Zuerst wurde der Text
des genannten Kapitels der Weissagung des Propheten Daniel nach seinen klaren
(lateinischen) Worten nachgesprochen und dann (ins
Deutsche) übersetzt, wobei die ganze Predigt in folgende gedankliche
Ordnung gebracht wurde.
Es ist zu wissen, dass der armen, elenden, zerfallenden Christenheit weder
zu raten noch zu helfen ist, es sei denn, dass die fleißigen unverdrossenen
Knechte Gottes täglich die biblischen Regeln mit Singen, Lesen und
Predigen befolgen. Aber da wird der Kopf der verzärtelten Pfaffen fortwährend
große Anstöße erleiden oder sein Handwerk aufgeben müssen.
Wie soll man ihm aber anders tun, da die Christenheit so jämmerlich
durch reißende Wölfe verwüstet ist? Wie geschrieben ist
Jes. 5; Psalm 80 vom Weingarten und Sankt Paulus lehrt, wie man sich in göttlichen Lobgesängen üben
soll, Eph. 5,19. Denn gleich wie zur Zeit der
lieben Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und
der andern die ganze Gemeinde der Auserwählten Gottes (gemeint
ist das Volk Israel) so ganz und gar in die abgöttische Weise
geraten war, dass ihr auch Gott nicht helfen mochte, sondern sie gefangen (in die babylonische Gefangenschaft) wegführen
und unter den Heiden so lange peinigen ließ, bis sie seinen Namen
wieder anerkannten, wie in Jes. 29, Jer. 15, Hes.
36, Ps. 89 geschrieben steht. Nicht weniger ist zu unserer Väter
und unserer Zeit die arme Christenheit in hohem Maße verstockt und (sich) doch mit einem unsagbar falschen Scheine göttlichen Namens (verbrämt),
Luk. 21, II. Tim. 3, mit dem sich der Teufel
und seine Diener hübsch schmücken, II. Kor.
11. Ja, so hübsch (ist sie verbrämt),
dass selbst die rechten Freunde Gottes dadurch verführt werden und
mit dem größten Fleiß ihren Irrtum kaum bemerken, wie Matth.
24,24 klar anzeigt.
Dies macht alles die erdichtete Heiligkeit und das heuchlerische Entschuldigen (Lossprechen von der Schuld in
der katholischen Absolutionspraxis) der gottlosen Feinde Gottes,
wenn sie sagen: Die christliche Kirche kann nicht irren; da sie doch den
Irrtum verhüten soll, durch stetige Erbauung durch das Wort Gottes
und durch Erkenntnis ihrer Sünde. 3. Mose 4,
Hos. 4, Mal. 2, Jes. 1.
Aber das ist wohl wahr: Christus, der Sohn
Gottes und seine Apostel, ja auch vor ihm seine heiligen Propheten haben
wohl eine rechte, reine Christenheit (Christentum)
angefangen (gegründet). Sie haben
den reinen Weizen in den Acker geworfen. Das heißt, sie haben das
teure Wort Gottes in die Herzen gepflanzt, wie in Matth.
12, Mark. 4, Luk. 8 und Hes. 36 geschrieben steht. Aber die faulen,
nachlässigen Diener derselben Kirche haben solches mit emsigen Wachen
nicht vollführen und erhalten wollen, sondern sie haben das Ihre gesucht,
nicht was Jesu Christi (Sache)
war, Phil. 2, 21. Deshalb haben sie den Schaden
der Gottlosen, das ist das (im Gleichnis gemeinte) Unkraut, kräftig einreißen lassen.
Der in Psalm 80, 9-14, angezeigte Eckstein*
ist noch klein gewesen. Von ihm spricht
Jes. 28, 16. Ja, er hat die Welt noch nicht ganz erfüllt**. Er wird sie aber gar bald erfüllen und ganz voll machen? Darum ist
der aufgerichtete Eckstein im Anfang der neuen Christenheit von den Bauleuten,
das ist von den Regenten*** gemäß Ps. 118 und Luk. 20 verworfen worden.
*Der Stein im Traum Nebukadnezars,
der die vorhergehenden Königreiche zermalmt, selbst aber das ewiglich
bleibende Reich Gottes darstellt.(Dan. 2, 34 f.)
**Der Stein aber . . . ward ein großer Berg, dass er die ganze Welt
füllte (Dan. 2, 35).
***Die Regenten, deren Reiche von dem Eckstein zermalmt werden, sind die
natürlichen Feinde des Evangeliums.
Also, sag ich, ist die (neu) angefangene Kirche
baufällig geworden an allen Orten bis auf die Zeit der zertrennten
Welt. Luk. 21,10; Dan. 2, 35; Esra 4, sodann
Hegesippus und Eusebius
sagen im 22. Kapitel des 4. Buchs der (Eusebischen
Kirchengeschichte), dass die christliche Gemeinde nicht länger
bis auf die Zeit des Todes der Apostelschüler eine Jungfrau geblieben
ist; bald danach ist sie eine Ehebrecherin geworden, wie es durch die lieben
Apostel zuvor verkündigt worden war (2 Petr.
2). Und in der Apostelgeschichte Kap. 20 hat
Sankt Paulus zu den Hirten der Schafe Gottes
mit klaren hellen Worten gesagt:
» Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, über die
euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Wächtern, dass ihr sollt weiden
die Gemeinde Gottes, welche er durch sein Blut erworben hat. Denn ich (Paulus) weiß, dass nach meinem Abschied werden unter euch reißende Wölfe
kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Es werden auch von euch selber
Männer aufstehen, die verkehrte Lehre reden, um die Jünger an
sich zu ziehen Darum passt auf!«
Desgleichen steht im Sendbrief des hl. Apostels Judas (4-19); Offenbarung 16 zeigt es auch an. Deshalb warnt uns unser
Herr Christus, uns vor falschen Propheten zu
hüten, Matth. 7, 15 .
Nun ist es klar am Tage, dass — Gott sei es geklagt - kein Ding so
schlecht und gering geachtet wird wie der Geist Christi.
Und doch kann niemand selig werden, es sei denn, derselbige heilige Geist
versichere ihn zuvor seiner Seligkeit, wie geschrieben steht Röm. 8, Luk. 12, Joh. 6 und 17. Wie aber wollen die armen Würmlein
hierzu kommen, solange wir die Würde der Gottlosen für achtbar
halten, dass Christus, der Sohn Gottes angesichts
der großen Titel und Namen dieser Welt wie eine Hanfpotze
(Vogelscheuche) und wie ein gemaltes Männlein erscheint. Und
er ist doch der wahre Stein, der vom großen Berge (Dan.
2, 45; Ps. 46, 4) von der großen Üppigkeit der Welt ins
Meer geworfen wird (Ps. 46, 3).
Er ist der Stein, der ohne der Menschen Hände vom großen Berge
gerissen (wird), der da heißt Jesus Christus
(1. Kor. 10, 4). Er wurde geboren, als die
größte Knechtschaft zu Gange war - zu den Zeiten des Oktavian
- da die ganze Welt in Bewegung war und geschätzt wurde (Lukas
1.2), weil ein Ohnmächtiger im Geist (Augustus),
ein elender Drecksack, die ganze Welt haben wollte, die ihm doch zu nichts
anderem nutze war als zu Pracht und Hoffart. Ja, der ließ sich dünken,
er wäre allein groß.
O wie gar klein ist da der Eckstein Jesus Christus in der Menschen Augen gewesen. In den Viehstall wurde er verwiesen
wie ein Auswurf der Menschen (Ps. 22, 7). Hiernach
verwarfen ihn die Schriftgelehrten (Ps. 118, 22; Matth.
21, 15ff.; Mark. 12, 10; Luk. 20, 17), wie sie
(es) noch heutzutage (zu tun) pflegen.
Ja, sie haben endlich auch noch die Passion mit ihm gespielt, seitdem die
lieben Apostelschüler gestorben sind. Sie haben den Geist
Christi wie einen Spottvogel behandelt und tun es noch, wie es Ps.
69, 11ff. geschrieben steht. Sie haben ihn ganz offensichtlich gestohlen
wie die Diebe und Mörder (Joh. 10).
Sie haben die Schafe Christi der rechten Stimme
beraubt und haben den wahren gekreuzigten Christus zum bloß phantastischen Götzen gemacht.
Wie ist das zugegangen? Antwort: Sie haben die reine Kunst Gottes (die
mystische Erfahrung des göttlichen Wortes) verworfen und an
seiner Statt einen hübschen feinen goldenen Herrgott
gesetzt, vor dem die armen Bauern schmatzen, wie Hosea im 4. Kapitel klar gesagt und Jeremia
im vierten Kapitel seiner Klagelieder. »Die
zuvor gute gewürzte Speise aßen, die haben nun Dreck und Kot
übrig behalten«. O weh des erbärmlichen Gräuels,
von dem Christus selber redet (Matth. 24, 15),
dass er mit dem teuflischen Messehalten (Messelesen
in Latein, das niemand versteht) so jämmerlich verspottet wird,
mit abgöttischem Predigen, Zeremonien (unchristlicher)
Lebensart (der Kirchenleute). Doch nach allem
ist da(hinter) nichts
(anderes) als ein nur hölzener Herrgott.
Ja, ein abgöttischer hölzener Pfaffe und ein grobes tölpisches
knotiges Volk, welches nicht das allergeringste Urteilsvermögen (und
Bewusstsein) von Gott hat; ist das nicht ein Jammer,
(eine einzige) Sünde und Schande? — Ich halte dafür,
dass die Tiere des Bauches (Phil. 3, 19) und
die Schweine, von denen in Matth. 7, 6 und 2. Petr.
2 geschrieben steht, haben den edlen Stein Jesus
Christus ganz und gar mit Füßen getreten, soviel sie nur
vermochten. So ist er zum Fußabstreifer der ganzen Welt geworden,
weshalb uns alle ungläubigen Türken, Heiden und Juden aufs billigste
verspottet und für Narren halten, für welche man tolle Menschen
halten soll, die (auf) den wahren Geist ihres
Glaubens nicht hören wollen.
Darum ist das Leiden Christi nichts anders als ein Jahrmarkt bei den vorzweifelten
Buben, wie es nie ein Spießknecht gehabt hat und wie der 69.
Psalm (11) sagt. Darum, ihr teuren Brüder, sollen wir aus diesem
Unflat aufstehn und Gottes gelehrige, von ihm selbst gelehrte Schüler
werden (Joh. 6, 48; Matth. 23, 8—11); (tun wir
das) so will uns die große, mächtige Stärke behilflich
sein, die uns von oben herab verliehen wird, diese unsagbare Bosheit zu
strafen und zunichte zu machen. Das ist die allerklarste Weisheit Gottes, (Sprüche 9, 10), welche allein aus der
reinen, echten Furcht Gottes entspringt. Dieselbe muß uns allein mit
gewaltiger Hand wappnen zur Rache wider die Feinde Gottes mit dem höchsten
Eifer zu Gott, wie es in Sprüche 5, 18; Joh.
2, 17; Ps. 69,10 geschrieben steht. Da gibt es auch gar kein Entschuldigen
mit menschlichen oder Vernunftgründen, denn die Gestalt der Gottlosen
ist über alle Maßen schön und listig, wie die schöne
Kornblume unter den gelben Ähren des Weizens (Pred.
8, 14). Aber solches muss die Weisheit Gottes erkennen.
Zum andern müssen wir den Gräuel weiter und wohl ansehen, der
diesen Stein verachtet. Sollen wir aber erkennen, dass er der richtige ist
so müssen wir der Offenbarung Gottes täglich gewärtig sein.
O, das ist ganz teuer und selten geworden in der schalkhaften Welt! Denn
die listigen Anschläge der Spitzfindigen würden uns alle Augenblick
überfallen und noch viel mehr in der reinen Kunst Gottes behindern (Sprüche 4, 12 und Ps. 3, 14.32). Solchem muss man zuvorkommen
in der Furcht Gottes. Wenn dieselbe allein in uns ganz und rein hergestellt
würde, dann könnte die heilige Christenheit leicht wieder zum
Geist der Weisheit und Offenbarung des göttlichen
Willens gelangen. Dies alles ist in der Schrift (Ps.
145, 18 f.; Ps. 111, 5.10; Sprüche 1, 7) enthalten. Die Furcht
Gottes aber muss rein sein ohne alle Furcht vor Menschen oder Kreaturen
(Ps. 19, 10; Jes. 66, 2; Luk. 12 ,4 f.). O, die Furcht ist uns hoch
vonnöten. Dann gleich so wenig als man seliglich zwei Herren (zugleich) dienen kann (Matth. 6, 24), so wenig kann man
auch Gott und Kreaturen zugleich fürchten. Gott mag sich auch über
uns nicht erbarmen - wie die Mutter Christi unsers Herrn sagt - (Luk.
1, 20), es sei denn, dass wir in aus ganzem Herzen allein fürchten.
Darum sagt Gott in Malach. 1, 6):
»Bin ich euer Vater, wo ist dann mein Ehre? Bin ich euer Herr, wo
ist dann meine Furcht?«
Also, ihr teuren Fürsten, ist es notwendig, dass wir in diesen ganz
gefährlichen Tagen, (1. Timo. 4, 1ff.), den allerhöchsten Fleiß aufzuwenden, solchem hinderlistigen Übel
zu begegnen, wie es alle lieben Väter vom Anfang der Welt in den biblischen
Schriften aufgezeichnet haben.
Denn die Zeit ist jetzt gefährlich und die Tage sind böse, (2.
