Kardec, Allan [eigentl. Hippolyte Léon Denizard Rivail] (1804 - 1869)
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Französischer
Arzt (Pestalozzischüler), der
sich für die Wiedergeburt eines Druiden hielt. Er gründete den
sogenannten »Kardecianismus«, eine
religiöse Sekte, die in ihrer Glaubenslehre spiritistisches Gedankengut mit dem Reinkarnationsgedanken verbindet. 1859
veröffentlicht er das »Buch
der Geister«, das von vielen seiner Anhänger als »spiritistische
Bibel« betrachtet wird. Nach seiner Bekundung sollen u. a.
auch die nach ihrem irdischen Tode im Jenseits weiterlebenden Geister von Augustinus, Luther, Napoleon, Pascal, Sokrates und Swedenborg ihm beim Schreiben seiner spiritistischen Werke behilflich gewesen sein. Siehe auch Wikipedia |
Inhaltsverzeichnis
Der
Spiritismus Gott und das Unendliche Beweise der Existenz Gottes |
Attribute
Gottes Pantheismus Paradies, Hölle und Fegefeuer |
Der
Spiritismus
Für neue Dinge bedarf es neuer Worte, so will es die sprachliche Klarheit,
um der Verwirrung zuvorzukommen, die untrennbar ist von dem vielfältigen
Sinn derselben Bezeichnungen. Die Worte spirituell, spiritualistisch, Spiritualismus haben einen fest begrenzten Gebrauchswert; ihnen einen neuen zu geben, um sie
in die Lehre von den Geistern einzuführen, hieße die schon so zahlreichen
Ursachen der Amphibologie [Mehrdeutigkeit] vermehren. Der Spiritualismus
ist dem Materialismus
entgegengesetzt; wer in sich etwas anderes zu haben glaubt als Materie,
ist Spiritualist; aber daraus folgt nicht, dass
er an die Existenz der Geister glaubt oder an ihre Verbindungen mit der sichtbaren Welt. Statt der Worte spirituell oder Spiritualismus
gebrauchen wir, um diesen letzten Glauben zu kennzeichnen, die Worte spiritisch
und Spiritismus,
deren Form an die Herkunft und den ursprünglichen Sinn erinnert, und die
hierdurch vollkommen verständlich sind, während wir dem Worte Spiritualismus seine eigene Bedeutung vorbehalten. Wir werden also sagen, dass die spiritische
Lehre oder der Spiritismus zur Grundlage hat die
Beziehungen der materiellen Welt zu den Geistern oder Wesen der unsichtbaren Welt. Die Adepten
des Spiritismus werden Spiriten heißen oder,
wenn man so will, Spiritisten.
I
Wir wollen zunächst in wenigen Worten die progressive Reihe der Phänomene vergegenwärtigen, die dieser Lehre vorausgingen.
Das erste, das beobachtet wurde, war die Erscheinung, bei der verschiedene Objekte in Bewegung gerieten, und der man gewöhnlich den Namen Tischrücken
oder Tanz der Tische gibt. Dieses Phänomen, das, wie es scheint, zuerst
in Amerika beobachtet worden ist oder vielmehr diesem Lande sich erneuert hat,
denn die Geschichte beweist, dass es auf das früheste Altertum zurückgeht,
hat sich geoffenbart unter seltsamen Begleitumständen wie ungewöhnliche
Geräusche, Schläge ohne sichtbare, bekannte Ursache. Von dort hat
es sich rasch nach Europa und den anderen Erdteilen fortgepflanzt. Anfangs erregte
es viel Unglauben, aber die große Zahl der Erfahrungen hat bald einen
Zweifel an seiner Wirklichkeit nicht mehr zugelassen.
Wenn dieses Phänomen sich auf die Bewegung der materiellen Objekte beschränkt
haben würde, so ließe es sich aus einer rein physischen Ursache erklären.
Wir sind weit entfernt von der Kenntnis aller geheimen Naturkräfte und
auch aller Eigenschaften derer, die wir kennen. Übrigens vervielfacht die
Elektrizität jeden Tag die Möglichkeiten, die sie dem Menschen gibt,
ins Unendliche und scheint die Wissenschaft mit neuem Licht erleuchten zu sollen.
Es war also nicht ausgeschlossen, dass die Elektrizität, durch gewisse
Umstände beeinflusst, oder irgendeine andere unbekannte Kraft diese Bewegung
verursachte. Dass die Vereinigung mehrerer Personen die Wirkung verstärkte,
schien diese Theorie zu stützen, denn man konnte in dieser Gemeinschaft
eine galvanische Säule sehen, die um so dichter geladen ist, als die Zahl
der Elemente beträgt.
Die Kreisbewegung war nichts Außerordentliches; sie findet sich oft in
der Natur; alle Gestirne bewegen sich im Kreise. Wir hätten mithin im Kleinen
einen Reflex der allgemeinen Weltbewegung; oder, besser ausgedrückt, eine
bis dahin unbekannte Ursache würde durch Zufall bei kleinen Objekten und
unter gegebenen Voraussetzungen einen Kreislauf erzeugen, ähnlich dem der
die Welten dreht.
