Karl von Eckartshausen (1752 – 1803)

  Deutscher Philosoph und Theosoph, der in der von Jesuiten geleiteten Ingolstädter Universität Philosophie und bayrisches Zivilrecht studiert hat. Eckartshausen befasste sich intensiv mit der okkulten und mystischen Literatur von der Kabbala bis zur Alchemie und verfasste mehrere Schriften, in denen er hermetisches Gedankengut weiterspann. Zu seinen Lesern zählte u. a. auch der russische Zar Alexander I. Eckartshausen vertrat die (hermetische) Auffassung, dass hinter der wahrnehmbaren Welt eine Welt existiere, die der Mensch mit seinen fünf Sinnen nicht wahrnehmen kann. Gott selbst manifestiert er als »die Kraft aller Kräfte, das aktive Prinzipium aller Dinge«, das in einem undurchdringlichen heiligen Licht wohnt und außerhalb der Natur nicht begriffen werden kann. »Das Wort wird aber gleichzeitig das Passive und Weibliche in Gott, welches ihm zum Spiegel dient, alle Formen und Ideen aller möglichen Dinge zu formen und zu erkennen.« In der Weisheit (Sophia) sieht er eine »ätherische Substanz, (der Lichtleib Jesu Christi)« - die »das Verständige und aktive Wesen der Natur« darstellt. Das höchste Ziel des Daseins ist die »Wieder-Geburt aus Gott«.

Siehe auch Wikipedia
 

Inhaltsverzeichnis

Von dem Geheimnis des Bildes Gottes
Das Sensorium wodurch sich Gott offenbart
Der Charakter Gottes
Die Dreifaltigkeit in Allem
Gemüt
  Über die Schöpfung
Über den Äther
Über das ätherische Wesen als die Form des Geistes
Über den Willen
Das magische Experiment
 

Von dem Geheimnis des Bildes Gottes
Der Mensch ist nach Gottes Ebenbild erschaffen, - was will das sagen? Was ist das Ebenbild Gottes? Das Ebenbild Gottes ist Christus, das Licht. Es ist das wesentliche Leibhafte des unsichtbaren Gottes.

Gott ist ein Geist, und kann weder gefasst noch begriffen werden,
ausgenommen in seiner Leibhaftigkeit; und diese ist Christus, der Abglanz Gottes, Gottes wesentliche Leibhaftigkeit, und leibhafte Wesenheit, wie des Menschen Geist nicht begriffen werden kann, ausgenommen durch seine Leibhaftigkeit, in der er wohnt. So kann Gott nicht begriffen werden, ausgenommen in Christo, in welchem Gott leiblich wohnt, wie der Geist im Wort. Daher ist alles , was gemacht ist, durch das Wort gemacht.

Das Bild Gottes ist aber dreifach.

Erstens leibhaftig und persönlich.

Zweitens
figürlich geformt.

Drittens eigenschaftlich und wirkend.

Die inwendige Gestalt Gottes in Christo ist die Gottheit selbst
, von dieser empfing der Mensch den Odem Gottes.

Die leibhaftige sichtbare greifliche Gestalt Gottes ist das Fleisch des Worts; sein Lichtleib, die Form.

Endlich die Eigenschaften Gottes machen den wirkenden Geist aus. Vid. Apocalps. 12.

Das Sensorium wodurch sich Gott offenbart
Eines der höchsten Mysterien.
Die Herrlichkeit Gottes ist unzertrennlich mit der Wesenheit Gottes. Doch ist die Wesenheit von der Herrlichkeit weit unterschieden.

Die Wesenheit Gottes ist unbegreiflich
, begreiflich aber wird uns Gott in seiner Herrlichkeit.

Gott in seiner Wesenheit ist ohne Bild , ohne Zeit, ohne Raum, ohne Raum, ohne Bewegung und Sukzession; diese Wesenheit wird Gottes Inneres , wie seine Herrlichkeit Gottes Äußere genannt, anteriora et posteriora Dei.

Das erste ist das unzugängliche Licht,

das zweite ist Gott in seinen Abglänzen. Diese Abglänze Gottes, (Vesti menta Dei) bilden seine Herrlichkeit, die Fülle der Gottheit.

Diese Fülle ist aber reell, leibhaftig, wirklich; und wie bei Ezechiel zu lesen, so gibt die Gottheit sich selbst eine leibliche indestruktible Subsistenz.