Timo. 3, 1; Eph. 5, 15). Warum? Allein darum, dass die edle Kraft
Gottes so gar jämmerlich geschändet und verunehrt wird, dass die
armen, groben Menschen also durch die heillosen Schriftgelehrten mit großem
Geplauder so verführt werden, wie der Prophet Micha in Kap. 3, 11 davon sagt. Das
ist jetzt fast aller Schriftgelehrten Art mit nur wenigen Ausnahmen, wenn
sie lehren und sagen, dass Gott seinen lieben Freunden seine göttlichen
Geheimnis nicht mehr offenbare durch rechte Gesichte
oder sein mündliches Wort etc. Sie bleiben also bei ihrer unerfahrenen
Weise (Sirach, 34, 10) und machen von den Menschen,
die mit der Offenbarung Gottes umgehen ein Sprichwort (eine höhnische
Redenart), wie die Gottlosen taten dem Jeremias
(20, 7 f.): Hör,
hat dir Gott auch neulich zugesprochen? Oder hast du den Mund Gottes neulich
gefragt und mit ihm beratschlagt? Hast du den Geist Christi? Das
tun sie mit großem Hohn und Spott. War es nicht etwas Großes,
das zur Zeit Jeremias geschah? Jeremias warnte
das arme, blinde Volk vor der Pein der babylonischen Gefangenschaft, ähnlich
wie der fromme Lot seine Schwiegersöhne (1. Mos.
19, 14).
Aber das schien ihnen lächerlich zu sein. Sie sagten zu den lieben
Propheten: Ja, ja, Gott sollte die Menschen wohl so väterlich warnen.
Was ist aber nun dem spöttischen Haufen in der Babylonischen Gefangenschaft
widerfahren? Nicht anderes, als dass sie durch diesen heidnischen König Nebukadnezar beschämt worden sind. Sieh
hier den Text an (Dan. 2,47)! Er hat die Rede
Gottes angenommen, obwohl er doch ein mächtiger Wüterich und eine Zucht-Rute für das Volk der Auserwählten
war, die sich wider Gott versündigt hatten. Aber wegen Blindheit und
Verstockung des Gottesvolkes musste die allerhöchste Güte der
Welt so erklärt werden, wie Sankt Paulus
in Römer 11, 22 und Hesekiel 23, 22—35 sagt. Hier sage ich zur Unterrichtung, dass Gott der Allmächtige,
dem heidnischen König zur unsagbaren Schmach der Halsstarrigen unter
dem Volk Gottes, welche keinem Propheten glauben wollten, nicht allein die
zukünftigen Ereignisse vieler Jahren vorab gezeigt hat. Gleichermaßen
verhält es auch mit den unversuchten
(geistig nicht erprobten) Menschen zu unseren Zeiten. Sie
sind der Strafe Gottes nicht gewärtig, selbst wenn sie dieselbe gleich
vor Augen sehen. Was soll dann der allmächtige Gott mit uns zu schaffen
haben? Darum muss er uns seine Güte entziehen.
Nun folgt der Text (Dan. 2, 1-13): »Der König
Nebukadnezar hatte einen Traum, welcher ihm entschwand ... «
Was sollen wir hierzu sagen? Es ist ein unaussprechliche, ja ungewöhnliche
und hassenswerte Sache, von den Träumen der Menschen zu reden. Das
liegt daran, dass die ganze Welt von Anfang an bis heute durch die Träumer
betrogen worden ist, wie es geschrieben steht (5.
Mos. 13, 2 ff.; Sirach 34, 7). Deshalb wird in diesem Kapitel angezeigt,
dass der König den klugen Wahrsagern und Träumern nicht glauben
wollte, als er sprach (Dan. 2, 9): »Sagt mir
meinen Traum, dazu noch die Auslegung, sonst würdet ihr mich nur betrügen
und belügen!« Was war das? Sie vermochten und konnten
ihm den Traum nicht sagen und sprachen (Dan. 2, 10f.): »O lieber König, es vermag dir den Traum kein Mensch auf Erden
sagen, als allein die Götter, die mit den Menschen auf Erden keine
Gemeinschaft haben.«
Ja, nach ihrem Vorstande reden sie in recht vernünftiger Weise. Sie
hatten aber keinen Glauben zu Gott, sondern es waren gottlose Heuchler und
Schmeichler, die das reden, was die Herren gern hören, ebenso wie dies
in unserer Zeit die Schriftgelehrten tun, die am Hofe gerne Bissen essen
. Das steht aber dem entgegen, was in Jer. 5, 13.31
und 8, 8 f. geschrieben steht.
Was steht da außerdem? Der Text (Dan. 2, 28) sagt, dass die Menschen
mit dem Himmel Gemeinschaft haben müssen. O, das ist für die Klüglinge
ein bitteres Kraut, und doch will es der heilige Paulus
in Phil. 3, 20 genau so haben. Dennoch wollen
eben diese Gelehrten die Geheimnisse Gottes auslegen. O, der Buben, die
sich dies öffentlich anmaßen, gibt es jetzt in der Welt in überreichlichem
Maße! Und von denselben saget Jesaias (58,
2):
»Sie begehren meine Wege zu wissen als wären sie ein Volk, das
meine Gerechtigkeit schon getan (und das Recht seines Gottes nicht verlassen)
hätte«.
Solche Schriftgelehrten sind die Wahrsager, die öffentlich die Offenbarung
Gottes leugnen und dem Heiligen Geist ins Handwerk fallen und alle Welt
unterrichten wollen. Und was ihrem unerfahrenen Verstande nicht ins Bild
passt, das muss alsbald vom Teufel sein. Sie können doch nicht (einmal)
ihrer eigenen Seligkeit sicher sein, welche doch nötig ist (Röm.
8, 14 ff.). Sie können hübsch vom Glauben schwatzen und
den armen, verwirrten Gewissen einen trunkenen Glauben einbrauen. Dies macht
alles das unbescheidene Urteil und der Gräuel, den sie von der hassenswerten
Betrügerei der ganz verfluchten, vergifteten Mönchsträume*,
in denen der Teufel seinen ganzen Willen ins Werk gebracht, ja selbst viele
fromme Auserwählte unstatthaft betrogen hat, wenn sie ohne alle geistige
Belehrung den Gesichten und Träumen mit ihrem tollen Glauben unbedenklich
stattgegeben haben.
*Gemeint sind die phantastischen
Gesichte, die in der blinden Ekstase mönchischer Askese erzeugt werden.
So haben sie ihre Mönchs-Regeln und lose Bockfinzerei (Abgötterei)
durch Offenbarungen des Teufels beschrieben,
vor denen die Kollosser (2, 8) vom heiligen
Paulus eindringlich gewarnt worden sind. Aber die verfluchten Mönchsträumer
haben nicht gewusst, wie sie der Kraft Gottes gewärtig sein sollten.
Darüber sind sie in einem verkehrten Sinne verstockt und werden jetzt
der ganzen Welt von Tag zu Tage in Sünden und Schanden dargestellt
wie die untätigen Lotterbuben. Dennoch sind sie blind in ihrer Torheit.
Nichts anders hat sie verführt und verführt sie noch bis zum heutigen
Tag als der Afterglaube, weil sie ohne Vermittlung
des Heiligen Geistes, der (in Christus) die Furcht Gottes meistert, unter Verachtung der göttlichen Weisheit
das Gute nicht vom Bösen, das unter dem guten Schein verdeckt, absondern.
Dazu verkündet Gott durch Jes. (5, 20): »Weh
euch, die ihr das Gute böse heißt und das Böse gut!« Darum ist es nicht frommer Menschen Art, das Gute mit dem Bösen verwerfen.
Denn der heilige Paulus sagt zu den Thessalonikern
(5, 20 f.): »Ihr sollt die Weissagung nicht verachten, versucht es
alles. Was unter dem aber gut ist, das behaltet etc.«
Zum dritten sollt ihr die Meinung wissen, dass Gott seinen Auserwählten
also ganz und gar wohlgesonnen ist, und dass, wenn er sie im allergeringsten
warnen könnte (5. Mos. 1, 42 und 32, 6, Matth.
23, 37), er dies auf bestmögliche Weise tun würde, wenn
sie die Warnung trotz ihres Unglaubens empfangen könnten. Denn hier
stimmt dieser Text Daniels mit dem
heiligen Paulus überein (1. Kor. 2, 9
f.) und ist aus dem heiligen Jesaia (5. 64,
3) genommen, wo gesagt wird: »Was kein
Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und in kein Menschenherz gekommen
ist, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben. Aber uns hat es Gott offenbart
durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alle Dinge, ja auch die Tiefe
der Gottheit etc.«
Darum ist das in Kürze die wahrhafte Meinung, wir müssen wissen
und nicht allein in den Wind glauben, was uns von
Gott und was uns vom Teufel oder Natur gegeben ist. Denn wenn unser
natürlicher Verstand selbst der Dienstbarkeit des Glaubens unterworfen
werden soll, (2. Kor. 10, 5), so muss er zum
höchsten Grad seiner Erkenntnis kommen, wie in Röm. 1, 16 ff. und Baruch 3, 2 gezeigt wird. Ohne Gottes Offenbarung
kann er aber mit gutem Gewissen zu keiner (wahren)
Erkenntnis kommen. Da wird der Mensch klar herausfinden, dass er
nicht mit dem Kopf durch den Himmel laufen kann, weil er zuvor ganz und
gar zum innerlichen Narren werden muss (Jes. 29, 13
f., 33, 18; Obadja 1,8; 1. Kor. 1, 18 ff.).
O, das ist dann der klugen, fleischlichen, wollüstigen Welt gar ein
seltsamer Wind. Da folgen alsbald die Schmerzen wie einer Gebärenden (Ps. 48. 7; Joh. 16, 21). Da findet
Daniel (2, 17f.) und jeder frommer Mensch
mit ihm, dass er unter solchen Umständen ebenso unmöglich alle
Dinge von Gott ausforschen kann wie alle anderen gewöhnlichen Menschen.
Das meint der weise Mann, der in Pred. (3, 11)
sagt: »Wer Gottes Herrlichkeit ausforschen will,
der wird von seinem Preis erdrückt.« - Denn je mehr die
Natur nach Gott greift, desto weiter entfernt sich die Wirkung des Heiligen
Geistes von ihr, wie der 139. Psalm (6) klar
zeigt. Ja, wenn sich der Mensch auf den Vorwitz des natürlichen Lichts
verstünde, würde er sich ohne Zweifel nicht viel mit gestohlener
Schrift behelfen, wie es die Gelehrten mit einem oder zwei Bruchstücklein
tun (Jes. 28, 10; Jer. 8, 8), sondern er würde
bald die Wirkung des göttlichen Wortes in seinem Herzen hervorquellen
fühlen. (Joh. 4, 14).
Ja, er brauchte das faule Brunnenwasser nicht länger ertragen (Jer. 2, 13), wie es jetzt unsere Gelehrten
tun. Die vermengen die Natur mit der Gnade ohne jeden Unterschied. Sie verhindern
dem Wort seinen Gang (Ps. 119, 11.110), der
vom Abgrund der Seelen ausgeht, wie in 5. Mos. 30,
14 gesagt wird: »Das Wort ist nicht weit
von dir. Siehe, es ist in deinem Herzen etc.« Nun fragst du
vielleicht, wie es ins Herz kommt? Antwort: Es kommt von Gott oben hernieder
in einem wundersamen Erschrecken. Und diese Verwunderung, ob es Gottes Wort
sei oder nicht, hebt an, wenn einer ein Kind ist von 6 oder 7 Jahren, wie
es im 4. Mos. 19, 20 dargestellt wird. Darum
zitiert Sankt Paulus Röm.
10, 8.20 den Mose und Jesaja und redet da vom innerlichen Worte, das durch die Offenbarung Gottes im
Abgrund der Seele zu hören ist. Und der Mensch, der dies nicht wahrnimmt
und durch das lebendige Zeugnis Gottes empfindet, (Röm.
8, 2), der weiß von Gott nichts Grundlegendes zu sagen, auch
wenn er hunderttausend Bibeln gefressen hätte. Daraus mag ein jeder
wohl ermessen, wie fern die Welt noch vom Christenglauben ist. Noch will
niemand sehen oder hören.
Wenn nun der Mensch des Worts gewahr werden und für es empfänglich
sein will, so muss ihm Gott seine fleischlichen Lüste nehmen. Und wenn
die Bewegung von Gott ins Herz kommt, um alle Wollust des Fleisches abzutöten,
soll der Mensch dieser stattgeben, damit Gott seine Wirkung entfalten kann.
Denn ein tierischer Mensch vernimmt nicht, was Gott in die Seele spricht (1. Kor. 2, 14), sondern er muss durch den
Heiligen Geist auf die ernsthafte Betrachtung des lauteren, reinen Gesetzesverständnisses (Ps. 19, 8 f.) hingewiesen werden, sonst ist
er im Herzen blind und erdichtet sich einen hölzernen Christus und
verführt sich selber. Darum sieht man hier, wie sauer es dem lieben Daniel (Dan. 2, 18) geworden ist, dem König Nebukadnezar das
Traumgesicht auszulegen, und wie fleißig er Gott darum ersucht und
gebeten hat! Also auch zur Offenbarung Gottes muss sich der Mensch
von aller Kurzweil absondern und einen ernsten Mut zur Wahrheit tragen (2.
Kor. 6, 17). Durch die Übung in solcher Wahrheit muss er die
unbetrüglichen Traumgesichte von den falschen unterscheiden erkennen
lernen. Deshalb spricht der liebe Daniel
(Dan. 10, 1 oder 12): »Es soll
ein Mensch für die Gesichte Verständnis haben, auf das sie nicht
alle zu verwerfen sind etc.«
Zum vierten sollt ihr wissen, dass ein auserwählter Mensch, der wissen
will, welches Gesicht
oder welcher Traum von Gott,
Natur oder Teufel ist, der muss mit seinem Gemüt und
Herzen, auch mit seinem natürlichen Verstande abgeschieden sein von
allem zeitlichen Trost seines Fleisches (irdischen
Hoffnungen): Es muss ihm gehen, wie dem lieben Joseph in Ägypten (1. Mos. 39) und wie dem
Daniel in diesem Kapitel. Denn das Wort Gottes wird kein wollüstiger
Mensch annehmen (Luk. 7, 25), denn die »Disteln
und Dornen« — das sind die Wollüste dieser Welt, wie der
Herr Christus sagt (Mark. 4, 7.18) —
unterdrücken alle Wirkung des Worts, das Gott in die Seele spricht.
