Maximus Confessor [der Bekenner] (580 - 662)

  Griechischer Theologe, der aus einer vornehmen Familie Konstantinopels stammte. Maximus wurde nach seiner Ausbildung zum staatlichen Beamten Sekretär des Kaisers Heraklius. 630 verlässt er den Hof, wird Prior und dann Abt eines Klosters. Auf dem Konzil von Karthago lässt er als Ankläger den Patriarchen von Konstantinopel wegen seiner »monothelistischen Häresie« verurteilen. Er regt Papst Martin I. zur Abhaltung des Lateranischen Konzils (Lateransynode 649) an, auf dem er die Schriften des Dionysios Areopagita erfolgreich verteidigt: »Lasset Euch nicht anfechten, von der unvergleichlichen Art, wie dieser erleuchtete Mann Gott verherrlicht. . . « Auf dem selben Konzil bewirkte er nochmals eine Verdammung der »Monothelisten«, die zwar nicht mehr, wie einst die »Monophysiten«, in Christo die beiden Naturen leugneten, und doch behauptet hatten, dass der menschliche und der göttliche Wille im Heiland eins geworden wären. Aber, so entgegnete ihnen Maximus, »wenn der menschliche Wille sich nicht dem göttlichen Willen in Ihm bewusst unterworfen hätte, wo bliebe dann der Leidensweg Christi und wo die Erlösung«? So wurde zuletzt auch der monothelistische Kaiser gebannt. Der aber ließ 653 den Papst Martin und den Bekenner Maximus gefangen nehmen. Der Prozess gegen Maximus wurde 655 mit seiner Verbannung nach Bizye in Thrakien beendet. 662 musste er abermals vor der Synode in Konstantinopel erscheinen. Da er standhaft blieb, wurde ihm die Zunge herausgerissen und die rechte Hand abgehackt. Anschließend wurde er nach Lazien verbannt, wo er dann am 13. August 662 starb. Maximus hat ein Buch über Mystik und Askese hinterlassen und ein Buch über die Liebe. Auch nach ihm kann die wahre Erkenntnis Gottes, des »Unerschaffenen Lichtes«, nur durch »mystische Schau« erlangt werden, die einer intensiven geistigen Vorbereitungszeit bedarf. Im Kampf der Orthodoxie gegen das Monothelistentum gelang Maximus eine besonders klare Unterscheidung des menschlichen und göttlichen Willens in Jesus, die in den untenstehenden Textauszügen zum Ausdruck kommt:

Siehe auch Wikipedia, Heiligenlexikon und
Kirchenlexikon

Inaltsverzeichnis

Voraussetzung für das Einswerden mit Gott
Das immerwährende Gebet
Gott in uns
Liebe um Gottes Willen
Niemand verachten und niemand richten
Von »Fleisch« zu »Geist«


Voraussetzung für das Einswerden mit Gott
Die völlige Unterwerfung des menschlichen Willens im Herzen Christo unter Seinen göttlichen Willen ist die Voraussetzung für unser eigenes Einswerden mit Gott, sie ist zugleich das Vorbild und das Mittel für dieses Einswerden... die christliche Seele soll darum immer den Heiland möglichst nachahmen, durch ihr Gebet, durch ihre Preisgabe aller irdischen Güter, durch ihre unablässigen Bemühungen um ihre Läuterung — und durch die Liebe... S.77
Enthalten in: Christliche Geisteswelt, Band II, Die Welt der Mystik . Herausgegeben von Walter Tritsch, Holle Verlag , Darmstadt

Das immerwährende Gebet
Die Schrift will von uns nichts Unmögliches. Auch der Apostel diente dem Menschen und betete doch ohne Unterlaß. Ununterbrochen ist das Gebet, wenn die Seele allzeit in großer Ehrfurcht und Liebe Gott anhängt und in allem fest auf Ihn vertraut, in ihrem Tun wie in den Fügungen des Lebens. Deshalb waren auch die Heiligen mitten in ihren Anfechtungen froh, weil sie dadurch umso tiefer in der Haltung der göttlichen Liebe begründet wurden. S.78
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte. Verlag Ars Sacra Josef Müller München

Gott in uns
Nicht draußen gilt es Gott zu suchen, sondern in sich selbst, in lebendig tätigem Glauben. »Nahe ist das Wort, in deinem Munde und in deinem Herzen« (Röm 10,8). »Nahe ist das Himmelreich« (Mt 3,7).