Aber die Bewegung war nicht immer die des Kreises; sie war oft abgerissen, regellos,
das Objekt wurde heftig geschüttelt, umgestoßen, in irgendeiner Richtung
fortgetragen und entgegen allen Gesetzen der Statik vom Boden hochgehoben und
im Raum schwebend gehalten. Noch ist diesen Tatsachen nichts, was nicht durch
die Macht einer unsichtbaren Naturkraft sich erklären ließe. Sehen
wir nicht, dass die Elektrizität Gebäude umwirft, Bäume
entwurzelt, die schwersten Körper weitweg entführt, sie anzieht oder
zurückstößt?
Die sonderbaren Geräusche, die Schläge konnten, wenn sie nicht nur
eine der gewöhnliche Wirkungen bei der Ausdehnung von Holz oder irgendwelcher
anderen Zufallsursache waren, immer noch sehr wohl durch die Anhäufung
des okkulten Fluidums hervorgerufen worden sein; bringt nicht die Elektrizität
die stärksten Geräusche hervor?
So weit konnte, wie man sieht, alles im Bereich der bloß physischen oder
physiologischen Tatsachen liegen. Schon dass dieser Ideenkreis verlassen wurde,
war Stoff vorhanden für ernsthafte Studien, die der Aufmerksamkeit der
Forscher wert waren. Weshalb war dem nicht so? Es peinlich, es zu sagen, aber
es geschah aus Gründen nicht, die, so wie in tausend ähnlichen Fällen,
die Flüchtigkeit des menschlichen Geistes beweisen. Zunächst war dabei
wohl nicht außer Spiel die Alltäglichkeit des Hauptobjekts, das bei
den ersten Experimenten benutzt wurde. Welchen Einfluss hatte nicht schon häufig
ein Wort auf die ernsthaftesten Dinge! Ohne Rücksicht darauf, dass die
Bewegung auf jedweden Gegenstand übergeleitet werden konnte, war die Ideenverbindung
mit den Tischen entscheidend, wohl deshalb, weil sie das bequemste Objekt waren,
und weil es natürlicher ist, sich um einen Tisch herumzusetzen als um irgendein
anderes Möbel. Die Menschen von höherer Art sind manchmal so kindisch,
dass man durchaus glauben kann, gewisse Elitegeister hätten es unter ihrer
Würde erachtet, sich mit dem zu befassen, was man gemeinhin den »Tanz
der Tische« zu nennen pflegte. Wahrscheinlich wäre auch das
von Galvani festgestellte Phänomen, hätten vulgäre Menschen es
beobachtet, und wäre es mit einem burlesken Namen charakterisiert geblieben,
noch in denselben Winkel verbannt wie der Stab des Zauberers. Welcher Gelehrte
hätte nicht gemeint, er vergebe sich etwas. wenn er sich mit dem »Tanz
der Frösche« beschäftigte?...
II.
Aber jene Phänomene hielten sich nicht im Bereich der physikalischen Wissenschaft;
sie lenkten uns auf andere Tatsachen seltsamen Ursprungs hin. Man glaubte —
und wir wissen nicht, durch wessen Initiative — zu entdecken, dass den
Objekten gegebene Stoß nicht nur die Wirkung einer blinden mechanischen
Kraft sei, sondern dass bei dieser Bewegung eine intelligente Ursache eingreife.
Nachdem diese Bresche geschlagen war, eröffnete sich ein ganz neues Beobachtungsfeld;
von vielen Mysterien wurde der Schleier weggehoben. Ist in Wahrheit eine intelligente
Macht tätig? Das ist die Frage. Wenn diese Macht existiert, was ist sie,
welches ist ihr Natur, ihre Herkunft? Ist sie oberhalb der Menschheit zu suchen?
Das sind die anderen Fragen, die an die erste sich schließen.
Die ersten intelligenten Manifestationen geschahen dadurch, dass Tische sich
hoben und mit einem Fuß eine bestimmte Zahl von Malen aufstießen
und so, je nachdem verabredet war, mit Ja oder Nein eine gestellte Frage beantworteten.
Das überzeugte die Skeptiker noch nicht mit Sicherheit, denn man konnte
noch Zufälle vermuten. Dann erlangte man ausgeprägtere Antworten durch
die Buchstaben des Alphabets; das bewegliche Objekt tat eine Zahl von Stößen,
die der alphabetischen Ordnung jedes einzelnen Buchstaben entsprach, und so
brachte man es fertig, Worte und Sätze als Erwiderung auf Fragen bilden.
Die Richtigkeit der Antworten, ihre Übereinklang mit der Frage erregten
Staunen. Wenn das so antwortende mysteriöse Wesen nach seiner Natur gefragt
wurde, erklärte es, es sei ein Geist oder ein Genius, gab sich einen Namen
und lieferte verschiedene Aufschlüsse über sich. Dieser Umstand ist
sehr bemerkenswert. Niemand also hat in seiner Phantasie die Geister erdacht,
um das Phänomen zu erklären; das Phänomen selbst offenbart das
Wort. Man hat in den exakten Wissenschaften Hypothesen formuliert, um eine Grundlage
für Folgerungen zu haben; das ist hier nicht der Fall.