Darum, wenn Gott schon sein heiliges Wort in die Seele spricht, so kann
es der ungeübte Mensch nicht hören, denn dieser tut keine Einkehr
oder hat keinen Einblick in sich selber und in den Abgrund seiner Seele (Ps. 49, 21). Der Mensch will sein Leben nicht
kreuzigen mit seinen Lastern und Begierden, wie Paulus
der heilige Apostel, lehrt (Gal. 5, 24). Darum bleibt der Acker des Wort Gottes voll Disteln Dornen und voll großer
Stauden, welche dem Werk Gottes zuliebe alle weg müssen, damit der
Mensch nicht nachlässig oder faul befunden werde (Sprüche 24, 30 f.). Danach sieht man die milde Fruchtbarkeit
des Ackers und schließlich das gute Gewächs. Erst dann erkennt
der Mensch, dass er (seine Seele) innerhalb
seiner irdischen Lebenszeit die Wohnung Gottes und des Heiligen Geistes
sein soll.
Ja, dass er in Wahrheit allein für den Zweck geschaffen ist, das von
Gott Bezeugte in seinem Leben zu erforschen (Ps. 93
und Ps.119, 95 u. 125). Dessen wird er jetzt stückweise durch
bildreiche (sinnbildliche) Weise gewahr, jetzt
auch ganz im Abgrund des Herzen (1. Kor. 13, 10 ff.).
Zum anderen muss er beachten, dass das Gleichnishafte dieser Figuren
in den Gesichten oder Träumen mit allen ihren Umständen in den
heiligen biblischen Schriften bezeugt sind, damit der Teufel nicht daneben
einbreche und verderbe die Salbe (Gnade) des Heiligen Geistes mit ihrer Süßigkeit,
wie der weise Salomo von den Fliegen sagt, die
da sterben (Pred. 10, 1).
Desweiteren muss der auserwählte Mensch auf das Zustandkommen der Gesichte
acht haben, dass sie nicht durch (eigene oder fremde) menschliche Beeinflussung hervorquellen, sondern einfältig (eigenwillentlich
unbeeinflusst) aus Gottes unveränderlichem Willen einfließen.
Außerdem muss er sich ganz genau vorsehen, dass nicht das Geringste
von dem fehlt, was er gesehen hat, dann es muss tapfer (überzeugend) zur Wirkung kommen. Aber wenn der Teufel etwas wirken will, so verraten
ihn doch seine faule Fratzen und seine Lügen gucken doch zuletzt hervor,
denn er ist ein Lügner (Joh. 8, 44).
Das ist hier in diesem Kapitel klar gezeigt vom König Nebukadnezar
und danach noch im 3. Kapitel bewiesen. Denn er hat die Mahnungen
Gottes gar geschwind vergessen. Das haben ohne Zweifel seine fleischlichen
Begierden, die er auf die Lüste und Kreaturen gerichtet hatte, verursacht.
Denn so muss es gehen, wenn ein Mensch seine Wollust stets pflegen will,
mit Gottes Werk (nichts) zu schaffen hat (haben
will) und in keiner Betrübnis steht, weil ihn auch die Kraft
des Wort Gottes nicht umschatten kann (Luk. 8, 34
f.). Gott der Allmächtige zeigt seinen
geliebten Freunden die rechten Gesichte und Träume am allermeisten
in ihrer höchsten Betrübnis, wie er es mit dem frommen
Abraham machte. (1. Mos. 15, 1—6 und 17, 1ff.). Gott ist ihm da erschienen, als er sich in großer Furcht entsetzte.
Dasselbe widerfuhr dem lieben Jakob, als er in großer Betrübnis
vor seinem Bruder Esau flüchtete, da träumte er ein Gesicht, in
dem eine Leiter am Himmel aufgerichtet war, auf der er die Engel Gottes
auf- und absteigen sah (1.Mos. 28, 12). Danach
als er wider heimzog und sich über die Maßen vor seinem Bruder
Esau fürchtete, erschien ihm der Herr in einem Gesicht, in dem er ihm
die Hüfte verrenkte, als er mit ihm rang (1.
Mos. 32, 25 f.). Ebenso wurde der fromme Joseph von seinen Brüdern
gehasst, und in dieser Betrübnis hatte er zwei (für
ihn zunächst gefährliche) Gesichte, (1.
Mos. 37, 5). Und als er danach in seiner herzlichen Betrübnis
in Ägypten im Gefängnis lag, wurde er von Gottes hochgnädig
erleuchtet, so dass er alle Gesichte und Träume auslegen konnte (1.
Mos. 39, 20 und 40 und 41). Über alles dies wird den unversuchten,
wollüstigen Schweinen, den Klüglingen, der andere heilige Joseph
in Matth. 1, 20—23 und 2, 13.19 (beispielhaft) vorgehalten. Dieser hatte vier Träume, als er in seiner Betrübnis
verängstigt war. In diesen Träumen wurde ihm – wie auch
die Weisen aus dem Morgenland im Schlafe - vom Engel mitgeteilt, nicht wieder
zu Herodes zu kommen. Desgleichen haben die lieben Apostel mit dem höchsten
Fleiße der Gesichte gewärtig sein müssen, wie es in ihren
Geschichten klar beschrieben ist.
Ja, das ist der rechte apostolische, patriarchische und prophetische Geist,
der (geduldig) die Gesichte erwartet und in
schmerzlicher Betrübnis empfängt.
Darum ist es kein Wunder, dass sie Bruder
Mastschwein und Bruder Sanftleben (Martin Luther) verwirft (Hiob
28, 12 f.). Wenn aber der Mensch das klare Wort Gottes in der Seele
nicht vernommen hat, dann muss er Gesichte haben. Als Sankt Petrus in der
Apostelgeschichte das Gesetz nicht verstand (3. Mos.
11), an der (rituellen Reinheit) der
Speise zweifelte und zögerte die Heiden, in seine Gemeinschaft aufzunehmen (Apg. 10, 10ff.) gab ihm Gott im Überschwang
seines Gemüts ein Gesicht, in dem er ein Leinentuch voll vierfüßiger
(unreiner) Tiere sah, das an vier Zipfeln vom Himmel auf die Erde niedergelassen
wurde und hörte eine Stimme sagen: »Schlachte und iss!« Desgleichen hatte der fromme Cornelius (ein
Gesicht), als er nicht wusste, was er tun sollte (Apg.
10, 3—6). Auch als Paulus gen
Troja kam, hatte er in der Nacht ein Gesicht, in dem ihm ein Mann aus Mazedonien
erschien, der ihn bat: »Komm nach Mazedonien
und hilf uns!« Als er aber dieses Gesicht gesehen hatte, »trachteten
wir«, sagt der Text (Apg. 16, 10), »alsbald
nach Mazedonien zu reisen, denn wir waren gewiss, dass uns der Herr dahin
berufen hatte.« Als sich Paulus davor fürchtete, in Korinth zu predigen (Apg.
18, 9 f.), da sagte der Herr in der Nacht durch ein Gesicht zu ihm: »Du sollst dich nicht fürchten etc. Es
soll sich niemand unterstehen, dir zu schaden, dann ich habe ein großes
Volk in dieser Stadt etc.«
Und ist es nötig noch mehr Zeugnisse aus der Schrift vorzubringen?
Es wäre nimmer möglich in solchen weitläufigen, feierlichen
Sachen, als dort wo Herzöge und Regenten rechte Prediger haben, die
stets dafür sorgen, dass sie sicher und untadelig handeln, wenn sie
in der Offenbarung Gottes nicht lebten, wie Aaron von Mose (2. Mos. 4,
15) und David von Nathan und Gad hörten. Deshalb
waren für die lieben Apostel die Gesichte nichts Außergewöhnliches,
wie der Text in der Apostelgeschichte im 12. Kapitel
(7ff.) bestätigt. Da kam der Engel zu
Petrus und führt in aus dem Gefängnis des Herodes heraus,
wobei Petrus glaubte, dass er ein Gesicht habe und gar er nicht wusste,
dass der Engel das Werk seiner Befreiung an ihm vollbrachte. Wenn aber Petrus die Gesichte nicht gewohnt gewesen wäre, wie sollte er dann geglaubt
haben können, dass es (seine Befreiung) ein
Gesicht sei? Daraus schließe ich nun, dass, wer aus unbelehrtem fleischlichem
(Vor-) Urteil den Gesichten feindlich gegenübersteht und sie
alle verwirft oder sie alle ohne Unterschied bejaht, weil die falschen Träumer
der Welt großen Schaden verursacht haben durch die Ehrgeizigen oder
Genusssüchtigen, der wird nicht wohl ankommen, sondern sich stoßen
am Heiligen Geist stoßen (Hiob 2, 11 f.), da
Gott klar - wie dieser Text Daniels - von der
Veränderung dieser Welt spricht.
Er will sie in den letzten Tagen anrichten, damit sein Name gepriesen wird.
Er will sie von ihrer Schande entledigen und will seinen Geist über
alles Fleisch ausgießen und unsere Söhne und Töchter sollen
weissagen und sollen Träume und Gesichte haben etc.
Denn wenn die Christenheit nicht apostolisch werden sollte (Apg.
2, 16ff.), wo Hiob zitiert wird, warum sollte
man dann predigen? Wozu dienen dann die Gesichte in der Bibel? Es ist wahr und ich weiß fürwahr,
dass der Geist Gottes jetzt vielen auserwählten, frommen Menschen offenbart,
dass eine treffliche, unüberwindliche, zukünftige Reformation
höchst notwendig ist und durchgeführt werden muss. Es wehre
sich gleich ein jeglicher, wie er will, so bleibt die Weissagung Daniels
unangetastet, auch wenn ihr niemand glauben will, wie auch Paulus zu den Römern im 3. Kapitel sagt.
Es ist dieser Text Daniels demnach so klar
wie die helle Sonne, und das Werk wird jetzt im Ende des fünften Weltreichs
vollzogen. Das erste wird durch den goldenen Knauf erklärt, der das
baylonische Reich symbolisiert, das zweite durch silberne Brust und Arm,
die das Reich der Medier und Persier darstellen sollen. Das dritte war das
Reich der Griechen, welches mit seiner Klugheit erschallt, (im Text) durch
das Erz versinnbildlicht, das vierte ist das Römische Reich, welches
mit dem Schwert erobert worden und ein Reich des Zwangs gewesen ist. Aber
das fünfte ist dies, das wir vor Augen haben (also
das Hl. Römische Reich), das auch von Eisen ist und gern bezwingen
wollte, aber es ist mit Kot geflickt, wie wir vor klaren Augen sehen, nichts
als Machenschaften der Heuchelei, die sich auf dem ganzen Erdreich krümmt
und windet. Dann wer nicht betrügen kann, der muss ein verrückter
Kopf sein.
Man sieht jetzt schön, wie sich die Aale und Schlangen zusammen auf
einem Haufen Unzucht treiben. Die Pfaffen und alle böse Geistlichen sind Schlangen, wie sie Johannes, der Täufer Christi, nennt (Matth.
3, 7), und die weltliche Herren und Regenten sind Aale, wie im 4. Mos. 11, 9—12 in Form von Fischen etc versinnbildlicht wird.
Da haben sich die Reiche des Teufels mit Ton beschmiert.
Ach liebe Herren, wie hübsch wird (Gott) der
Herr eine eiserne Stange unter die alten Töpfe schmeißen
(Ps. 2, 9). Darum, ihr allerteuersten, liebsten Regenten, lernt euere
Erkenntnis recht aus dem Munde Gottes, und lasst euch durch eure heuchlerischen
Pfaffen (Luther) nicht verführen und mit
erdichteter Geduld und Güte aufhalten. Denn der Stein, der ohne Hände
vom Berge gerissen wurde, ist groß worden. Die armen Laien und Bauern
sehen ihn viel deutlicher als ihr. Ja, Gott sei gelobt, er ist so mächtig
geworden, dass, wenn euch andere Herren oder Nachbarn schon um des Evangeliums
willen verfolgen wollten, sie von ihrem eigenen Volk vertrieben würden.
Das weiß ich führwahr. Ja, der Stein ist groß, davor hat
sich die blinde Welt lange schon gefürchtet. Er ist bereits sie über
sie gefallen, als er noch kleiner war.
Was sollen wir denn nun tun, nachdem er so groß und mächtig geworden
ist? Und weil er so mächtig unverzüglich auf die große Bildsäule
geschlagen ist und sie bis auf die alten Töpfe zerschmettert hat? Darum,
ihr teuren Regenten von Sachsen, tretet keck auf den Eckstein (Christus), wie der heilige Petrus tat (Matth.
16, 18), und sucht die rechte Beständigkeit göttliches
Willens. Er wird euch wohl erhalten auf dem Stein (Ps.
40, 3). Eure Wege werden richtig sein, suchet nur geradewegs Gottes
Gerechtigkeit und greifet die Sache des Evangeliums tapfer an! Dann Gott
steht so nah bei euch, dass ihr es nicht glaubt. Warum wollt ihr euch dann
vom Schreckbild des Menschen fürchten (Ps. 118,
6)? Seht hier den Text genau an. Der König Nebukadnezar wollte die Klugen töten, weil sie ihm den Traum nicht auslegen konnten.
Es war (ihr) verdienter Lohn. Dann sie wollten
sein ganzes Reich mit ihrer Klugheit regieren und konnten doch nicht das,
wozu sie bestimmt waren. So sind auch jetzt unsere Geistlichen. Und ich
sage euch führwahr, wenn ihr das Schadensausmaß in der Christenheit
richtig einschätzen und bedenken wolltet, so würdet ihr einen
ebensolchen Eifer entwickeln wie Jehu, der
König (2. Kön. 9 und 10), und wie
das ganze Buch Apokalypse (des Johannes) anzeigt.
