Favorinus von Arelate (80/90 – nach 150)
In Arelate (dem südfranzösischen Arles) geborener römischer Philosoph. Obwohl Latein seine Muttersprache war, lernte er schon früh – vermutlich durch Studien in Marseille - die griechische Sprache zu sprechen und zu schreiben. Favorinus war sehr belesen und verfügte, wie die vielen Zitate und Anspielungen beweisen, über ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Auf drei Dinge war er besonders stolz: Dass er, als gebürtiger Römer, ein Griechisch sprach und schrieb, das von Griechen bewundert wurde, und obgleich er angeblich Eunuch gewesen sein soll, des Ehebruchs beschuldigt wurde. Richtig ist wohl, dass er von Geburt an Hermaphrodit war Siehe auch Wikipedia |
Ein einziger
Gott
»Als ein einziges Menschengeschlecht hat uns der eine Tag des Vaters und
der Mutter gezeugt. Ein einziger Gott hat den Menschen ihren gemeinsamen Anteil
an der Sonne geschenkt und bewahrt ihn.«
Dazu könnte man wohl eine Anmerkung machen.
Denn der Gott hat den Tieren, die schwimmen, als ihre gemeinsame Heimat das
Meer zugewiesen, den geflügelten Wesen den Himmel als den gemeinsamen Raum,
den durch ihre Natur an die Erde gebundenen Wesen die Erde, die er als solide
Grundlage unter sie stellte, sie mit dem Himmel überdachend und mit dem
Okeanos ummauernd. Nun halten sich Vögel und Fische an das Ihnen von Gott
zugeteilte Gebiet, auch alle übrigen Geschöpfe der Erde. Nur die Menschen
haben aus Habgier die Erde eingeteilt und die Gabe Gottes zerstückelt und
untereinander abgegrenzt, und zwar gegen Kleinasien und Europa und Libyen hin
durch Gewässer, gegen benachbarte Gebiete durch Gebirge, gegen Landsleute
durch Mauern, gegen Mitbürger durch Häuser, gegen andere Hausbewohner
durch Türen, und gegen die anderen Bewohner desselben Zimmers sondern sie
sich ab durch Truhen und Schränke. So kommt es zu Kriegen, zu Belagerungen
von Städten, zum »Umsturz von Häusern«, zur Versklavung,
wobei man ein Nachbarland angreift, manchmal aber im eigenen Land Krieg führt. Bar. 96,XI,1-4
Kröner Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 484, Georg Luck, Die Weisheit der Hunde
Texte der antiken Kyniker in deutscher Übersetzung mit Erläuterungen
(S.373)
© 1997 by Alfred Kröner Verlag in Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart