Österreichischer Philosoph, Psychologe und Pädagoge,
der von Meinong beeinflusst ist. Gegenstand
der Psychologie sind nach Höfler die psychischen Erscheinungen, die
durch innere Wahrnehmung mit einleuchtender Klar- und Gewissheit festgestellt werden können. Seele und Leib sind verschieden und stehen miteinander in Wechselwirkung. Wohl gegen Mach gerichtet,
befürwortet er eine Philosophie der Physik, die nach seiner Auffassung auf dem Boden des Realismus und der mechanischen Naturauffassung notwendig ist. |
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Das religiöse
Gefühl
Ernste Wissbegierde (nicht bloße Neugierde) eines also hinter die
Philosophie auf den Philosophen blickenden Lesers wird oder müsste
auch in solchen letzten Dingen, über die jetzt selbst beste Freunde einander
intime persönliche Bekenntnisse abzulegen meist vermeiden, vor allem zur
Kenntnis nehmen, was denn ein einzelner Philosoph unter Wörtern wie »Religion«,
»konservativ« u. dgl. allererst versteht,
ehe er sie auf sein eigenes Glauben oder Nichtglauben,
Mittun, Nichtmittun oder Gegenwirken anwendet.
Und auf eine solche Nicht-mehr-nur-Neugierde antworte
ich für meine Person am einfachsten, indem ich aus meiner Psychologie, § 73, folgende Sätze wiedergebe, wie ich es auch tue in dem
gleichzeitig erscheinenden Beitrag zum Neunten Schopenhauerjahrbuch »Schopenhauer
1929-2020«. Hier nenne ich es ein großes Verdienst Schopenhauers,
seinen Altruismus über die Mitmenschen hinaus nachdrücklich
erweitert zu haben auf alle Mitwesen, deren Wohl und Wehe wir mitfühlen
und denen wir darum zu »helfen« gewillt
sind. Wir können dann die Erweiterung des Omnes
juva in die Formel fassen: Omnia juva
. . . . Gehen wir aber noch einen Schritt weiter und sagen:
Omne juva - Greif helfend ein in das All -
hilf der Gottheit (Platon: der »Idee des Guten«) ihren »Willen
wie im Himmel also auch auf Erden« verwirklichen -, so haben wir
die Grenze der ethischen Gefühle erreicht und überschritten und sind
eingetreten in das Gebiet der religiösen Gefühle.
In der Neubearbeitung meiner Psychologie (§
73, Religiöse Gefühle) stelle ich die Frage: »Wie
ist es psychologisch zu beschreiben und zu begreifen, daß - unbekümmert
um alle sonstige Uneinigkeit in Sachen der Religion - sich dennoch Volk und
Forscher darin einig sehen, neben anderen großen Klassen von Wertgefühlen,
insbesondere der sittlichen Gefühle, eine in sich selbst wieder sehr reiche
Mannigfaltigkeit von Gefühlen unter dem Namen der religiösen. zusammenfassen
und als in mehr oder weniger bestimmten Hinsichten eigenartig anzuerkennen?« Und ich finde die Antwort wesentlich darin, dass, während der nur Ethische seine Liebesgefühle beschränkt auf
seine Mitmenschen, die Tiere und vielleicht noch einen Teil der übrigen
Natur, also innerhalb der endlichen Grenzen des unmittelbar Erfahrbaren (nicht
erst Erschließbaren oder »zu Ahnenden«)
auch die Grenzen seiner Liebeskraft findet - dagegen
der auch Religiöse zu lieben vermag über alle
Endlichkeit und über alles Erfahrbare hinaus. Darum wundert sich
der Nichtreligiöse, wie man denn lieben könne,
was man nicht kennt. -
Ich hoffe, dass diese Analyse des Begriffes »religiöse
Gefühle« wenigstens einen Teil dieser seelischen Erscheinungen
trifft, auch wenn sie nicht das Ganze des geheimnisvollen Gegenstandes »Religion«
ausschöpfen wird. Und vielleicht kann sogar, wer
religiöses Fühlen und Glauben allem Wissen und aller Wissenschaft,
auch der philosophischen, auf immer fremd, ja feind hält, immerhin
noch zugeben, dass es ein minder beschränkter, ein (wieder
bis ins Philosophische), erweiterter Gesichtskreis ist, der auch noch jenes Unendliche und die ihm zugewendeten Gefühle in den Kreis seines Erkennens
zieht; jedenfalls ein weiterer, als der Gesichtskreis der in diesen Dingen
ganz Bedürfnislosen, wie z. B. Mach es zu
sein von sich gerühmt und andern empfohlen hat (ich
habe deshalb diesen »nur beschreibenden« Physiker-Philosophen in
Psychologie, § 73, verglichen mit dem eigentümlich bedürfnislosen,
übrigens höchst respektablen Tischler in Gottfried Kellers »Grüner
Heinrich«). S.27-28
Aus: Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen.
Herausgegeben von Dr. Raymund Schmidt.
Zweiter Band: Erich Adickes / Clemens Baeumker / Jonas Cohn / Hans Cornelius
/ Karl Groos / Alois Höfler / Ernst Troeltsch / Hans Vaihinger . Leipzig
/ Verlag von Felix Meiner / 1921