Und ich weiß führwahr, dass ihr euch nur mit großer Not
zurückhalten würdet, dem Schwert seine Gewalt wegzunehmen. Denn
der erbärmliche Schade in der heiligen Christenheit ist so groß geworden, das ihn zur Zeit noch keine Zunge beschreiben kann.
Darum muss ein neuer Daniel aufstehen
und euch eure Offenbarung auslegen, und dieser muss vorne an der Spitze
gehen, wie Moses lehrt
(5. Mos.. 20, 2). Er muss den Zorn der Fürsten
und des ergrimmten Volks versöhnen. Wenn ihr den Schaden in der Christenheit,
die Betrügerei der falschen Geistlichen und der vorzweifelten Bösewichte
recht erfahrt, dann werdet ihr euch so sehr über sie ergrimmen, wie
es niemand sich vorstellen kann. Es wird euch ohne Zweifel verdrießen
und sehr zu Herzen gehen, dass ihr zuvor so gütig gewesen seid, nachdem
sie euch mit den allersüßesten Worten zu den allerschändlichsten
Ansichten gegen alle aufrichtige Wahrheit verleitet haben (Weisheit
6, 1ff.). Denn sie haben euch genarrt, als ein jeder die Heiligen
beschwor, die Fürsten seien weltliche Leute ihres Amts wegen, sie sollen
nicht anderes als die bürgerliche Einigkeit erhalten.
Ach, Lieber, ja, da fällt und schlägt der große Stein in
Bälde darauf und schmeißt solche vernünftige Pläne
zu Boden, wenn er (Christus) sagt: »Ich
bin nicht gekommen, Friede zu senden, sondern das Schwert« (Matth.
10, 34). Was soll man aber mit demselben machen? Nichts anderes als
die Bösen, die das Evangelium verhindern, wegtun und absondern, wenn
ihr nicht des Teufel, sondern Diener Gottes sein wollt, wie euch Paulus
sagt (Röm. 13, 4). Ihr dürft
nicht zweifeln, Gott wird alle eure Widersacher in Trümmer schlagen,
die euch zu verfolgen wagen. Denn seine Hand ist noch nicht verkürzt. (Jes. 59, 1). Darum kann er euch noch helfen
und will es tun, wie er dem auserwählten Könige Josia
(2. Kön. 22 und 23) und anderen,
die den Namen Gottes verteidigt haben, beigestanden hat. Also seid ihr Engel,
wenn ihr recht tun wollt, wie Petrus sagt (2.
Petr. 1, 4). Christus
hat mit großem Ernst befohlen (Luk. 19,
27): »Nehmet meine Feinde und würget mir sie vor meinen Augen!« Warum? Ei darum, weil sie im Namen Christi sein Regiment verfälscht
haben und wollen dazu noch ihre Niedertracht unter der Gestalt des Christenglaubens
verteidigen und mit ihrem hinterlistigen Schanddeckel die ganze Welt verderben.
Darum sagt Christus, unser Herr (Math. 18, 6): »Wer
da einen von diesen Kleinen ärgert, für den ist es besser, wenn
man ihm einen Mühlstein um den Hals hängt und ihn ins tiefe Meer
wirft.« Man kann es hin und her wenden, wie man nur will: Es
sind die Wort Christi.
Wenn Christus sagen darf, wer da einen von
den Kleinen ärgert . . ., was soll man dann erst sagen, wenn man einen
großen Haufen ärgert am Glauben? Das tun die Erzbösewichte,
die die ganze Welt ärgern und vom rechten Christenglauben abtrünnig
machen, indem sie sagen, dass niemand die Geheimnisse Gottes wissen soll.
Ein jeder soll sich nach ihren Worten und nicht nach ihren Werken richten (Matth. 23. 3). Sie sprechen, es sei nicht
notwendig, dass der Glaube bewährt sei wie das Gold im Feuer (1.
Petr. 1, 7; Ps. 140, 11). Aber auf diese Weise wäre der Christenglaube
schlimmer als ein Hundeglaube, der hofft, ein Stück Brot zu empfangen,
wenn der Tisch gedeckt wird. Einen solchen Glauben spiegeln die falschen
Gelehrten der armen blinden Welt vor. Das ist nicht schwierig für sie,
denn sie predigen allein um des Bauches willen (Phil.
3, 19). Sie können auch gar nicht anderes sagen, weil ihr Glaube
nicht aus dem Herzen kommt (Matth. 12, 34).
Wollt ihr nun rechte Regenten sein, so müsst ihr das Regiment bei der
Wurzel anpacken und wie es Christus befohlen
hat. Treibt seine Feinde von den Auserwählten weg, denn ihr seid zuständig
dafür. Meine Lieben, macht uns keine Possen vor, als würde es
die Kraft Gottes tun ohne das Zutun eures Schwerts: es könnte euch
sonst in der Scheide verrosten. Gott gebe es! Es sage euch irgendein Gelehrter,
was er will; Christus sagt doch deutlich genug (Matth. 7, 19; Joh. 15, 2.6): »Ein jeder Baum,
der nicht gute Frucht bringt, der soll ausgerodet und ins Feuer geworfen
werden.«
So ihr nun der Welt ihre Larve wegnimmt, so werdet ihr sie sofort mit rechtem
Urteil erkennen (Joh. 7, 24). Fällt auf
Gottes Befehl ein gerechtes Urteil. Hilfe habt ihr genug dazu
(Weisheit 6), denn Christus ist euer
Meister, Matth. 23, 8). Darum lasset die Übeltäter nicht länger leben, die uns von
Gott abwenden (5. Mos. 13, 6), denn ein gottloser
Mensch hat kein Recht zu leben, sofern er die Frommen hindert. Im 2.
Mos. 22,2 sagt Gott: »Du sollst die Übeltäter
nicht leben lassen.« Das meint auch Sankt
Paulus, wenn er vom Schwert der Regenten sagt, dass es zur Rache
an den Bösen verliehen sei und zum Schutz der Frommen (Röm.
13, 4).
Gott ist euer Schirm und wird euch lehren, seine Feinde zu bekämpfen (Ps. 16, 35). Er wird eure Hände geschmeidig
machen zum Streite und wird euch auch erhalten. Aber ihr werdet darüber
ein großes Kreuz und Anfechtung erleiden müssen, damit euch die
Furcht Gottes klar wird. Das kann ohne Leiden nicht geschehen, aber es kostet
euch nicht mehr als die Fertigkeit um Gottes willen die Gefahr zu wagen
und auf das unnütze Geplauder der Widersacher (Luther) zu verzichten. Denn wenn auch der fromme David durch Absalom von seinem Schloß vertrieben
wurde, so er kam doch schließlich wieder dahin zurück, als Absalom
erhängt und erstochen worden war. Darum, ihr teuren Väter von
Sachsen, ihr müsst es wagen um des Evangeliums willen, aber Gott wird
euch aus Liebe züchtigen wie seine allerliebsten Söhne (5.
Mos.1, 31), wenn er in seinem alsbaldigen Zorn entbrannt ist. Selig
sind dann alle, die sich auf Gott verlassen. Sagt nur frei mit dem
Geist Christi (Ps. 3, 7): »Ich will mich
vor Hunderttausend nicht fürchten, obgleich sie mich umlagern«.
Vermutlich werden mir hier unsere Gelehrten die Güte Christi vorhalten, welche sie auf ihre Heuchelei beziehen, aber sie sollen dagegen
auch den Eifer Christi beachten (Joh. 2, 15 ff.; Ps.
69, 10), da er die Wurzeln der Abgötterei zerstört, wie Paulus im 3. Kapitel
(5—9) zu den Kollossern sagt, dass um ihretwillen der Zorn
Gottes nicht von der Gemeinde weggetan werden kann. Hat er nun noch unserer
Ansicht das Kleine nieder gerissen, würde er ohne Zweifel auch die
Götzen und Bilder nicht verschont haben, wenn sie da gewesen wären,
so wie er dann selber durch Moses befohlen
hat (5. Mos. 7, 5 f.), da er sagt: »Ihr
seid ein heiliges Volk. Ihr sollt euch über die Abgöttischen nicht
erbarmen. Zerbrecht ihre Altäre! Vernichtet ihre Bilder und
verbrennt sie, damit ich nicht mit euch zürne!«
Diese Worte hat Christus nicht aufgehoben,
sondern er will sie uns erfüllen helfen (Matth.
5, 17). Es sind alle Gleichnisse durch die Propheten ausgelegt, aber
dies sind helle, klare Worte, welche ewig bestehen müssen
(Jes. 40, 8). Gott kann heute nicht ja sagen und morgen nein, sondern
er ist in seinem Worte unwandelbar (Mal. 3, 6; 1.
Kön. 15, 4; 1. Sam. 15, 22; 4. Mos. 22, 6). Wenn aber die Apostel
die Abgötter der Heiden nicht zerstört haben, liegt daran, dass
Sankt Petrus ein furchtsamer Man gewesen ist und der Heiden geheuchelt
hat (Gal. 2, 11ff.).
Er war zugleich das Vorbild aller Apostel, so dass auch Christus von ihm sagte, dass er sich ganz heftig vorm Tode gefürchtet hat (Joh.
21, 15—19). Es ist leicht zu ermessen, dass er aus diesem Grunde
keinen Anlass zu einer solchen Handlungsweise gegeben hat. Aber Sankt
Paulus hat ganz hart gegen die Abgötterei geredet (Apg.
17, 16—31). Hätte er seine Lehre in Athen vollenden können,
hätte er ohne Zweifel die Abgötterei so verworfen, wie Gott durch Moses befohlen hatte und wie es auch später
durch die Märtyrer geschichtlich bewahrheitet wurde.
Darum ist uns mit den Fehlern oder der Nachlässigkeit der Heiligen
keine Ursache gegeben, den Gottlosen gewähren zu lassen. Nachdem sie
Gottes Namen mit uns bekennen, sollen sie unter zweien eins auswählen,
den Christenglauben entweder ganz verleugnen oder die Abgötter beseitigen (Math. 18, 8 f.). Dass aber unsere Gelehrten
herkommen und mit dem Daniel in ihrer gottlosen,
gestohlenen Weise sagen, dass der Widerchrist ohne Gewaltanwendung zerstört
werden soll, ist doch zuviel. Der Widerchrist ist schon so verzagt, wie
das Volk der Kaaniter es war, als die Auserwählten ins gelobte Land
wollten, wie Josua schreibt. Er hat sie gleichwohl mit der Schärfe
des Schwerts nicht verschont. Sieh den 44. Psalm,
4 und 1. Chron. 14, 11 an, so wirst du die Lösung finden.
Sie haben das Land nicht durch das Schwert gewonnen, sondern durch die Kraft
Gottes, aber das Schwert war das Mittel, so wie uns Essen und Trinken Mittel
zum Leben sind. Also ist auch das Schwert notwendig, um die Gottlosen zu
vertilgen (Röm. 13, 4).
Damit dies aber in redlicher Weise und ordnungsgemäß geschehe,
sollen das unsere teuren Väter, die Fürsten, tun, die
Christum mit uns bekennen. Wo sie es aber nicht tun, wird ihnen das
Schwert genommen werden (Dan. 7, 27), weil
sie ihn nur mit den Worten bekennen, aber mit der Tat verleugnen (Tit.
1, 6). Also sollen sie den Feinden zunächst den Frieden anbieten.(5. Mos. 2, 27—30). Wollen sie geistlich
sein und dennoch keine Rechenschaft über die Kunst Gottes ablegen (1.Petr.
3, 12—17), so soll man sie wegtun (1.
Kor. 5, 13). Aber ich bitte sie mit dem frommen Daniel, der Offenbarung Gottes nicht zuwiderhandeln. Wo sie aber das Widerspiel
treiben, soll man sie ohne alle Gnade erwürgen wie Hiskia,
Josia, Cyrus, Daniel, Elias, die Pfaffen Baals zerstört haben.
Anders kann die christliche Kirche nicht wieder zu ihrem Ursprung kommen.
Man muß das Unkraut aus dem Weingarten Gottes zur Erntezeit ausraufen,
dann wird der schöne rote Weizen beständige Wurzeln gewinnen und
recht aufgehen (Matth. 13, 24 ff.). Die Engel
aber, welche ihre Sicheln dazu schärfen, sind die ernsten Knechte Gottes,
die den Eifer göttlicher Weisheit ausführen (Mal. 3, 1—6).
Nebukadnezar vernahm die göttliche Weisheit
von Daniel. Er fiel vor ihm nieder, nachdem ihn die kräftige Wahrheit
überwunden hatte, aber er wurde bewegt wie ein Rohr vom Winde, wie
das 3. Kapitel beweist. Ebenso sind jetzt über die Maßen viele
Menschen, die das Evangelium mit großen Freuden annehmen, solange
es freundlich zugeht (Luk. 8, 48). Aber wenn
Gott solche Leute auf den Brenntiegel oder ins Feuer der Bewährung
setzt (1. Petr. 1, 7), ach, da ärgern
sie sich am allergeringsten Wörtlein, wie Christus in Mark.
4, 17 verkündigt hat. In dem Maße werden sich ohne Zweifel
viele unversuchte Men¬schen an diesem Büchlein ärgern, weshalb
ich mit Christus sage (Luk 19, 27 und Matth. 18, 6), und mit Paulus (1. Kol.
5, 7.13), und unter der Berücksichtigung des ganzen göttlichen
Gesetzes, dass man die gottlosen Regenten, insbesondere
Pfaffen und Mönche töten soll, die das heilige Evangelium
als Ketzerei schelten und gleichwohl die besten Christen sein wollen. Da
wird die heuchlerische, erdichtete Gütigkeit maßlos ergrimmt
und erbittert. Da wollen sie dann die Gottlosen verteidigen und sagt,
Christus habe niemand getötet etc. Und will die Freunde Gottes
ganz jämmerlich nur dem Winde anbefehlen. Damit ist erfüllt sich
die Weissagung des Paulus (2.
Timo. 3, 1ff.). In den letzten Tagen werden die Liebhaber der Lüste
wohl eine Gestalt der Güte haben, aber sie werden ihre Kraft verleugnen.