Diese indestruktible Subsistenz nannten die Alten Charmal (das heilige Licht).

Werden diese Abglänze Gottes in Rücksicht der Kreatur betrachtet, so werden sie die sieben Geister Gottes genannt, in Rücksicht von Gott aber das Wort im Anfange.

Eben so verhält es sich mit dem physischen Wort. In Bezug dieses Worts auf sich ist es das physische Wort, in Betreff der Wirkung macht selbes die sieben Naturkräfte aus.

Die ersten 3 haben kein kreatürliches Maß, wohl aber die 7 anderen; die ersten sind lauter Licht und Verstand, die 7 andern nehmen dieses Licht auf. Diese hl. Abglänze Gottes werden die heiligen Namen oder Eigenschaften Gottes genannt; und durch diese heiligen Namen offenbart sich Gott seinen Erwählten.

Diese hl. Namen sind etwas wirklich Leibhaftiges, ein Sensorium, in welchem der Mensch sinnlich erkennen kann.

So sah Abraham den hl. Namen El Schaddai mit seinen Ausflüssen, wodurch er den versprochenen Messias erkannte.

Moses sah hingegen den Namen Jehova , durch ein höheres Sensorium, und das Original der Figur der Zeremonien bis auf Christus.
Diese Sensorium der hl. Namen, wodurch sich Gott offenbarte, empfangen noch viele zu jetziger Zeit. Der Name aber, der alle Namen in sich schließt, ist J e s u s , und durch diesen hl. Namen erlangen wir alle Kenntnis und Macht; und dieses ist eines der höchsten Mysterien.
Und in diesem hl. Namen J e s u s , liegt der neue Namen verborgen, der den Seinen wird gegeben werden. S.79ff.

Der Charakter Gottes
Sollt’ ich wohl noch glauben, dass einige unter euch wären, die dieses große Geheimnis nie geahnt hätten! Sollte ich glauben, dass einige von euch, noch einen so widrigen Begriff von der Gottheit hegen könnten, dass sie glauben, die Menschheit wäre bloß, zu leben und sterben da! - - - Es wäre keine Macht in Gott, sie einst glücklicher zu machen. – Unwürdig eines Menschen, der nach Weisheit strebt, wäre dieser Begriff; - entheiligend die Gottheit selbst, die die Vollkommenheit ist, und alles zur Vollkommenheit führt.

Der Mensch, als der Zweck der Schöpfung, und das einzige Objekt der Regierung Gottes ist aus 3 Naturen zusammen gesetzt.

Aus der physischen, geistigen und göttlichen Natur.

Diese 3 Naturen müssen sich in der Menschheit entwickeln, sich ausbilden, - die höchste Vollkommenheit im Menschen erreichen; darin besteht der Regierungs-Zweck der Gottheit, die Menschen-Erziehung.

Gott zerstört nichts, denn er ist die Liebe, und wie könnte die Liebe zerstören? – Das Unvollkommene vollkommen, das Tote lebendig zu machen, - das ist seine Beschäftigung.

Wir fühlen das Verderbnis der physisch und menschlichen Natur; und Verbesserung, Vervollkommnung dieser Natur ist das Bestreben des Weisen.

Welche die Gottheit entheiligende Idee ist die Idee zu glauben, dass Verderbnis, - Tod und Sünde bis ans Ende der Welt dauern soll, Tod und Sünde kann nur in der physischen Welt herrschen, in der geistigen ist sie von selbst ausgeschlossen; - Würde die Sünde und der Tod und alle ihre Folgen bis ans Ende der physischen Welt die Macht haben, so hätte ja nicht der Erlöser den Sieg, über Tod und Sünde errungen! –

Das ganz Unvernünftige dieses Begriffes können wir uns am deutlichsten entwickeln, wenn wir uns einen Töpfer vorstellen, der sein Leben durch sich alle mögliche Mühe gibt, aus einer verdorbenen Ton-Masse Formen zu bilden: nachdem er nun tausend und tausend bildet, zuletzt aber wahrnimmt, dass alle seine Bildung ihnen die Gebrechlichkeit nicht entzogen hat; so wird er endlich überdrüssig, und schlägt sie alle auf einmal zusammen, - Eben so ist der Begriff, den die meisten Menschen sich von der Regierung Gottes machen, - Von einer Seite die Vorstellung einer immerwährenden Fortdauer der Unverbesserlichkeit, auf der anderen Seite Überdruss und Zerstörung; - und diese Begriffe verbinden sie mit der Gerechtigkeit Gottes, und vergessen, dass die Bestandteile der Gerechtigkeit, Wahrheit, - Liebe, Weisheit und Güte sind.

