Hermann Gunkel (1862 - 1932)

Deutscher Theologe, der in Göttingen und Gießen evangelische Theologie studierte und durch seine grundlegenden Forschungen und kritischen Betrachtungen zur Geschichte des Alten und Neuen Testaments in religionsgeschichtlicher Hinsicht Beachtung fand.

Siehe auch Wikipedia und Kirchenlexikon
 
 

Das alte Testament im Licht der modernen Forschung
Eine neue Zeit, so scheint es, steigt gegenwärtig in unserm Vaterlande für die Religion empor. Das deutsche Volk, dessen Geist nur zu lange von materie1len Interessen beherrscht war, sehnt sich wieder nach Höherem und Edlerem. Da mag wohl mancher wieder nach der Bibel greifen und es versuchen, die alten Eindrücke seiner Kindheit, die er so lange vergessen hatte, wieder in sich zu erwecken. Aber bald legt er das heilige Buch wieder fort. Denn es redet nicht mehr zu ihm; es ist ihm zu fremdartig geworden. Es gibt wohl kein einziges Buch im Alten, geschweige denn im Neuen Testamente, das der moderne Laie in der Lutherschen Übersetzung von Anfang bis Ende mit vollem Verständnis lesen könnte. Teils stört ihn die gewaltige, aber doch nun eben veraltete Sprache Luthers; teils empfindet er dunkel die Entfernung der Zeiten und die Fremdartigkeit des antiken Wesens. So kommt es, dass die Bibel nach wie vor unter uns trotz ihrer ungeheuren Verbreitung wenig gelesen und noch viel weniger verstanden wird.

Wirksam sind unter uns aus der Bibel einzelne Sprüche, Abschnitte, besonders Erzählungen, aber nicht ganze Schriften, geschweige denn das gesamte Buch. Was aber der Laie, auch der gebildete Laie, gewöhnlich nicht weiß, das ist, dass es schon seit lange auf dem Boden der evangelischen Kirche eine Wissenschaft von der Bibel gibt, eine Wissenschaft, die ein wirkliches Verständnis der Schrift, wie es die Gegenwart bedarf, und wie es sich der Laie ersehnt, erobert hat, eine Wissenschaft, die also nicht nur für die wenigen Gelehrten da sein sollte, sondern die es mehr als irgend eine andre verdiente populär zu sein. Denn wenn die Bibel wieder unter unsern Gebildeten gelesen werden und wirken soll, so ist es nur auf dem Wege möglich, dass das wissenschaftliche Verständnis der Bibel unter uns verbreitet wird. Dieses moderne, wissenschaftliche Verständnis des Alten Testamentes in Kürze darzulegen, ist der Zweck der folgenden Zeilen.

I .
Setzen wir ein bei dem Einfachsten und Äußerlichsten, bei der modernen »Kritik« der Abfassungsverhältnisse der alttestamentlichen Schriften. Beinahe jedes Buch der Bibel ist uns zugleich mit einer bestimmten Tradition über seinen literarischen Ursprung überliefert; und gerade diese Traditionen, die zum großen Teil in den Überschriften der Bücher niedergelegt sind, haben sich, begreiflicherweise, großer Beliebtheit erfreut: wer wüsste nicht, dass die fünf ersten Bücher von Moses geschrieben sind, dass David die Psalmen gedichtet hat, und dass von Salomo die Sprüche stammen? So heißt noch gegenwärtig die Schöpfungsgeschichte des ersten biblischen Kapitels bei aller Welt »die mosaische Schöpfungsgeschichte«, und jedermann zitiert den Spruch, dass alles eitel ist, als Wort des weisen Salomo.

Nun aber ist seit Erwachen des modernen Geistes, also etwa seit dem dreißigjährigen Kriege, zuerst im Auslande, dann etwa seit anderthalb Jahrhunderten auch in Deutschland, eine moderne Wissenschaft entstanden, die viele dieser Traditionen bezweifelt, bestritten und umgestürzt und schließlich ein neues Gebäude dafür an die Stelle gesetzt hat. Man hat dieser »kritischen« Wissenschaft das Leben wahrlich nicht leicht gemacht. Noch in der Mitte des verflossenen Jahrhunderts hat ein fanatischer Ansturm gegen die »Kritik« stattgefunden, und noch sind die Stimmen nicht ganz verstummt, die alle solche literarische Kritik an der Bibel als Unglauben verurteilen. Woher die Leidenschaft dieser Bestreitungen?

Es ist ganz deutlich im letzten Grunde die Inspirationslehre, die Lehre von der göttlichen Eingebung der heiligen Schrift, worum hier gekämpft worden ist. Denn wenn die heilige Schrift wirklich in allen ihren Teilen »Gottes Wort« ist, vom heiligen Geiste den Schriftstellern übernatürlich eingegeben, so müssen alle ihre Angaben und auch ihre Überschriften Wahrheit sein. Umso bedeutsamer ist demnach die Tatsache, die gegenwärtig offenkundig vorliegt, dass die »Kritik« auf der ganzen Linie gesiegt hat. Aufstellungen, um die man ein Jahrhundert lang gekämpft hat, sind in der Gegenwart allgemein anerkannt. Und auch Theologen, die von Freund und Feind »positiv« oder »orthodox« genannt werden, haben sich der Wucht der kritischen Gründe nicht verschließen können. Denn diese so genannten »positiven« Theologen denken vielfach sehr viel anders, als die positiven Laien denken, und als diese denken, dass die Theologen dächten.

Die Hauptergebnisse der »Kritik«, in denen gegenwärtig alle deutschen wissenschaftlichen Theologen übereinstimmen, sind etwa folgende.

1. Die ersten fünf Bücher stammen, so wie sie gegenwärtig vorliegen, nicht von Moses, sondern sind im Laufe vieler Jahrhunderte aus mancherlei »Quellenschriften« zusammengekommen.

2. die große Mehrzahl der Psalmen kann nicht von David herrühren.

3. Der zweite Teil des Buches Jesajas (Jes. 40—66) ist nicht von dem alten Propheten Jesajas, der in der Zeit des Beginns der assyrischen Herrschaft über Kanaan (etwa 730) lebte, geschrieben. sondern stammt aus dem Anfang des persischen Reiches (aus der Zeit des Cyrus) und ist in unsern Handschriften nur durch ein Versehen dem Buche des alten Jesajas beigebunden worden.

4. Das Buch Daniel ist nicht, wie man aus dem Buche selbst entnehmen könnte, zur Zeit des babylonischen Exils geschrieben, sondern ist mehrere Jahrhunderte später unter griechischer Herrschaft im Anfang der makkabäischen Periode verfasst worden.

Aber das sind nur wenige Einzelheiten! In Wirklichkeit handelt es sich um ein gewaltiges Gebäude, das zum ewigen Ruhm deutscher Wissenschaft im letzten Jahrhundert errichtet worden ist. In den letzten Jahrzehnten hat diese Wissenschaft noch einmal eine große Umwälzung erlebt, die sich besonders an den Namen Wellhausen knüpft. Dabei handelt es sich um die Frage, aus welcher Zeit die »Quellenschriften« der ersten fünf Bücher herrühren. Man hatte längst gelernt, solche »Quellenschriften«, die einstmals selbständig gewesen sind, in den fünf Büchern zu unterscheiden; wie sich denn im Laufe der Untersuchung überhaupt herausgestellt hat, dass sehr viele der alttestamentlichen Schriften nicht Werke eines Mannes, sondern Sammlungen älterer, kleinerer Schriften sind. Nun unterscheidet man unter den gesetzlichen Schriften des »Pentateuch« (d. h. des Fünf-Rollen-Werkes) seit Alters einen bestimmten Gesetzeskodex, der in der Mitte des Pentateuch erhalten ist.

Diese, eben wegen ihrer gegenwärtigen Stellung die »mittelpentateuchische« Gesetzgebung genannte Schrift, die hauptsächlich die Gesetze der Stiftshütte enthält, hatte man in einer älteren Phase der Kritik für die älteste gesetzliche Schrift gehalten; das große Resultat Wellhausens aber ist, dass diese Schrift in Wahrheit der spätesten Zeit, die hier überhaupt in Betracht kommen kann, nämlich der Epoche des babylonischen Exils, angehört. Dies Resultat, dem gegenwärtig fast alle alttestamentlichen Forscher zustimmen, ist von außerordentlicher Bedeutung für den Aufriss der ganzen Geschichte. Denn eben zugleich mit dieser neuen Ansetzung dieses Gesetzeskodex ist die Wahrheit ans Licht getreten, dass das alte Israel gar nicht, wie man bisher stets angenommen hatte, von Anfang an das Volk des Gesetzes gewesen, sondern dass es erst in der nachexilischen Zeit, als sein Staat zerstört und sein Volkstum in stärkster Gefahr war, unter die Herrschaft des Gesetzes geraten ist.

Es ist hier nicht der Ort, alle »kritischen« Aufstellungen zu schildern und ihre Gründe anzugeben. Genug, das Bild der Abfassungsverhältnisse der biblischen Bücher hat sich gegen früher außerordentlich verschoben. Und schon das Zusammentreffen so vieler ehrlicher und gewissenhafter Forscher in diesen Ergebnissen kann auch dem über die Sache nicht unterrichteten Laien zeigen, dass es sich dabei nicht um müßige Einfälle oder um Unglauben und Zweifelsucht, sondern um gute Gründe und gewissenhafte Erwägungen handelt.

Um nur ein paar solche Gründe zu nennen, so enthält der Pentateuch so viele offenkundige Widersprüche und innere Unmöglichkeiten, dass er sicherlich nicht von einem Schriftsteller verfasst sein kann. Oder ein Psalm, der den Tempel von Jerusalem voraussetzt, (z. B. Ps. 1; 23, 6), kann unmöglich David zum Dichter haben, wissen wir doch, dass der Tempel erst von Salomo, Davids Sohn, gebaut worden ist. Manche, ja vielleicht viele der kritischen Behauptungen der gegenwärtigen Wissenschaft werden sich später vielleicht als irrig erweisen; was aber gewisslich bleiben wird, das ist der kritische Geist, die Überzeugung, dass wir Recht und Pflicht haben, der Überlieferung nicht blindlings zu folgen, sondern »Kritik« zu treiben. Das sicherste Ergebnis der Kritik aber ist und. bleibt, dass die Inspirationslehre des 17. Jahrhunderts gefallen ist. Wer seinen Glauben also darauf baut, dass die Schrift des Alten Testamentes ein heiliger Buchstabe ist, unfehlbare göttliche Wahrheit, der baut auf Sand.

II.
Viel wichtiger aber als alle diese Fragen der Literarkritik und literarischen Chronologie sind die Einwände, die gegen die Glaubwürdigkeit vieler biblischer Erzählungen erhoben worden sind. Denn solche Bedenken richten sich nicht mehr nur gegen die literarische Form der Bücher, sondern sie gehen den Inhalt selber an. Derartige Einwände sind gegenwärtig auch unter den Laien verbreitet und betreffen vielfach die Wundererzählungen. Ist es wirklich möglich, dass der Prophet Jonas im Bauche eines Fisches gewesen ist? Sollte wirklich die Sonne auf Josuas Geheiß stillgestanden haben? Und soll der Sonnenzeiger an der Sonnenuhr zurückgegangen sein, als Jesajas das befahl? Ja, soll wirklich Eisen auf Wasser geschwommen haben, wie die Elisageschichte erzählt?

Unsere Vorfahren haben diese Erzählungen treuherzig geglaubt; vor anderthalb Jahrhunderten, als die Kritik erwachte, hat man sich dieser Wundergeschichten geschämt und sie durch allerlei Umdeutungen zu beseitigen versucht; jetzt erkennt unsere Wissenschaft unter dem Einfluss des allgemeinen historischen Sinnes an, dass man diese Wunderberichte nicht umdeuten darf, aber zugleich versagt die naturwissenschaftlich gebildete Zeit ihnen hartnäckig den Glauben.

