wer weiß, ob wohl je
du auch nur denkest an mich!

Da ich, als König verspottet,
schmerzlich mit Dornen gekrönet,
angespien ward und verhöhnet,
dacht` ich nur immer an dich.
Weh, und wer weiß, ob wohl je
du auch nur denkest an mich!

Schmählich zum Tode verdammet,
hart mit der Kreuzlast beschweret,
blutig vom Dornenkranz versehret,
schleppt`ich zum Berg mich für dich.
Weh, und wer weiß, ob wohl je
du auch nur denkest an mich!

Ach, an das Kreuzholz geheftet,
Nägel in Armen und Beinen,
in einem Meer von Peinen
wollte ich sterben für dich.
Weh, und wer weiß, ob wohl je
du auch nur denkest an mich!

Als grimmer Speer in der Seite
Weit mir das Herz gespalten,
quoll draus mit Liebesgewalten
Wasser des Lebens für dich.
Weh, und wer weiß, ob wohl je
du auch nur denkest an mich!

Schau all die Striemen und Wunden:
Sieh nun, ob ich dich liebe,
wenn mir kein Blutströpfchen bliebe,
das ich nicht hingab für dich.
Weh, und wer weiß, ob wohl je
du auch nur denkest an mich!

Sterbend noch fleht`ich zum Vater,
dir deine Schuld zu erlassen;
selbst meine Mutter dir lassen
wollt`ich als Mutter für dich.
Weh, und wer weiß, ob wohl je
du auch nur denkest an mich!
S.138ff.
Aus. Die große Glut. Textgeschichte der deutschen Mystik im Mittelalter. Von Otto Karrer. Verlag „Ars sacra“ Josef Müller, München

Herzensgebete
Herr! Gehe mit mir um, wie du weißt und willst.

Es wird mit mir geschehen, was Gott will; ich vertraue auf Gott und verlasse mich auf ihn.

O Licht der Lichter! Erleuchte mein Gemüt.

O Herr! Ich kann dich nicht lieben, außer du hilfst mir.

O mein Jesus! ich verlange dich recht inbrünstig zu lieben.

O Herr! ich kenne dich nicht, weil ich dich nicht von Herzen suche.

Ich suche dich, o Herr! und weiß dich nicht zu finden, weil ich dich nicht zu suchen weiß.

Kennte ich dich, o Gott meines Herzens! dann würde ich mich auch selbst kennen.

Entzünde, o Herr! in Mitte meines Herzens die lebendige Flamme deiner seligen Liebe.

Verleihe mir, o mein Jesus! die Gnade, dass ich zu dir komme, nicht von der Furcht getrieben, sondern von der Liebe gezogen.

Wann wird doch einmal jener Tag erscheinen, dass ich mit kindlicher Liebe dich allein, o gütigster Jesus, liebe?

O Herr! was könnte ich deinetwegen anders tun, was dir wohlgefällig ist?

Lehre mich, o Herr! deinen Willen vollziehen.

Dein Wille geschehe auf Erden, wie er im Himmel geschieht!

Warum verbirgst du dich, o Herr! vor meinen Augen?

Meine Kräfte haben abgenommen; antworte du für mich, o Herr! denn du kannst es.

Herr! merke auf meine Hilfe, eile mir zu helfen.

Ohne deine göttliche Gnade, o liebreichster Jesus! kann ich nichts Gutes tun.

Herr! ich falle, wenn du mit deiner Hilfe länger verzögerst.

Willst du, dass ich zu dir komme, o Herr! so entferne alle Hindernisse.

O mein Herr! du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Ich misstraue mir selbst, und verlasse mich, o Herr Jesus! auf dich allein.

O mein Seligmacher, Jesus! mache mein Herz selig.

O Herr! vergiss meiner Sünden.

O heiligste Dreieinigkeit, mein einiger und wahrer Gott! Erbarme dich meiner.

Hätte ich gleich auf dieser Erde alles Gute allein getan, ach! Was wäre dann?

O Maria! Bitte bei Jesus, deinem lieben Sohne, für mich.
S.87ff.
Aus: Geistliche Lotterie oder auserlesene Sammlung heilsamer Gedanken und wichtiger Grundsätze der christlichen Frömmigkeit von verschiedenen Geisteslehrern, besonders vom heiligen Franz von Sales, Stadtamhof 1840, Druck und Verlag von Joseph Mayr