Johannes Chrysostomos [griech. Goldmund] (344/354 – 407)
Griechischer
Bischof und Patriarch von Konstantinopel, der nicht nur als größter
Prediger der griechischen Kirche (Patron
der Beter, Prediger und Redner) angesehen wird, sondern auch als
Kirchenlehrer (Chrysostomus-Liturgie) bekannt wurde. Trotz seiner Beliebtheit scheiterte der sittenstrenge
Asket an Intrigen und der Feindschaft der Kaiserin Eudoxia. Er starb in der Verbannung. – Heiliger
(Tag in der Ostkirche 13.November, Westkirche 13.
September). Siehe auch Wikipedia und Heiligenlexikon |
Lies die Schrift
Es werden alle von Gott belehrt
werden. Jer 34, 34
Ich spreche euch immer zu, ihr möchtet nicht nur das Evangelium in der
Kirche hören, sondern euch auch zu Hause mit Bibellesung befassen. Komme
mir niemand mit der frostigen Rede: »Ich bin Jurist,
Beamter, Handwerker, ich habe mit meinen Berufsarbeiten zu tun, ich habe für
Frau und Kinder zu sorgen, ich lebe in der Welt; meine Sache ist es nicht, die
Bibel zu lesen — das mögen die Beschaulichen in den Klöstern
tun!« —
Was sagst du da, Mensch? Gerade weil du im Strudel der Geschäfte stehst,
bedarfst du in den täglichen Anfechtungen der inneren Hilfe. Du kommst
nicht heil davon, wenn du nicht zuweilen durch Gebet und religiöse Lesung
dich innerlich sammelst. Gott spricht zu dir durch die Heilige Schrift.
Auch wenn du nicht alles verstehst, wirst du doch großen Nutzen für
dein inneres Leben von der Lesung haben. Ein hoher Wert liegt im Lesen der Schrift:
sie macht die Seele empfänglich für die Weisheit, richtet den Geist
zum Ewigen, stimmt zur Dankbarkeit und bewahrt vor dem Absinken ins Äußere.
Lies mit Heilsverlangen, und der Geist wird dir das innere Verständnis
erschließen und dir reichen Gewinn schenken S.56
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte.
Verlag Ars Sacra Josef Müller München
Ein Leib
Darum wird er Vater und Mutter verlassen
und seinem Weibe anhangen, und beide werden ein Leib sein.
Mk 40,7
Ein heiliges Geheimnis ist die Ehe. Zwei kommen zusammen und bilden eine Einheit:
sie werden »ein Leib«, ein Gesamtwesen.
Gottes Schöpferkraft ließ im Anfang die Einheit des Menschen in zwei
verschiedenen werden. —
Man soll die Ehe als Lebensgemeinschaft, nicht als Geschäft betrachten.
Die göttliche Weisheit hat es so vorgesehen, daß die Begabungen der
beiden Geschlechter verschieden sind. Der Frau entspricht mehr die Verwaltung
des Hauswesens, dem Manne liegen die öffentlichen Angelegenheiten. Und
gerade weil er durch seine Aufgaben ins Weite geführt wird, bedarf er für
die täglichen Kleinigkeiten um so notwendiger der »schwächeren«
Frau. Gott gab nicht einem alles, damit kein Geschlecht für geringer als
das andere oder für überflüssig gelte.
Daraus dürfte klar sein, wie sehr es bei der Wahl der Gattin auf den sittlichen
Charakter und ihre edle, mütterliche Art ankommt. Es soll ja ein schönes
Familienleben werden zu ihrer Freude, und sie sollen den Segen einer harmonischen
Liebe erfahren. Eines soll dem andern der Port, die Zuflucht, die seelische
Stärkung in den Widrigkeiten des Lebens werden, und der wechselseitige
Austausch soll für beide eine Freude sein. Wie wenig bedeutet das Geld,
das allzu vielen so wichtig ist, für das Glück der Ehe, wenn eines
mangelt: das gute Herz! Religiöses Gemüt, Herzensbildung und anmutiges
Wesen sind die Gaben der rechten Frau. Leibliche Schönheit bedarf der Verbindung
mit seelischer Güte. Sonst wird die Frau ihren Mann vielleicht durch ein
paar Jahre fesseln können, aber nicht auf die Dauer. Die ihre Schönheit
im Herzen hat, bei der mag die Zeit voranschreiten, sie bewahrt je länger
je mehr ihren Herzensadel und weiß die Liebe des Mannes immer inniger
und schöner zu gestalten. Eine von Herzen kommende, ursprüngliche
Freundschaft zwischen den beiden bietet die beste Gewähr für dauerndes
Glück und für Gottes Wohlgefallen über der Familie. S.21
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte.
Verlag Ars Sacra Josef Müller München