Hans Adolf Eduard Driesch (1867 – 1941)
Deutscher Philosoph und Biologe,
der als Mitbegründer des Neovitalismus einen antimaterialistischen Vitalismus vertrat, wobei er sich zum Teil auf den aristotelischen Entelechie-Begriff stützte, den er in seiner Lehre auch »Psychoid« nannte. Driesch sah in der Parapsychologie eine Bestätigung seiner philosophischen
Lehre. Siehe auch Wikipedia |
Das Weltbewusstsein
Das Überpersönliche ist nicht nur ein unbestimmter, personale lebende
Seelen verbindender und paranormale [»außersinnliche«] unmittelbare Wissensübertragung zwischen ihnen möglich machender
Rahmen, sondern eine Art von überpersönlichem Subjekt. Dieses Subjekt
aber hat alle Lebenspläne aller Menschen fest geformt in sich. Man wird
an die theologische Lehre denken, dass die Menschen mit ihren Schicksalen »Gedanken Gottes« seien, ebenso an die »Akasha-Chronik« der Inder. Von Bedeutung ist hier, daß also nicht nur alles Vergangene
dem Überpersönlichen gleichsam eingegraben ist, sondern alles überhaupt
Geschehensmögliche; es ist also nicht eigentlich zutreffend, von Welt-»gedächtnis« zu reden; Eugene Ostys Wort vom Plan transcendental ist besser. Nun aber weiter: Der Metagnom [»außersinnlich wahrnehmende Person«] kann unmittelbar in einer anderen Seele, mit der er ja durch das Seelenfeld
verbunden ist, lesen. Viel wichtiger aber ist, dass er auch im Weltsubjekt
lesen und die darin vorhandenen Pläne erfassen kann. »Telefonanschluß
im Absoluten« nannte diese Vermutung schon E. v.
Hartmann. Da die Pläne im Weltsubjekt gleichgültig gegen die
Zeit in ihrer empirischen Verwirklichung sind, da hier das Zukünftige auch
jetzt schon »da ist«, so bedürfen prophetische Gaben des Metagnomen auf dem Boden dieser Lehre keiner besonderen Erklärung und keiner besonderen
ihm zuzuschreibenden Fähigkeit. Anders freilich, wenn das »Weltbewusstsein«,
nach Art der indischen »Akasha-Chronik«, nur als Welt-Gedächtnis
gefasst, also nur Träger des Vergangenen ist, woran wohl
James lediglich gedacht hat. Dann würde die Prophetie [übersinnlich empfangene Voraussagen] noch nicht
verstanden, sondern würde, wenn sie überhaupt zugelassen wird, besondere
Zusatzhypothesen erfordern. Anstelle des Lebens-»planes« würde
ja der bloße, nur die Vergangenheit registrierende Lebens-»Katalog« treten. Die Frage, wie denn nun der Metagnom im einzelnen Fall gerade mit diesem
und mit keinem anderen Lebensplan oder -kalatog in Kontakt komme, wird von den
Vertretern der Weltsubjektlehre, wenn überhaupt, dahin beantwortet, dass ein psychometrisches Objekt, als welches, wie wir wissen, auch der Leib der
von der paranormalen Aussage betroffenen Menschen selbst dienen kann, die Vermittlung
besorge.
Driesch: Parapsychologie