Es ist nicht unsere Absicht, hier die gesamte Wunderfrage aufzurollen; handelt es sich doch in diesem Zusammenhange um viel einfachere Erwägungen. Ein eisernes Beil — dessen sind heutzutage alle gewiss — schwimmt eben nicht auf Wasser und hat nie darauf geschwommen. Ja, es scheint uns, gerade herausgesagt, mit einer höheren Gottesanschauung unverträglich, anzunehmen, dass Gott so zuweilen am Weltbau geflickt und die selbst geschaffenen Ordnungen durchbrochen habe. Ist es würdig, von Gott zu glauben, dass er einmal giftige Gurken gesund gemacht und Bären über die ungezogene Jugend von Bethel geschickt hat? (2. Könige 2.)

Und sicherlich glaubt auch unter den so genannten »positiven« Theologen von irgendwelcher wissenschaftlicher Bedeutung niemand mehr, dass die Eselin Bileams wirklich gesprochen habe. —

Bedenken andrer Art sind hinzugekommen, auch diese allgemein bekannt. Kain nimmt sich ein Weib und baut sich eine Stadt, ehe noch Menschen auf Erden sind. Alle Tierarten gehen in die Arche.

Abraham heiratet in seinem 137. Jahre nach Saras Tode wieder und erzeugt noch sechs Söhne, während er vierzig Jahre vorher nicht mehr an die Möglichkeit eines Sohnes hat glauben können.

Der kleine Benjamin, den sein Vater nicht gern von sich lassen will, bringt nach Ägypten schon zehn Söhne mit.

Im so genannten 1. Samuelisbuch wird erzählt, dass sich Israel unter Samuels Leitung einen König durchs Los gewählt habe; aber sollte ein Volkwirklich jemals eine so wichtige Entscheidung dem Lose überlassen haben? —

Unsere Wissenschaft ist natürlich hei solchen vereinzelten und elementaren Bedenken nicht stehen geblieben, sondern hat sie, nach Art aller Wissenschaft, versucht, in ein System zu bringen. Wie kommt es — so hat man sich gefragt —, dass bestimmte Erzählungen der israelitischen Tradition wie etwa die Erzählung von Bileams Eselin so unglaubwürdig klingen, andere dagegen wie z. B. die Erzählung von Absaloms Aufstand vollen Glauben verdienen, ja uns mitten in das ganz realistisch angeschaute Volksleben Israels versetzen? Dabei hat uns ein Mittel gefördert, das die moderne geschichtliche Wissenschaft auf allen Gebieten zu brauchen gelernt hat, und von dem in einem folgenden Abschnitt weiter geredet werden soll, nämlich das Mittel der Vergleichung: eine einzelne Erscheinung bleibt unverständlich; wird sie aber in den richtigen Zusammenhang gesetzt und mit ähnlichen Erscheinungen verglichen, so wird ihr Sinn oft ohne weiteres klar.

So hat man auch die Erzählungen der Bibel mit denen anderer Literaturen verglichen und vielfache Ähnlichkeiten in der Form (bei aller Verschiedenheit im Inhalt) gefunden. Auch andere Völker wissen von der Weltschöpfung zu erzählen, von Urvätern, mit denen die Gottheit verkehrt hat, von den Helden der Vergangenheit; haben wir doch seit einigen Jahrzehnten babylonische Erzählungen im Urtext kennen lernen, die gewissen biblischen Berichten — es handelt sich dabei besonders um die Sintfluterzählung — in manchem recht ähnlich sind. Und ebenso wie die biblischen so sind auch jene außerisraelitischen Erzählungen vielfach von wunderbaren Zügen durchsetzt. Denken wir nur an Homer oder an die Sagen und Legenden des Mittelalters. Damit aber war das Gesetz gefunden, aus dem diese biblischen Erzählungen zu erklären sind. Sie sind Sagen, und sind als Sagen zunächst ebenso aufzufassen wie die Sagen aller anderer Völker.

Ehe ein Volk zu geschichtlichem Bewusstsein erwacht, ehe es lernt, die Tatsachen der Wirklichkeit objektiv aufzufassen und nüchtern wiederzugeben, hat es sich schon längst an allerlei Erzählungen ergötzt, in denen sich zum Teil auch seine Vergangenheit widerspiegelt; solche altererbten Erzählungen aber sind nicht strenge Geschichte, sondern sind volkstümlicher, poetischer Natur, nicht eine genaue Wiedergabe des Geschehenen, sondern eine dichterische Verklärung der Helden und Begebenheiten, nicht eine Verschlechterung der Geschichte und daher mit Verachtung beiseite zu schieben, sondern eine Idealisierung, die das Volk unbewusst den großen Stoffen hat angedeihen lassen, und eben darum als eine besonders holdselige Blüte des Volksgeistes mit Ehrfurcht und Liebe zu schätzen Welches Deutschen Herz wird nicht warm, wenn er unserer schönen Märchen und herrlichen Volkssagen gedenkt? Wem ist nicht Siegfried und Kriemhild lieber als Chlodwig und Pipin?

So soll auch die hebräische Sage nicht in unserer Achtung sinken, wenn wir sie als Sage erkennen, sondern wir wollen sie eben deshalb mit besonderer Liebe ans Herz schließen; wir wollen um so eifriger bestrebt sein, die großen göttlichen Wahrheiten, die in dieser Form an gesprochen werden, zu erkennen; gehören doch die hebräischen Sagen zu den schönsten und tiefsten, die in der ganzen Weltliteratur existieren!

Auch eine Geschichtsschreibung hat es in Israel gegeben, deren bedeutsamstes Dokument die schon oben zitierte Erzählung von Absaloms Verschwörung ist, eine Geschichtsschreibung freilich, die noch vielfach sagenhaft-poetische Elemente mit sich führt, also nach strengstem modernen Maßstabe schwerlich »Geschichtsschreibung« genannt werden dürfte, die aber in dem antiken Orient durch ihre Kraft, die Dinge aufzufassen und lebensvoll zu schildern, einzigartig dasteht und nur mit der Geschichtsschreibung der Griechen verglichen werden kann. Aber auch das sind noch ganz elementare Beobachtungen. Wir sind dazu übergegangen, die Hauptmerkmale festzusetzen, an denen sich Geschichte und Sage unterscheiden, und haben so versucht, das Urteil, eine Erzählung sei Sage, aus einem unmittelbaren, subjektiven in ein objektives, reflektiertes zu verwandeln.

Besondere Mühe ferner haben sich die Modernen gegeben, die verschiedenen Phasen der israelitischen Geschichtsauffassung zu erkennen und festzustellen, in welche dieser Perioden jedes einzelne erzählende Stück gehört. Man hat gefunden, dass die erzählenden Bücher Sammelwerke sind, und ferner, dass sie manche Überarbeitungen zu verschiedenen Zeiten erlitten haben, so dass in ihrer gegenwärtigen Gestalt Stücke verschiedenster Art und aus verschiedensten Zeiten oft dicht nebeneinander stehen: da lesen wir etwa eine uralte sagenhafte Erzählung von wunderbarer volkstümlicher Poesie, deren Grundzüge wir mit Vorsicht für unsere Geschichtsdarstellung gebrauchen können; daneben eine ziemlich realistische Beschreibung eines israelitischen Kriegszugs: ein Stück der alten Historie; daneben aber eine späte Legende, in der sich die geschichtlichen Züge unter dem Einfluss prophetischer oder priesterlicher Ideen, manchmal bis zur Unkenntlichkeit verfärbt haben.

Alle diese Fragen müssen erst erledigt sein, ehe es zu dem Versuche, eine eigene Geschichtsdarstellung zu geben, überhaupt kommen kann. Fassen wir alles zusammen und vergleichen den Zustand der gegenwärtigen Wissenschaft mit dem vor etwa 200 Jahren! Damals ein naives Zutrauen zu der Geschichtlichkeit alles Berichteten; jetzt eine reich entwickelte geschichtliche Kritik, die nach festen Grundsätzen vorgeht und an Stelle der früher angenommenen Einförmigkeit eine sehr komplizierte Geschichte der geschichtlichen Überlieferung gesetzt hat. Nun ist zwar in diesen Dingen keineswegs eine völlige Übereinstimmung erzielt worden; noch weichen die Forscher auch und gerade in den wichtigsten Fragen, ob eine Person oder ein Ereignis für geschichtlich zu halten sei, vielfach voneinander ab. Aber es gibt auch der allgemein anerkannten Resultate genug. So wird schwerlich irgendeiner, der auf den Namen eines Forschers Anspruch macht, bezweifeln, dass die Chronik als Geschichtsquelle tief unter den Königsbüchern steht; und wenn sich auch hier von unsern gegenwärtigen Behauptungen später manches als Irrtum herausstellen sollte: die kritischen Aufstellungen können vergehen, die Kritik wird bleiben.

Die naive Annahme, dass alles dies, so wie es erzählt wird, auch wirklich geschehen sei, ist unter den geschichtlich Denkenden ein für allemal vorüber. Wer also seinen Glauben darauf stützen möchte, dass im alten Israel bestimmte Ereignisse wahr und wahrhaftig geschehen seien, der sehe sich zuvor den Boden an, auf den er seine Gebäude errichtet. Ein Glaube, der über Leben und Sterben aushalten soll, muss fester gegründet sein als auf historische Berichte, die jedes neu aufgefundene Dokument umwerfen kann. Denn auch darüber dürfen wir den Laien nicht im Unklaren lassen, dass es nicht Kleinigkeiten sind, die von der modernen kritischen Forschung für sagenhaft oder mythisch gehalten werden, sondern gerade diejenigen Züge, die von der bisherigen, »heilsgeschichtlichen« Betrachtung für die entscheidenden Hauptsachen angesehen werden. Welche Mühe hat man sich gegeben, und geben sich — leider Gottes! — unverständige Menschen noch jetzt, nachzuweisen, dass die Schöpfungsgeschichte von 1. Mose 1 mit der modernen Naturwissenschaft nicht im Streit sei!

Aber die historische Kritik tritt hinzu und zeigt, dass 1. Mose 1 ein Mythus ist! Die Einsetzung des Sabbats durch Gott selbst, ein solches Hauptstück des jüdischen Glaubens, ein Mythus?

Jedermann weiß, dass nach der Lehre des Neuen Testaments und der gesamten christlichen Dogmatik die Paradieseserzählung eine der bedeutsamsten Geschichten, ja die entscheidende Begebenheit des Alten Testamentes ist. Die ganze Heilsgeschichte wird eingerahmt durch den Fall der Menschheit am Anfang und durch den Versöhnungstod Christi am Schluss. Aber gerade diese, so überaus bedeutsame Erzählung wird mit voller Entschiedenheit als Sage von allen, die überhaupt in Betracht kommen, beurteilt. Dann die Gestalten der Patriarchen, eine Figur von der Bedeutung Abrahams; niemand kann wissen, ob diese Figuren je gelebt haben; und wenn es wirklich einen Mann mit dem Namen Abraham gegeben haben sollte, so ist doch gerade sein Glaube, um dessentwillen Abraham dem Neuen Testamente bedeutsam ist, sicherlich kein historisches Faktum: denn die Religion solcher volkstümlichen Erzählungen ist immer diejenige, die zur Zeit der Erzähler, nicht aber zur Zeit der Begebenheiten geherrscht hat; nicht die alten Germanen, aber die Dichter des Nibelungenliedes sind zur Messe gegangen.

