Stanislaus Hosius (1504 – 1579)
Polnischer Kardinal, in dem die katholische Mutterkirche einen rhetorisch brillanten Verteidiger fand, der weit über Polen hinaus berühmt war. Hosius leitete zeitweise auch das Konzil von Trient.
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Inhaltsverzeichnis
Was die Kraft des Artikels sei: »Ich glaube an die heilige katholische Kirche«
Ob man dem Zeugnis der Schrift nicht mehr Glauben schenken soll als dem der Kirche.
Was
die Kraft des Artikels sei: »Ich glaube an die heilige katholische Kirche«
Aber ist es nun etwa genug, daran zu glauben? Wird nicht noch etwas anderes
gefordert, an das nicht zu glauben das Seelenheil ausschließt? Es gibt
einen Artikel im Glaubensbekenntnis, der ganz besonders notwendig ist: wer den
glaubt, der glaubt auch schon alles, was er zu seinem Heile braucht. Folgendes
ist es, wodurch wir uns zum Glauben bekennen: die heilige katholische Kirche,
die der heilige Chrysostomus mit einem Haus verglich, das aus unseren Seelen
erbaut sei. Wer an sie glaubt, glaubt nicht nur, daß eine Kirche besteht,
was auch die Häretiker und Schismatiker glauben, sondern glaubt zugleich
auch, dass außer ihr, wie einst außerhalb der Arche Noah, kein
Heil ist; er glaubt, dass alles, was in den von der Kirche in den Kanon
aufgenommenen heiligen Schriften steht, wahr ist: er glaubt sie mit dem Heiligen
Geist vereinigt und durch ihn bewahrt und gelenkt. Weil sie von diesem Führer
gelenkt wird, glaubt er gleichzeitig auch, daß sie nicht irren kann. Aus
diesem Grunde verehrt er diese seine heiligste Mutter mit gebührender Ehrfurcht,
ihr unterwirft er sich, ihr glaubt er, auf sie hört er, sie fürchtet
er nächst Gott selbst; was sie über göttliche Dinge verkündet,
hält er für richtig, was sie für die menschlichen vorschreibt,
für geboten, was sie verbietet, für verabscheuungswürdig, und
das ohne jeden Zweifel. Die Kraft dieses Glaubensartikels ist so groß,
dass für jemanden geistig Schwachen, der nichts anderes erfassen kann,
der aber mit Paulus bekennt: er wisse, dass Jesus Christus gelebt hat und
gekreuzigt wurde, und der an die heilige katholische Kirche glaubt, schon dieses
zum Heil genügen kann. Denn nicht, wer andere an Weisheit, sondern wer
sie an Frömmigkeit übertrifft, ist dem Himmelreich näher. Es
ist besser, das meiste nicht zu wissen, wie Tertullian ausgezeichnet bemerkt,
damit man nicht Unnötiges erfahre, weil man ja das, was not tut, ohnedies
weiß. Dein Glaube, sagt Christus, macht dich selig, nicht die Schriftgelehrtheit.
Nichts wissen, heißt alles wissen ...
Ob
man dem Zeugnis der Schrift nicht mehr Glauben schenken soll als dem der Kirche.
Hier wird nun mancher sagen, dass Gottes Wort herabgesetzt, seiner Autorität
beraubt, daß göttliche Weissagung verdunkelt würde, wenn man
der Kirche solche Befugnisse einräume. Man stellt dann zur Entscheidung,
ob man nicht dem Zeugnis der Schrift mehr glauben sollte als dem der Kirche.
Wie man ohne weiteres sehen kann, ist das ein unnützer Streit. So zu fragen,
heißt nichts anderes, als zu fragen, ob man dem Heiligen Geist, wenn er
durch den Mund der Kirche spricht, mehr glauben soll, als demselben Heiligen
Geist, der in den heiligen Schriften durch die Worte seiner Schreibgehilfen,
der Propheten und Apostel, spricht. Alle Wahrheit geht vom Heiligen Geist aus.
Er ist es ja, der alle Wahrheit lehrt. Da jedoch die Kirche die Säule und
das Firmament der Wahrheit ist, stammt ihre Wahrheit wie die der Schrift in
gleicher Weise vom Heiligen Geist, steht doch hinter jeder verkündeten
oder evidenten Wahrheit eben der Heilige Geist. Daß die Autorität
der Kirche der Autorität der Schrift voranging, kann nicht geleugnet werden.
Viele Jahrhunderte vor den Worten der Schrift »Wer aber auf die Kirche
nicht hört, sei Dir wie ein Heide und Zöllner«, waren die Natur
und die Autorität der Kirche schon bekannt. Weil sie älter war als
das gesamte Schrifttum nicht nur des Neuen, sondern auch des Alten Testamentes,
wurde ihr ohne Unterstützung durch eine Schrift geglaubt. Bei wem immer
der Glaube an einen Mittler vorhanden war, bei dem bestand auch die Kirche,
sofern er nicht abfiel, darüber besteht kein Zweifel. Es steht fest, dass Adam, Abel, Seth, Henoch und andere Patriarchen nacheinander den Glauben an
einen Mittler hatten, den sie auch mit Zeichen, Opfern und Zeremonien andeuteten.
So begann also die Kirche in jener Zeit und hörte niemals auf, ein und
dieselbe zu sein, fast wie durch eine ununterbrochene Reihe von Nachfolgen wurde
sie von der Erschaffung der Welt bis auf unsere Zeit fortgeführt, und sie
soll bis an das Ende der Tage dauern.
Enthalten in: Slavische Geisteswelt. West- und Südslavien,
Mensch und Welt. (S.54f.)
Herausgegeben von St. Hafner, O. Turecek und C. Wytrzens, Holle Verlag