Gregor von Nazianz (329 –390)
Aus der ersten
Rede, über das Osterfest
Mit dieser Rede übernahm Gegor aus den Händen
seines alten Vaters, des Bischofs von Nazianz, die Führung der Diözese.
Tag der Auferstehung! ... Gestern wurde ich mit Christus gekreuzigt, heute werde
ich mit Ihm verherrlicht. Gestern wurde ich mit Ihm getötet, heute werde
ich mit Ihm zum Leben gerufen. Gestern wurde ich mit Ihm begraben, heute werde
ich mit Ihm auferweckt. So bringen wir denn unser Opfer dem, der für uns
gelitten hat und auferstanden ist! Ihr denkt vielleicht an Gold oder Silber
oder feines Gewebe und kostbare Steine... woran immer die Bösen und die
Diener der Erde und des Fürsten dieser Welt den größten Anteil
haben! Nein — opfern wir uns selbst, den Gott teuersten und eigensten
Besitz, dem, der sich selbst geopfert hat! Geben wir dem Bilde das, was nach
dem Bilde geschaffen ist, erkennen wir unsere Würde, halten wir das Urbild
in Ehren!...
Werden wir wie Christus, da Christus gleich uns geworden ist! Werden wir um
Seinetwegen Götter, da Er unseretwegen Mensch geworden ist; das Geringere
nahm Er an, um das Bessere zu geben. Er wurde arm, damit wir durch Seine Armut
reich würden. Er nahm die Gestalt eines Knechtes an, damit wir die Freiheit
erhielten. Er stieg zur Erde herab, damit wir erhöht würden. Er ließ
sich versuchen, damit wir siegen. Er ließ sich entehren, um uns zu ehren.
Er starb, um zu retten. Er fuhr zum Himmel, um die, welche von der Sünde
zu Boden gestreckt wurden, wieder an sich zu ziehen. Alles, alles soll man Ihm
geben, alles Ihm opfern, der sich selbst als Lösegeld und als Sühne
für uns hingegeben hat. Keine Gabe aber wird wertvoller als die eigene
Person, sofern sie das Geheimnis erfaßt und um Christi willen alles geworden
ist, was Er unseretwegen geworden war.
Der gute Hirte, der Sein Leben für Seine Schafe hingibt, schenkt euch,
wie ihr seht, einen neuen Hirten; Er gibt sich euch hin, in doppelter statt
in einfacher Gestalt. Die Stütze des Alters macht Er zu einer Stütze
im geistlichen Dienst. Dem leblosen Tempel gibt Er einen lebendigen bei.., und
all das Seinige gibt der Hirt euch bin ...
Enthalten in: Christliche Geisteswelt, Band I, Die
Väter der Kirche . Herausgegeben von Walter Tritsch (S.255f.)
Holle Verlag , Darmstadt