Zusammenfassend darf man sagen, dass die Kritik der Geschichte Israels den Heiligenschein in vielem geraubt hat; gerade die¬jenigen Erzählungen, die wegen ihres religiösen Wertes unserm Herzen nahe stehen, sind vielfach als Sage erwiesen; und was die Kritik als geschichtlich stehen lässt, damit gerade vermag die Heilsgeschichte wenig genug anzufangen. Was hilft es der religiösen Betrachtung, wenn in der Urzeit einmal wirklich eine Wanderung der Vorfahren Israels von Babylonien über Syrien nach Kanaan stattgefunden haben sollte, unseretwegen auch unter einem Manne namens Abraham, wenn doch der Glaube Abrahams nicht historisch ist? Es ist begreiflich, wenn Unkundige oder Übelwollende unter dem Eindruck dieser Zerstörungen darüber klagen, dass die Bibelkritik rein negativ sei; indes, man sollte nicht übersehen, dass neben dem Zerstören des Alten das Aufbauen des Neuen seit lange betrieben worden ist. Die überlieferte Chronologie der biblischen Schriften ist dahin; aber eine neue ist gegeben und eine Literaturgeschichte Israels steigt empor; die »Heilsgeschichte« in der alten Auffassung ist gefallen, aber eine Geschichte des wirklichen Israels ist an die Stelle getreten.

III.
Aber alles dies sind nur erst Außenwerke. Allem diesem gegenüber kann sich der fromme Laie noch auf den Standpunkt zurückziehen, dass er der Forschung überlasse, festzustellen, wann und wie die Schriften der Bibel entstanden seien, wieviel von den Erzählungen historisch sei, wenn ihm nur erlaubt bleibe, sich an diesen Schriften, an diesen Erzählungen unbefangen zu erbauen. Aber auch diese Position ist ins Herz getroffen worden durch das Aufkommen eines neuen, besseren Verständnisses des Alten Testamentes. Unsere Vorfahren haben die Bibel unter der als selbstverständlich geltenden Voraussetzung gelesen, dass sie jedem, der nur ehrlich suche, unmittelbar verständlich und auf das Leben des gegenwärtigen Christen ohne weiteres anwendbar sei. Unter dieser Voraussetzung hat sie Luther übersetzt und dem deutschen Volke dargeboten; diese Eintragung der Person des frommen Übersetzers in seinen Text gibt ihr den unnachahmlichen Klang; wenn Luther schreibt: »aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir«, so fühlt man ihm ab, dass er dabei nicht an einen beliebigen Psalmisten, der vor Zeiten gelebt hat, sondern an sich selbst gedacht bat. Und die dogmatische Theorie jener Zeit rechtfertigte dies naive, unmittelbare Bibelverständnis.

Die Inspirationslehre behauptete, dass alle Schriften in völlig gleichmäßiger Weise eingegeben seien; da konnte es keine Unterschiede zwischen den einzelnen Teilen geben; sondern alles verkündete von Anfang bis Ende dieselbe große göttliche Wahrheit. Hier erhob sich nicht das eine an Wahrheitserkenntnis über das andere, sondern alles erschien wie auf einer Fläche aufgetragen. Auch das Alte Testament war nach dieser Lehre schließlich ein christliches Buch und konnte demnach ohne weiteres für die christliche Erbauung benutzt werden. Diese Überzeugung aber von der Nähe des Alten Testamentes ist jetzt unwiederbringlich dahin.

Auch hier können wir mit elementaren Beobachtungen, die dem Laien geläufig sind. beginnen. Es gibt im Alten Testament eine Fülle von Stellen, die dem unverbildeten, reinen Empfinden in hohem Grade anstößig sind. Jakob lügt und betrügt und gewinnt sich so den göttlichen Segen! Kein Wort des Tadels über ihn wird in jener Geschichte laut. Abraham gibt sein Weib, als die Fremden sie begehren, für seine Schwester aus, und der Handel nimmt für ihn ein gutes Ende Ja, er bekommt als Preis für seine vermeintliche Schwester noch Reichtümer, mit denen er dann unbehelligt abziehen darf (1. Mose 12, 10ff.). Eine Variante (1. Mose 20) erzählt, dass Gott ihm sogar befohlen habe, für den fremden König, der in gutem Glauben Sara an sich genommen hatte, Fürbitte er einzulegen, was unser Gerechtigkeitsgefühl stark beleidigt: der Lügner betet für den völlig Schuldlosen!

Es hat lange für fromm gegolten, solche besonders auffälligen Abweichungen des Alten Testamentes von der christlichen Sittlichkeit durch allerlei Ausreden zu beseitigen. Aber einem reinen Sinn sind solche Ausflüchte widerwärtig. Schon Luther hat in seiner großartigen Unbefangenheit, die ihn gelegentlich über die Schranken des eigenen Dogmas erhob, seinen Widerwillen gegen das Buch Esther ausgesprochen; mit vollem Recht: wer könnte die niedrige Denkart dieser Schrift, die blindlings für das Judentum gegen die Heiden Partei nimmt, mit Wohlgefallen betrachten, und wie kann uns, die wir Deutsche und Christen sind, zugemutet werden, in einer solchen Erzählung Gottes Wort zu sehen?

Bekannt sind auch die Fluch- und Rachepsalmen, in denen die fromme Leidenschaft Gottes und die eigene Sache verwechselt und sich so von dem evangelischen Gebot der Feindesliebe weit entfernt. An solchen Beispielen kann sich also auch der Laie klarmachen, dass zwischen Altem und Neuem Testament eine große Kluft befestigt ist. Wenn man aber so zu sehen gelernt hat und nun das Alte Testament betrachtet, so wird man überall der Verschiedenheiten vom Neuen genug und übergenug erkennen.

In der Paradiesesgeschichte hat Gott, so heißt es, unter den Menschen gewandelt, und die Menschen haben den Schall seiner Schritte gehört; dem Noah hat er gar die Tür der Arche verschlossen: welche für uns völlig unfassbare Naivität der Vorstellung von Gott!

Aber was sollen wir sagen, wenn es gar heißt, dass Jakob mit einem göttlichen Wesen Leib gegen Leib gerungen habe; zwar geht die fromme Rede, dass es ein Gebetskampf gewesen sei; aber die Sage selbst weiß davon nichts, denn im Gebet verrenkt man sich nicht die Hüfte.

Die göttlichen Wesen, die dem Lot zu Sodom erscheinen, sind, so setzt die Erzählung deutlich voraus, an die Nacht gebunden, nicht anders als die Götter der Heiden; darum drängen sie den Lot so, denn ihr Werk muss noch vor Sonnenaufgang geschehen sein.

Das alte Israel hat seinem Gott Opfer dargebracht und hat in alter Zeit geglaubt, dass Gott den süßen Geruch rieche und sich dadurch in seinen Entschlüssen bestimmen ließe: auch dies eine Vorstellung, in die wir uns kaum hineindenken können. Besonders erregt unser beständiges Befremden Gottes Verhältnis zu Israel, das er — wie aus vielen Stellen hervorgeht — einseitig vor den Heiden bevorzugt; kann man doch in Israel beten, dass Gott sein eigen Volk schonen und seinen Grimm lieber auf die Heiden ergießen möge, »die deinen Namen ja nicht anrufen !« (Ps. 79, 6). Was ferner die Sittlichkeit Israels betrifft, so erscheint uns besonders die Schätzung der Frau anstößig, die nach israelitischem Recht für Geld und Geldeswert .erworben, um nicht zu sagen gekauft wird. Man kann sich den Abstand jener altisraelitischen Sittlichkeit von der modernen am besten daran deutlich machen, dass damals die Ehe mit zwei Frauen ganz gewöhnlich war, während unser Gesetz die Bigamie als ein Verbrechen bestraft. —

Fasst man dies und vieles andere zusammen, so ist es mit dem naiven Vertrauen der Vorfahren aus, dass in den Schriften des Alten Testamentes die göttliche Wahrheit selbst rein und unverfälscht zu uns spricht. An die Stelle des Empfindens der Nähe tritt zunächst das der Fremdheit, und an die Stelle des Vertrauens die Kritik.

So wird es verständlich, dass unter diesem Eindruck das Urteil entsteht, dass das Alte Testament demnach unter Christen überhaupt keine Stätte mehr habe. Schon einmal ist die Versuchung, das Alte Testament wegzuwerfen, an die christliche Kirche herangetreten, als in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Entstehung eine große Bewegung, die so genannte »Gnosis«, diese Forderung erhob. Heutzutage erklingen diese Stimmen aufs neue; gegenwärtig sind es gewöhnlich besonders stark national empfindende Männer, deren »germanisches« und »arisches« Ehrgefühl in den »Semiten«, den »Juden« die Quelle alles Unheils unseres Volkes sieht, und die es daher nicht ertragen können, dass das heilige Buch der Juden unter den Deutschen eine solche große Bedeutung hat.

Man macht sich aber in diesen Kreisen nicht genügend klar, dass zwar Hunde und Pferde, aber nicht die Menschen allein durch die Abstammung bestimmt werden (wenngleich die Bedeutung der Rasse anderseits auch von uns keineswegs gering geschätzt werden soll); und dass jenes antike Israel von den Juden, die gegenwärtig unter uns wohnen, durch eine gewaltige und überaus einflussreiche Geschichte, ja vielfach vielleicht auch durch das Blut getrennt ist, so dass beide schließlich ganz verschiedene Völker darstellen: keinen größeren Fehler könnte man begehen, als wenn man die Schriften des Alten Testamentes ohne weiteres aus der Art der modernen Juden deuten würde.

Besonders aber vergessen jene Männer, wie wertvolle Schätze es trotz allem enthält und auch der Gegenwart darzureichen vermag. Um mit dem Geringeren zu beginnen, so bietet es eine fast unübersehbare Fülle künstlerischer Anregung; es gibt in unserm ganzen Kulturkreis kein Werk, aus dem die Kunst der modernen Völker so viel Stoffe und Vorbilder genommen hätte. Es sollte nicht nötig sein, einem Volk, das Herder erzeugt hat, diese ästhetische Herrlichkeit des Alten Testamentes noch einmal zu predigen. Aber nachdem noch unsere Klassiker am Alten Testament wie an der Mutterbrust ihrer Kunst gesogen haben, ist es heutzutage unter Gelehrten und Künstlern vom Alten Testament merkwürdig still geworden.

Unsere Gelehrten und manchmal auch diejenigen ersten Ranges zeigen nicht selten eine sonderbare Unwissenheit über dies weltgeschichtliche Buch, und unsere Ästhetiker gehen an den mancherlei wunderbaren Schöpfungen, die es enthält, nur zu oft ohne Ahnung ihrer Schönheit vorüber. Ein Goethe wusste noch, was das Alte Testament der Kunst bedeuten kann; die Modernen haben es vergessen. Aber Kunst hin, Kunst her! Denn nicht die ästhetische Form des Buches ist uns die Hauptsache, sondern der religiöse Inhalt. Wo aber gibt es in allen Literaturen der modernen Völker ein Werk, diesem ebenbürtig an Mannigfaltigkeit der religiösen Gestaltungen! Ist doch dies Buch einem vielgestalteten Gebirge gleich: da sind Gipfel, die zum Himmel emporragen, da der gewaltige Heros hoch über dem gemeinen Getriebe der Menschen vor seinem Gott steht; da sind auch freundliche Ebenen, in denen Gottes Brunnen rieseln und Gottes Bäume wehen; und daneben schaurige Einsamkeiten und Klüfte, in die sich der grübelnde Zweifler verliert.

In den Tälern ist der Blick durch die Berge beschränkt: die Religion ist an das Volkstum gebunden, aber zuweilen öffnet sich die Aussicht, und wir blicken hinaus auf die Welt der Völker und hören das Orakel, dass auch sie sich einst zu dem wahren Gott bekehren sollen. Da verkünden die Propheten in Donnerreden die hohen Wahrheiten der reinen Religion; da schreibt Gottes Finger die ewigen Grundzüge der Sittlichkeit auf die steinernen Tafeln; da erklingen Urworte frommen Sehnens, Glaubens, Schauens in den Psalmen: Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir! Herr, du bist unsre Zuflucht für und für! Schaff in mir, Gott, ein reines Herz!