Es hat darum kein Ding auf Erden eine anziehendere Gestalt und Maske als
die erdichtete Güte. Darum sind alle Winkel voll von Heuchlern, von
denen sich keiner getraut, die rechte Wahrheit zu sagen.
Damit die unverfälschte Wahrheit an den Tag gebracht werden kann, müsst
ihr Regenten euch an den Beschluss dieses Kapitels (Dan.2,
48) halten (Gott gebe, ihr tuts gerne oder nicht), in dem der Nebukadnezar den heiligen Daniel zum Amtmann eingesetzt
hat, dass das gute, gerechte Urteil vollstrecken mag, wie der Heilige
Geist sagt (Ps. 58, 11 f.). Denn die
Gottlosen haben kein Recht zu leben, außer jenem, das ihnen die Auserwählten
zugestehen, wie geschrieben steht im Buch des Auszugs des Volkes Israel (2. Mos 23, 29—33). Freut euch, ihr rechten Freunde Gottes,
dass den Feinden des Kreuzes das Herz in die Hose gefallen ist: sie müssen
das Richtige tun, obwohl sie das wohl sich niemals so hätten träumen
lassen. So wir nun Gott fürchten, warum wollen wir dann vor losen,
untüchtigen Menschen Furcht haben? (4. Mos. 14,
8 f.; Jos. 11, 6). Seid nur keck! Der will das Regiment selber haben,
dem alle Gewalt ist gegeben im Himmel und auf Erden (Math.
28, 18), und der euch, Allerliebste, bewahre ewig. Amen
Vom Herausgeber
von Philos-Website anhand des nebenstehenden Originaltextes erstellte Fassung
(C) 2004 |
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Erstlich wart der Text des obgemelten
Unterschids der Weisagung des Propheten Danielis nach seinen klaren Worten
vorzelet und vordolmetschet und auf solchs die ganze Predig mit Verfassen
des Text gesatzt wie folget:
Es ist zu wissen, das der armen, elenden, zurfallenden Christenheit widder
zu raten noch zu helfen ist, es sei dann, das die fleißigen, unvordroßnen
Gottisknechte teglich die Biblien treiben mit Singen, Lesen und Predigen.
Aber domit wirt der Kopf der zarten Pfaffen stetlich große Stöße
müssen leiden oder seins Hantwerks abgahn. Wie sol man im aber anders
tun, dieweil die Christenheit so jemerlich durch reißende Wolfe
vorwüstet ist? Wie geschrieben ist Esaie 5
(1ff.), Psal. 80 (9—14) vom Weingarten Gottis. Und
Sant Paul leret, wie man sich in götlichen Lobsengen uben
soll, Ephe. 5 (19). Dann gleich wie zur Zeit
der lieben Propheten Jesaia, Hieremias, Ezechelis
und der andern die ganze Gemein der Auserwelten Gottis also ganz
und gar in die abgöttische Weise geraten war, das ir auch Got nit
helfen möcht, sonder müste sie lassen gefangen wegfuren und
sie unter den Heiden so lange peinigen, bis das sie seinen heiligen Namen
widder erkanten, wie geschrieben stet Esaia 29 (17—24),
Hieremias 15 (11—16), Ezechielis 36 (8—12), Paal. 89 (3 1—38). Also auch nichtsdesdoweniger ist bei unser Veter und unser Zeit
die arme Christenheit nach viel höcher vorstocket und doch mit einem
unaussprechlichen Scheine göttlichs Namens, Luce
21(5), 2. Thimo. 3 (5), do sich der Teufel und seine Diner hubsch
mit schmucken, 2. Corin. 11 (13 ff.), ja
also hubsch, das die rechten Gottisfreunde domit verfurt werden und mit
dem höchsten vorgewanten Fleiß kaum merken mögen iren
Irtumb, wie Mat. 24 (24) klerlich angezeigt.
Dis macht alles die getichte Heilickeit und das heuchlische Entschuldigen
der gotlosen Feinde Gottis, do sie sagen, die christliche Kirch kan nit
irren, so sie doch, den Irtumb zu vorhütten, darumb durch das Wort
Gottis stetlich soll erbauet werden und vom Irtumb erhalten, ja auch die
Sunde irer Unwissenheit erkennen soll, Levit. 4
(13 f.), Osee 4 (6), Malach. 2 (1—7), Esaie 1 (10—17).
Aber das ist wol war, Christus, der Sohn
Gotis, und seine Aposteln, ja auch vor im seine heilgen Propheten haben
wol eine rechte, reine Christenheit angefangen, den reinen Weizen in den
Acker geworfen, das ist das teuere Wort Gotis in die Herzen der Auserwelten
gepflanzet, wie Matth. 12 (24, 30), Marci
4 (26—29), Luce 8 (5—15) geschriben und
Ezechi. 36 (29). Aber die faulen, nachlessigen Diner derselbigen
Kirchen haben solchs mit emsigen Wachen nit wollen vorfaren und erhalten,
sonder sie haben das ire gesucht, nit was Jesu Christi
war, Philip. 2 (21). Derhalben haben
sie den Schaden der Gotlosen, das ist das Unkraut, kreftig lassen einreißen,
Psal. 80 (9—14), do der Eckstein, hie
angezeicht, nach kleine gewesen ist, von welchem Esaias
28 (16) saget. Ja, er hat nach die Welt nit gar erfullet, er wirt
sie aber gar bald erfullen und voll, voll machen. Drumb ist der aufgerichte
Eckstein im Anfang der neuen Christenheit bald verworfen von den Bauleuten,
das ist von den Regenten, Psal. 118 (22 f.)
und Luce 20 (18).
Also, sag ich, ist die angefangen Kirche baufellig worden an allen Orten
bis auf die Zeit der zurtrenten Welt, Luce 21(10)
und hie Danielis 2 (35), Esdre 4. Dann Egesippus
und Eusebius sagen am 4. Buch am 22.
Unterschid der christlichen Kirchen, das die christliche Gemein ein Jungfrau
bliben sei nit lenger dann bis auf die Zeit des Todes der Apostelnschuler.
Und balde dornach ist sie ein Ebrecherin worden, wie dann zuvorn vorkündigt
war durch die lieben Aposteln, 2. Petri 2 (14).
Und in Geschichten der Aposteln hat Sant Paul
gesagt zu den Hirten der Schafe Gottis mit klaren, hellen Worten Apg.
20 (28 - 31):
»Habt Achtung drauf auf euch selber und auf
die ganze Herden, uber wilche euch der Heilge Geist gesatzt hat zu Wechtern,
das ir sollst weiden die Gemeine Gottis, wilche er durch sein Blüt
erworben hat. Dann ich weiß, das nach meinem Abschied werden unter
euch reißende Wolfe kummen, die der Herden nit verschonen werden.
Es werden auch von euch selber Menner aufstehn, die do verkarte Lere reden,
die Jünger nach sich selbs zu zihen. Drumb sehr drauf!«
Desgleichen steht im Sendebrief des heilgen Aposteln Jude
(4—19). Apoca. 16 (13) zeicht es auch an. Derhalben warnet
uns unser Herr Christus vor falschen Propheten
zu hüten, Math. 7 (15).
Nu ist klar am Tage, das kein Ding, Gott sei es geklagt, also schlim und
gering geachtet wird als der Geist Christi.
Und mag doch niemant selig werden, derselbige Heilige Geist vorsicher
in dann zuvorn seiner Seligkeit, als geschrieben ist Roma. 8 (9), Luce 12 (8), Joan. 6 (63) und 17 (2—31). Wie
wollen wir armen Wörmlein aber hiezu kummen, weil wir die Wirdickeit
der Gotlosen in solcher Achtbarkeit halten, das leider Christus, der zarte Sohn Gottis, vor den großen Titeln und Namen dieser Welt
scheinet wie ein Hanfpotze oder gemalts Menlin?
Und er ist doch der ware Stein, der vom großen Berge ins Meer wirt
geworfen, Psal. 46 (3), von der prechtigen
Uppickeit diser Welt.
Er ist der Stein, der on Menschenhende vom großen Berge gerissen,
der do heißet Jesus Christus, 1. Corin. 10
(4), der geborn wart gleich do die Haubtschalkeit im Schwang ging,
Luce 1 (52), 2 (1), zu den Zeiten Octaviani,
do die ganze Welt im Schwang ging und geschatzt wart. Do hat ein Amechtiger
im Geist, ein elender Drecksach, wollen die ganze Welt haben, die im doch
nirgent zunutze war dann zu Pracht und Hoffart. Ja, er ließ sich
dünken, er wer allein groß.
O wie gar klein ist da der Eckstein Jesus Christus
gewesen in der Menschen Augen. Er wart vorweiset in den Vihstall
wie ein Hinwerfen der Menschen, Psa. 22 (7).
Hirnach verworfen in die Schrifrgelarten, Psa. 118
(22), Mat. 21 (15 ff.), Marci 12 (10), Luce 20 (17), wie sie noch
heut des Tages pflegen. Ja, sie haben entlich gar wol die Passion mit
im gespilet, seit das der lieben Aposteln Schuler gestorben sint. Sie
haben den Geist Christi vor einen Spotvogel
gehalten und tun es noch, wie geschrieben stet Psal.
69 (11 ff.). Sie haben in ganz visirlich gestolen wie die Diebe
und Mörder, Joannis 10.
Sie haben die Schaf Christi der rechten Stimme
beraubet und haben den waren gekreuzigten Christum
zum lautem fantastischen Götzen gemacht.
Wie hat das zugangen? Antwort: Sie haben die reine Kunst Gottis verworfen
und an sein Stat einen hubschen, feinen, gulden
Hergot gesetzt, do die armen Bauren vor schmatzen, wie
Oseas klerlich gesagt hat am 4. Ca. (8) und
Hieremi im Buch der Betrubnis (Kl. 4,5)
saget: »Die do vorhin gute, gewurzte
Speise aßen, die haben nu Dreck und Koet dovor uberkummen.«
O leider des erbarmlichen Greuels, dovon Christus selbst redet
Matth. 24 (15), das er so jemmerlich vorspottet
wirt mit dem teufelischen Meßhalten, mit abgöttischem Predigen,
Geberden und Leben und doch darnoch nit anders do ist denn ein eitel hölzener
Hergott.
Ja, ein abgötticher, hölzener Pfaff und ein grob, tolpelisch
und knuttelisch Volk, wilchs doch das allergeringste Urteil von Got nit
beschlißen kan. Ist das nit ein Jamer, Sunde und Schande? Ich halt
je, die Tier des Bauchs, Philip. 3 (19), und
die Schwein, dovon Matth. 7 (6), 2. Pe. 2 (22) geschriben
stet, haben den edlen Stein Jesum Christum ganz und mit Füßen zurtreten, als viel sie vermocht haben.
Do is er worden zum Fußhader der ganzen Welt. Drumb haben uns alle
ungleubige Turken, Heiden und Juden aufs billichste vorspottet und vor
Narren gehalten, als man tolle Menschen halten soll, die ires Glaubens
Geist nit wollen hören nennen.
Drumb ist das Leiden Christi nit anders dann ein Jarmerkt bei den vorzweifelten
Buben, wie nie kein Spitzknecht gehabt hat und wie der 69.
Psal. (11) saget. Drumb, ir teuren Brüder, sollen wir aus
diesem Unflat erstehn und Gottis rechte Schuler werden, von Got geleret, Joan. 6 (48), Matth. 23 (8—11), so wil uns vonnöten
sein große, mechtige Sterke, die uns von oben hernider vorlihen
werde, solche unaussprechliche Bosheit zu strafen und zu schwechen. Das
ist die allerklerste Weisheit Gottis, Sapientie
9 (10), wilche allein von der reinen, ungetichten Forcht Gottis
entspreuset. Dieselbige muß uns allein mit gewaltiger Hand wapnen
zur Rache wider die Feinde Gottis mit dem höch¬sten Yfer zu Gott,
als geschrieben stet Sapientie 5 (18), Joan. 2 (17),
Psal. 69 (10). Do ist gar kein Entschuldigen mit menschlichen oder
vornunftigen Anschlegen, dann der Gotlosen Gestalt ist uber alle Maßen
schön und listig, wie die schöne Kornblume unter den gelben
Ehern des Weizens, Ecc. 8 (Koh 8, 14). Aber
solchs muß die Weisheit Gotis erkennen.
Zum andern mussen wir den Greuel weiter und wol ansehn, der diesen Stein
vorachtet. Sollen wir aber das Recht an ihn erkennen, so mussen wir der
Offenbarung Gottis teglich gewertig sein. O, das ist ganz teuer und seltzam
worden in der schalkhaftigen Welt! Dann die listigen Anschlege der Spitzklugen
wurden uns alle Augenblick uberfallen und noch vil höher in der reinen
Kunst Gottis vorhindern, Sapien. 4 (12) und Psal.
37 (14.32). Solchem muß man vorkummen in der Forcht Gotis.
Wan dieselbige allein in uns ganz und reine vorsorget würde, dann
so möchte die heilge Christenheit leichtlich wider zum Geist der
Weisheit und Offenbarung götlichs Willens kummen. Dis alles ist verfasset
in der Schrift, Psal. 145 (18 f.), Psal. 111 (5.10),
Prover. 1 (7). Die Forcht Gottis aber muß reine sein on alle
Menschen- oder Creaturenforcht, Psal. 19 (10), Esaie
66 (2), Luce 12 (4 f.). O, die Forcht ist uns hoch vonnöten.
Dann gleich so wenig als man seliglich zweien Herren dienen mag,
Matth. 6 (24), so wenig mag man auch Gott und Creaturen seliglich
förchten. Gott mag sich auch uber uns nit erbarmen (als
die Mutter Christi unsers Herrn saget), es sei dann, das wir in
aus ganzem Herzen allein forchten. Drumb sagt Gott Malach.
