Jakob Lorber (1800 – 1864)
Zitierte Werke: Das große Evangelium Johannes (Gr), Die geistige Sonne (GS), Die Jugend Jesu (Jug), Schrifttexterklärungen (Schriftt.)

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Jesus — wahrer Mensch und wahrer Gott
»Mein Leib ist aus einer irdischen Mutter, wenn auch nicht durch einen irdischen Vater auf die gewöhnliche Art gezeugt, sondern allein durch den allmächtigen Willensgeist Gottes«

»Ich als Mensch, wie Ich nun vor euch stehe, bin kein Gott, wohl aber Gottessohn, was eigentlich ein jeder Mensch sein soll, denn die Menschen dieser Erde sind berufen, Kinder Gottes zu werden und zu sein, wenn sie nach dem erkannten Willen Gottes leben.

Einer von ihnen aber ist aus Gott von Ewigkeit her bestimmt, der Erste zu sein, das Leben in sich zu haben und es jedermann zu geben, der an Ihn glaubt und nach seiner Lehre lebt. Und dieser Erste bin Ich.

Ich habe solches Leben aus Gott aber nicht etwa vom Mutterleib aus in diese Welt gebracht. Der Keim lag wohl in Mir, aber er musste erst entwickelt werden, was Mich nahezu volle dreißig Jahre Zeit und Mühe gekostet hat. Nun stehe Ich freilich als vollendet da vor euch und kann euch sagen, dass Mir alle Gewalt und Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden, und dass der Geist in Mir völlig eins ist mit dem Geiste Gottes, darum Ich denn auch solche Zeichen wirken kann, die vor Mir noch nie ein Mensch gewirkt hat.

Dieser in Mir wohnende Geist ist wohl Gott, doch Ich als purer Menschensohn nicht, denn, wie schon gesagt, habe Ich als solcher auch, jedem Menschen gleich, durch viele Mühe und Übung erst Mir die Würde eines Gottes erwerben müssen und konnte Mich als solcher erst einen mit dem Geiste Gottes. Nun bin Ich wohl eins mit Ihm im Geiste, aber im Leibe noch nicht. Doch Ich werde auch da völlig eins werden, aber erst nach einem großen Leiden und gänzlicher und tiefst demütigender Selbstverleugnung Meiner Seele.«
(Gr VI 90, 8—12)

»Mein Fleisch ist nicht Mein Ich, sondern nur Mein Geist ist Mein wahrstes Ich. Mit Meinem Geist aber bin Ich allenthalben gegenwärtig und wirke in einem fort durch die ganze Unendlichkeit.« (Gr VI 142,14)

»Wie konnte Jesus denn, als das allein ewige Gottwesen, an Weisheit und Gnade vor Gott und den Menschen zunehmen, da Er doch Gott von Ewigkeit war? Und wie namentlich vor den Menschen, da Er doch von Ewigkeit das endlos allervollkommenste Wesen war?

Um das richtig zu fassen, muß man Jesus nicht abgeschlossen als den alleinigen Gott ansehen, sondern man muss sich Ihn als einen Menschen vorstellen, in dem die alleinige ewige Gottheit sich geradeso, als untätig scheinend, einkerkerte, wie da in eines jeden Menschen Wesen der Geist eingekerkert ist.

Was aber ein jeder Mensch nach göttlicher Ordnung tun muss, um seinen Geist frei zu machen in sich, das musste auch der Mensch Jesus ganz vollernstlich tun, um das Gottwesen in ihm frei zu machen, auf dass er eins würde in Ihm. Es muss aber jeder Mensch gewisse Schwächen in sich tragen, die da die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch die er wie in einer festen Hülse eingeschlossen ist. Die Fesseln aber können erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem Fleische vermengte Seele sich durch die gerechte Selbstverleugnung also gestärkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu halten.«
(Jug 298, 2—9)