Dieses Korrespondenzmittel war langwierig und unbequem. Der Geist, und auch
dies ist ein sehr zu beachtender Umstand, wies auf ein anderes hin. Eines dieser
unsichtbaren Wesen gab den Rat, einen Bleistift an einem Korb oder an ein anderes
Objekt zu befestigen. Dieser Korb wird auf ein Blatt Papier gestellt und in
Bewegung gesetzt durch die gleiche okkulte Kraft, die die Tische bewegt; jedoch
statt einer einzigen regelmäßigen Bewegung zeichnet der Stift von
selbst Buchstaben auf, die Worte und Sätze bilden und ganze Reden von mehreren
Seiten über die höchsten Fragen der Philosophie,
der Moral, der Metaphysik,
der Psychologie
usw., und zwar so schnell, als ob man mit der Hand schriebe.
Ein solcher Rat wurde zur nämlichen Zeit in Amerika, in Frankreich und
in verschiedenen anderen Ländern gegeben. In folgenden Worten wurde er
zu Paris, am 10. Juni 1853, einem der glühendsten Adepten der Lehre erteilt,
der schon seit mehreren Jahren, und zwar seit 1849, mit der Anrufung der Geister
befasste: »Hole aus dem Nebenzimmer das Körbchen;
binde einen Bleistift daran; setze ihn auf das Papier; lege die Finger auf den
Rand.« Dann, einige Augenblicke später, kam das Körbchen
in Bewegung und der Stift schrieb sehr leserlich die Worte: »Ich
verbiete Ihnen nachdrücklich, was ich Ihnen sage, jemandem zu sagen; wenn
ich schreiben werde, werde ich besser schreiben.«
Da der Gegenstand, an den man den Bleistift anfügt, nur ein Instrument
ist, sind seine Beschaffenheit und seine Gestalt völlig unwesentlich. Man
hat versucht, es aufs bequemste einzurichten. So bedienen sich viele Personen
eines Brettchens.
Das Körbchen oder das Brettchen kann in Bewegung gesetzt werden nur durch
den Einfluss gewisser Personen, die in dieser Hinsicht mit einer besonderen
Kraft begabt sind, und die man als Medien kennzeichnet, das heißt Mittler zwischen den Geistern
und den Menschen. Die Bedingungen, die diese Macht verleihen, hängen
mit zugleich physischen und geistigen, noch unvollkommen bekannten Ursachen
zusammen. Man findet Medien jedes Alters, beider Geschlechter und auf allen
Stufen der intellektuellen Entwicklung. Im Übrigen entwickelt sich diese
Fähigkeit durch häufige Anwendung.
III.
Später erkannte man, dass das Körbchen und das Brettchen in Wirklichkeit
nur ein Anhängsel der Hand bildeten. Das Medium ergriff den Bleistift direkt
und begann aus unfreiwilligem und fast fieberhaftem Antrieb zu schreiben. Hierdurch
wurden die Mitteilungen schneller, leichter und vollständiger. Heute ist
dies am meisten verbreitet, umso mehr als die Zahl der mit dieser Fähigkeit
begabten Personen sehr beträchtlich ist und sich von Tag zu Tag vermehrt.
Die Erfahrung machte schließlich mit mehreren anderen Abarten der vermittelnden
Fähigkeit bekannt, und man wusste bald, dass die Mitteilungen ebenso durch
das Wort, das Gehör, das Gesicht, die Berührung usw. stattfinden konnten,
und sogar direkt durch Geisterschrift, das heißt ohne Hilfe der Hand des Mediums oder des Bleistifts.
Als die Tatsache vorlag, blieb ein wesentlicher Punkt festzustellen, nämlich
die Rolle des Mediums bei den Antworten und die Beteiligung, die es mechanisch
und geistig ausüben kann. Zwei Hauptumstände, die einem aufmerksamen
Beobachter nicht entgehen können, vermögen die Frage zu klären.
Die erste ist die Art, wie sich das Körbchen unter dem Einfluss des Mediums
bewegt, allein dadurch, dass es die Finger auf den Rand legt; die Prüfung
zeigt die Unmöglichkeit, die Bewegung irgendwie zu dirigieren. Diese Unmöglichkeit
wird besonders offenbar, wenn zwei bis drei Personen zugleich sich an denselben
Korb setzen. Es wäre mehr als Gedankenübereinstimmung notwendig, damit
sie sich über die Antworten verständigen könnten, die auf die
gestellte Frage zu geben ist. Eine andere, nicht weniger seltsame Tatsache vergrößert
die Schwierigkeit noch, nämlich die radikale Änderung der Schrift
je nach dem Geist, der sich manifestiert; und jedes Mal, wenn derselbe Geist wiederkehrt, reproduziert seine Schrift sich wieder. Demnach hätte das
Medium sich bemühen müssen, seine eigene Schrift zwanzigfach zu ändern,
und vor allem hätte es sich erinnern müssen, welche Schrift diesem
oder jenem Geist zugehörte.