Die Wahrheit zerstört nicht, sie legt den Grund zum Guten; - die Liebe zerstört nicht, - sie sucht die Mittel zur Besserung; - die Weisheit zerstört nicht, sie erfreut und richtet nach Weisheits-Zwecken; - die Güte zerstört nicht, denn sie ist nur mit Weisheit angewandte Liebe auf das schwache Objekt; - wenn also Wahrheit, Weisheit, Liebe, und Güte, nur nach Verhältnissen ordnet, ohne welche Ordnung sie aufhören wird, Gerechtigkeit zu sein.

O Menschen! Wie wenig kennt ihr die Würde eurer Natur und die Liebe eures Gottes! – der kindliche Gedanke, dass er der Vater ist, kommt so selten in eure Seele, immer seht ihr in Gott nur einen gebieterischen König, der mit Donner sich waffnet, mit Blitzen sich rüstet, das Geschöpf zu zermalmen, was er erschuf.

Steigt doch einmal von der Erde empor, - und sucht den höchsten Gipfel der Berge! – ist dort in der Höhe nicht alles ruhig; - sind die schwarzen Wolken nicht unter euren Füßen, schlängelt der Blitz nicht tief unter euch? –

Wer von euch will es wagen, die Waffen der verderbenden, und zerstörenden Natur in die Hände der Gottheit zu geben, die nur Liebe ist!!
Unrichtig ist der Begriff von einem strafenden und rächenden Gott; - die Liebe straft und rächt sich nicht. Die Sünde straft sich selbst, die Entfernung von der Liebe rächt sich selbst.

Gott sucht nur zu verzeihen, an sich zu ziehen, und glücklich zu machen, was unglücklich ist. – Wenn ich mich von der Sonne entferne, und freiwillig in einen dunklen Felsen verberge, so wird mir die Sonne wohltätige Wärme und ihr erquickendes Licht entzogen, die Sonne bleibt aber immer die wohltätige Sonne. Das Gefühl von Kälte und Finsternis ist bloß die Folge meiner Entfernung. Ich kann nicht sagen, die Sonne hat mich bestraft; - ich muss vielmehr sagen: ich fühle die Folgen meiner freiwilligen Entfernung.

Die Gottheit ist ein Wesen, welches sich immer gleich ist. Ihr eine Modifikation zueignen, heißt: den wahren Gottes-Begriff entheiligen.

Wie schön zeigt der Prophet den wahren Gottes-Begriff, - als er das Vorübergehen des Herrn beschreibt:

Es war ein starker Wind, - der die Berge zerriss, die Felsen zerbrach; - aber der Herr war nicht im Wind.

Und nach dem Wind kam ein Erdbeben; - aber der Herr war nicht im Erdbeben.

Nach dem Erdbeben aber, kam ein stilles Sausen - eine Stimme, - und in der Stimme das Wort, - und in dem Wort der Herr.-


O Menschen und Brüder! Erschaffen zum allgemeinen Lebensgenuss, erkennt ihr denn nicht die vierfachen Ketten, die euch drücken? – Seid ihr nicht elende Sklaven der Elemente, an die Verweslichkeit der Materie gefesselt, und eben dadurch dem Schmerz, - dem Bedürfnisse, dem Leiden, und dem Tode ausgesetzt? – Fühlt ihr nicht, dass ihr Sklaven eurer Leidenschaften und Triebe und eurer Irrtümer und Vorurteile seid! Wie sollt ihr aber Zufriedenheit und Glück in den Banden der zerstörenden Materie finden, - wie reine Triebe im tierischen Herzen, - wie reine Vernunft in dem verfinsterten Verstande? – O fühlt ihr euer drückendes Elend wahrhaft, - fühlt ihr es? So muss notwendig der Wunsch, dass eure physische Natur von den Banden der korruptiblen Materie befreit, euer Herz von den Fesseln tierischer Leidenschaften losgeschlossen, - und eure gefangene Vernunft, aus den Ketten des Unverstandes erlöst werden möchte.
O wendet eure Blicke aufwärts zum Vater des Lichtes! Diese große Menschenerlösung ist euch mehr, als ihr glaubt; - wo sollt ihr aber den Weg zu ihr suchen, wen sollt ihr fragen, wo die Wohnung des Heilandes der Menschen ist?