»Die Seele Jesu musste auch die größten Versuchungen, sich selbst verleugnend, bestehen, um ihrem Gottgeiste die Bande abzunehmen, sich damit zu stärken für die endloseste Freiheit des Geistes aller Geister, und also völlig eins zu werden mit Ihm. Und eben darin bestand denn auch das Zunehmen der Weisheit und Gnade der Seele Jesu vor Gott und den Menschen, und zwar in dem Maße, als sich der Gottgeist nach und nach stets mehr einte mit seiner freilich göttlichen Seele, welche da war der eigentliche Sohn.«
(Jug 288, 18—19)

»Jesus fühlte in sich fortwährend auf das lebendigste die allmächtige Gottheit. Er wußte es in seiner Seele, dass alles, was die Unendlichkeit fasst, seinem leisesten Wink untertan ist und ewig sein muss. Dazu hatte er den größten Drang in seiner Seele, zu herrschen über alles. Stolz, Herrschlust, vollste Freiheit, Sinn fürs Wohlleben, Weiberlust und dergleichen mehr, als auch Zorn waren die Hauptschwächen seiner Seele. Aber er kämpfte aus dem Willen der Seele gegen all diese gar mächtigen tödlichen Triebfedern seiner Seele. Er übte sein Leben durch lauter schwerste Selbstverleugnungen, um dadurch die zerrüttete ewige Ordnung wiederherzustellen.«
(Jug 299, 2—5 u. 17)

Petrus:
»Das, was mir noch nicht so ganz klar ist, besteht in dem, dass ich noch immer das nicht einsehe, warum Du einmal von Dir sagst, dass Du des Menschen Sohn bist, und ein andermal wieder Gottessohn und wieder ein andermal Jehova selbst seiest.«
(Gr V 246, 15)

Jesus: »Weder Jehova in Mir, noch Meine Seele als dessen ewiger Sohn, sondern allein dieser Leib als des Menschen Sohn wird getötet werden in Jerusalem, aber am dritten Tage als völlig verklärt auferstehen und dann für ewig eins sein mit Dem, der in Mir ist und Mir alles offenbart, was ich als Menschensohn zu tun und zu reden habe, und den ihr noch immer nicht völlig kennt, obwohl Er schon eine geraume Zeit unter euch redet und wirkt«
(Gr V 246, 17)

Frage
: »Wie konntest Du als Jehova, der unendlich ist, diese Deine Unendlichkeit verlassen und Dich hineinzwängen in diese höchst endliche Form?«

Antwort: »Ich bin überall der ewige Ich, aber hier bei euch bin Ich nun in Meiner ewigen Seinsmitte, von der aus die ganze Unendlichkeit ewig fort und fort unverändert gleich und gleich erhalten wird in ihrer endlosesten ewigen Ausdehnung.«
(Gr IV 122, 3 u. 7)

»Wenn der Sohn von Ewigkeit her war, wie konnte er gezeugt werden? Und wenn der Heilige Geist auch von Ewigkeit her war, wie konnte er vom Vater und Sohn ausgehen und also seinen Ursprung nehmen? Wenn nach euerm Sinn und Verstand die von euch beanstandeten drei göttlichen Personen, aus denen die späteren Menschen leicht drei Götter machen könnten, insgesamt ewig, d. h. ohne Anfang sind, so konnte dann ja nicht einer dem andern den Anfang des Seins geben!

Ich bin, als nun ein Mensch im Fleische vor euch, der Sohn und bin niemals von einem andern als nur von Mir Selbst gezeugt worden und bin eben darum Mein höchsteigener Vater von Ewigkeit. Wo anders könnte da der Vater sein als nur im Sohne, und wo anders der Sohn als nur im Vater, also nur ein Gott und Vater in
einer Person?

Dieser Mein Leib ist sonach die verherrlichte Gestalt des Vaters der Menschen und Engel wegen, damit Ich ihnen ein begreiflicher und schaubarer Gott bin, und ihr könnet Mich nun schauen, hören und sprechen und doch leben dabei; denn ehedem hieß es, dass Gott niemand sehen und dabei leben könne. Ich bin denn nun durchgängig Gott; in Mir ist der Vater, und die von Mir nach Meiner Liebe, Weisheit und nach Meinem allmächtigen Willen ausgehende Kraft, die den ewig endlosen Raum allenthalben erfüllt und auch überall wirkt, ist der Heilige Geist.