Der zweite Umstand beruht auf der Natur der Antworten selbst, die zumeist, und
besonders wenn es sich um abstrakte oder wissenschaftliche Fragen handelt, motorisch über die Kenntnisse und manchmal über die geistige Fassungskraft des Mediums hinausführen, das im übrigen
gewöhnlich kein Bewusstsein dessen hat, was unter seinem Einfluss geschrieben
wird; das oft sogar die gestellte Frage nicht hört oder nicht versteht,
da sie in einer Sprache gehalten sein kann, die ihm fremd ist, oder vielleicht
auch nur im Geist formuliert wird, und da vielleicht auch die Antwort in dieser
Sprache erfolgt. Endlich geschieht es oft, dass der Korb freiwillig, ohne vorhergehende
Frage, über irgendetwas völlig Unerwartetes schreibt.
Diese Antworten haben in gewissen Fällen einen solchen Zug von Weisheit,
Tiefe und Überlegenheit, sie enthüllen so erhabene
und edle Gedanken, dass sie nur aus einer höheren
Intelligenz fließen können, die das Gepräge der reinsten Sittlichkeit hat. Zu anderen Malen sind sie so leichtfertig, so frivol, so trivial sogar,
dass die Vernunft sich sträubt zu glauben, sie könnten aus derselben
Quelle kommen. Diese Verschiedenheit der Sprache ist erklärlich nur durch
die Verschiedenheit der Intelligenzen, die sich manifestieren. Liegen diese
Intelligenzen nun innerhalb oder außerhalb der Menschheit? Dies ist der
aufzuhellende Punkt, und man wird in diesem Werk
[Buch der Geister] die vollständige Erklärung dafür
finden, so wie sie von den Geistern selbst gegeben
worden ist.
Solches also sind offenbare Wirkungen, die außerhalb des gewohnten Kreises
unserer Beobachtungen sich dartun, die nicht insgeheim, sondern im Tageslicht
sich vollziehen, die jedermann sehen und feststellen kann, die
nicht das Vorrecht eines einzigen Individuums
sind, sondern durch Tausende von Personen, wenn diese es wollen, wiederholt
werden. Diese Wirkungen haben
mit Notwendigkeit eine Ursache, und in dem Moment,
wo sich zeigt, dass in ihnen eine Intelligenz und
ein Wille handeln,
verlassen sie den rein physischen Bereich.
Mehrere Theorien sind hierüber kundgegeben worden; wir werden sie hier prüfen und sehen,
ob sie alle Tatsachen, die erzeugt werden, rechtfertigen können. Nehmen
wir einstweilen die Existenz von Wesen an, die von der Menschheit verschieden sind, da dies die von den sich enthüllenden Intelligenzen gelieferte Erklärung ist, und
sehen wir, was sie uns sagen.
IV.
Die Wesen, die sich so mitteilen, bezeichnen sich
selbst, wie wir sagten, mit dem Namen Geister
oder Genien und äußern sich, einige von ihnen
wenigstens, dass sie zu den Menschen, auf der Erde lebten, gehört haben.
Sie bilden die geistige Welt, wie wir während unseres Lebens die körperliche
Welt bilden.
In kurzem fassen wir hier die bedeutsamen Punkte der Lehre, die sie uns übermittelt
haben, zusammen:
Die materiellen Geister bilden die sichtbare oder körperliche Welt und
die immateriellen die unsichtbare oder spiritische Welt, das heißt die
der Geister.
Die spiritische Welt ist die normale, primitive. ewige Welt, die
vorher existiert als alles und alles überlebt.
Die körperliche Welt ist nur sekundär; sie könnte zu existieren
aufhören oder niemals existiert haben, ohne dass die Essenz der spiriten
Welt dadurch geändert wird.
Die Geister bekleiden sich für eine Zeit mit
einer vergänglichen materiellen Hülle,
deren Zerstörung durch den Tod ihnen die Freiheit wiedergibt.
Unter den verschiedenen Gattungen von körperlichen Wesen hat Gott die menschliche
Gattung erwählt zur Verleiblichung der Geister, die in einem bestimmten
Grad der Entwicklung angelangt sind, wodurch die menschliche Gattung sittliche
und intellektuelle Überlegenheit über alle anderen besitzt.
Die Seele ist ein
verleiblichter Geist, dessen Hülle nur der Körper ist.
Im Menschen ist dreierlei:
1. der Körper
oder das materielle Wesen, das ähnlich ist
dem der Tiere und durch dasselbe Lebensprinzip belebt wird;
2. die Seele oder das immaterielle
Wesen, der im Körper inkarnierte Geist;
3. das Band, das die Seele
und den Körper eint, das Vermittlungsprinzip
zwischen Materie und Geist.
Der Mensch hat so zwei Naturen; durch seinen Körper nimmt er teil an der
Natur der Tiere, deren Instinkte
er hat; durch seine Seele hat er teil an der Natur
der Geister.