Der kalte Gottesgelehrte, der euch mit aller Glückseligkeit, die ihr fordert, auf andere Welten verweist: der stolze Philosoph, der nur die tote Materie kennt, und keine belebende Form; und euch zuruft: Sterbliche beugt euch unter das Joch des blinden Zufalls. – Der harte Moralist, der nur Strafe für Vergehung kennt, die er selbst täglich begeht, - o nein, wie könnt ihr bei der kalten Gleichgültigkeit die Liebe, - wie bei dem Stolze die rührende Teilnahme und bei der Härte das Mitleiden suchen. Nur bei den Weisen findet ihr alles, und der Weise ist nur, der Gott, die Natur, und den Menschen kennt. Gott als die Kraft der Liebe, - die Natur als Mittel seiner Weisheit, - den Menschen als den höchsten Zweck seiner Güte und Barmherzigkeit. In dieser Schule wird die dreifache Regeneration der physischen, moralischen und verständigen Natur gelehrt, und zugleich auch die Mittel dazu angegeben als die wahre Wissenschaft des Menschen.

Im strengsten Verstande starben unsere Vorältern eines dreifachen Todes.

Zuerst den Tod des Geistes im inneren Lichtreich durch den Verlust des göttlichen Geistes, da dieser Geist seine alles belebende Potenz zurückzog, - es blieb nur der zusammenziehende Grund des Feuers übrig.

Diese zusammenziehenden Wesen ohne ausdehnende Kraft veränderten ihren ätherischen Licht-Leib in eine den 4 Elementen unterworfene Materie; und so starben sie den zweiten Tod, da sie unfähig waren, die paradiesischen Gegenden noch länger zu bewohnen. Das Wesen der Seele, das eine Sammlung aller göttlich- und geistigen Eigenschaften war, wurde ein Tier aller Tiere, das alle animalischen Eigenschaften in sich vereinte.

Aus dem zweiten Tod wurde der dritte Tod geboren, nämlich die Zerstörung des tierischen Wesens, das aus Fleisch und Blut einer zerstörbaren Materie gebaut war; - dieser äußere Tod muss aber selbst dem Leben wieder weichen; denn in den Trümmern der Verwesung liegen die Schlüssels des Lebens; die Kunst das Unsterbliche vom Sterblichen abzuscheiden, und die reine Form zu entwickeln wissen, die der Tabernakel des lebendigen Geistes ist, dies ist die wahre Wissenschaft des Menschen; wer sie erreicht, erreicht mit ihr alles.

Die Zeit nähert sich, - das große Geheimnis dieser Schule ist bereits für einige enthüllt und wird zum Besten der ganzen Menschheit gedeihen.

Alles das, was die Propheten vorgesagt haben von jener glücklichen Zeit eines zweiten goldenen Alters wird pünktlich erfüllt werden; wer könnte auch nur im geringsten daran zweifeln? – Entweder waren diese Männer vom Geist Gottes erleuchtet oder nicht, - waren sie es nicht; so ist die ganze Bibel ein Gedicht – die Folge der Schwärmereien des irregeleiteten Verstandes; waren sie von Gott erleuchtet, so muss alles buchstäblich erfüllt werden, was der Geist Gottes gesagt hat; - denn was würden Wörter nützen, deren Sinn kein menschlicher Verstand begreift, und deren Ausspruch niemals erfüllt würde.

Die Vervollkommnung des Menschen hat seine Ordnung; - zuerst muss sein physisches erhöht und es zum vollkommnen Menschen ausgebildet werden; diese vollkommene Menschen-Ausbildung macht das Reich des Herrn. –

Dann kommt die zweite Epoche; - die gänzliche Ausbildung seiner Seele und seines paradiesischen Wesens, der Eingang in das neue Jerusalem. –

Endlich der Eingang ins Allerheiligste, wo Gott – Alles in Allem, und das Ende aller sein wird, wie er dessen Anfang war.

Der ersten Epoche nahen wir uns; die himmlische Weisheit, wie Paulus sagt: die Wahrheit, die im Verborgenen liegt, wird unter die Erwählten kommen. Das Objekt der Erkenntnis desjenigen Wesens, welches die Sinnenwelt nicht hat, wird offenbar werden, und mit selbem alles Verborgene; -

Groß ist die Erwartung, aber größer noch die Liebe des Herrn, die so wenige kennen. S.16ff.