1 (6):
»Bin ich euer Vater, wo ist dann mein Ehre? Bin ich euer Herre,
wo ist dann meine Forcht?«
Also, ir teuren Fursten, ist not, das wir in diesen ganz verlichen Tagen,
1. Timo. 4 (1ff.), den allerhöchsten
Fleiß vorwenden, wie alle liebe Veter, in der Biblien vorzeichnet,
vom Anfang der Welt solchem hinderlistigen Ubel zu begegnen.
Dann die Zeit ist itzt ferlich und die Tage seint böse, 2.
Timo. 3 (1), Ephe. 5 (15). Worumb? Allein dorumb, das die edle
Kraft Gottis so gar jemmerlich geschendet und voruneret wirt, das die
armen, groben Menschen also durch die heillosen Schriftgelerten verfurt
werden mit großem Geplauder, als der Prophet Micheas
3 (11) dovon saget, wilchs itzt fast
aller Schriftgelerten Art ist und gar wenig ausgenommen, das die leren
und sagen, das Gott seinen lieben Freunden seine göttlichen Geheimnis
nit mehr offenbare durch rechte Gesichte oder sein
müntlichs Wort etc. Bleiben also bei irer unerfarnen Weise,
Eccle. 34 (10) und machen von den Menschen,
die mit der Offenbarung Gottis ombgehn ein Sprichwort, wie die Gotlosen
teten dem Hieremie 20.
Capit. (7 f.). Hör, hat dir Got auch
neulich zugesprochen? Oder hastu den Mund Gottis neulich gefraget und
mit im geratschlaget? Hast du den Geist Christi? Solchs tun sie
mit großem Hon und Spot. War es nit ein großes, das zur Zeit
Hieremie geschah? Jeremias warnete das arme,
blinde Volk vor der Pein des Gefenknis zu Babilonien gleichwie der frume
Lot seine Tochtermenner, Gen. 19 (14).
Aber es dunkt sie gar nerrisch sein. Sie sagten zu den lieben Propheten:
Ja, ja, Got solte die Menschen wol so veterlich warnen. Was ist aber nu
dem spöttischen Haufen in der Babilonischen Gefenknis widerfaren?
Nit anders, dann das sie durch diesen heidnischen Künig Nebucadnezar
zuschanden worden. Sih hie den Text on (Dan. 2,
47)! Er hat die Rede Gottis angenommen und war doch ein mechtiger
Wuetrich und ein Rute des Volks der Auserwelten, die sich wider Got versundigt
hatten. Aber von Blintheit und Verstockung des Goteswolkes müste
die allerhöchste Gute also der Welt erkleret werden, wie Sant
Paul Roma. am 11. (22) und Ezechiel am 23.
(22—35) sagen. Also hie zum Unterricht sag ich also, das
Gott der Almechtige nit allein die Ding, die in vielen Jaren zukünftig
waren, weisete dem heidenischen Könige zur unaussprechlichen Schmach
der Halsstorrigen unter dem Volk Gottis, welche keinem Propheten wolten
gleuben. Gleichermaßen seint auch die unversuchten Menschen zu unsern
Zeiten. Sie seint der Strafe Gotis nit gewertig, wenn sie dieselbigen
gleich vor Augen sehn. Was sol dann Gott der Almechtige mit uns zu schaffen
haben? Drumb muß er uns sein Gute entzihen.
Nu folgt der Text: »Der König Nebucadnezar
hatte einen Traum, wilcher ihm vorschwant etc.«
Was sollen wir hiezu sagen? Es ist ein unaussprechliche, ja ungewönliche
und hessige Sache, von Treumen der Menschen zu reden, der Ursach, das
die ganze Welt vom Anfang bis anher durch die Treumer betrogen ist, wie
geschriben stet Deut. 13 (2 ff.), Ecclesi. 34 (7). Derhalben in diesem Gapitel angezeigt, das der König den klugen Warsagern
und Treumern nit gleuben wolte, do er sprach: »Saget
mir meinen Traum, darnoch die Auslegung, sonst wurdet ir mir eitel Betriglichkeit
und Lügen sagen!« Was war das? Sie vormochten und konten
im den Traum nicht sagen und sprachen: »O
lieber König, es mag dir den Traum kein Mensch auf Erden sagen, dann
allein die Götter, die kein Gemeinschaft mit den Menschen auf Erden
haben.«
Ja, noch irem Vorstande redten sie recht in vernunftiger Weise. Sie hatten
aber keinen Glauben zu Got, sonder es waren gottlose Heuchler und Schmeichler,
die do redten, was die Herren gern hören, gleich wie itzt unser Zeit
die Schriftgelerten tun, die do gern gele Bißlen essen zu Hofe.
Aber das ist wider sie, das do geschriben stet Hieremie
am 5. Cap. (13.31) und am 8. (8 f.). Was ist mehr do! Es saget
der Text hie, es müsten Menschen sein, die do Gemeinschaft im Himmel
hetten. O, das ist den Klüglingen ein bitter Kraut, und es wil doch
der heilge Paulus also haben zun Philippern
am 3. Cap. (20). Nach wolten solche Gelerten gleichwol die Geheimnis
Gotis auslegen. O, der Buben hat itzt die Welt aus der Maßen viel,
die sich solches offentlich vermessen! Und von denselbigen saget
Esaias am 58. Cap. (2):
»Sie wollen meine Wege wissen gleich wie das
Volk, das do meine Gerechtickeit volfüret hette.«
Solche Schriftgelerten seind die Warsager, die do offentlich die Offenbarung
Gottis leugnen und fallen doch dem Heiligen Geist in sein Handwerk, wollen
alle Welt unterrichten. Und was irem unerfarnen Verstande nit gemeß
ist, das muß in alsbald vom Teufel sein. Und seint doch irer eigen
Seligkeit nit vorsichert, wilchs doch nothalben sein solt, Roma.
8 (14 ff.). Sie können hübsch vom Glauben schwatzen und
einen trunken Glauben einbrauen den armen, vorwirreten Gewissen. Dis macht
alles das unbeschidne Urteil und Greuel, wilchen sie haben von der hessigen
Betrigerei der ganz vorfluchten, vorgiftigen Mönchtreume, durch wilche
der Teufel alle seinen Willen ins Werk bracht, ja auch viel frumer Auserwelten
unerstatlich betrogen hat, wenn sie on allen Bescheit den Gesichten und
Treumen mit ihrem tollen Glauben stracks statgegeben haben.
Und also ire Regel und lose Pockfintzerei durch
Offenbarung des Teufels beschriben, wider wilchs die Colloser
am 2. Capitel (8) heftig gewarnet seint vom heiligen
Paulo. Aber die verfluchten Mönchetreumer haben nit gewust,
wie sie solten der Kraft Gottis gewertig sein. Daruber seint sie in einem
verkarten Sinne vorstockt und sein itzt der ganzen Welt von Tag zu Tage
dargestalt zu Sunden und Schanden wie die untetigen Lotterbuben. Noch
seint sie blint in irer Torheit. Nichts anders hat sie verfurt und nach
auf diesen heutigen Tag je weiter verfüret dann der Afterglaube,
do sie on alle erfarne Ankunft des Heiligen Geistes, des Meisters der Forcht Gottis, mit Vorachtung göttlicher Weisheit
das Gute nicht vom Bösen (unter dem guten Schein
vordecket) absundern. Uber wilche schreiet Gott durch Esaiam
am 5. Capitel (20): »Weh euch, die ir das Gute böse heißet
und das Böse gut!« Drumb ists nit frumer Menschen Art,
das Gute mit dem Bösen verwerfen. Dann der heilge
Paulus saget zun Thessaloniern 5. Cap. (20
f.): »Ir sollet die Weissagung nit vorachten, versucht es alles.
Was unter dem aber gut ist, das behaltet etc.«
Zum dritten solt ir die Meinung wissen, das Gott seinen Auserwelten also
ganz und gar holtselig ist, das, wen er sie im allergeringsten künt
warnen, Deut. 1. (42) und 32. Cap. (6), Matth. 23
(37), er tet es aufs höchst, wann sie dasselbige vor großem
Unglauben empfahen kunten. Dann hie stimmet dieser Text Danielis
mit dem heilgen Paula gleich zu den Corint.
am 2. Capitel (9 f.) und ist genommen aus dem heilgen
Esaia am 64. Capitel (3), sagende: »Das
kein Auge gesehn, kein Ore gehört hat und in keins Menschen Herz
kummen ist, dasselbige hat Got den bereitet, die in lieben. Aber uns hat
es Got offenbart durch seinen Geist, dann der Geist erforschet alle Ding,
ja auch die Tiefe der Gotheit etc.«
Drumb ist das kürzlich die ernstliche Meinung, wir müssen wissen
und nit allein in Wind gleuben, was uns von Got
gegeben sei oder vom Teufel oder Natur. Dann so unser natürlicher
Vorstand doselbst soll zur Dinstparkeit des Glaubens gefangen werden, 2. Corin. 10 (5), so muß er kummen
auf den letzten Grad aller seiner Urteil, wie zun Römern
am ersten Capitel (16 ff.) und Baruch 3 (2) angezeicht. Der Urteil
mag er aber keins beschlißen mit gutem Grund seins Gewissens on
Gottis Offenbarung. Da wird der Mensch klerlich finden, das er mit dem
Kopf durch den Himmel nit laufen kan, sonder er muß erstlich ganz
und gar zum innerlichen Narren werden, Esaie 29
(13 f.), 33 (18); Abdie 1 (8); 1. Corin. 1 (18 ff.).
O, das ist dann der klugen, fleischlichen, wollustigen Welt gar ein seltzamer
Wint. Da volgen alsbald die Schmerzen wie einer Gebererin,
Psal. 48 (7), Joan. 16 (21). Da findet Daniel
und ein itzlicher frumer Mensch mit im, das im aldo alle Ding gleich
so unmöglich seind wie andern gemeinen Menschen von Gotte zurforschen.
Das meint der weise Man, Eccle. 3 (Koh 3, 11), da
er saget: »Wer da wil ausforschen Gottis Herlickeit,
der wirt von seinem Preis vordruckt.« Dann je mehr die Natur
nach Gotte greift, je weiter sich die Wirkung des Heilgen Geists von ihr
entfrembdet, wie klerlich anzeicht der 139. Psalm
(6). Ja, wenn sich der Mensch verstunde auf den Vorwitz des natürlich
Liechts, er würd on Zweifel nit vil Behelf suchen mit gestolner Schrift,
wie die Gelerten mit einem Stucklein oder zweien tun,
Esaie 28 (10), Jere. 8 (8), sonder
er würde balde empfinden die Wirkung göttlichs Worts aus seinem
Herzen quellen, Joan. 4 (14).
Ja, er dorfte der faulen Wasser in Brun nit tragen, Jere.
2 (13), wie itzund unser Gelerten tun. Die verwickeln die Natur
mit der Genade an allen Unterscheit. Sie vorhindern dem Wort seinen Gank,
Psal. 119 (11.110), welcher vom Abgrund der
Selen herkömpt, als Moses saget, Deu. 30 (14): »Das Wort ist nit weit von dir. Sih, es ist in deinem Herzen etc.« Nu fragstu villeicht, wie kumpt es dann ins Herz? Antwort: Es kumpt von
Gott oben hernider in einer hohen Verwunderung, wilchs ich itzt laß bestehn bis auf ein andermal. Und diese Verwunderung, ob es Gotis Wort
sei oder nit, hebet sich an, wann einer ein Kint ist von 6 oder 7 Jaren,
wie figurirt ist Num. am 19. (20). Drumb
treget Sant Paul hervor den Mosen
und Esaiani zun Römern am 10. Capitel (8.20) und redet do vom innerlichen
Worte zu hören in dem Abgrund der Selen durch die Offenbarung Gottis.
Und wilcher Mensch dieses nit gewar und empfindlich worden ist durch das
lebendige Gezeugnis Gottis, Roma. 8 (2),
der weiß von Gotte nichts gründlich zu sagen, wenn er gleich
hunderttausent Biblien hett gefressen. Doraus mag ein itzlicher wol ermessen,
wie fern die Welt noch vom Christenglauben sei. Noch wil niemant sehen
oder hören.
Sol nu der Mensch des Worts gewar werden und das er sein empfintlich sei,
so muß im Gott nemen seine fleischlichen Luste, und wenn die Bewegung
von Gott kumpt ins Herz, das er töten wil alle Wollust des Fleisches,
das er ihm do statgebe, das er seine Wirkung bekummen mag. Dann ein tirischer
Mensch vernimpt nit, was Got in die Sele redet,
1. Corin. 2 (14), sonder er muß durch den Heilgen Geist geweiset
werden auf die ernstliche Betrachtung des lautern, reinen Vorstands des
Gesetzes, Psal, 12 (8 f.), sunst ist er blint
im Herzen und tichtet im einen hölzern Christum und vorfuret sich
selber. Drumb sih hie zu, wie sauer es dem lieben Daniel ist worden, dem Könige das Gesichte auszulegen, und wie fleißig
er Got drumb besucht und gebeten hat! Also auch zur Offenbarung Gottis
muß sich der Mensch von aller Kurzweil absondern und einen ernsten
Mut zur Warheit tragen, 2. Corin. 6 (17).
Und muß durch die Ubung solcher Warheit die unbetriglichen Gesicht
vor den falschen erkennen. Derhalben spricht der liebe Daniel
am 10. Cap. (1 oder 12): »Es
soll ein Mensch Verstand haben in den Gesichten, uf das sie nit alle zu
vorwerfen seint etc.«
Zum vierden solt ihr wissen, das ein auserwelter Mensch, der do wissen
wil, wilch Gesicht oder Traum von Gott,
Natur oder Teufel sei, der muß mit seinem Gemüt
und Herzen, auch mit seinem naturlichen Vorstande abgeschiden sein von
allem zeitlichen Trost seines Fleisches und muß im gehn, wie dem
lieben Joseph in Egipten, Genn. 39 und alhie
Daniel in diesem Capitel. Dann es wirt kein
wollustiger Mensch annemen, Luce 7 (25),
dann die Disteln und Dornen - das seint die Wolluste diser Welt, als der
Herr saget, Marci 4 (7.1 8) — vordrucken
alle Wirkung des Worts, das Gott in die Selen redet. Drumb, wann Got schön
sein heiliges Wort in die SeIen spricht, so kan es der Mensch nicht hören,
so er ungeübt ist, dan er tut keinen Einkehr oder Einsehn in sich
selber und in Abgrund seiner Selen, Psal. 49 (21).