Das Band oder der Um-Geist, der Leib und Geist eint, ist eine Art halb materieller
Hülle. Tod ist die
Zerstörung der gröbsten Hülle, Geist bewahrt die zweite, die
ihm einen ätherischen
Leib schafft, der unsichtbar für uns ist in normalem Zustand, den er
aber gelegentlich sichtbar und sogar berührbar machen kann, wie das in
dem Phänomen der Geistererscheinungen erfolgt ist.
Die Verbindungen der Geister mit den Menschen sind okkult oder offenbar. Die
okkulten Verbindungen geschehen durch den guten oder bösen Einfluss, den
sie ohne unser Wissen auf uns haben; unserer Urteilskraft obliegt es, die guten
und die bösen Inspirationen zu unterscheiden. Die offenbaren Verbindungen
geschehen durch Mittel der Schrift, des Wortes oder andere materielle Manifestationen,
am häufigsten durch Vermittlung der Medien, die als Werkzeug dienen.
Die Geister manifestieren sich spontan durch Anrufung. Man kann alle Geister
anrufen, diejenigen, die unbekannte Menschen beseelt haben, wie die der berühmtesten
Persönlichkeiten, in welcher Epoche auch sie gelebt haben, die unserer
Eltern, unserer Freunde oder unserer Feinde, und kann von ihnen durch Mitteilungen
in Schrift und Wort Ratschläge erlangen, Auskünfte über ihre
Situation im Jenseits, über ihre Gedanken von uns, und die Enthüllungen,
die zu machen ihnen erlaubt ist. S. 358-372
Aus: Geist und Geisteswelt, Fragmente aus der Literatur des Übersinnlichen
von Thomas Wandler, Rudolf Kaemmerer Verlag, Berlin-Dresden 1923
Gott
und das Unendliche
Gott ist die höchste
Intelligenz, die erste Ursache
aller Dinge, und
ist unendlich, d.
h. er hat weder Anfang noch Ende.
Beweise
der Existenz Gottes
Der Beweis der
Existenz Gottes ist zu finden in einem Axiom
eurer Wissenschaft:
keine Wirkung
ohne Ursachen. Suchet die Ursache von all’ dem, was
nicht das Werk des Menschen ist, und euer Verstand wird euch antworten.
Um an Gott zu glauben, genügt es, die Augen
auf die Werke der Schöpfung
zu werfen. Das Weltall besteht, folglich hat es eine Ursache. An der Existenz
Gottes zu zweifeln, hieße leugnen, dass jede Wirkung eine Ursache
hat, und behaupten, dass Nichts
ein Etwas schaffen könnte.
Das innige Gefühl, welches ein jeder von der Existenz
Gottes in sich trägt, ist ebenfalls eine Folge des Grundsatzes,
dass keine Wirkung ohne Ursache besteht.
Dieses Gefühl
ist nicht Folge der Erziehung und das Produkt erworbener
Begriffe.
Wäre das der Fall, so würde es nicht allgemein sein, und würde
nur, wie die Begriffe der Wissenschaften, bei denjenigen bestehen, welche diese
Lehre hätten erhalten können.
In den inneren Eigenschaften
der Materie kann
die Grundursache der Gestaltung der Dinge nicht gefunden
werden.
Was wäre dann die Ursache dieser Eigenschaften? Man bedarf immer einer
ersten Ursache.
Die erste Gestaltung der Dinge den inneren Eigenschaften der Materie zuzuschreiben,
hieße die Wirkung mit der Ursache verwechseln, denn diese Eigenschaften
sind selbst eine Wirkung, welche eine Ursache haben muss.
Einer zufälligen Kombination der Materie die erste Gestaltung zuzuschreiben,
ist eine Absurdität! Welcher Mensch mit gesundem Verstande kann den Zufall für ein vernünftiges Wesen halten? Und dann, was ist der Zufall? Nichts.
Die Harmonie,
welche die Triebfeder des Weltalls regiert, bekundet bestimmte Zusammenwirkungen
und Pläne und weist dadurch auf eine intelligente
Macht. Die erste Bildung dem Zufall zuzuschreiben, wäre ein Unsinn;
denn der Zufall ist blind
und kann niemals die Wirkungen der Intelligenz hervorbringen. Ein intelligenter
Zufall wäre kein Zufall mehr.
Dass in der ersten Ursache eine alle Intelligenzen überragende und erhabenere
Intelligenz innewohnt, verrät euch das Sprichwort, welches sagt: Am Werke
erkennt man den Meister. Hochmut ist es, welcher den Unglauben erzeugt. Der
hochmütige Mensch leidet nichts über sich, deswegen nennt er sich
auch Freigeist. Armes Wesen, das ein Hauch Gottes umwerfen kann.
Man schätzt die Macht
einer Intelligenz
nach ihren Werken; da kein menschliches Wesen das
schaffen kann, was die Natur erzeugt, so ist die erste Ursache eine über die Menschheit erhabene
Intelligenz.
