Franz Anton Friedrich Mesmer (1711 – 1833)

Deutscher Arzt, Forscher und Gelehrter, der magnetische und elektrische Kräfte zur Heilung von Krankheiten anwenden wollte. Er hat den Mesmerismus, die Lehre vom »tierischen Magnetismus« in die Welt gesetzt, nach der Nervensysteme »wechselseitig« aufeinander einwirken können, mittels der Kraft »einer allgemein verbreiteten stetigen, äußerst feinen Flüssigkeit«, die von Natur aus »die Fähigkeit hat alle Arten von Bewegung anzunehmen, mitzuteilen und fortzupflanzen«. Bei Anwendung dieser Kraft versetzt der Magnetiseur die zu behandelnde Person durch Handauflegen und Berühren in eine Art von hypnotischem Schlaf, in dem der Magnetiseur mit der behandelten Person eine seelische Verbindung aufnehmen kann. Mesmer gilt als Vordenker der heutigen Hypnotherapie.

Siehe auch Wikipedia

Sätze aus der Abhandlung über die Entdeckung des tierischen Magnetismus
1) Die Himmels-Körper, die Erde und die tierischen Körper haben einen wechselseitigen Einfluss in einander. Und zwar vermöge

2) Einer allgemein verbreiteten stetigen, äußerst feinen Flüssigkeit, welche ihrer Natur nach die Fähigkeit hat alle Arten von Bewegung anzunehmen, dieselbe mitzuteilen, und fortzupflanzen.

3) Diese wechselweise Wirkung richtet sich nach mechanischen, bisher unbekannten Gesetzen.

4) Von ihr entspringen die wechselweisen Wirkungen, die man als eine Ebbe und Flut ansehen kann.

5) Diese Ebbe und Flut ist mehr oder weniger allgemein, mehr oder weniger auf ein­zelne Gegenstände eingeschränkt, mehr oder weniger zusammen gesetzt, je nachdem ihre bestimmende Ursachen beschaffen sind.

6) Auf diese Art (und es ist die aller allgemeinste, die man in der ganzen Natur findet) stehen die Himmels-Körper, die Erde und ihre wesentliche Bestandteile in einem tätigen Verhältnis gegen einander:

7) Und von ihr hängen die Eigenschaften der Materie und der organischen Körper ab.

8) Auf den tierischen Körper haben die abwechselnden Wirkungen dieses Prinzipiums einen Einfluss, in dem es die Substanz der Nerven durchdringt, und unmittelbar auf sie wirkt.

9) Vorzüglich hat der menschliche Körper magnetähnliche Eigenschaften, sich entgegen gesetzte Pole, die man mit einander verbinden, verändern, zerstören und verstärken kann, ja man hat schon die magnetische Neigung (inclinatio) daran beobachtet.

10) Eben diese Eigenschaft des tierischen Körpers, welche ihn des Einflusses der Himmels = Körper und der Zurückwirkung auf das, was ihn umgibt, fähig macht, da sie sich auf eine Magnet ähnliche Art äußert, bewog mich, sie den tierischen Magnetismus zu nennen.

11) Die Wirkung und die Kraft dieses eben beschriebenen tierischen Magnetismus, lässt sich andern, lebendigen und leblosen Körpern mitteilen, doch sind beide bald mehr, bald weniger geschickt, sie anzunehmen.

12) Diese Wirkung und diese Kraft können durch die nämliche Körper verstärkt und fortgepflanzt werden.

13) Schon die Erfahrung lehrt den Ausfluss einer sehr feinen Materie, welche alle Körper durchdringt, ohne ein Merkliches von ihrer Tätigkeit zu verlieren.

14) Sie wirkt auch in der Entfernung, ohne Beihilfe eines andern vermittelnden Körpers.

15) Sie wird, wie das Licht, durch Spiegel vermehrt und zurück geworfen.

16) Sie lässt sich durch den Schall fortpflanzen und vermehren.

17) Diese magnetische Kraft kann angehäuft, zusammen gedrängt, und von einem Ort an den andern gebracht werden.

18) Nicht alle lebendige Körper haben diese Fähigkeit in gleichem Grad, ja man findet, doch sehr selten, einige, welche so sehr die entgegen gesetzte Eigenschaft besitzen, dass ihre bloße Gegenwart, die Wirkung dieses Magnetismus in andere Körper, zerstört.

19) Auch diese entgegen gesetzte Kraft durchdringt alle Körper, lässt sich mitteilen, fortpflanzen, anhäufen, zusammendrängen, von einem Ort an den andern bringen, durch Spiegel zurück werfen, und durch den Schall fortpflanzen, und ist also nicht nur eine negative, sondern wirklich, obschon entgegen gesetzte positive Kraft.