Da verkündigt der Gesetzgeber Gottes Befehl an Israel: du sollst Gott lieben von ganzem Herzen! Da zeigt der Weise die Ordnungen des Höchsten im Menschenleben. Und auch des Grüblers Stimme schallt dazwischen: o Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist eitel! Und alles dies, wie mannigfaltig es ist, in wunderbarer Simplizität, die kein späteres Geschlecht wieder erreicht hat. Dies eben ist der unvergleichliche Vorzug jener Antike; wie einfach ist das Alte Testament, etwa gegenüber den schwierigen und komplizierten Briefen des Paulus! Die mannigfaltigsten Gedanken der Religion aber — und dies ist vielleicht in dem Diadem des Alten Testamentes der strahlendste Edelstein — sind verkörpert in seinen unvergleichlichen Erzählungen, gewaltigen und zarten, ernsten und anmutigen: eine bunte Welt, die tiefsten Gedanken in kindlicher Form.

Was für ein Anschauungsstoff! Ja, eben wegen dieser Verbindung religiöser Tiefe mit der Einfalt der Form sind auch alle Zeitalter immer wieder zum Alten Testament wie zu einem Jungbrunnen zurückgekehrt. Jesus hat die Psalmen und Propheten geliebt, und schon dadurch sind sie uns geheiligt; sein Wort am Kreuz: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? war eine Psalmstelle; und alle Männer des Neuen Testamentes haben im Alten gelebt. Wer will das Neue Testament darum verstehen ohne das Alte? Und wie viele Kirchenlieder sind aus Psalmen erwachsen! Diese Schätze der Frömmigkeit, die alle Männer Gottes wohl gekannt haben, so rufen wir den Gegnern des Alten Testamentes zu — sie wollt ihr unserer Gemeinde rauben? Nein, dessen sind wir gewiss! Solange es Christen gibt, werden sie sich das Alte Testament nicht nehmen lassen. Es wäre ein Sturz, nicht nur in der Religion, sondern in der gesamten geistigen Kultur, wenn dies Unmögliche geschähe!

So werden wir also, wenn wir dies wunderbare Buch be¬trachten, von doppelter Stimmung hin und her gerissen: wir erkennen darin köstliche Kleinodien, und anderseits sehen wir darin so vieles, was wir beim besten Willen nicht bewundern können. Parteiisch und unser unwürdig wäre es, wenn wir die eine dieser beiden Seiten auf Kosten der andern übersehen würden. Wir können uns nicht zu den blinden Verehrern, noch weniger freilich zu den blinden Verwerfern des Buches rechnen. Vielmehr müssen wir zu einem Gesamturteil hindurchdringen, in dem beide Seiten, ohne einander zu stören, zusammenstehen.

IV.

Die Lösung dieser Schwierigkeit ist längst gegeben; sie ist ausgesprochen in dem Wort »Geschichte«. Das Wort »Geschichte« ist heutzutage ein Schlagwort geworden, dem sich jeder unbesehen unterwirft; denn niemand will »unhistorisch« sein. Was aber »Geschichte« ist, das ist unsern Gebildeten keineswegs so geläufig, wie es dem oberflächlichen Blick scheinen könnte. Wir sprechen mit diesem Worte eine ganze Weltanschauung aus, die uns unsere großen idealistischen Denker und Dichter erworben haben, eine Anschauung, die hier in aller Kürze skizziert werden soll. Der Hauptsatz dieser Anschauung ist dieser, dass das Leben der Menschheit in einem großen Zusammenhang steht, in dem alles Frucht ist und alles Samen, der durch große, alles beherrschende Ordnungen zusammengehalten wird, die sich freilich dem stumpfen Blick des Menschen so oft verbergen.

Alle Betätigungen eines Volkes stehen so in Zusammenhang: seine Wirtschaft und sein Staat, seine Sprache, seine Kunst, sein Recht, seine Religion; alles wirkt aufeinander. Und von Volk zu Volk schlingt sich diese Kette: wie die modernen Völker eine Familie bilden, die miteinander lebt und sich aufs mannigfaltigste untereinander bestimmt, so ist es schon im antiken Orient und schließlich zu jeder Zeit gewesen. Und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist durch solchen Zusammenhang zusammengebunden. Denn es geschieht alles zu seiner Zeit; das Heute bringt hervor nur, was das Gestern vorbereitet hat, wie die Frucht stets aus der Blüte und niemals die Blüte aus der Frucht erwächst. Und in diesen Zusammenhang gehört auch das Leben des Einzelnen; wie man die Art der Palme nur verstehen kann, wenn man weiß, dass sie im heißen Süden zu Hause ist, so ist der Einzelne, auch der große Mann, nur verständlich aus der Umgebung, aus der er erwachsen ist. Man weiß noch nichts von Homer, wenn man nicht weiß, dass er ein Grieche war; denn nur in Griechenland konnte ein Homer geboren werden; Goethe aber ist ein Deutscher und nur als Deutscher verständlich. Das ist die Gesamtanschauung von der »Geschichte«, die unserem Geschlechte aufgegangen ist. —

Frühere Generationen haben die menschlichen Dinge anders betrachtet. Wie man wohl in Darstellungen, die aus der Renaissance stammen, Karl den Großen, Hektor, David und Justinian, wesentlich in dasselbe Kostüm gekleidet, nebeneinander finden kann, so haben die Früheren die Vergangenheit gesehen in gleichmäßiger Einförmigkeit, ohne diese mannigfaltigen Zusammenhänge. Der große und uns fast triviale Satz, dass die Zeiten verschieden sind, und dass die Menschen, die zu verschiedenen Zeiten leben, nicht dieselben sein können, war ihnen nicht bekannt.

Wir aber denken anders: wer zu einem andern Volke kommt, unter einen andern Himmel, in eine weit entfernte Vorzeit, der darf nicht erwarten, hier die Anschauungen der Heimat und der eigenen Zeit wieder zu finden. Noch im 18. Jahrhundert war man von dieser Stimmung weit entfernt und hat etwa den Moses ganz unbefangen so aufgefasst, wie wenn er ein menschenkundiger, wohldenkender, humaner Mann gewesen wäre, wie es die Menschen des 18. Jahrhunderts selber waren. Damals fiel jede Abweichung von dem Geläufigen, die man in einer Erscheinung der Vergangenheit bemerkte, auf. Heute herrscht unter den Forschern, freilich noch nicht unter den »Gebildeten«, die umgekehrte Stimmung. Die naive Vertraulichkeit, die alles dem Heimischen gleichzusetzen sucht, und die alles, was sich dem nicht fügen will, ohne weiteres verwirft, ist nun vorüber. Der Historiker ist von vorneherein bereit, sich selbst zu entäußern und dem Fremdartigen gerecht zu werden. So ist es unsern Augen erst aufgegangen, wie mannigfaltig die Welt ist, wie viel anders die Menschen der Ferne, der Vergangenheit sind als wir! Wir sind toleranter geworden gegen die vergangenen Geschlechter und geneigter, sie in ihrer Besonderheit anzuerkennen.

Diese geschichtliche Anschauungsweise ist nun schon seit längerer Zeit auf die Bibel übertragen worden und ist dann von Geschlecht zu Geschlecht immer entschiedener und deutlicher zur Herrschaft gekommen. Unser Gesamtbild von der Bibel ist durch diese Veränderung der Betrachtung aufs stärkste alteriert worden. Zunächst ist die Arbeitsweise der Erforschung der Bibel eine andere geworden.

Während frühere Forscher sich durch den Grundsatz bestimmen ließen, dass die heilige Schrift aus sich selbst verstanden werden müsse, so trägt man jetzt aus nah und fern ein großes, ja gewaltiges Material zur Erklärung der Schrift herbei. Und wie man schon seit lange das Hebräische im Zusammenhang mit den verwandten Sprachen (zu denen neuerdings das Assyrisch-Babylonische hinzugekommen ist) zu verstehen sucht, so erklärt man die Geschichte der Kultur Israels als einen Teil der allgemeinen Kulturgeschichte der Antike, das Staatsleben Israels setzt man in die engste Verbindung mit der politischen Geschichte der damaligen Weltreiche, und die Formen seiner Literatur fasst man nach Analogie des übrigen orientalischen Schrifttums auf.

Der Historiker ist überzeugt, dass er nur durch diese Methode des unablässigen Aufachtens auf diese Zusammenhänge imstande ist, das Alte Testament zu verstehen und gerecht zu würdigen. Und diese historische Arbeit erntet ihren reichen Lohn: überall findet der geschärfte Blick Beziehung, sei es Verwandtschaft oder gar Abhängigkeit, sei es Gegensatz und Bekämpfung. Die Staatsgeschichte Israels ist nur ein Teil, und zwar ein ziemlich geringfügiger Teil der allgemeinen orientalischen Geschichte und nur aus diesem Zusammenhange zu verstehen. Was die Kultur Israels betrifft, so ist Israel unter den übrigen Nationen des Orients ein recht junges Volk, das sehr wenig zur äußeren Kultur der Menschheit beigetragen hat; was es also davon besessen hat, hat es zumeist nicht selbst erzeugt. Sein Recht ist ungefähr dasselbe wie das Recht anderer Völker derselben Kulturstufe. Seine Literatur wird vielfach erst durch den Vergleich mit fremden Literaturen verständlich.

Mit einem Worte, der Eindruck, dass das Volk Israel so ganz eigenartig gewesen sei und sich von allen übrigen Nationen fundamental unterschieden habe, dieser Eindruck hat nur so lange herrschen können, als wir den übrigen Orient nicht kannten, und ist jetzt durch die historische Forschung gründlich zerstört worden. Neuerdings ist an unsere Gebildeten, die jahrzehntelang den alttestamentlichen und orientalistischen Forschungen gegenüber eine beklagenswerte Gleichgültigkeit bewiesen hatten, die Kenntnis von der teilweisen Verwandtschaft des Biblischen mit dem Babylonischen gekommen. Aber das ist nur ein Spezialfall aus einem viel größeren Gebiet. Worauf es ankommt, ist nicht nur, dass bei der Erklärung der Bibel das Babylonische nicht vernachlässigt werde — so ertragreich diese Vergleichung im einzelnen auch sein mag –, sondern dass sich der Blick des Bibelforschers so weitet, dass er überall, wo es für ihn etwas zu lernen gibt, die Parallelen mit der Bibel zu sehen vermag. – Und wie steht nun die Religion des Alten Testamentes in dieser geschichtlichen Forschung? Ist sie aus dem Zusammenhange des Ganzen herauszunehmen und als eine Erscheinung, die schlechthin singulär sei, zu behandeln? Dürfen wir sie auffassen wie einen Meteor der vom Himmel gefallen ist, ein Fremdling schlechthin in seiner Umgebung?

Fromme Beschränktheit sucht uns auch noch heute diese Betrachtung aufzureden. Aber es ist begreiflich, dass sich die geschichtliche Forschung gegen diese Zumutung aufs äußerste wehrt. Denn wem einmal der große Gedanke aufgegangen ist, dass alles Menschliche eine Einheit bildet, kann unmöglich für Israels Religion eine Ausnahme gelten lassen. Die historische Forschung ist vielmehr über diese Zumutung, so oft sie auch erhoben worden ist und immer wieder erhoben wird, zur Tagesordnung übergegangen und hat nunmehr schon seit manchen Dezennien begonnen, in geschichtlichem Geiste das Alte Testament zu betrachten. Keiner der heute lebenden Gelehrten, die am Alten Testamente arbeiten, und wenn er im Prinzip auch der »Religionsgeschichte« aufs äußerste abgeneigt wäre, kann sich der Anerkennung vieler ihrer Ergebnisse entziehen. Um wiederum mit keinem Geringeren zu beginnen: man ist überall auf Analogien. auf Verwandtschaften gestoßen. Die Formen des Gottesdienstes z. B., die im Alten Testament vorgeschrieben werden, sind denen anderer Völker vielfach ähnlich; die Beschneidung, um nur ein Beispiel zu erwähnen, ist keineswegs, wie der Laie gewöhnlich glaubt, für Israel charakteristisch, sondern wird im Altertum und noch gegenwärtig von vielen andern Völkern in Nähe und Ferne vollzogen.