Was auch immer die von der menschlichen Intelligenz erzeugten Wunder sein können,
so hat doch diese Intelligenz selbst eine Ursache, und je größer
das ist, was sie schafft, desto größer muss auch die erste Ursache
sein. Diese Intelligenz, wie auch der Name sei, mit welchem der Mensch sie benennt,
ist es, welche die erste Ursache aller Dinge ist.
Attribute
Gottes
Dem Menschen fehlt der Sinn, der ihn befähigen würde, die wesentliche
Natur Gottes zu begreifen.
Wenn sein Geist, nicht mehr von der Materie verdunkelt, sich Gott
durch Vervollkommnung nähert, dann wird er ihn sehen und verstehen
lernen.
Die Beschränktheit der Fähigkeiten des Menschen erlaubt ihm nicht,
die innerste Natur Gottes zu begreifen. In der Kindheit der Menschheit verwechselte
der Mensch Gott oft mit dem Geschöpfe, dessen Unvollkommenheiten er ihm
gab; aber in dem Maße, als der moralische Sinn bei ihm sich entwickelte,
drang sein Gedanke immer besser in den Grund der Sachen, und er machte sich
eine richtigere und dem gesunden Menschenverstand angemessenere Idee davon,
obgleich sie immer eine unvollkommene blieb.
Der Mensch kann sich einen annähernden Begriff
von der Vollkommenheit
Gottes machen, wenn er sich überlegt und einsieht,
dass Gott, um über allem zu stehen, keinem Unbestand unterworfen werden
und keine der Unvollkommenheiten haben darf, welche das Einbildungsvermögen
sich vorstellen kann.
Gott ist ewig; wenn er einen Anfang gehabt hätte, wäre er entweder
aus dem Nichts hervorgegangen, oder von einem früheren Wesen erschaffen.
So kommen wir allmählich zum Unendlichen
und zur Ewigkeit zurück.
Er ist unveränderlich; denn wäre er den Wechselfällen unterworfen, so hätten die Gesetze,
welche das Weltall regieren, keinen Bestand.
Er ist immateriell; das heißt, seine Natur unterscheidet
sich von allem, was wir Materie nennen, sonst wäre er nicht unveränderlich,
in dem er den Wechselwirkungen
der Materie unterworfen wäre.
Er ist einzig;
wenn es mehrere Götter gäbe, würde es in
der Ordnung des Weltalls an Einheit in den Plänen wie auch in der Macht
fehlen.
Er ist allmächtig, weil er einzig ist. Besäße er nicht
die höchste Macht, dann wäre etwas Mächtigeres,
oder ebenso Mächtiges als er; er hätte nicht alles geschaffen, und
die Dinge, die er nicht geschaffen, würden das Werk eines anderen Gottes
sein.
Er ist allgerecht
und allgütig.
In den kleinsten wie in den größten Sachen zeigt sich die vorsichtige
Weisheit der göttlichen Gesetze, und diese Weisheit erlaubt weder an seiner
Gerechtigkeit noch an seiner Güte zu zweifeln.
Pantheismus
Wäre Gott ein besonderes Wesen oder wäre er, wie manche es glauben,
eine aus allen vereinten Kräften und Intelligenzen des Weltalls sich ergebende
Kraft, so bestände Gott nicht; denn er wäre alsdann eine Wirkung und
nicht eine Ursache; und er kann nicht auf einmal beides sein.
Gott besteht, das könnt ihr nicht bezweifeln und das ist die Hauptsache;
glaubet es und lasst des Grübeln sein, denn es führt euch in ein Labyrinth,
aus welchem ihr euch nicht herausführen könntet. Das würde euch
nicht besser, aber vielleicht ein wenig hochmütiger machen, weil ihr etwas
zu wissen meinen, in der Wirklichkeit aber nichts wissen würdet. Lasset
daher alle Spekulation beiseite, ihr habt Dinge genug, welche, um mit euch selbst
anzufangen, euch näher angehen. Untersucht eure eigenen Unvollkommenheiten,
damit ihr euch derselben entledigt; das wird euch nützlicher sein, als
wenn ihr dasjenige durchdringen wollt, was undurchdringlich ist für eure
beschränkten Sinne.
Diejenigen, welche sich zum Pantheismus
bekennen, behaupten zwar darin den Beweis einiger Attribute Gottes zu finden, in dem sie folgern: Da die Welten unendlich sind, so ist Gott
dadurch unendlich; da kein leerer Raum existiert, so ist Gott überall;
da Gott überall ist, indem alles ein integrierender Teil Gottes ist, so
gibt er allen Naturerscheinungen eine vernünftige Darlegung. Aber diesen
Folgerungen widerspricht die Vernunft. Überleget reiflich, und es wird
euch nicht schwer sein, die Absurdität des Pantheismus zu erkennen.