Die Dreifaltigkeit in Allem
Das Begehren und Anziehen, das Treiben, Regen und Bewegen Gottes in der Natur.

1. Diese Kraft, die allmächtig alles aus dem Nichts zum Wesen bringen kann; die in den Geistern, Engeln und Seelen geistig und intellektualistisch, in den Kreaturen und leiblichen Dingen aber, sichtbar und leiblich erkannt wird: diese Kraft ist Gott der Vater in der Natur.

2. Diejenige Kraft und Wirkung, durch welche Gottes wirksamer Wille, den begehrenden, anziehenden und gebärenden Willen des Vaters erfüllt und vergnügt, aus welchem Erfüllen ein Licht entsteht; Liebe, Freude und Offenbarung im Geistigen, Verständlichen und im Äußerlichen und Leiblichen: diese Kraft ist Gottes Sohn in der Natur.

3. Die Kraft, dessen Eigenschaft ein beständiges Ausgehen und Offenbaren der Mitteilung der Kräfte des Vaters und Sohnes ist: diese Kraft ist der heilige Geist.

Das Trias der Gottheit ist überall.


Das Gemüt bedeutet Gott den Vater in deinem Herzen,

Das Herz Gott den Sohn,

Alle deine Kraft, Gott den hl. Geist.

In jedem Ding ist eine ruhende Kraft, - eine wirkende und entwickelte Kraft.

F e u e r , L u f t , Wa s s e r

H i t z e , K ä l t e , N ä s s e

Sie sind 3 Qualitäten und doch nur eine Kraft.

Du hast eine Kraft in deinem ganzen Gemüt: d e r V a t e r.

Das Bewegen dieses Gemüts erleuchtet dein ganzes Gemüt: d e r S o h n.

Aus dieser Erleuchtung geht ein Geist aus, das Erleuchtete zu erkennen und zu tun: d e r G e i s t.

Die Absicht Gottes bei Gebung seines Sohnes für die Sünden der Welt war lediglich die Wiederherstellung des göttlichen Ebenbildes. Nun ist aber der Sohn allein das wahre gleichwesentliche Ebenbild des Vaters, der Abglanz seiner Herrlichkeit; das erhaltende Wort, in welchem mit Ausschluss aller Erschaffenen der Vater allein sein Wohlgefallen hat und haben kann.

Hieraus folgt, dass ohne den wesentlichen Besitz des Geistes Jesu kein göttliches Ebenbild in uns möglich, und dass wir nur in, mit und durch dieses göttliche Ebenbild unserem himmlischen Vater wohlgefällig werden können.

Unsere Bestimmung ist, Ebenbilder des Worts zu sein, wie das Wort das Ebenbild des Vaters ist.
Alsdann hat das große Zeugnis in uns Platz, dass alles in uns gut sei, indem Gott in uns sein Ebenbild erblickt, in welchem er allein sein ganzes, sein eigenes Wohlgefallen hat.
Als Adam das göttliche Ebenbild verlor, verlor er das göttliche Wort, das ist, Christum die Weisheit, die sich in ihm aussprach; da sich der Mensch durch den Fall bis zum Tier erniedrigte, so trieb die Liebe die unendliche Weisheit, zur Sinnlichkeit herabzusteigen, damit der Mensch wieder zum Göttlichen aufsteigen konnte.

Gemüt
Das Gemüt (Mens) ist ein Licht-Funke, der in unserm Innersten liegt und dieser Lichtfunke ist das Bild Gottes, das verschlossene Himmelreich in uns. Dieses Gemüt ist das innerste Heiligtum im Menschen; die Verschlossenheit dieses Gemüts ist der Vorhang und die Wolke, die vor dem Heiligtume hängt. –

Wer den Willen hat, den Eingang zu eröffnen, in diesem wird sich das Licht ausbreiten. Diese Lichtausbreitung ist die Erleuchtung des Menschen.

Über die Schöpfung
Gott, betrachtet außer der Natur, ist in seinem ganzen Wesen unbegreiflich. In der Natur ist er begreiflich, weil die Natur Begreiflichkeit ist.

Da die göttliche Mitteilungs-Lust der Beweggrund der Schöpfung war, so war leidender Stoff, passive Unterlage notwendig, um das Reich der künftigen Geisterwelt zu befestigen; da außer dem dreieinigen Gott in seiner ganzen Unermesslichkeit nichts war, so trat Gott gleichsam aus seinem Innersten selbst heraus, die erste geistige Anlage der Schöpfung zu geben.