Uns fällt bei den gegenwärtigen Juden sehr auf, dass sie sich seltsamerweise des Genusses bestimmter Tiere, besonders des Schweines, enthalten; die Religionsgeschichte aber zeigt, dass solche Tierverbote, besonders in untergeordneten Kulturen, überaus häufig sind und einen Rest urältester Religionsübung, vielleicht der Tierverehrung darstellen. Die Ursagen des »ersten Buches Mose« sind denen der Babylonier zum Teil ähnlich und daher auch wohl zum Teil übernommen.

Sprüche, nicht viel anders als die des Salomo, gibt es auch in Ägypten; Psalmen, den alttestamentlichen einigermaßen vergleichbar, auch in Babylonien; »Propheten« sind auch, und zwar mit diesem Namen, in den umwohnenden Völkern aufgetreten, wenn sich freilich diese ausländischen Propheten mit denen Israels an Höhe der religiösen Anschauung und an Bedeutung in der Geschichte auch nicht im entferntesten messen können. Was aber viel wichtiger ist als solche mehr oder weniger weittragende Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten: unsere Behandlung der Religion Israels selbst ist eine andere geworden.

Der freier gewordene Blick hat die große Mannigfaltigkeit der religiösen Erscheinungen im Alten Testament eigentlich erst entdeckt. Während die Vorfahren, durch ihre dogmatische Theorie gebunden, alles gleichförmig sahen, hat unser Geschlecht, zur Freude jedes, der Historisches zu würdigen weiß, die mancherlei Gestaltungen der alten Religion, die so lange den Blicken verborgen waren, wie aus dem Schutt der Jahrhunderte ausgegraben. Wir haben gefunden, dass es in Israel große religiöse Kämpfe gegeben hat, und dass diese Kämpfe im Alten Testament selbst widerhallen. Denn es ist keineswegs so, dass die Schriftsteller des Alten Testamentes einmütig alle dieselbe große Wahrheit verkündigen; vielmehr stehen sie zum Teil zueinander in stärkstem Gegensatz. Die alte volkstümliche Religion, wie sie sich z. B. in den Patriarchensagen ausspricht, mit ihrer naiven Gleichsetzung der Interessen Gottes und der Menschen wird von den erhabenen Propheten bekämpft. Die gesetzlichen Schriften legen den größten Wert auf Opfer und Zeremonien, aber die Propheten verkünden, dass alle äußeren Werke vor Gott nichts gelten! —

Wichtiger aber als alles dieses ist, dass wir begonnen haben, diese mannigfaltigen religiösen Erscheinungen, die wir im alten Israel gewahren, in eine Geschichte einzuordnen. Das Auge des Forschers, das geübt war, überall Regel und Ordnung zu sehen, wonach sich das geistige Leben der Menschen vollzieht, hat dieselben großen Ordnungen auch in den Erscheinungen der altisraelitischen Religion wieder gefunden. Und so hat man es gewagt, eine umfassende Hypothese vom inneren Gange der Religionsgeschichte Israels aufzustellen; es ist diejenige Hypothese, die wir, mit Ehrfurcht vor dem großen Namen und ohne deshalb seine Vorgänger geringer zu achten, nach Wellhausen nennen. Diese Hypothese, von der schon oben kurz die Rede war und die am Schluss dieser Ausführungen ausführlicher geschildert werden soll, besteht nach ihrem wesentlichsten Teil in der Behauptung, dass das gewaltige gottesdienstliche System, das besonders in der Mitte des Pentateuchs eingehend dargestellt wird, und das man früher »Mosaismus« zu nennen pflegte, erst in viel späterer Zeit, wahrscheinlich erst nach dem babylonischen Exil entstanden ist.

Diese Hypothese wird durch den Quellenbefund aufs sicherste bewiesen: denn die Nachrichten aus der ältesten Zeit Israels wissen von jenem System noch nichts. So gewiss also diese weittragende Hypothese auf genauester Erforschung des Tatbestandes beruht, so ist doch anderseits unzweifelhaft, dass der Blick des Forschers auf alle diese einzelnen Beobachtungen vor allem geführt worden ist durch die grundlegende Überzeugung, ein solches kultisches System, das bestimmt ist, ein ganzes Volksleben zu organisieren, könne nicht am Anfang der Geschichte eines jugendlichen Volkes gestanden haben, sondern müsse selber das Erzeugnis einer langen Geschichte sein. Heutzutage können wir die Beobachtung hinzufügen, dass Völker nach dem Untergange ihres Staats und dem Zerfall ihres Volkstums sich in der Form der religiösen Gemeinde zu »verkapseln« pflegen; so hat die römische Kirche das römische Weltreich beerbt; so ist der Patriarch von Konstantinopel der Erbe der byzantinischen Kaiser, und der Hohepriester von Jerusalem der Nachfolger der Könige aus Davids Stamm. Ein System also, in dem, so wie es in der Mitte des Pentateuch geschieht, ein Volksleben zur Kirche umgestaltet wird, in dem der Gottesdienst im Mittelpunkt steht und das Kultische allem Natürlichen übergeordnet ist, ein solches System ist aus einem gealterten Volke hervorgegangen. Rom wäre nie der Mittelpunkt einer Kirche geworden, wenn es nicht vorher Hauptstadt eines Weltreiches gewesen wäre; und Israel muss, ehe es eine Gemeinde wurde, ein Volk gewesen sein.

Der Leser sieht an einem solchen Beispiel, wie eindrücklich solche Beweise aus der geschichtlichen Analogie sein können. — So stehen wir also, um es in kurzem zu sagen, gegenwärtig vor einer völlig veränderten Situation. Das Verständnis des Alten Testamentes ist ein anderes geworden, weil es ein historisches geworden ist. Und diese Veränderung der Auffassung durchdringt gleichmäßig alle Teile: der Gesamtverlauf, die Personen und Ereignisse, ja die einzelnen Sätze, alles erscheint uns jetzt in neuem Lichte. Wieder darf man sagen, dass gewiss viele von den Deutungen, die heutzutage als sicher gelten, im weiteren Fortgang der Forschung aufgegeben werden wird. Lass fahren dahin! Denn der historische Sinn wird bleiben. Jede andere Auffassung des Alten Testamentes, so gut sie gemeint sein mag, ist ein für allemal überwunden.

Wir haben also allen Grund, uns die Konsequenzen dieser Auffassung möglichst deutlich zu machen. Folgt nun hieraus — so fragen wir zunächst —, dass das Alte Testament seine Eigenart für uns verloren hat? Als vor kurzem die teilweise Verwandtschaft des Hebräischen mit dem Babylonischen unserm Publikum aufging, sind viele diesem Irrtum verfallen. Aber der Historiker kann darüber nur lächeln. Das eben haben wir ja sehen lernen, dass jede geschichtliche Erscheinung, und sei sie auch noch so geringfügig, eine besondere, eigenartige Schöpfung Gottes ist. Das ist ja das große Geheimnis der Welt, dass sich in allem dieselbe große Ordnung offenbart, und dass doch nichts ist wie das andere. Jedes Lindenblatt ein Lindenblatt, und jedes Lindenblatt besonders!

Zur geschichtlichen Auffassung also gehört nicht nur, dass wir für die einzelne Erscheinung die Analogien suchen, sondern ebenso, dass wir die Eigenart jeder Erscheinung, ihren Unterschied von allen andern erkennen. Und das ist gerade im Alten Testament wahrlich nicht schwer. So ähnlich Israel auch in vielem den andern Völkern ist, so hat es anderseits ganz recht, wenn es »sich nicht unter die Völker rechnet«. Seine Religion unterscheidet sich in vielem aufs stärkste von denen seiner Umgebung. Nur die Hauptzüge dieser Besonderheit können hier genannt werden. Während die Götter der Völker ringsumher Naturgötter sind, deren Leben mit dem der Natur aufs innigste verflochten ist, hat sich Israel auf seiner Höhe zu dem Glauben bekannt, dass sein Gott die Welt geschaffen hat: er steht außerhalb ihrer und gebietet ihr durch sein allmächtiges Wort. Während die Götter der Heiden viele sind und nach Menschen Weise leben, zeugen und gezeugt werden, geboren werden und sterben, ist Israels Gott Einer, ungezeugt und nicht zeugend, und er lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Welch ein unermesslicher Fortschritt aber dieser Monotheismus über die Vielgötterei ist, kann man sehen, wenn man die babylonischen und biblischen Stoffe, soweit sie verwandt sind, vergleicht; denn der Polytheismus enthält seiner Art nach Elemente, die im tiefsten unsittlich sind; der Monotheismus erst ermöglicht die Sittlichkeit der Religion. Der Gottesdienst der Heiden ist ferner vielfach mit Zauberei verflochten, so besonders der Kultus der Babylonier, der uns darin überaus barbarisch anmutet. Ja, im antik-orientalischen Kultus ist, als eine Erinnerung an Urältestes, auch Unsittlichkeit, geschlechtliche Unzucht zu Hause. Die Propheten Israels aber verkünden den großen Satz, dass der wahre Gottesdienst die Sittlichkeit ist: Gerechtigkeit will ich und nicht Opfer! Doch, wo anfangen und wo aufhören? Wer gerecht und unparteiisch richtet, kann nicht zweifeln, dass die Religion Israels sich hoch über die seiner Umgebung erhebt; in ihren Anfängen ist sie ihnen noch zum Teil nahe verwandt; aber sie hat eine einzigartige Geschichte erlebt, in der sie zu diesem Gipfel emporgestiegen ist. So begreifen wir die Vernunft der Geschichte, dass auf Israels Boden die Religion des Neuen Testaments entstanden ist. Ob es die Modernen gern hören oder nicht, es bleibt doch dabei, dass das Heil von den Juden gekommen ist. Keine Rede also davon, dass die moderne Forschung die Eigenart des Alten Testaments verdunkelt hätte: sie hat sie vielmehr erst recht ans Licht gestellt.

Aber noch weiter haben wir auszuholen; denn schon längst liegt — so stellen wir uns vor — dem Leser die Frage auf den Lippen: wie es denn unter diesen Umständen mit der Offenbarung sei. Und diese Frage ist wahrlich wichtig genug. Denn der Glaube an die Offenbarung ist ein notwendiges Fundament aller Religion. Wer in der Religion nichts anderes als ein merkwürdiges, vielleicht sehr interessantes Phänomen des menschlichen Geisteslebens sieht. hat für sich selber die Religion aufgegeben. Der Glauben aber ist überzeugt, dass er glaubt, weil die Gottheit selbst sich ihm aufgeschlossen hat; das Gebet findet den Weg zum Himmel offen, weil er von oben her erschlossen ist. Ist solcher Glaube an göttliche Offenbarung mit unserer geschichtlichen Grundanschauung verträglich? Wir antworten zunächst negativ, dass ein grober Supernaturalismus mit dieser Anschauung allerdings nicht verträglich ist. Der Glaube der großen und kleinen Kinder, dass der liebe Gott einmal eine Ausnahme von allem Geschehen gemacht habe, da der Himmel wirklich auseinander ging und Zeichen und Wunder geschahen: eine Eselin sprach, Gottes Finger beschrieb Steintafeln und reichte sie Mose dar, die Sonne ging rückwärts, und vom Schall der Posaunen fielen Stadtmauern ein; dieser Glaube und geschichtliche Anschauung reimen sich nicht; und kein Kompromiss kann zwischen ihnen vermitteln.

