Ludwig Hofacker (1798 – 1828)

  Deutscher Theologe und evangelischer Pfarrer, der u. a. trotz eigener schwerer Erkrankung als Hilfsprediger in der Stuttgarter Leonhardskirche für seinen erkrankten Vater einsprang und dort - dank seinem gottbegnadeten Predigertalent - für außerordentlich gut besuchte Gottesdienste sorgte.

Siehe auch Wikipedia und Heiligenlexikon :





Vom einfältigen Reden
Ein Prediger muss in seinem Wortlaut und Vortrag alle Künstelei vermeiden und ehrlich so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Denn wenn er sich selber reden hört, so ist er kein Prediger des Heilandes mehr, sondern ein Komödiant. Es handelt sich nicht um Unterhaltung des sogenannten gebildeten Publikums, sondern um Erweckung, Zurechtweisung und Bekehrung der armen Sünder, die ohne Jesum und ohne Wiedergeburt aus seinem Geiste verloren gehen, und da kann man nicht einfältig und herzmäßig genug reden.

Man ruft bei uns Schwaben die Morgenwache auch nicht im norddeutschen Dialekt an und schreit noch weniger »Feuer« im Tone von Riga, sondern man sagt seine Sache als ein ehrlicher Mensch gerade heraus, und was so, wenn Jesus sein inneres Ja und Amen dazu gibt, von Herzen geht, das geht auch wieder zu Herzen. Gott hat den Menschen einfältig gemacht, – aber manche suchen in ihrer Eigenheit viele Künste und fahren mit all ihrer Kunst doch am Ziele vorbei, tun lauter Fehlschlüsse und verderben dadurch die Gemeinde des Herrn.
S. 67

Furcht vor dem Auspredigen
Gleich bei meinem Eintritt ins Vikariatsleben dachte ich immer: Wo wirst du aber Stoff genug hernehmen, dass du dich nicht auspredigst? So ein paar Ideen, die du hast, die halten in der Tat nicht aus. Mit diesen und dergleichen Gedanken ging ich aufs Vikariat und hatte große Sorgen. War eine Predigt gehalten, so dachte ich: Jetzt hast du alles gesagt, was du weißt, das nächste Mal weißt du nichts mehr. Darum fing ich schon am Montag an, meine Predigt zu machen, und trieb mich beinahe die ganze Woche damit herum, stand mit Sorgen auf, ging mit Sorgen ins Bett und tat mein Amt mit Seufzen, nicht mit Freuden. Da ließ mir’s nun mein Herr nicht mehr zu, die Predigt zu schreiben, »es beruht nicht auf deinem dummen Kopf«, wollte er mir sagen, »ich bin’s, halte dich an mich, einfältiger Mensch! Wenn ich dir nicht helfe, so geht’s dir freilich aus«. Gottlob, es ist mir bis jetzt noch nicht ausgegangen. Ich bringe alle Sonntage das Nämliche auf die Kanzel und doch nicht das Nämliche. Es ist dies ein Wunder vor meinen Augen, denn ich habe es nicht getan, könnte es auch nicht tun; der Herr aber, der bisher geholfen hat, wird mir auch fernerhin helfen. Als Regel stelle ich deswegen auf: Wer Christum prediget und zugleich nach Ihm jagt, dem geht’s nicht aus; aber die eigene Weisheit ist auszuschöpfen, denn sie ist in einem Gefäße, und ein Gefäß hat einen Boden; die Weisheit Christi aber ist unergründlich. Von seiner Fülle müssen wir alle nehmen Gnade um Gnade. S. 83
Enthalten in: Das teure Predigtamt. Gebete und Weisungen für den Dienst am Wort aus dem Schatz der Kirche. Im Furche-Verlag Berlin