Diese göttliche Ausgeburt der Gottheit aus sich selbst wird Sprechen genannt, und das geistig-göttliche Produkt, - das Wort im Anfange.

Da in Gott alles lebendig und wirklich ist, so ist dieses Wort eine wahre geistige von Gott belebte Wesenheit, so noch mit Gott verbunden, wie es das Organ mit der Kraft ist. Diese geistige Substanz, dieses organum und sensorium Dei wird in der Schrift W e i s h e i t genannt. So wird Gott die Kraft aller Kräfte, das aktive Prinzipium aller Dinge, das Wort aber gleichsam das passive und weibliche in Gott, welches ihm zum Spiegel dient, alle Formen und Ideen aller möglichen Dinge zu formen und zu erkennen. Diese Weisheit, die im Anfange war, wurde von jeher in der Schrift die Herrlichkeit Gottes genannt.

In dem Schoße dieser Weisheit sind die Schöpfungs-Stoffe nur potentiell oder in der Vermögenheit enthalten, werden aber zur Wirklichkeit durch die sieben Geister gebracht, welche stets um den Thron Gottes stehen, und dem untergeordnet sind, der alle Macht über Himmel und Erde hat. Durch diese sieben Geister, sieben Kräfte oder Aktionen bringt Gott alles aus seiner Herrlichkeit als das Substratum und Passivum der Gottheit hervor.

Über den Äther
Der Äther ist eine reelle Wesenheit der Natur. Das innere Licht-Prinzipium, - das Wesentliche außer Gott, - das Organ Gottes, wodurch er wirkt, oder wie es Newton nannte, das Sensorium Gottes. – In Christo als dem vollkommensten Menschen war dieses mit Fleisch überkleidete Sensorium entwickelt, er war daher ein ätherischer Mensch, oder mit anderen Worten: ein Gottmensch. Er kam auf die Welt, um die Menschen zu erlösen, das heißt, um aus sinnlichen mit einer gebrechlichen und verweslichen Materie überkleideten Menschen, - Ätherische oder Gott-Menschen zu machen.

Das ätherische Wesen ist in uns das Gemüt.
– Dieses ist durch die Rinde der Sinnlichkeit eingeschlossen, so, dass seine Kraft uns nicht durchwirken kann. Die Verschlossenheit ist die Folge der Erbsünde, - die Macht der sinnlichen Materie, über die ätherische göttliche Form.
Diese ätherische göttliche Form in uns wieder zu entwickeln, war der Sendungs-Zweck Jesu; - denn durch Entwicklung dieses ätherischen Wesens in uns, tritt der Mensch wieder in seine Vorrechte ein, und wird aus den Banden der Sinnlichkeit erlöst, wodurch der Satan auf uns wirkt.

In der Entwicklung dieses ätherischen Wesens, welches die Form (das Vehiculum) des hl. Geistes ist (denn der Geist ist ohne Form dem nicht kommunikabel) besteht das Geheimnis der Regeneration (Wieder-Geburt aus Gott) die der Mensch nie hätte erhalten können, wenn sie das göttliche Wort nicht vermenschlicht, und durch den erlittenen Tod und Vergießung seines Bluts, - dieses tinkturalische Wesen, durch seine Leiblichkeit in die Natur wieder eingeimpft hätte.

Der sterbliche und verwesliche Mensch, nährt sich mit sterblichen und verweslichen Speisen, und kann sich daher eine Zeitlang hienieden erhalten. Zu seiner Vervollkommnung und wahren Erhaltung bedarf er der unsterblichen Speise, - diese ist die ätherische Substanz (der Licht-Leib Christi) – das verständige und aktive Wesen der Natur, das die Schrift Weisheit nannte ( La force active et intelligente) nach dem Jüdischen der Messias, - nach den alten Weisen, die Sophia.

Diese mit dem göttlichen Logos vereinte, alles wahrhaft regenerierende Wesen, ist die verherrlichte Leiblichkeit Jesu Christi, die die ganze Natur durchströmt, alle Kräfte entwickelt, und zur Vollkommenheit führt, die überall gegenwärtig ist, und das Gute bewirkt:

Im Geist als Weisheit und Verstand,

Im Herzen als Liebe und Gnade,

Im physischen als ein wirklich regenerierendes Wesen, das sich als Licht und Wärme darstellt.