Nun jammern die geistig Unmündigen: wenn ihnen dieser »Kinderglaube« genommen würde, so sei ihnen die Religion widerlegt. Umso mehr müssen wir uns bemühen, das Banner einer höheren Art Religion vor allem Volke aufzupflanzen, einer Religion, die nicht von der Geschichte widerlegt, sondern ge¬radezu von ihr gefordert wird. Der Historiker, der seinen Weg durchschritten hat und nun zum Schluss, auf der höchsten Höhe angekommen, das Ganze überblickt, sieht in dem gesamten menschlichen Getriebe, so verworren es auch dem oberflächlichen Beobachter erscheint, Ordnung und Gesetz; auf geheimnisvollen Bahnen strebt es hin zu Zielen, von denen wir nur stammeln. Woher kommt diese Ordnung? Mit freudiger Zuversicht gibt der Glaube die Antwort: nicht der Zufall ist es, der dies hervorbringt; ein ewiger Geist waltet in allem; er ist die Einheit des Vielen, die Verbindung des Widerstreitenden; er leitet das Niedere zu höherem Sein; er zieht, die ihm folgen, zu sich empor.

Unser stumpfes Auge erkennt ihn in vielem nicht; und das Herz fragt zagend: warum? Aber zuweilen sinken die Nebel und die Sonne Gottes scheint. Die großen Katastrophen im Leben der Völker, wenn das Faule stürzt und das Gesunde siegt, offenbaren uns sein Walten. Die großen Personen der Religion stellen uns vor Augen, wie er selber ist und wie er uns haben will. So führt der Gedanke der geschichtlichen Entwicklung zu der Idee der Offenbarung hin. Und auf der andern Seite ist eine Offenbarung für den geschichtlich Denkenden ohne Geschichte gar nicht vorstellbar. Die göttliche Wahrheit konnte doch der Menschheit nicht ohne weiteres verständlich sein, sie musste zuvor in den Gemütern der Menschen vorbereitet werden. Sie ist nicht aus den Wolken gefallen, ist nicht als eine Ausnahme im Leben der Menschheit entstanden, sondern es liegt im Wesen der Offenbarung, dass sie sich geschichtlich entwickelt; wo der profane Blick nichts anderes als Menschliches sieht, ebenda schaut der Glaube Gottes großes Werk an der Menschheit. Wer in diesem Sinne an Offenbarung glaubt, der hängt sich nicht ängstlich an einzelne geschichtliche Begebenheiten, sondern er kennt Größeres, den einen großen göttlichen Rat, der alle durchdringt; er beschränkt die Offenbarung nicht auf ein Volk, denn der Geist Gottes durchwaltet alle, wenn auch natürlich das eine mehr und das andere weniger; er klammert sich nicht an einen heiligen Buchstaben, denn Bücher fallen nicht vom Himmel.

Nicht Bücher, nicht ein einzelnes Volk, nicht bestimmte Ereignisse, sondern Gott allein ist heilig, und alle Lande sind seiner Ehren voll! Offenbarung und geschichtliche Entwicklung also, sind sie Gegensätze? Keineswegs! Sondern sie gehören zusammen. Diese Verbindung von Offenbarung und Geschichte aber ist keineswegs ein modernes »Fündlein«, sondern dieser Glaube ist so alt wie das Christentum selbst. Sobald die neue Religion neben die alte trat, hat man in der alten die Vorbereitung auf die neue gesehen. Und diese Idee, die zuerst der Apostel Paulus ausgesprochen hat, ist in der christlichen Kirche niemals vergessen worden. Diese Idee von der »Erziehung des Menschengeschlechtes«, von dem Gesetz als dem Pädagogen auf Christus gilt es den Kindern unseres geschichtlich denkenden Zeitalters aufs neue vorzuhalten, damit es einsieht, dass diese Anschauung von Offenbarung nicht — wie die Dilettanten meinen eine Verwässerung, sondern vielmehr ein unveräußerliches Stück des urchristlichen Glaubens ist.

Damit ist nun die Möglichkeit gegeben — und so kehren wir zum Anfang dieses Abschnittes zurück —, die einzelnen Erscheinungen des Alten Testamentes gerecht zu beurteilen. Eine frühere ungeschichtliche Betrachtung konnte nur aufs höchste erheben oder aufs tiefste verurteilen. Und so hallt es uns noch gegenwärtig entgegen; das Alte Testament sei, so sagen die einen, Gottes übernatürlich eingegebenes Wort; die andern aber wissen sich nicht genug zu tun an Worten der Verwerfung. Wir aber treten in die Mitte, und können das ohne Halbheit und Schwäche tun, weil wir relative Maßstäbe besitzen. Wir können anerkennen, dass etwas an seinem Ort berechtigt oder erträglich oder wenigstens verständlich ist, was mit absolutem Maßstab gemessen, verurteilt werden müsste.

Die Naivität der altisraelitischen Gottesanschauung ist uns sicherlich kein Vorbild, aber jenes alte Volk hätte sich Gott in andrer Form gar nicht zu denken vermocht. Die Verbindung von Volkstum und Religion, die im Alten Testament herrscht, ist im Neuen gefallen; denn Gott ist nicht nur ein Gott der Juden, sondern auch der Heiden; aber gerade in dieser »Ehe« von Gott und Volk ist der Monotheismus erwachsen. Die Schätzung des Weibes in Israel ist sicherlich eine niedere; darin erhebt sich Israel nicht über seine Umgebung, in der durchweg Polygamie geherrscht hat. Lug und Trug kommen im Alten Testament allerdings bedenklich oft vor; und wir wollen diesen Zug, der zur natürlichen Begabung Israels gehört, keineswegs beschönigen; aber anderseits soll auch dies nicht vergessen werden, dass gerade Israels Propheten die engste Verbindung von Religion und Sittlichkeit gepredigt haben. So macht das geschichtliche Urteil gerecht; es erlaubt uns, zugleich zu loben und zu tadeln.

Und wie werden wir das Alte Testament vom Standpunkt des Offenbarungsglaubens betrachten? Die mancherlei Schwächen des Alten Testamentes würden es uns unmöglich machen, darin die vollkommene Offenbarung Gottes zu sehen; aber davon kann ja auch rechtmäßigerweise seit Paulus für keinen Christen die Rede sein. Ganz anders aber lautet die Antwort, wenn die Frage ist: dürfen wir Christen im Alten Testament eine vorläufige, vorbereitende Offenbarung Gottes erkennen, ein Wirken Gottes, der dies Volk vor andern erwählt und es erzogen hat, damit Jesus und die Apostel daraus geboren werden sollten? Der Leser, der eine Antwort auf diese Frage zu erhalten wünscht, möge mit uns die Geschichte der Religion Israels betrachten.

V.
Wir nennen die älteste Periode der Religion Israels »die Volksreligion« oder die »vorprophetische« Religion. Diese Religion ist die Religion des alten Israels gewesen, bis es durch die großen politischen Katastrophen, die Zerstörung des Nordreichs (722) und die des Südreichs (586), zerschmettert war. Von dieser Religion sind die »Propheten«, d. h. Männer wie Amos, Jesajas, Jeremias ausgegangen; sie haben sie leidenschaftlich bekämpft und schließlich gereinigt, sind aber doch auch anderseits auf ihrem Boden erwachsen. Schon hiermit ist gegeben, dass diese Religion eine ziemlich komplizierte Erscheinung darstellt: in ihr liegt das Große und Erhabene, was später die Propheten verkörpern und auf eine höhere Stufe erheben sollten, mit dem Geringwertigen, Heidnischen, was die Propheten bekämpfen, noch vielfach ungesondert nebeneinander. »Volksreligion« nennen wir diese Religion, weil sie die Masse des Volkes beherrscht hat, im Unterschiede zu den Propheten, die zuerst als einzelne Männer oder als kleine Kreise aufgetreten sind. Urkunden dieser Religion sind uns nirgends rein und unvermischt erhalten. Die Schriften des Alten Testamentes stammen vielmehr in der Form, in der wir sie besitzen, erst aus den späteren Perioden; aber diese haben vieles aus dem Altertum übernommen, indem sie ihm durch Überarbeitungen den Geist der neuen Zeit und der höheren Religion aufprägten; so ist es uns möglich, indem wir diese Retouchierungen der späteren Zeit wieder entfernen, die alten Urkunden wieder herzustellen.

Ja, es ist gelungen, aus den Erzählungen über die Anfänge der Welt und die Urväter zwei große Werke herauszuschälen, die uns ein ziemlich treues Bild der alten Religion geben. Ferner hören wir über die Volksreligion fast auf jeder Seite der prophetischen Literatur, sei es durch die Propheten selber, sei es durch die Prophetenschüler, die die geschichtlichen Bücher zusammengestellt haben. Besonders die Urteile der letzteren haben eine gewaltige Wirkung gehabt und sind noch heute allgemein bekannt. Aber gerade die Urteile dieser Männer müssen mit besonderer Vorsicht aufgenommen werden; sind sie doch die schärfsten Feinde der Religion ihrer Zeitgenossen. Wir, die dankbaren Erben der Propheten, können, nachdem der Kampf jetzt so lange Zeit entschieden ist, auch ihrem Gegner Verständnis entgegenbringen. Nicht in diese älteste Zeit gehört — wie wir schon oben gesehen haben — das Gesetz, nach dem man früher diese Periode zu schildern pflegte. Erst als man erkannt hat, dass das Gesetz aus viel späterer Zeit herrührt, ist das wahre Angesicht der Volksreligion sichtbar geworden.

Die israelitische Volksreligion ist keine völlig einheitliche Erscheinung; das erklärt sich daraus, dass sie in einer Geschichte aus verschiedenen, ja eigentlich widerstreitenden Strömen zusammengeflossen ist. Ihre beiden Hauptsätze sind:

1. Jahve — so, nicht »Jehova« ist die alte Aussprache des Namens — ist der Gott Israels; d. h. zu diesem Volke hat der Gott eine besonders enge Beziehung; und

2. Jahve ist der Gott Kanaans, in diesem Lande wohnt er und dort sind seine Heiligtümer.

Jahve ist also ein Landesgott und ein Volksgott zugleich. Diese Gleichung aber kann erst entstanden sein, seitdem Israel im Lande Kanaan wohnte. Den Glauben, dass Jahve der Nationalgott sei, hat es dahin mitgebracht; der Glaube aber, dass in Kanaan die Gottheit wohnt und waltet, hat, wie es natürlich ist, seinen ursprünglichen Sitz in Kanaan selbst. Die hebräische Volksreligion besteht also aus zwei Elementen, einem urisraelitischen und einem ursprünglich kanaanäischen. Die Geschichte dieser Religion ist die Geschichte der teilweisen Verschmelzung und zugleich des beständigen inneren Kampfes zwischen diesen beiden.

Wie ist es zu einer solchen Verschmelzung gekommen? Als Israel das alte Kulturland Kanaan erobert und dort allmählich sesshaft und heimisch wurde, ist es in die kanaanäische Kultur eingewachsen und aus einem Volke von Nomaden, das es ursprünglich war, ein Volk von Bauern und Winzern geworden. Auch physisch ist es damals in einer längeren Geschichte mit den Kanaanäern verschmolzen. Das Israel zur Zeit der Propheten ist also ein Mischvolk aus Urisrael und Urkanaan. So ist es verständlich, dass auch seine Religion eine Mischreligion ist. Die Israeliten haben die Religion Kanaans ebensowenig vertilgt als sein Volkstum. Sie haben es gelernt, an die vormaligen Baalsheiligtümer zu gehen und dort nach dem alten Brauch die Feste zu feiern. So hat das Volk zunächst zwei Göttern nebeneinander gedient, ein Zustand, den wir in den Erzählungen des Richterbuches vorfinden; im Frieden, so wird dort vorausgesetzt, wo Israel dem stillen Einfluss der Kultur unterliegt, mag es sich dem Baal zuwenden und seinen Jahve vergessen; aber wenn die Not des Krieges naht und das Volk sich auf sein altes Volkstum besinnt, dann kehrt es auch zum alten Jahve zurück. Schließlich aber ist Israel doch nicht in Kanaan aufgegangen, sondern es ist aufs neue erstanden. Die Religion Jahves ist nicht ausgestorben, sie hat auch die Rivalität der Baalreligion nicht auf die Dauer neben sich geduldet, sondern sie hat über den Nebenbuhler gesiegt. Das unkultiviertere Volk hat das kultiviertere geistig überwunden!