Der Mensch wil sein Leben nit kreuzigen mit seinen Lastern und Begirden,
wie Paulus leret, der heilge Apostel. Drumb
bleibet der Acker des Wort Gottis voll Disteln und Dornen und vol großer
Stauden, wilche alle wekmussen zu diesem Werk Gottis, auf das der Mensch
nit nachlessig oder faul befunden werde, Prove.
24 (30 f.). Darnoch so siht man die Mildigkeit des Ackers und zum
letzten das gute Gewechse. Dann wirt der Mensch erst gewar, das er Gotis
und des Heilgen Geist Wonung sei in der Lenge seiner Tage.
Ja, das er warhaftig geschaffen sei allein der Ursach, das er Gottis Gezeugnis
in seinem Leben erforschen sol, Psalm. 93 und 119
(95 u. 125). Desselbigen wirt er itzt gewar in den Teilen durch
bildreiche Weise, itzt auch im ganzen im Abgrund des Herzen, 1.
Corint. 13 (10 ff.). Zum andern muß er gar wol zusehn, das
solcher Figurn Gleichnis in den Gesichten oder Treumen mit allen iren
Umbstendigkeiten in der heilgen Biblien bezeuget seint, auf das der Teufel
nit darneben einreiße und vorterbe die Salbe des Heilgen
Geistes mit irer Sußickeit, als der weise Man von den Fligen
saget, die do sterben, Eccle. 10 (Koh 10, 1).
Zum dritten muß der auserwelte Mensch Achtung haben auf das Werk
der Gesichte, das es nit raußerquelle durch menschliche Anschlege,
sonder einfaltig herfließe nach Gottis unvorrücklichem Willen,
und muß sich gar eben vorsehn, das nit ein Stiplen doran gebreche,
was er gesehn habe, dann es muß tapfer ins Werk kummen. Aber wenn
der Teufel etwas wirken wil, so verraten in doch sein faule Fratzen und
seine Lugen gucken doch zuletzt hervor, dann er ist Lugner, Joan.
8 (44).
Dasselbige ist hie in disem Capitel klar angezeicht vom Könige Nebucadnezar
und darnoch am 3. im Werk beweiset. Dann er hat di Vermanung Gotis
gar schwind vergessen. Das haben on Zweifel seine fleischlichen Begir,
die er auf die Luste und Creaturn erstrecket hat, verursacht. Dann also
muß es gehn, wann ein Mensch wil seiner Wollust stetiglich pflegen,
mit Gottis Werk zu schaffen haben und in keinem Betrübnis sein, so
kan in auch die Kraft des Wort Gottis nit umbschetigen, Luce
8 (34 f.). Got der Almechtige weiset die
rechten Gesichte und Treume seinen geliebten Freunden am allermeisten
in irem höchsten Betrübnis, als er tet dem frumen Abraham,
Gen. 15 (1—6) und 17 (1ff.). Do ist
im Got erschinen, do er sich in großer Forcht entsatzte. Item der
liebe Jacob, do er mit großer Betrübnis flüchtik ward
vor seinem Bruder Esau, do kam im ein Gesicht, das er die Leitern am Himmel
sah aufge¬richt und die Engel Gottis auf- und absteigen, Gen.
28 (12). Darnoch do er wider heimzoch, hat er sich uber die Maßen
vor seinem Bruder Esau geforcht. Do erschein im der Herr im Gesicht, do
er im die Huften zurknirschet und mit im ringet, Gen.
32 (25 f.). Item der frume Joseph ward verhasset von seinen Brüdern,
und in solchem Betrübnis hatte er zwei nötliche Gesichte, Gen.
37 (5). Und darnoch in seinem herzlichen Betrübnis in Egipten
im Gefenknis wart er also hoch von Gott erleuchtet, das er alle Gesichte
und Treum kunt auslegen, Gen. 39 (20) und 40 und
41. Uber alles dis wirt den unvorsuchten, wollustigen Schweinen,
den Klüglingen, vorgehalten der ander heilge Joseph in Math.
am ersten (20—23) und andern Capitel (13.19). Er hatte vier
Treume, do er geengestet wart in seiner Betrübnis, und wart durch
die Treume vorsichert, wie auch die Weisen im Schlafe unterrichtet vom
Engel, zu Herode nit wider zu kummen. Item die lieben Aposteln haben müssen
mit dem höchsten Fleiße der Gesichte gewertig sein, wie es
in iren Geschichten klerlich beschriben ist.
Ja, es ist ein rechter apostlischer, patriarchischer und prophetischer
Geist auf die Gesichte warten und dieselbigen mit schmerzlichem Betrübnis
uberkommen.
Drumb ists nicht Wunder, das sie Bruder Mastschwein
und Bruder Sanfteleben vorwirfet, Job 28
(12 f.). Wann aber der Mensch das klare Wort Gottis in der Selen
nicht vornummen hat, so muß er Gesichte haben. Wie
Sant Peter in den Geschichten der Aposteln vorstund das Gesetz
nicht, Levit. am 11. Capitel, er zweifelte
an der Speise und an den Heiden, sie zu seiner Geselschaft zu nemen,
Act. 10 (10ff.), do gab im Gott ein Gesicht im Uberschwang seins
Gemütes. Do sach er ein leinen Tuch mit vier Zipfeln, vom Himmel
auf die Erden gelassen, voll vierfußiger Tier und hörte eine
Stim, sagend: »Schlachte und iß!«
Desgleichen hatte der frume Cornelius, do
er nicht wust, wie er tun solte, Actorum 10 (3—6). Auch do Paulus gen Troaden kam, erschein
ihm ein Gesicht in der Nacht, das war ein Man von Macedonien, der stund
und bat in und sprach: »Kum hernider gen Macedonien
und hilf uns!« Do er aber solchs Gesicht gesehn hatte,
trachten wir, saget der Text do Actorum 16
(10), also balde zu reisen gen Macedonia.
Dann wir waren gewiß, das uns der Herr dohin berufen hatte.
Item do sich Paulus forchte, zu predigen
in Corintho, Act. 18 (9 f.), do sagte der
Herr in der Nacht durch ein Gesichte zu ihm: »Du
solt dich nicht förchten etc. Es soll sich niemand unterstehn, dir
zu schaden, dann ich habe ein großes Volk in dieser Stadt etc.«
Und was ist not, viel Gezeugnis der Schrift vorzuwenden. Es wer nimmermehr
möglich in solchen weitleuftigen, ferlichen Sachen, als do rechte
Prediger Herzogen und Regenten haben, das sie sich allenthalben solten
bewaren, sicherlich und ungetadelt zu handeln, wann sie in der Offenbarung
Gottis nicht lebten, wie Aaron höret
von Mose und David
von Nathan und Gad.
Derhalben waren die lieben Aposteln der Gesichte ganz und gar gewonet,
wie der Text beweret in den Geschichten am 12. Capitel
(7ff.). Do der Engel zu Petro kam
und furet in aus dem Gefenknis Herodis, und es dunkte in, er hette ein
Gesichte, er wuste nicht, das der Engel das Werk seiner Erlösung
an ihm volfuret. Wer aber Petrus der Gesichte
nit gewont gewesen, wie solt in dann solchs gedunkt haben, ein Gesichte
sein. Doraus schlies ich nu, das, wer do wil aus fleischlichem Urteil
also unbeschiden den Gesichten feint sein und sie alle vorwerfen oder
alle aufnemen on allen Bescheid, darumb das die falschen Treumer der Welt
solchen Schaden getan haben durch die Ehrgeizigen oder Genießsucher,
der wirt nicht wol anlaufen, sonder wird sich stoßen an den Heilgen
Geist, Johelis am 2. Capitel (11 f.), do
Gott klerlich saget, wie dieser Text Danielis,
von der Voranderung der Welt.
Er wil sie in den letzten Tagen anrichten, das sein Nam sol recht gepreiset
werden. Er wil sie von irer Schande entledigen und wil seinen Geist uber
alles Fleisch ausgißen und unser Söne und Töchter sollen
weissagen und sollen Treume und Gesichte haben etc.
Dann so die Christenheit nicht solt apostolisch werden, Act.
27, do Johel vorgetragen wirt, warumb
solt man dann predigen? Wozu dienet dann die Biblien von Gesichten? Es
ist war und weiß vorwar, das der Geist Gottis itzt vilen auserwelten,
frumen Menschen offenbart, eine treffliche, unuberwintliche, zukünftige
Reformation von großen Nöten sein, und es muß volfüret
werden. Es were sich gleich ein itzlicher, wie er wil, so bleibet
die Weissagung Danielis ungeschwecht, ob ir wol nimant gleuben wil, wie
auch Paulus zun Römern am
3. Capi. (3) saget.
Es ist dieser Text Danielis also klar wie
die helle Sonne, und das Werk geht itzt im rechten Schwange vom Ende des
funften Reichs der Welt. Das erst ist erkleret durch den gulden Knauf,
das war das Reich zu Babel, das ander durch die silbern Brust und Arm,
das war das Reich der Medier und Persier. Das dritte war das Reich der
Krichen, wilchs erschallet mit seiner Klugheit, durch das Erz angezeicht,
das vierde das Römische Reich, wilchs mit dem Schwert gewonnen ist
und ein Reich des Zwingens gewesen. Aber das funfte ist dis, das wir vor
Augen haben, das auch von Eisen ist und wolte gern zwingen, aber es ist
mit Kote geflickt, wie wir vor sichtigen Augen sehn, eitel Anschlege der
Heuchelei, die do krimmet und wimmet auf dem ganzen Erdreich. Dann wer
nit plasteucken kan, der muß ein toller Kopf sein.
Man sieht itzt hubsch, wie sich die Öle und Schlangen zusammen verunkeuschen
auf einem Haufen. Die Pfaffen und alle böse Geistlichen seint Schlangen,
wie sie Joannes, der Teufer Christi, nennet, Matthei
3 (7), und die weltliche Herren und Regenten seint Öle, wie
figurits ist Levit. am 11. Capitel (9—12)
von Vischen etc. Do haben sich die Reich des Teufels mit Tone beschmiret.
Ach lieben Herren, wie hubsch wirt der Herr do unter die alten Töpf
schmeißen mit einer eisern Stangen, Psal.
2 (9). Darumb, ir allerteursten, liebsten Regenten, lernt euer
Urteil recht aus dem Munde Gottis, und last euch eure heuchlisch Pfaffen
nit verfüren und mit getichter Gedult und Gute aufhalten. Dann der
Stein, on Hende vom Berge gerissen, ist groß worden. Die armen Leien
und Baurn sehn in viel scherfer an dan ir. Ja, Got sei gelobt, er ist
so groß worden, wann euch andere Herren oder Nachpaurn schon umb
des Evangelion willen wolten verfolgen, so wurden sie von irem eigen Volk
vortrieben werden. Das weiß ich vorwar. Ja, der Stein ist groß,
do hat sich die blöde Welt lange vor geforcht. Er hat sie uberfallen,
do er noch kleine war.
Was sollen wir denn tun, weil er so groß und mechtig ist worden?
Und weil er so mechtig unvorzöglich auf die große Seul gestrichen
und sie bis auf die alten Töpf zuschmettert hat? Drumb, ihr teuren
Regenten von Sachsen, tretet keck auf den Eckstein, wie der heilige
Petrus tat, Matthei am 16. (18), und
sucht die rechte Bestendigkeit göttliches Willens. Er wirt euch wol
erhalten auf dem Stein, Psalm. 40 (3). Eure
Genge werden richtig sein, suchet nor stracks Gottis Gerechtigkeit und
greifet die Sache des Evangelion tapfer an. Dann Got stet so nah bei euch,
das ihrs nicht gleubt. Warumb wolt ir euch dann vorm Gespenst des Menschen
entsetzen, Psalmo 118 (6)? Seht hie den Text
wol an. Der König Nebucadnezar wolte
die Klugen darumb töten, das sie im den Traum nicht kunten auslegen.
Es war vordienter Lohn. Dann sie wolten sein ganzes Reich mit irer Klugheit
regiren und kunten solchs nicht, dozu sie doch gesatzt waren. Solchermaßen
seind auch itzt unser Geistlichen. Und ich sag euch vorwar, wann ihr der
Christenheit Schaden so wol erkennen möchtet und recht bedenken,
so wurdet ir eben solchen Yfer gewinnen wie Jehu, der König, 4. Regum 9 und am 10., und
wie das ganze Buch Apocalip. darvon anzeicht.
Und ich weiß vorwar, das ihr euch so mit großer Not wurdet
enthalden, dem Schwert sein Gewalt zu unternehmen. Dann der erbermlich
Schade der heilgen Christenheit ist so groß worden, das ihn noch
zur Zeit kein Zunge mag ausreden.
Drumb muß ein neuer
Daniel aufstehn und euch eure Offenbarung auslegen, und derselbige
muß forn, wie Moses leret,
Deut. 20 (2), an der Spitzen gehn. Er
muß den Zorn der Fursten und des ergrimren Volks vorsunen. Dann
so ir werdet recht erfaren den Schaden der Christenheit und Betriegerei
der falschen Geistlichen und der vorzweifelten Bösewicht, so werdet
ihr also auf sie ergrimmen, das es niemand bedenken mag. Es wirt euch
an Zweifel vordrißen und sehr zu Herzen gehn, das ir also gütig
gewesen seit, nachdem sie euch mit den allersußesten Worten zu den
allerschendlichsten Urteiln geleitet haben, Sapien.