Diese Substanz wird im Geiste des Menschen durch den Glauben an Jesum angezogen, und bewirkt in uns die Wiedergeburt der Vernunft, so dass wir anfangen, die Sache ganz von einem andern Gesichts-Punkte zu betrachten. Diese Einwirkung des göttlichen Logos auf den Geist des Menschen nennen wir Erleuchtung.

Die Wirkung der nämlichen Substanz auf das Herz, welches diese Substanz durch die Liebe anzieht, bewirkt in uns die Wiedergeburt des Herzens, - die Willens-Veränderung – die Unterwerfung der Sinnlichkeit dem gebietenden Gesetze der Weisheit Gottes, wodurch die geistige und moralische oder Seelen-Regeneration von jeher bewirkt worden ist. S.38ff.

Über das ätherische Wesen, als die Form des Geistes
Der ätherische Geist, - das ätherische Wesen, wodurch alles regiert wird, ist in sich die feinste Materie und Form. In seinem Innersten besitzt es ein Prinzipium des Lebens und der Tätigkeit, welches Prinzipium unmittelbar von dem höchsten Wesen, das über alle Materie erhoben ist, obwohl es die erste Ursache der sichtbaren Bewegung der Materie ist.

Der Geist Gottes, der im Innersten der Dinge ist, eingehüllt in die ätherische Substanz, die ihm zur Form und Instrumentalität dient, regiert und leitet das ganze Universum; und seine Einheit gießt sich gleichsam in alle Zahlen der Natur aus. Aus diesem Zentro gehen alle Radii der Welt aus, die uns die Unermessenheit des unteilbaren Ganzen offenbaren.

Über den Willen
Sehr wenige Menschen haben einen wahren Begriff von dem Willen.

Der Wille ist eine Potenz der Seele, alles nach seiner Vorstellung zu bewegen; - der Beweggrund der Dinge. Das ätherische Wesen wird bloß durch den Willen in Bewegung gesetzt und nach Zwecken geleitet. So regiert Gott bloß die Welt durch den Willen.

Der freie Wille ist das Mittel der Bewegung zwischen zweien Extremen, dem Innern und Äußern, gleichsam die Zunge einer Waage, die die zwo Schalen zum Steigen oder Fallen determiniert. Der Wille ist frei, solange er im Mittel ist, er wird durch Gleichheit der Extreme unveränderlich. Durch plus und minus, zu wenig oder zu viel verliert er aber seine Freiheit, wird aus seinem gleichen Verhältnis herausgeworfen, und das Zufällige determiniert. Daher ist G l e i c h f ö r m i g k e i t (Vollkommenheit) das Gesetz seiner Wesenheit. In der Gleichförmigkeit ist der Wille vollkommen, weil er im Guten steht, und das Gute ist allzeit Mittel. – Es ist äußerst merkwürdig, dass in keinem Ggenstande von Wort-Begriffen die Menschen in allen Gegenden so einstimmig sind, als über den Begriff des Worts – M i t t e l.

Pythagoras hat hierüber die schönsten Beobachtungen eines tiefen Denkers gemacht. Er sagt: Ein Begriff, der unter allen erdenklichen der erste bekannteste und gewisseste ist, und mit welchem der einfältigste Mensch, so wie der größte Geist ein und denselben Gedanken verbindet, weil alle und jede Handlungen der Geister, sie seien Gedanken, Worte oder Werken sich auf selben beziehen; ist der Begriff über das Mittel. –

» Ich habe mich des rechten Mittels bedient. – Dies ist ein Haupt-, jenes ein Neben-Mittel. – Ist kein Mittel vorhanden? Durch das rechte Mittel kann man sich helfen. – Ein Weiser wählt allezeit, ein Tor niemals das gehörige Mittel.«

Jedes Mittel kommt von dem Unendlichen, alles Endliche aber aus dem Mittel. Folglich ist auch das Mittel, das der Anfang ist, das Ende aller Dinge.