Betrachten wir beide Teile der Jahvereligion genauer. Zunächst den kanaanäischen. Die Baalreligion war eine Naturreligion, besser würden wir sagen, eine rechte Bauernreligion. Was der Bauer von seinem Gott begehrt, das ist vor allem der fruchtbare Regen. Gottes Tun ist, dass die Erde schwanger wird und Korn und Wein und Bäume und Tiere und Menschen hervorbringt. Das eigentliche Wesen seines Gottes sieht der Kanaanäer in dem Leben, im Sprossen und Blühen, im Zeugen und Gebären. In wilden Sitten der Unzucht spricht er diesen Glauben aus. Solcher Götter aber gab es in Kanaan viele. Jedes Heiligtum hatte seinen besonderen »Gebieter«, sein Numen; Baal heißt »Gebieter«. — Nun war kanaanäisches Wesen auch in die Jahvereligion gedrungen, und besonders im Gottesdienst hatte es seine Stelle. Die Wohnstätten Jahves waren dieselben, da früher Baal gewohnt hatte. Solche uralte Heiligtümer waren die Bäume, die Oasen und Gärten, die Quellen, die Berge, Felsen und Steine. Die Sagen von den Erzvätern, die im ersten Buche Mose erzählt werden, berichten, wie Jahve den Ahnherrn eben an diesen Orten erschienen ist.

Dass man einst an solchen Naturmalen die Gottheit gesucht hat, ist uns so fremd geworden, dass wir darin kaum etwas von wirklicher Religion, sondern weit eher rohen Götzendienst finden können; aber wenn wir tiefer eindringen mag es uns wohl gelingen, jener alten Zeit liebevoll nahe zu kommen: das Geheimnis der Welt ist es, das der Antike in seiner Weise ahnt, wovon er in seiner Sprache stammelnd redet.

Auch allerlei Bilder in Menschen- und Stiergestalt hat man sich gefertigt, worin Israel dann Abbildungen seines Jahve sah. —

Kanaanäisch waren ferner die Festfeiern. Die Feste, die das historische Israel seinem Gott zu Ehren begeht, sind ursprünglich fast alles Erntefeste. Die Termine der drei großen Feste, die das Judentum noch heutigen Tages feiert, Mazzen (Ostern), Pfingsten und Laubhütten, sind noch jetzt eine Erinnerung an jene uralte Zeit, da Israel von Kanaan mit dem Ackerbau den Baaldienst übernahm. Da erholte sich der Landmann in fröhlicher Opfermalzeit von den Mühen seines Lebens; und manchmal mochte das heilige Fest in schlimmer Orgie enden. Denn auch die Nachtseiten des kanaanäischen Kultus waren auf Israel übergegangen. Noch zur Zeit des Königs Josias, also am Ende der judäischen Königszeit, standen am Tempel von Jerusalem die Zellen, in denen das schändlichste Gewerbe im Namen der Gottheit betrieben wurde. — In diesem kanaanäischen Stoff, der damals Israel erfüllte, gab es mancherlei, was nach Kanaan selbst aus dem Ausland gekommen war. Besonders Babylonisches hat, wie wir jetzt wissen, seit alters auf Kanaan gewirkt; von entscheidender Bedeutung ist diese Beeinflussung Israels durch Babylonisches auf dem Gebiete der Religion indessen nachweislich nicht gewesen.

Aber auch die alte, vorkanaanäische Jahvereligion war da¬mals noch unvergessen. Diese altisraelitische Religion stellt sich klassisch in der Zeit des Moses dar, des Gottesmannes, der diese Religion gestiftet hat. Zwar haben wir über die mosaische Epoche keine streng geschichtlichen Berichte; trotzdem sind wir imstande, die Grundlinien der Wirksamkeit des großen Mannes zu zeichnen, und zu verfolgen, wie seine Stiftung die Zeiten überdauert und auch das kanaanäische Wesen, das später in Israel einzog, immer wieder durchbrochen hat. Der erste Satz der Religion des Moses lautet: Jahve ist Israels Gott; zwischen diesem Volk und diesem Gott besteht ein besonderes Verhältnis.

Dabei setzt die älteste Zeit als natürlich voraus, dass in andern Völkern andere Götter walten. Das älteste Israel ist noch nicht monotheistisch gewesen, was ja schon dadurch gegeben ist, dass es seinen Gott mit einem Eigennamen nennt. Aber die Begeisterung seiner Verehrer hebt diesen Gott über alle übrigen empor: Jahve, wer ist wie du unter den Göttern? — Die Tage aber, an denen sich Jahve offenbart, das sind die Tage des Krieges. Da erhebt sich der alte Gott und zieht seinem Volke voraus in die heilige Schlacht. So ist diesem Volke von vorneherein eingeimpft, die Offenbarung Gottes in den Erlebnissen des Volkes selbst zu sehen. Die späteren Zeiten Israels haben diesen Gedanken zu dem Bilde einer Geschichte ausgebaut, die Israel mit Jahve erlebt. Noch später ist auf diesem Boden die Idee der Weltgeschichte entstanden (Dan. 7).

Weiter ist für den alten Jahve charakteristisch, dass er sich Israel am Sinai unter furchtbaren Erscheinungen offenbart hat. Wer die Beschreibung davon unbefangen liest, kann nicht zweifeln, was es für eine Naturerscheinung ist, um die es sich hier handelt. Es ist der grausige und doch so majestätische Ausbruch eines Vulkans. Beiläufig sei bemerkt, dass wir den »Sinai« des Moses schon lange nicht mehr auf der gegenwärtig so genannten »Sinai«-Halbinsel suchen, sondern an der nordöstlichen Küste des Roten Meeres, woselbst sich viele Vulkane befinden. Der Gott des Moses ist also ein Vulkan-Gott gewesen; er ist ein furchtbares, majestätisches Wesen, schrecklich in seinem Zorn. — Und zugleich der Gott des Rechts. Die alte Rechtsüberlieferung wird in Israel von Jahve abgeleitet; denn Jahve will Gerechtigkeit.

So ist diese alte Jahvereligion ein wundervolles Gebilde, voll von Würde und Ernst. Noch ist sie nicht monotheistisch, aber sie trägt den Keim dazu in sich. Dies Israel besitzt eine Kraft der Hingebung an die Gottheit, die es zum klassischen Volke der Religion erhebt.

Die altisraelitische Religion ist nun mit Kanaanäischem durchsetzt worden. Das war für sie sicherlich eine große Gefahr: Israel konnte unter dem fremden Einfluss auf einen weit unterlegenen Zustand zurücksinken. Aber die Jahvereligion hat sich dagegen aufs kräftigste gewehrt. Dieser innere Kampf, der niemals abgerissen ist, ist in dieser älteren Periode noch nicht zum Austrag gekommen. Da sind die großen Propheten aufgetreten und haben die alte Jahvereligion aus den Banden der Baalreligion befreit.

Die Zeit der großen Propheten (etwa 750 bis etwa 530) ist eine Zeit voll der größten Umwälzungen auf allen Gebieten Israels. Drei Weltreiche hat der Orient damals nacheinander gesehen, das assyrische. das chaldäische, das persische. Beide Staaten Israels sind damals zugrunde gegangen. Ein Volk, das solchen gewaltigen Umwälzungen unterliegt, wird in seinen Tiefen aufgewühlt. Zugleich bedeuten diese Weltreiche, deren Sitz im Osten liegt, einen starken Einbruch der babylonischen Kultur. Den Höhepunkt erreicht der babylonische Einfluss in dieser Periode, als die Assyrer in Juda herrschen, zur Zeit König Manasses. Zu dem allen kommt eine gefährliche soziale Gärung. Es haben sich damals zwei neue Stände gebildet, die Reichen, die ihr Leben mit allen Genüssen der neumodischen Kultur schmücken, und die Masse der Besitzlosen, deren Herz mit dumpfem Groll erfüllt ist.

Diese Zeit der tiefsten Bewegung und Gärung ist die Geburtsstunde des Individuums in Israel. Die alte Zeit hatte noch nicht in eigentlichem Sinne das Individuum gekannt; in solchen antiken Völkern unterscheiden sich die einzelnen verhältnismäßig wenig voneinander. In diesen Parteikämpfen aber, die nicht mehr Verband gegen Verband, sondern Person gegen Person geführt werden, tritt die Persönlichkeit auf. Da erstehen gewaltige, dämonische Männer, im Innersten erschüttert, voll von Leidenschaft, die aus geheimnisvollen Tiefen die Kraft schöpfen, ihre persönliche Überzeugung zu sagen und ihrem ganzen Volke zu widersprechen. Solche Männer sind damals die Propheten; neben ihnen der Dichter des Hiob, der als einzelner nicht nur den Wahn der Masse bekämpft, sondern selbst Gott vor das Tribunal fordert; schließlich die Psalmisten, die ihre persönlichen Leiden und Freuden vor Gott aussprechen. In dieser Zeit der allgemeinen Erregungen erlebt die Religion die größten Kämpfe und Revolutionen. Die Propheten erhalten die Führung und geben ihr damals ihre klassische Form.

Die ältesten Propheten waren Ekstatiker gewesen, die in sonderbaren Verzückungen Gesichte sehen und Stimmen hören und so Aufschlüsse über die Zukunft erhalten. Aus solchen schwärmerischen Kreisen waren damals im Laufe einer Geschichte große Männer hervorgegangen, die über die Schicksale Israels Jahves Willen verkündigen.

Elias, der Gigant unter den Propheten einer älteren Epoche, war als Vertreter der altisraelitischen Religion gegen den eingeschleppten tyrischen Baaldienst aufgetreten.

Dann ist, beim Herannahen der Assyrer, die Flamme der prophetischen Bewegung zu einem ungeheuren Feuer in Israel entfacht worden. Amos und Hosea verkündigen Israel und allen Völkern der Nachbarschaft den Untergang durch die Assyrer.

Jesajas
hat die prophetische Bewegung auf seine Heimat übergeleitet; während im Anfang seiner Wirksamkeit auch er das Verderben predigt, hat er dann verkündigt, dass Juda durch Jahves Hilfe erhalten bleibt, und dass Assur, wenn die Zeit gekommen ist, stürzen wird. Ein gewaltiges, Völker und Zeiten umspannendes Drama schwebt ihm vor Augen: das ist der gewaltige Jahveplan, der Bau, den der Gott errichtet, in dem Heil und Unheil, beides seine Stelle hat. Man muss einmal solche majestätisch dahinbrausenden Reden des Jesajas lesen, um das inne zu werden, wie gänzlich haltlos es ist, wenn heutzutage Einzelne, die des Alten Testamentes minder kundig sind, Israel die schöpferische Kraft in der Religion absprechen. »Welche üppigste Blüte herrlichster religiöser Vorstellungen« stellen solche gewaltigen Stücke dar! (Vgl. Jes. 14, 24—27; 17, 12—14; 29, 1—8.) Dann folgt eine Pause in der Prophetie, die Höhe des assyrischen Reiches.