Das ist, wie mir scheint, nicht im Sinne einer zeitlichen Annäherung gemeint, denn »es kommt nicht so, daß man mit dem Finger darauf weisen oder sagen könnte: hier oder dort ist es« (Lk 17,21), sondern es liegt an der geistigen Haltung derer, die seiner würdig sind. »Das Reich Gottes ist mitten unter euch« (Lk 17,21).

Nie könnte die Seele sich nach der Erkenntnis Gottes ausstrecken, würde nicht Gott zuvor sie gütig anrühren und an sich ziehen. Und wie das göttliche WORT vor seiner Ankunft im Fleische geistig zu den Erleuchteten kam, so kommt es auch nach seiner leibhaften Erscheinung zu den Empfänglichen und stellt in ihnen seine künftige »Erscheinung in Herrlichkeit« in verborgenen Zeichen dar. S.179
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte. Verlag Ars Sacra Josef Müller München

Liebe um Gottes Willen
Gott ist seinem Wesen nach gut und frei von Leidenschaft; er liebt alle gleich als seine Geschöpfe. Freilich erhebt er den Guten, der auch durch seine Gesinnung ihm nahe gekommen ist; den Bösen aber liebt er als der Barmherzige um seiner Güte willen und nimmt ihn in dieser Welt in seine Schule, um ihn an sich zu ziehen.

So liebt auch der gute Mensch alle Mitmenschen gleichermaßen: den Guten im Hinblick auf die gemeinsame Menschennatur und auf seinen guten Willen — den Bösen im Hinblick auf die gemeinsame Menschennatur und aus mitfühlendem Erbarmen, weil er in ihm einen Betörten erkennt, der im Finstern wandelt. —

Wer die Liebe hat, hat Gott selbst, denn »Gott ist Liebe« (1 Joh 4, 16). »Ich sage euch: Liebt eure Feinde und betet für eure Verfolger!« (Mt 5,44). Das Gebot will uns freimachen von Abneigung und Groll, von Zorn und nachtragender Empfindlichkeit, und will uns den höchsten aller Werte, die reine Liebe bringen. Mit ihr liebt man alle gleichermaßen in Nachahmung Gottes und will »daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen« (1 Tim 2,4). —

Die vollkommene Liebe trennt nicht, was eins ist, nämlich die eine menschliche Natur bei aller Verschiedenheit der geistigen Haltungen. Der Wahrheitsliebende liebt deshalb alle: die Gutgesinnten als Freunde, die Bösen als Feinde: durch Großmut und Wohltun, durch geduldiges Ertragen ihrer Kränkungen, um sie nach Möglichkeit zu Freunden zu machen. Christus hat alle geliebt und hat für alle gelitten — wenn auch jeder die Verantwortung für sich selbst hat, ob er des seligen Lichtes oder der Finsternis würdig ist. S.203
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte. Verlag Ars Sacra Josef Müller München


Niemand verachten und niemand richten
Wer einmal die Schwäche der menschlichen Natur erkannt hat und aus Erfahrung von der Macht Gottes weiß, ein solcher mag sich strebend um das Rechte bemühen, aber niemals wird er geringschätzig auf irgendjemand schauen. Er weiß ja, wie Gott ihm geholfen hat, und so kann Er auch allen ebenso helfen; und wenn Er nach seinem Ratschluß auch nicht alle auf einmal von ihren Nöten befreit, zur rechten Zeit wird Er jeden genesen lassen, der sich strebend bemüht. S.246
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte. Verlag Ars Sacra Josef Müller München

Von »Fleisch« zu »Geist«
Wie das göttliche Wort vor seiner Ankunft im Fleische geistig zu den Erleuchteten kam, so kommt es nach seiner leibhaftigen Erscheinung zu Anfangenden und Reifenden und stellt ihnen seine künftige Erscheinung im Zeichen dar. Immer ist Christus am Kommen, indem er diejenigen, die seiner würdig sind, durch ihr Leben hinübergehen läßt von »Fleisch« zu »Geist«, und schließlich wird am Ende der Zeiten das bisher Verborgene offenbar werden. S.357
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte. Verlag Ars Sacra Josef Müller München