Alle Dinge, die gegeneinander wirken, stehen mit einander in Verbindung, - eines kommt mit dem andern überein, und ist dem andern gemäß und gleich, was in der Ansehung der Verbindung gleich ist. Was der Verbindung jedes Teils entgegen gemäß ist, ist dem Ganzen gemäß. Und so steht jeder Teil des Universums mit jedem belebten Teil in Verbindung. S.46ff.
Aus: Karl von Eckartshausen, Über die wichtigsten Mysterien der Religion. Mit einer Einführung von Antoine Faivre. Edition Imago Solis. Aurum Verlag . Freiburg im Breisgau


Das magische Experiment
Einige Zeit nach der Abreise des Fremden machte ich selbst dies Experiment für einen mei¬ner Freunde. Er sah auf die nämliche Art und hatte die nämliche Fühlung.

Die Beobachtung, die wir machten, war diese:
Sobald der Rauch in die Kohlenpfanne geworfen wird, bildet sich ein weißlicher Körper, der über der Kohlenpfanne in Lebensgröße zu schweben scheint. Er besitzt die Ähnlichkeit mit der zu sehen begehrten Person; nur ist das Gesicht aschfarbig. Wenn man sich der Gestalt nähert, so fühlt man einen Gegendruck, so etwa, als wenn man gegen einen starken Wind ginge, der einen zurückstößt. Spricht man damit, so erinnert man sich des Gesprochenen nicht mehr deutlich; und wenn die Erscheinung verschwindet, so fühlt man sich, als erwachte man aus einem Traum. Der Kopf ist betäubt. Überhaupt fühlt man ein Zusammenziehen im Unterleibe; auch ist sehr sonderlich, dass man die nämliche Erscheinung wieder ansichtig wird, wenn man im Dunkeln ist oder aus dunkeln Körpern sieht.

Die Unannehmlichkeit dieser Sensation war die Ursache, dass ich diese Erscheinung, so sehr oft manche in mich drangen, nicht gern machte.

Ein junger Kavalier kam einmal zu mir und wollte mit aller Gewalt diese Erscheinung sehen. Da er ein Mensch von feinem Nervenbau und von sehr lebhafter Einbildungskraft war, nahm ich umso mehr Bedenken und zog einen sehr erfahrenen Arzt zu Rate, dem ich das ganze Geheimnis entdeckte. Dieser behauptete, dass die in dem Rauch befindlichen narkotischen Ingredienzien die Phantasie in heftige Bewegung bringen müssen und nach Gestalt der Umstände sehr schädlich sein könnten; auch glaubte er, dass die vorgeschriebene Zubereitung sehr vieles zur Imagination beitrage, und sagte mir, ich sollte einmal in sehr kleiner Dosis für mich ganz ohne Zubereitung den Versuch machen.

Ich tat es eines Tags nach der Mahlzeit, da eben der Medikus bei mir zu Mittag aß. Kaum aber war die Dosis Bauch in die Kohlenpfanne geworfen, als sich zwar eine Gestalt präsentierte; allein eine Angst, der ich nicht mächtig war, überfiel mich, und ich musste sogleich dieses Zimmer verlassen. Ich befand mich gegen drei Stunden sehr übel und glaubte immer die Gestalt vor mir zu sehen. Durch den Geruch vielen Weinessigs, den ich schnupfte und mit Wasser trank, wurde mir abends wieder besser. Aber ich fühlte doch gegen drei Wochen eine Entkräftigung, und das Sonderbarste dabei ist, dass, wenn ich mich noch dieses Auftritts erinnere und auf einen dunkeln Körper etwas lang hinsehe, sich dieses aschengraue Bild meinen Augen noch ganz lebhaft darstellt. Seit dieser Zeit wagte ich es nun nicht mehr, weitere Versuche damit zu machen.

Der nämliche Fremde gab mir noch einen andern Rauch, er behauptete, dass, wenn man mit demselben Kirchhöfe des Nachts beräucherte, man eine Menge Tote sollte über den Gräbern schweben sehen. Da diese Räucherung aus noch viel heftigeren narkotischen Ingredienzien besteht, so wagte ich niemals diesen Versuch.

Sei die Sache nun, wie sie immer wolle, so bleibt sie doch immer auffallend und verdient, von Physikern untersucht zu werden. Ich holte bereits von verschiedenen Gelehrten und Freunden ihre Meinung hierüber ein, vor denen ich auch der Ingredienzien halber kein Geheimnis mache; nur öffentlich sie bekannt zu machen, finde ich nicht ratsam. S. 184-186
Aus: Geist und Geisterwelt, Fragmente aus der Literatur des Übersinnlichen von Thomas Wandler, Rudolf Kaemmerer Verlag, Berlin-Dresden 1923