Die folgende Periode der Prophetie gruppiert sich um den Untergang Judas durch die Chaldäer, den Jeremias und Ezechiel weissagen. Der wunderbare Jeremias hat vierzig Jahre lang seiner Heimat das Verderben verkündigt, auch schon zu einer Zeit, als noch kein Wölkchen am politischen Horizont zu sehen war; und schließlich ist sein Wort doch erfüllt worden. Ein halbes Jahrhundert nach dem Untergang Jerusalems, als das chaldäische Reich durch die Perser fallen sollte, erwacht die Prophetie aufs neue; jetzt aber verkündet sie Errettung und Verherrlichung (Jes. 40 ff.). Nach der Rückkehr nach Kanaan hat es unter der Gemeinde, die sich dort neu bildete, auch wieder Propheten gegeben, die sich aber nicht zur früheren Bedeutung erhoben haben. — Demnach ist es für die meisten Propheten charakteristisch, dass ihre Predigt zum größten Teil das Verderben ist. Neben dieser im Kanon erhaltenen Prophetie ist eine andere einhergegangen, mit der sie aufs eifrigste gekämpft hat, und die zur selben Zeit das Heil weissagte. Die erstere haben wir im Folgenden zu betrachten.

Die Propheten wollen nicht einen neuen Gott predigen, sondern den alten; und wirklich sind sie die Fortsetzer des Werkes des Moses und Elias. Ihr Jahve mit seiner Hoheit und seinem furchtbaren Zorn kann seine Verwandtschaft mit dem Gott des Sinai nicht verleugnen. Anderseits stellt doch ihr Gottesbegriff auch etwas Neues in Israel dar. Um beiden Seiten gerecht zu werden, ist zuerst zu fragen, in welcher Stimmung die Propheten von Jahve gesprochen haben. Sie reden von ihm im Enthusiasmus. Mit flammenden Worten schildern sie seine alles überragende Macht. Daneben steht die Ehrfurcht und Scheu. Nicht die milden und freundlichen Seiten des Gottesbegriffes sind es in erster Linie, die die Propheten entwickelt haben, sondern vielmehr die entsetzlichen und schaurigen. Aber diese Stimmungen sind sittlich vertieft. Mit einer bis dahin im Orient unerhörten Kraft haben sie das Sittliche in der Religion betont. Sie haben Religion und Sittlichkeit wie mit einem ehernen Bande zusammengeschmiedet. Daneben verkündigen einige, be¬sonders Jesajas, das völlige Vertrauen an die Gottheit und die Hingebung. Darum haben sie, auch die finstersten Unheilspropheten, sämtlich mit einer letzten Aussicht auf künftiges Heil geschlossen. Will man diese prophetische Begeisterung für Jahve recht verstehen, so muss man an die Ereignisse jener Zeit denken. Israel wurde damals in den Strudel der großen Weltereignisse gerissen und darin fast verschlungen. In allem diesem Graus erbebt das Herz der Propheten nicht. Vielmehr gerade in jener Zeit ist der Gott Israels der Herrscher des Alls geworden.

Hiermit sind die wichtigsten Bestimmungen über den Gottesbegriff der Propheten gegeben. Im Vordergrunde steht für die Propheten, dass Jahve ein heiliger Gott ist, dass er die sozialen Forderungen verlangt und, koste es was es wolle, durchsetzt. In den sozialen Schwierigkeiten ihrer Zeit haben sich die Propheten mit aller Energie auf die Seite der Unterdrückten gestellt. Aber sie haben nicht nur den Reichen und Gewaltigen die Wahrheit gesagt, sondern sich ebenso auch dem religiösen Empfinden der Masse mit Schroffheit entgegengeworfen. Der Gottesdienst des Volkes jener Zeit bestand im Kultus; sie aber haben mit furchtbarer Heftigkeit gegen solchen Gottesdienst gedonnert. Alle die heiligen Orte, Handlungen und Symbole sind in ihren Augen nichts! Schrecklich klangen solche Worte ihren Zeitgenossen in die Ohren. Es ist die Religion des Geistes und der Wahrheit, die sich so gewaltsam losringt von der antiken Religion der Opfer und der Heiligtümer. Das Evangelium hat der Veräußerlichung des Pharisäismus gegenüber dieselbe Haltung in verklärter Form wieder eingenommen wie einst die Prophetie gegenüber der Religion ihrer Zeit. Zugleich ist diese Haltung der Propheten zu begreifen als das letzte Wort der Jahvereligion gegenüber dem Baal; denn ein großer Teil des damaligen Gottesdienstes stammte von Kanaan; alles dies aber ist von den Propheten ausgetrieben in heiliger Leidenschaft.

Die zweite Aussage der Propheten handelt über Jahves Macht und Hoheit. Alle Völker müssen ihm dienen; er ist die einzige Macht in der Welt, dem alles Vertrauen, alle Ehrfurcht gilt. So entsteht der Monotheismus. Die Götter der Heiden kommen vor Jahve nicht in Betracht. Wie alles Große in der geistigen Welt, so ist auch der Monotheismus geboren aus der erhabenen Begeisterung gewaltiger Naturen; darum ist der Monotheismus der Propheten von so hinreißender religiöser Kraft. Denn trotz dieses gewaltigen Zuwachses an Macht und Heiligkeit wird die Gottesfigur nicht zu einer blassen, für die praktische Religion wertlosen Abstraktion, nicht zu einer bloßen »Vorsehung«, sondern Jahve bleibt die realistisch vorgestellte Persönlichkeit, die er bisher gewesen war. Ihrer Begeisterung für diesen Gott haben die Propheten Ausdruck gegeben durch die Verkündigung, dass ihn einst alle Völker verehren sollen. Das ist die größte Weissagung des Alten Testamentes. Häufig finden wir zwar diese letzte und höchste Idee der Propheten verbunden mit den Träumen einer zertretenen Nation von Befreiung und Rache; so dass wir manchmal nicht wissen, ob wir uns über dies erhabene letzte Wort des Monotheismus mehr freuen oder uns mehr über die Fieberphantasie eines jüdischen Weltreiches ärgern sollen Manchmal aber tritt der religiöse Gedanke in seiner vollen Schönheit auf (Jes. 19, 23—25).

Ferner über das Verhältnis Jahves zu Israel. Jahve ist den Propheten unendlich viel mehr als ein bloßer Volksgott; seine Forderungen stehen ihm höher als sein Volk; und manchmal haben die Propheten so gesprochen, als wolle er sein Volk und seine Heiligtümer überhaupt verwerfen. Am letzten Ende frei¬lich haben sie sich doch nicht entschließen können, Nation und Heiligtum preiszugeben. So hoffen sie einen Zustand, wo Religion und Patriotismus doch wieder zusammengehen, wo Israel sich bekehrt und Jahve es wieder annimmt. Die Befreiung der Religion von dem Volkstum und ihre Erhebung zur Weltreligion haben sie also geahnt. aber nicht selber vollzogen. Erfüllt ist die Sehnsucht der Propheten erst durch das Christentum. Zur Vollendung hat den prophetischen Gottesbegriff der exilische Prophet (Jes. 40ff.) gebracht, indem er Jahve, den Gott der Prophetie, zugleich als den Schöpfer der Welt preist.

Schließlich die dritte Epoche, das Judentum. Diese Epoche beginnt mit dem babylonischen Exil und steht fortdauernd unter dem Einfluss dieses furchtbaren Ereignisses. Charakteristisch bleibt für das Judentum in dieser ganzen Zeit das politische und soziale Elend; dies Elend muss man sich vergegenwärtigen, um jene Zeit gerecht zu beurteilen: die edlen Eigenschaften eines Herrenvolkes, die es einmal in seiner Antike besessen hatte, hat Israel in den Epochen der traurigen Entwürdigung jämmerlich verloren. Durch das Leben in der Fremde ist es in direkte Berührung mit der damals aramäisch redenden Weltkultur gekommen und ist ihr je länger je mehr anheimgefallen, so dass es schließlich sogar die fremde Sprache übernommen hat. Auch der Handelsgeist ist damals, und zwar in der Diaspora, in das Judentum gekommen, meist wohl unter phönizischem und aramäischem Einfluss.

Erst mit Gewalt aus der Heimat vertrieben, dann auch freiwillig auswandernd, zieht es von Volk zu Volk, nirgends zu Hause, über alle Völker sich überhebend und ihnen allen verhasst. So ist im Laufe dieser Periode das ganze Bild des Volkes ein anderes geworden. Trotzdem ist das Judentum nicht zugrunde gegangen; es hat seine Existenz mit bewunderungswürdiger Zähigkeit verteidigt. Die Religion, das Ursprünglichste und Urwüchsigste des gesamten menschlichen Geisteslebens, bleibt in dem Zusammenbruch alles Übrigen bestehen; diese Religion aber hat, wie überall in solchen Fällen, die Form der Autorität, der Institution, der Liturgie. Die leitende Stellung nimmt der Hohepriester von Jerusalem ein. In dieser Form der religiösen Gemeinde hat sich nun das Judentum gegen alle seine Gegner verteidigt und sich behauptet, nun schon zweieinhalb Jahrtausende! In dieser harten Schale eines nach manchen Kämpfen sich immer mehr abschließenden Volkstums und einer im Gesetzestum erstarrten Religion bewahrt das Judentum dennoch einen lebendigen Kern, der alle Ungunst der Zeiten überdauert und im Evangelium neues Leben gewinnt.

Der Streit zwischen Prophetie und Volksreligion ist durch das Exil entschieden worden. Die Predigt der Propheten war jetzt furchtbar bestätigt: ihr Glaube wird von nun an Gemeingut. Aber eben damit, dass die prophetische Bewegung, bisher in kleinen Kreisen zu Hause, jetzt in die Masse eintritt, erfährt sie mancherlei Änderungen. Die Kultussitten der alten Zeit werden von allerlei Aberglauben gereinigt, dann aber mit um so größerem Eifer als Gottes Gebot behauptet.

Demnach ist das Judentum letztlich eine Mischung von Prophetie und Volksreligion. Darnach können wir im Judentum zwei Richtungen unterscheiden: die eine kommt letztlich von der Volksreligion her und legt alles Gewicht auf die Kultusgebote; diese Richtung ist im nachexilischen Gesetz verkörpert und setzt sich in der Schriftgelehrsamkeit und im Pharisäismus fort. Aber auch die prophetische Richtung stirbt nicht aus. Immer wieder gibt es Fromme, die tief empfinden, was reine und wahre Religion ist. Diese Richtung tritt besonders in den Psalmen auf und mündet schließlich im Evangelium.

Nur im Fluge haben wir die Hauptepochen der israelitischen Religion betrachten können. Aber was für eine Geschichte! Wer würde hier nicht von Ehrfurcht und Bewunderung erfüllt. Wir gewahren eine im Ganzen aufsteigende Entwicklung: im Anfang ein kräftiger Einsatz, dann großartige Kämpfe, in denen das Höchste errungen wird, schließlich ein gewaltsames Ringen wider den Tod, eine Verkapselung, in der doch das Leben bewahrt wird: Jugend, Mannesalter und Greisentum. Nicht alles in dieser Religion scheint uns, auch auf ihrer Höhe, gleichermaßen vorbildlich: immer wieder befremdet uns besonders die maßlose Leidenschaft, die stark zur Intoleranz und zum Fanatismus neigt, und die doch die Kehrseite der Kraft des Glaubens ist. Wenig erquicklich erscheint uns das Bild der letzten Epoche, die aber doch die Güter der klassischen Zeit, wenn auch mit Minderwertigem vermischt, bewahrt. Umso deutlicher aber vernehmen wir auf den Höhen dieser Religion, besonders bei den Propheten, Gottes Stimme; und sein Walten gewahren wir in diesem ganzen Geschehen. Und noch haben wir den letzten Gipfel dieser Geschichte nur von ferne gesehen, das ist Jesus, unser Herr. S. 40-76
Aus: Beiträge zur Weiterentwicklung der Christlichen Religion. Herausgegeben von den Autoren der Beiträge, München 1905, J. F. Lehmanns Verlag