20) Natürlich und künstliche Magnete sind, so gut als andere Körper, des animalischen Magnetismus, und so gar der ihm entgegen gesetzten Kraft fähig, ohne dass, weder im ersten noch im andern Fall, ihre Wirkung auf das Eisen, und die Nadel, die geringste Veränderung dadurch erlitte. Ein Umstand, welcher den wesentlichen Unterschied, der Prinzipien des tierischen und mineralischen Magnetismus, beweist.

21) Dieses System verbreitet ein neues Licht, über die Natur des Feuers, des Lichts, die Theorie der Attraktion, der Ebbe und Flut, des Magnets und der Elektrizität.

22) Es zeigt, dass der Magnet und die künstliche Elektrizität, in Absicht auf die Krankheiten, nur die gewöhnliche Eigenschaften, anderer, von der Natur uns angebotenen Mittel haben, und dass, wenn sie bisweilen einige gute Wirkung taten, diese bloß vom tierischen Magnetismus herrühre.

23) Meine praktischen Regeln, die ich angeben werde, sollen durch die Erfahrung lehren, dass dieses Prinzipium, Nerven-Krankheiten unmittelbar, andere mittelbar heile.

24) Dass durch seine Unterstützung, dem Arzt ein Licht im Gebrauch der Arznei-Mittel aufgesteckt wird, dass er ihre Wirkung vollkommener machen, heilsame Krisen hervorbringen, nach Gefallen lenken, und sich vollkommen zum Herrn von ihnen machen kann.

25) In der Beschreibung meiner Methode, werde ich, durch eine neue Theorie der Krankheiten, den allgemeinen Nutzen, meines ihnen entgegen gesetzten Prinzipiums beweisen.

26) Ein mit diesen Einsichten versehener Arzt, wird zuverlässig, den Ursprung, die Natur und den Fortgang, auch der zusammengesetztesten Krankheiten, beurteilen, ihr Steigen verhindern und sie heben, ohne jemals den Kranken einer gefährlichen Wirkung oder schädlichen Folgen auszusetzen, sein Alter, Temperament und Geschlecht sei beschaffen, wie es immer will. Selbst Schwangere und Gebärende können diesen Vorteil genießen.

27) Mit einem Wort: Diese Lehrgebäude wird den Arzt in Stand setzen, die Gesundheit eines jeden bestimmt zu beurteilen, ihn vor allen Krankheiten, denen er etwa ausgesetzt sein könnte, zu verwahren, und folglich die Heilkunst auf den höchsten Gipfel ihrer Vollkommenheit bringen.

Ungeachtet unter allen diesen Sätzen nicht ein einziger ist, über welchen, mir, meine zwölfjährige unermüdete Beobachtungen, nur den mindesten Zweifel zurückgelassen hätten, so begreife ich doch sehr leicht, dass nach denen einmal angenommenen Grundsätzen und Kenntnissen, mein System, beim ersten Anblick eben so sehr einem Traum als der Wahrheit ähnlich scheinen werde. Allein ich ersuche alle aufgeklärte Personen, alle Vorurteile zu entfernen, und wenigstens ihr Urteil so lange zurück zu halten, bis mir die Umstände gestatten, meinen Grundsätzen, den Grad der Überzeugung zu erteilen, deren sie fähig sind. Der Anblick so vieler, unter der Last des Jammers und des Unglücks bloß deswegen Leidender, weil die bekannte Mittel nicht im Stand sind ihnen zu helfen, ist wohl hinreichend, den Wunsch, ja die Hoffnung, nach besseren, rege zu machen.

Nur Ärzte, diese Vertrauten des Publikums, in Absicht auf die Erhaltung und Glückseligkeit des Menschen-Geschlechts, sind, vermöge der ihrer Lage wesentlichen Kenntnisse fähig, die Wichtigkeit meiner angekündigten Entdeckung reif zu beurteilen - ihre Folgen ins Licht zu stellen. Sie allein können sie in Ausübung bringen.

Der Vorzug, den ich genieße, selbst unter eine so würdige Klasse von Menschen zu gehören, lässt mich nicht zweifeln: Sie werden sich gewiss alle Mühe geben, Grundsätze anzunehmen und zu verbreiten, welche zum größten Vorteil der leidenden Menschheit gereichen. Sie werden es gewiss tun, sobald sie durch diese, ihnen vorzüglich gewidmete Schrift einen wahren Begriff von dem tierischen Magnetismus erhalten haben.
S. 47-53
Nach: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus von Franz Anton Mesmer, Archiv der Edition Discord