6 (1ff.), wider alle aufgerichte Warheit. Dann sie haben euch genarret,
das ein jeder zun Heilgen schwuer, die Fursten seind heidnische Leute
ires Ampts halben, sie sollen nicht anders dann burgerliche Einigkeit
erhalten.
Ach, Lieber, ja, do fellt und streicht der große Stein balde drauf
und schmeist solche vornünftige Anschlege zu Boden, do er saget Matthei
am 10. (34): Ich bin nicht kummen, Frid zu senden, sonder das Schwert. Was soll man aber mit demselbigen machen? Nicht anders dann die Bösen,
die das Evangelion vorhindern, wektun und absundern, wolt ir anders nicht
Teufel, sonder Diener Gottis sein, wie euch Paulus
nennet zun Römern am 13. (4). Ir dörft nicht zweifeln, Gott wirt all eur Widersacher zu Drümmern
schlaen, die euch zu vorfolgen unterstehn. Dann sein Hand ist noch nicht
vorkörzet, wie Esaias sagt 59
(1). Drumb mag er euch noch helfen und wil es tun, wie er dem auserwelten
Könige Josia und andern, die den Namen Gottis vortediget haben, beigestanden
hat. Also seit ir Engel, wo ir recht tun woller, wie Petrus
saget, 2. Petri 1 (4). Christus hat
befolen mit großem Ernst, Luce 19 (27),
und spricht: »Nemet meine Feinde und würget
mir sie vor meinen Augen!« Warumb? Ei darumb, das sie Christo
sein Regiment vorterbet und wollen noch darzu ire Schalkeit unter der
Gestalt des Christenglaubens vorteidigen und ergern mit irem hinterlistigen
Schanddeckel die ganze Welt. Drumb saget Christus,
unser Herr, Math. 18 (6): »Wer do einen aus
diesen Kleinen ergert, ist im besser, das man im einen Mulstein an den
Hals henke und werf in in das tiefe Mer.« Es glosiere, wer
do wil, hin und her. Es seind die Wort Christi.
Darf nu Christus sagen, wer do einen von
den Kleinen ergert, was sol man dann sagen, so man einen großen
Haufen ergert am Glauben? Das tun die Erzbösewicht, die die ganze
Welt ergern und abtrinnig machen vom rechten Christenglauben und sagen,
es sol die Geheimnis Gottis niemand wissen. Es sol sich ein itlicher halten
noch iren Worten und nicht nach iren Werken, Matthei
am 23 (3). Sie sprechen, es sei nicht vonnöten, das der Glaub
beweret sei wie das Golt im Feur, 1. Petri 1 (7),
Psalmo 140 (11). Aber mit der Weise were der Christenglaub erger
dann ein Hundesglaub, wann er hofft, ein Stuck Brots zu empfahen, so der
Tisch gedeckt wird. Solchen Glauben bilden die falschen Gelerten der armen
blinden Welt vor. Das ist ihn nicht seltzam, dann sie predigen allein
umb des Bauchs willen, Philipp. am 3. Capitel (19).
Sie künnen von Herzen nicht anderssagen, Matthei
am 12. Capitel (34). Solt ihr nu rechte Regenten sein, so müst
ihr das Regiment bei der Wurzeln anheben und wie Christus befolen hat. Treibt seine Feinde von den Auserwelten, dann ihr seit die
Mitler dozu. Lieber, gebt uns keine schale Fratzen vor, das die Kraft
Gotis es tun sol an eur Zutun des Schwerts, es möcht euch sunst in
der Scheiden vorrusten. Got geb es! Sage euch wilcher Gelerter, was er
wil, so saget Christus gnung Matthei
am 7. (19), Joannis am 15. Capitel (2.6):
»Ein irzlicher Baum, der nicht gute Frucht tut, der soll ausgerod
werden und ins Feur geworfen.«
So ihr nu die Larve der Welt wegtut, so werdet ihr sie bald erkennen mit
rechtem Urteil, Joannis am 7. Capitel (24).
Tut ein recht Urteil, aus Gottis Befel. Ir habt Hülf gnung dozu, Sapientie am 6., dann Christus
ist eur Meister, Matthei am 23. Capitel (8).
Drumb lasset die Ubelteter nit lenger leben, die uns von Gott abwenden,
Deut. 13 (6), dann ein gottloser Mensch hat
kein Recht zu leben, wo er die Frumen vorhindert. Exodi
am 22. Capitel (2) saget Got: »Du solt
die Ubelteter nicht leben lassen.« Das meinet auch Sant
Paulus, do er vom Schwert saget der Regenten, das es zur Rache
der Bösen vorlihen sei und Schutz der Frumen,
Roma. am 13. Capitel (4).
Gott ist eur Beschirmung und wird euch leren streiten wider seine Feinde,
Psalmo am 18. (35). Er wird eure Hende leufrig
machen zum Streite und wird euch auch erhalten. Aber ihr werdet darüber
ein großes Creuz und Anfechtung müssen leiden, auf das euch
die Forcht Gottis erkleret werde. Das mag on Leiden nicht gescheen, aber
es kost euch nichts mehr dann die Ferligkeit umb Gots willen gewoget und
das unnütz Geplauder der Widersacher. Dann so der frume
David schon von seinem Schlos würde vortriben vom Absalom,
er kam doch entlich wider drauf, wann Absalom erhangen
und erstochen wird. Drumb, ihr teuren Veter von Sachsen, ir must es wogen
umb des Evangelion willen, aber Gott wirt euch freuntlich steupen wie
seine allerliebsten Söhne, Deut. 1 (31), wann
er in seinem korzen Zorn inbrünstig ist. Selig seind dann alle, die
sich do auf Gott vorlassen. Saget allein frei mit dem Geist Christi: »Ich
wil mich vor Hunderttausent nit fürchten, ob sie mich schon umblagern.«
Ich halt aber, alhie werden mir unser Gelerten die Gütigkeit Christi
vorhalten, wilche sie auf ire Heuchelei zerren, aber sie sollen
dokegen ansehn auch den Yfer Christi, Joannis 2
(15 ff.), Psalmo 69 (10), do er die Worzeln der Abgötterei
vorstöret, wie Paulus saget zun Colloss. am 3. Capitel (5—9), das umb derselbigen willen
der Zorn Gottis nicht mag weggetan werden von der Gemeine. Hat er nu noch
unserm Ansehn das Kleine hernider gerissen, er würde on Zweifel auch
der Götzen und Bilder nicht geschonet haben, wo sie do weren gewesen,
wie er dann selber durch Mosen befolen hat,
Deut. 7 (5 f.), do er saget: »Ir
seit ein heilges Volk. Ir sollet euch nit erbarmen uber die Abgöttischen.
Zurbrecht ire Altar! Zurschmeißet ire Bilde und vorbrennet sie,
auf das ich mit euch nicht zörne!«
Diese Wort hat Christus nicht aufgehoben,
sondern er wil sie uns helfen erfullen, Mat. 5 (17). Es seind die Figurn alle durch die Propheten ausgelegt, aber dis seind
helle, klare Wort, wilche ewig müssen bestehn,
Esaie 40 (8). Gott kan heut nicht ja sagen und morgen nein, sonder
er ist unwandelbar in seinem Worte, Malach. 3 (6);
1. Regum 15 (1. Sam. 15, 22); Nume. 22 (6). Das aber die Aposteln
der Heiden Abgötter nicht vorstöret haben, antwort ich also:
das Sant Peter ein forchtsamer Man gewesen ist,
Galla. 2 (11ff.), hat er geheuchelt mit den Heiden.
Er war aller Aposteln Figur, das auch Christus
von im sagte, Joann. am letzten (15—19),
das er sich ganz heftig vorm Tode geforchtet hat. Und demselbigen darumb
durch solchs keine Ursach gegeben, ist leichtlich zu ermessen. Aber Sant
Paul hat ganz hart gered wider die Abgötterei, Actorum 17 (16—31). Hett er sein Ler kunt aufs höchst
treiben bei den von Athenis, er hett an Zweifel die Abgötterei gar
hernidergeworfen, wie Got durch Mosen befolen
hatte und wie es auch hernachmals durch die Merterer geschah in bewerten
Historien.
Drumb ist uns mit der Heilgen Gebrechen oder Nachlassen kein Ursach gegeben,
den Gottlosen ire Weise zu lassen. Nochdem sie Gottis Namen mit uns bekennen,
sollen sie unter zweien eins erwelen, den Christenglauben gar vorleugnen
oder die Abgötter wectun, Math. 18 (8 f.).
Das aber unser Gelerten herkommen und sagen mit dem
Daniel mit ihrer gottlosen, gestolenen Weise, das der Widerchrist
soll an Hand vorstöret werden, ist also viel. Er ist schon vorzaget,
wie das Volk war, do die Auserwelten ins gelobte Land wolten, wie Josua
schreibet. Er hat gleichwol in der Scherfe des Schwerts irer nit verschonet.
Sich an den 44. Psal. (4) und 1. Paralip. 14 (11),
do wirstu finden die Auflösung also.
Sie haben das Lant nicht durch das Schwert gewonnen, sonder durch die
Kraft Gottis, aber das Schwert war das Mittel, wie uns essen und trinken
ein Mittel ist zu leben. Also nötlich ist auch das Schwert, die Gotlosen
zu vertilgen, Rom. am 13. (4).
Das aber dasselbige nu redlicher Weise und fuglich geschee, so sollen
das unser teuren Veter, die Fursten, tun, die Christum
mit uns bekennen. Wo sie aber das nicht tun, so wirt ihn das Schwert genommen
werden, Danielis am 7. Capitel (27), dann
sie bekennen ihn also mit den Worten und leugnen sein mit der Tat, Titum
1 (6). Also sollen sie den Feinden vortragen den Fride, Deut.
2 (27—30). Wollen sie geistlich sein und die Kunst Gottis
nit berechnen, 1. Petri 3 (12—17),
so sol man sie wegtun, 1. Corint. 5 (13).
Aber ich bitt vor sie mit dem frumen Daniel, wo sie Gottis Offenbarung
nicht wider sein. Wo sie aber das Widerspiel treiben, das man sie erwürge
on alle Gnade wie Iskias, Josias, Cirus, Daniel,
Helias, 3. Regum die Pfaffen Baal
vorstöret haben. Anders mag die christliche Kirche zu irem Ursprung
nicht widerkummen. Man muß das Unkraut ausreufen aus dem Weingarten
Gottis in der Zeit der Ernten, dann wirt der schöne rote Weiz bestendige
Worzeln gewinnen und recht aufgehn. Matth. 13 (24
ff.). Die Engel aber, wilche ire Sicheln darzu scherfen, seint
die ernsten Knechte Gottis, die den Eifer gütlicher Weisheit volfüren, Malachei 3 (1—6).
Nebucadnezar vernam die götliche Weisheit
im Daniele. Er vil nider vor im, nochdem in die kreftige Warheit uberwunden
hatte, aber er ward bewegt wie ein Rohr vorm Winde, wie das 3. Capitel
beweiset. Desgleichen seint itzt uber die Maße vil Menschen, die
das Evangelion mit großen Freuden annemen, dieweil es also fein
freuntlich zugeht, Luce 8 (48). Aber wann
Gott solche Leute wil auf den Test oder aufs Feur der Bewerung setzen.
1. Pe. 1 (7), ach, do ergern sie sich im allergeringsten Wortlein,
wie Christus im Marco am 4. Capitel (17) vorkündigt hat. In der Maßen werden sich one Zweifel vil unversuchter
Menschen an diesem Büchlein ergern, drumb das ich mit Christo sage,
Luce 19 (27) und Matth. 18 (6), und mit
Paulo 1. Corint. 5 (7.13), und mit der Unterrichtung des
ganzen göttlichen Gesetzes, das man die gotlosen Regeisten, sunderlich Pfaffen und Mönche töten sol, die uns das
heilge Evangelion Ketzerei schelten und wollen gleichwol die besten Christen
sein. Do wirt die heuchlische, getichte Gütigkeit uber die Maße
ergrimmet und erbittert. Do wil sie dann die Gotlosen vertedigen und saget, Christus habe niemand getötet etc. Und
wil die Freunde Gottis also ganz jemmerlich schlecht dem Winde befelen,
so ist erfullet die Weissagung Pauli. 2.
Timo. 3 (1ff.). In den letzten Tagen werden die Liebhaber der Lüste
wol ein Gestalt der Gütickeit haben, ber sie werden vorleucnen ire
Kraft. Es hat kein Ding auf Erden ein besser Gestalt und Larve dann die
getichte Güte. Drumb seint alle Winkel vol eitel Heuchler, unter
welchen keiner so kün ist, das er die rechte Warheit möchte
sagen.
Drumb das die Warheit möchte recht an den Tag bracht werden, do müst
ir Regenten (Got gebe, ir tuts gerne oder nicht) euch halten nach dem
Beschlus dieses Capitels, das der Nebucadnezar
hat den heiligen Daniel gesetzt zum Amptman,
auf das er mochte gute, rechte Urteil volfüren, wie der
Heilige Geist saget, Psalmo 58 (11 f.).
Dann die Gottlosen haben kein Recht zu leben, allein was ihn die Auserwelten
wollen gönnen, wie geschrieben stet im Buch
des Ausgangs am 23. (25—33). Freuet euch, ir rechten Freunde
Gottis, das den Feinden des Creuzes das Herz in die Bruch gefallen ist,
sie müssen recht tun, wie wol sie es kein mal getreumet hat. So wir
nun Gott fürchten, warumb wollen wir uns vor losen, untüchtigen
Menschen entsetzen? Numeri am 14. (8 f), Josua am
11. (6). Seit noer keck! Der wil das Regiment selbern haben, dem
alle Gewalt ist gegeben im Himmel und auf Erden,
Math. zum letzten (18), der euch, Allerliebsten, bewar ewig. Amen.
Aus: Thomas Müntzer, Die Fürstenpredigt,
Theologisch-politische Schriften, Herausgegeben von Günther Franz
Reclams Universalbibliothek Nr. 8772/73 © 1967 Philipp Reclam jun.,
Stuttgart
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