Diese Lehre macht aus Gott ein materielles Wesen,
welches, obgleich mit einer obersten Intelligenz begabt, das im Großen
wäre, was wir im Kleinen sind. Da aber die Materie sich unaufhörlich
ändert, so würde Gott, wenn es so wäre, keinen Bestand haben;
er wäre allen Wechselfällen, allen Bedürfnissen der Menschheit
unterworfen; es würde ihm an einem der wesentlichsten Attribute
Gottes gebrechen, an der Unveränderlichkeit. Die Eigenschaften der
Materie lassen sich nicht mit dem Begriffe von Gott vereinigen, ohne ihn in
unseren Gedanken zu erniedrigen, und allen Spitzfindigkeiten des Sophismus wird
es nicht gelingen, das Problem seiner inneren Natur zu lösen. Wir
wissen nicht alles, was er ist, allein
wir wissen wohl, was er nicht sein kann, und der Pantheismus steht mit seinen wesentlichen Eigenschaften im Widerspruch; er vermengt den
Schöpfer mit dem Geschöpfe, geradeso, wie wenn man behaupten wollte,
dass eine kunstvolle Maschine ein integrierender Teil des Mechanikers wäre,
der sie erfunden hat.
Die Intelligenz Gottes gibt sich in seinen Werken
kund, wie die eines Malers in seinem Bild; allein die Werke Gottes sind ebenso
wenig Gott selbst, als das Bild der Maler ist, welcher es gefasst und ausgeführt
hat. S. 3-5
Aus: Das Buch der Geister und die Grundsätze der Geistlehre betreffend
das gegenwärtige und zukünftige Leben im Diesseits und Jenseits. Nach
Kundgebungen höherer Geister. Von Allan Kardec, Verlag von Oswald Mutze,
Leipzig 1922.
Paradies,
Hölle und Fegefeuer
Die Leiden und Freuden entsprechen der Stufe der Vervollkommnung der Geister;
jeder trägt in sich selbst den Grund seines eigenen Glückes oder Unglückes;
und da sie überall sind, so ist kein umgrenzter oder geschlossener Ort
dem einen mehr als den andern zugewiesen. Was die einverleibten Geister anbelangt,
so sind sie mehr oder weniger glücklich oder unglücklich, je nachdem
die Welt, welche sie bewohnen, mehr oder weniger vorgeschritten ist.
Die Hölle und das Paradies sind nur Figuren [Bilder]. Es gibt überall
glückliche und unglückliche Geister. Jedoch vereinigen sich die Geister
derselben Stufe durch Sympathie; wenn sie aber vollkommen sind, können
sie sich vereinigen, wo sie wollen.
Die absolute Lokalisierung der Leiden und Belohnungsorte besteht nur in der
Einbildung des Menschen; es kommt von seiner Neigung her, die Dinge, deren unendliche
Wesenheit er nicht begreifen kann, zu materialisieren
und zu umgrenzen.
Unter Fegefeuer hat man physische und moralische Schmerzen, die Zeit der Abbüßung
zu verstehen. Es ist beinahe immer auf Erden, wo ihr euer Fegefeuer durchmacht
und Gott euch eure Fehler abbüßen lässt.
Das, was der Mensch Fegefeuer nennt, ist ebenfalls nur ein Bild, unter welchem
man nicht irgendeinen bestimmten Ort, sondern den Zustand der unvollkommenen
Geister verstehen soll, welche bis zur vollständigen Reinigung in der Abbüßung
sind, die sie zur Stufe der glückseligen Geister erheben soll. Da diese
Reinigung in den verschiedenen Einverleibungen vor sich geht, so besteht das
Fegefeuer in den Prüfungen des körperlichen Lebens.
Hölle kann sich
als ein Leben von außerordentlich peinlichen Prüfungen, ohne das
Bewusstsein einer besseren Zukunft deuten lassen.
Fegefeuer als ein Prüfungsleben,
aber mit dem Bewusstsein einer besseren Zukunft.
Unter einer ruhelosen Seele versteht man eine wandelnde, leidende und über
ihre Zukunft ungewisse Seele, welcher ihr einer Erleichterung schaffen könnt,
die sie oft wünscht, indem sie sich euch mitteilt.
Himmel ist der unermessliche
Raum, die Planeten, die Sterne und alle höheren Welten, wo die Geister
aller ihrer Fähigkeiten sich erfreuen, ohne die Widerwärtigkeiten
des materiellen Lebens noch die mit der Niedrigkeit verbundene Angst zu haben.
Die Worte vierter, fünfter Himmel bezeichnen verschiedene Stufen der Reinheit
und folglich des Glückes. Das ist geradeso, wie wenn man einen Geist fragt,
ob er in der Hölle ist; ist er unglücklich, so wird er ja sagen, weil
für ihn Hölle gleichbedeutend mit Leiden ist, aber er weiß es
recht gut, dass es kein Feuerofen ist. Ein Heide hätte gesagt, er sei im
Tartarus.