Ich, wie ihr Mich nun als Gottmenschen unter euch sehet, bin mit Meiner ganzen Urzentralwesenheit sicher vollkommen und ungeteilt unter euch hier in diesem Speisesaale auf dem Ölberg und befinde Mich darum als ein wahrster Gott und Mensch zugleich nirgends anderswo, weder auf dieser Erde und noch weniger auf einer andern. Aber durch die von Mir ausgehende Kraft, die da ist der Heilige Geist, erfülle Ich wirkend dennoch alle Himmel und den irdisch materiellen und endlosen Raum. Ich sehe da alles vom Größten bis zum Kleinsten, kenne alles, weiß um alles, verordne alles und schaffe, leite und regiere alles.

Wenn ihr aber nun solches wisset aus Meinem Munde, so werdet ihr auch verstehen, aus welchem Grunde ihr die Menschen, die an Mich glauben und nach Meiner ihnen bekannt gemachten Lehre auch handeln werden, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes durch die Auflegung der Hände stärken sollet.

So ihr nun den Grund einsehet, da werdet ihr auch einsehen, dass infolge der Nennung der drei Eigenschaftsnamen die Menschen, so sie von euch wahr und richtig unterrichtet werden, nicht leicht auf die Idee von drei persönlich wesenhaften Göttern verfallen werden. Aber Ich lege euch das denn auch teuerst ans Herz, dass ihr den Menschen allenthalben ein rechtes und wahrheitsvolles Licht gebet; denn wo es an dem gebrechen wird, da werden die Menschen denn auch leicht und bald verkümmern und in allerlei Irrlehren übergehen, und es wird dann schwer halten, sie auf die Wege der vollen Wahrheit zu bringen. Dass aber auch bei aller eurer Treue dennoch falsche Lehrer und Propheten aufstehen und gar viele Menschen verführen werden, das werdet ihr wohl nicht zu verhindern vermögen.«
(Gr VIII 27, 1—7)

»Ich kann als Mensch auch nichts von Mir selbst tun. Ich höre aber allezeit die Stimme des Vaters in Mir, und wie Ich sie höre, ebenso handle, rede und richte Ich.«
(Schriftt. 3, 5)

»Die Gottheit trat im Menschen Jesus nur bei Gelegenheiten in dem Maße wirkend auf, als Er als Mensch durch seine Taten dieselbe in sich flott machte. Aber ohne Taten (Wunderwirken, d. Vf.) tauchte die Gottheit nicht auf.« (Schriftt. 8, 9)

»Äußerlich ist er ein eben nicht schöner Mann. Er ist mehr klein von Statur und seine Hände sind rauh und arbeitsnarbig, aber sein Kopf ist würdevoll und sein Auge wohl das schönste, das mir je zu Gesicht kam. Auch um den Mund hat Er einen überaus freundlichen, wenn daneben auch würdevollen ernsten Zug. Die Stimme seines Mundes aber kann man eine wahrhaft männlich hinreißende nennen.«
(Gr II 240, 12)
Aus: Kurt Eggenstein: Der Prophet Jakob Lorber verkündet bevorstehende Kathastrophen und das wahre Christentum, S.178-182) Lorber-Verlag, Bietigheim

Die drei Glaubensartikel
»Was denn meine Liebe zu Christo betrifft, so wirst du aus dieser meiner Äußerung selbst abnehmen können, dass wenn auf dergleichen kirchliche Manipulationen Christus bis auf den letzten Tropfen hinaus gearbeitet wird, und der Mensch besonders im Priesterstande am Ende allen Glauben verliert, es dann auch mit der Liebe zu Christo seine geweisten Wege.- Ich will damit freilich nicht sagen, als möchte ich Christum nicht lieben, wenn Er irgendwo wäre. Ja, ich könnte Ihn sogar über alles lieben, indem seine Lehre wirklich das Allerreinste und Beste ist, was sich nur je ein sterblicher Mensch denken kann.

»Aber das »wenn« ist das Allerfatalste dabei; - ich kam hierher und lebe nun hier, wie ich schon ehedem bemerkt habe, ohne zu wissen, warum, wo und wie? – indem ich doch auf der Welt die Unsterblichkeit der menschlichen Seele gänzlich habe fahren lassen. Hier habe ich bis jetzt auch von Christo nichts mehr erfahren, als was ich auf der Erde von ihm erfahren hatte; und somit stellt sich zwischen mir und Christo immerwährend das fatale »wenn«. – Bringe Dieses aus mir und du sollst an mir einen Jünger Johannes oder die Magdalena haben.«

Nun spreche ich: »Gut mein Freund; du hast mir auf meine kurze Frage eine sehr gedehnte Antwort gegeben, so will ich denn nun dir und euch Allen Etwas sagen; werdet ihr solches beachten, so könnet ihr den Weg zum wahren ewigen Leben betreten, wo nicht, da steht euch eben an der Stelle, wo der Turm verschwunden ist, bereits der Weg zum ewigen Tode offen!

Und so höret denn: Jesus Christus ist der alleinige Gott und Herr aller Himmel und aller Welten. Er ist in Sich allein Seiner ewigen unendlichen Liebe zu Folge der Vater, und seiner unendlichen Weisheit zu Folge der Sohn, und Seiner ewigallmächtigen unantastbaren Heiligkeit zu Folge der heilige Geist selbst; wie Er es auch Selbst von Sich ausgesagt hat, dass Er und der Vater Eines ist, und wer Ihn sieht, auch den Vater sehe; und gezeigt hat, dass der heilige Geist von Ihm ausgehe, wie Er es gezeigt hat, da Er Seine Apostel anhauchte und zu ihnen sprach: Nehmet hin den heiligen Geist!

»Das ist für euch der erste Glaubensartikel, ohne welchen Niemand zum ewigen Leben gelangen kann; denn es heißt auch in der Schrift:

»Wer nicht glaubt, dass Christus ist der Sohn des lebendigen Gottes, welcher ist die Liebe des Vaters, der wird nicht selig. – Ich aber sage euch::

»Werdet ihr nicht den Vater, wie den Geist, im Sohne Christus ergreifen, so werdet ihr nicht zum Leben eingehen! -

»Stoßet euch nicht an dem Texte, da es heißt: Der Vater ist mehr denn der Sohn«; denn solches besagt, dass die Liebe als der Vater in Sich ist das Grundwesen Gottes, und aus Ihr ewig hervor gehet das Licht und der ewig mächtige Geist. Solches sei für euch der zweite Glaubensartikel.

Der dritte Glaubensartikel aber lautet also: Seid vom ganzen Herzen demütig, und liebet Gott im alleinigen Christo über Alles, euch untereinander aber also, wie Jeder sich selbst; und ein jeder von euch sei der Anderen willen da, und trachte wie der Geringste Allen zu dienen!«

»Wenn ihr diese drei Glaubensartikel vollkommen in euch werdet aufgenommen haben, dann erst wird euch der Weg zum ewigen Leben gezeigt werden. Von der Erde habt ihr keine anderen als nur arge Trugwerke mit hierher gebracht, und sie sind hier allenthalben vor euch erscheinlich. Sie hatten keinen Grund; daher werden sie auch gar bald vor euren Augen zunichte werden und vergehen wie eine Ephemeride, sobald eure eigene innere Nacht über euch herein brechen wird. Darum aber habe ich euch nun im Namen des Herrn einen neuen Samen gegeben; pflanzet ihn in euer Herz, auf dass er zu einer fruchtbringenden Pflanze wird. Diese Frucht erst wird euch dann eine lebendige Stärkung werden; ihr Geist wird entflammen eure Liebe, und diese Flamme wird euch erleuchten den neuen Weg, der da führet zum ewigen Leben!« -
Aus Die geistige Sonne, Band 1, S. 366-367; Neu-Salemsverlag. Joh. Busch Nachf. Bietigheim a. Enz Württbg. 1907