Es ist dasselbe mit anderen ähnlichen Bezeichnungen, wie Land der Blumen,
Aufenthalt der Auserwählten, erste, zweite, dritte Sphäre u. a., welches
nichts als durch gewisse Geister gebrauchte Allegorien sind; sei es als Figuren,
sei es manchmal aus Unkenntnis der Wirklichkeit der Dinge und sogar der einfachsten
wissenschaftlichen Begriffe. Nach der beschränkten Idee, welche man sich
ehemalig von den Strafen und Belohnungsorten machte, und hauptsächlich
in der Meinung, dass die Erde das Zentrum des Weltalls wäre, dass der Himmel
eine Wölbung bildete und das es eine Sternregion gab, stellte man den Himmel oben- und die Hölle untenhin; daher die Ausdrücke: in den Himmel steigen,
im Himmel sein, in die Hölle gestürzt zu werden. Heutzutage, wo die
Wissenschaft gezeigt hat, dass die Erde nur eine der kleinsten Welten unter
Millionen anderer ist, ohne spezielle Wichtigkeit, wo sie die Geschichte ihrer
Bildung erforschte, ihre Zusammenstellung beschrieben und bewiesen hat, dass
der Raum unendlich ist, dass es weder Höhe noch Tiefe im Weltall gibt,
muss man wohl darauf Verzicht leisten, den Himmel über die Wolken und die
Hölle in niedere Orte zu verlegen.
Was das Fegefeuer betrifft, so war ihm kein Platz bestimmt. Es
war dem Spiritismus vorbehalten, über alle diese Dinge die rationellste,
die großartigste und zu gleicher Zeit für die Menschheit tröstlichste
Erklärung zu geben. Man kann also mit voller Überzeugung sagen, dass
wir unsere Hölle und unser Paradies in uns selbst, in unserem Innern tragen;
was unser Fegefeuer betrifft, so finden wir es in unserer Wiedereinverleibung,
in unserem körperlichen und physischen Leben.
Indem Christus sagt: »Mein
Reich ist nicht von dieser Welt«, sprach er in einem figürlichen
Sinne. Er wollte sagen, dass er nur über die reinen und uneigennützigen
Herzen herrscht, aber die nach den Dingen dieser Welt gierigen und an die Güter
dieser Erde anhänglichen Menschen sind nicht mit ihm.
Das Gute wird auf Erden herrschen, wenn unter
den Geistern, welche daselbst wohnen, die Guten die Schlechten übertreffen
werden; sie werden alsdann Liebe und Gerechtigkeit daselbst
herrschen lassen, welche die Quellen des Guten und des Glückes sind. Durch
den moralischen Fortschritt und die Befolgung der Gesetze Gottes wird der Mensch
auf Erden die guten Geister anziehen und die Schlechten davon entfernen, aber
die Schlechten werden die Erde erst dann verlassen, wenn er den Stolz und den
Egoismus von ihr verbannt haben wird.
Die Umbildung der Menschheit war vorhergesagt, und ihr seid dem Anbruch dieser
neuen Zeit nahe, welchen alle zum Fortschritte beitragenden Menschen beschleunigen; sie wird durch die Einverleibung besserer
Geister erfolgen, welche
auf der Erde eine neue Generation bilden werden. Alsdann
werden die schlechten Geister, welche der Tod jeden Tag hinwegrafft, und alle
diejenigen, welche danach streben, den Gang der Dinge aufzuhalten, von ihr ausgeschlossen
werden; denn sie würden sich unter den rechtschaffenen Menschen, deren
Glück sie stören würden, nicht am Platze finden. Sie werden in
neue vorgerückte Welten gehen, um peinliche Missionen zu erfüllen,
durch welche sie für ihren eigenen und den Fortschritt ihrer noch hinter
ihnen zurückgebliebenen Brüder arbeiten werden. Seht ihr in dieser
Verweisung von der umgebildeten Erde nicht die erhabene Figur des verlorenen
Paradieses und in dem auf die Erde unter solchen Bedingungen gekommenen Menschen,
der sich in den Keim seiner Leidenschaften und die Spuren seiner ursprünglichen
Niedrigkeit trägt, nicht die erschütternde Figur der
Erbsünde? Die Erbsünde, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet,
haftet an der noch unvollkommenen Natur des Menschen, welcher
nur für sich selbst und seine eigenen Fehler, nicht aber für die seiner
Väter verantwortlich ist.
Ihr alle, Menschen von Glauben und gutem Willen, arbeitet daher mit Eifer und
Mut am großen Werke der Verbesserung, denn ihr werdet
das Hundertfache des Kornes, das ihr gesäet habt, ernten!
Wehe denjenigen, welche ihre Augen dem Lichte verschließen,
denn sie bereiten sich lange Jahrhunderte voll Finsternis und Enttäuschungen
vor.
Wehe denjenigen, welche alle ihre Freude in die Güter dieser Welt setzen, denn sie werden mehr Entbehrungen leiden, als sie Genüsse gehabt haben.
Wehe überhaupt den Egoisten, denn sie werden niemanden finden, der ihnen die Last ihres Elendes zu tragen
hilft. S. 144-146
Aus: Das Buch der Geister und die Grundsätze der Geistlehre betreffend
das gegenwärtige und zukünftige Leben im Diesseits und Jenseits. Nach
Kundgebungen höherer Geister. Von Allan Kardec, Verlag von Oswald Mutze,
Leipzig 1922.