Buddha (560 – 480 v. Chr.)
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Buddha [altind. »der Erwachte«, »der Erleuchtete«], Ehrentitel von Siddhartha (Pali: Siddhatta), Pali auch Gautama (Gotama). Buddha ist der Stifter (Gründer), der nach ihm Buddhismus genannten Religion. Da er aus dem Adelsgeschlecht der Schakjas (altind. Sakyas) stammt, wird er auch Schakjamuni (»Einsiedler der Schakjas«) genannt. Buddha wuchs als Sohn des Fürsten Suddhodana im Vorland des nepalesischen Himalaya auf und verließ mit 29 Jahren seine Heimat, um Erlösung zu suchen. Die zunächst nach vergeblicher Askese unter dem Bodhi-Baum gefundene Erleuchtung teilte er in Benares fünf Asketen, seinen ersten Schülern, mit: das Leid, die Ursache des Leidens und den Weg seiner Überwindung. Dem hier gegründeten Mönchsorden gliederte sich bald ein Kreis von Laien an, die ohne mönchische Askese in ihrem weltlichen Beruf blieben. Er selbst durchzog lehrend und werbend Nordindien und starb an der Grenze von Nepal. Buddha selbst hat seine Lehren nicht schriftlich niedergeschrieben. Seine Predigten wurden von seinen Jüngern zunächst mündlich, seit dem 1. Jahrhundert vor Christi auch schriftlich überliefert. In ihnen wird seine in ihrer Bildung und tiefen Religiosität beeindruckende und überlegene Persönlichkeit deutlich. Seine Grundhaltung einer großen Milde hat der Buddhismus durch die Zeit den Völkern mitgeteilt, die seiner Lehre folgten. Die Lebensgeschichte Buddhas ist später mit vielen Legenden über seine Geburt, seine Wunder und Erlebnisse in früheren Existenzen ausgeschmückt worden. Entsprechend der indischen Auffassung, dass sich seit Ewigkeiten alles zyklisch wiederholt, glauben die Buddhisten, dass auch vor Gautama Buddha in gewissen Abständen schon Welterleuchter erschienen sind und in Zukunft ein neuer Buddha (Maitreya) erscheinen wird. Siehe auch Wikipedia |
Inhaltsverzeichnis
Einführung in die Lehre des Buddha
Die Gewalt der Buddhaverkündigung; der Löwenruf
Die Welt, Mâra und das Nibbâna
Das Wesen des Nibbâna
Das Nibbâna als das Ungeborene, nicht Gewordene
Die ursprüngliche
Religion des Buddha weiß nichts weder von Gott noch von Unsterblichkeit.
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 102, Ludwig Büchner, Kraft und Stoff, S. 147
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart
Die
Lehre des Buddha
Eine Einführung von Helmuth von Glasenapp
Die Lehre des Buddha, die in diesem umfangreichen Schrifttum zur Darstellung
kommt und im folgenden in charakteristischen Proben mitgeteilt werden soll,
stimmt mit den zeitgenössischen Anschauungen der Brahmanen darin überein,
daß sie einen anfang- und endelosen Weltprozess und eine dem Kosmos
immanente natürliche und sittliche Ordnung annimmt. Alles Geschehen reguliert
die unerbittliche Vergeltungskausalität der Taten (kamma), die automatisch
jeder guten Handlung ihren Lohn, jeder schlechten Handlung ihre Strafe in einer
späteren Existenz zuteil werden läßt. Im Gegensatz zu der Lehre
vieler Brahmanen erkennt der Buddha aber keinen ewigen Weltschöpfer und
Weltenlenker an. Alle Götter, die er aus dem indischen Pantheon übernahm,
auch die höchsten wie Brahmâ und Indra, sind vielmehr nur erhabene,
aber vergängliche Wesen, die dem Karma unterworfen sind, ihren hoben Rang
guten Werken in einer früheren Existenz verdanken und nach Erschöpfung
der Kraft ihrer Verdienste wieder zu irdischem Dasein herabsinken, um als Mensch,
Tier, Dämon oder Höllenwesen wiedergeboren zu werden. Der Buddhismus
unterscheidet sich von der Lehre der Brahmanen auch darin, daß er wie
diese an ewige, im Strudel der Wiedergeburten beharrende Einzelseelen oder an
eine ewige, in wechselnde Formen sich wandelnde Materie glaubt. Der Buddha erkennt
vielmehr nur eine Vielheit von Dhammas an, von »Daseinsfaktoren«,
d. h. unpersönlichen, in funktioneller Abhängigkeit voneinander entstehenden
vergänglichen Kräften, die durch ihr gesetzmäßiges Zusammenspiel
die Individuen und die von diesen erlebte Welt zustande bringen. Nach dem Buddha
hat also eine empirische Persönlichkeit keinen unzerstörbaren ewigen
Kern, sondern stellt nur ein Bündel von vergänglichen Daseinskräften
dar. Das Individuum löst sich für diese Betrachtung in zahlreiche
Einzelfaktoren auf, die sich nach fünf Gruppen ordnen:
1. Rûpa, »das Körperliche«,
2. Vedanâ, »Empfindungen«,
3. Sannâ, »das Vermögen, Gegenstände voneinander unterscheiden
zu können, und die daraus resultierenden Wahrnehmungen und Vorstellungen«,
4. Sankhâra, »Triebkräfte und Willensregungen« und
5. Vinnâna, »Bewusstsein«.
Wenn ein Wesen stirbt, zerfällt zwar die momentane Verbindung zwischen
den Dhammas, die seine scheinbare Persönlichkeit bildeten. Da aber seine
moralischen Willensregungen nicht spurlos verschwinden können, werden diese
zur Grundlage einer neuen Existenz. Das neue Individuum, das dadurch entsteht,
ist zwar von dem verstorbenen verschieden, ist aber andererseits doch wieder
mit ihm identisch, weil es gesetzmäßig aus ihm hervorwächst.
Das Entstehen einer neuen Persönlichkeit aus einer früheren soll die
Lehre vom Paticca-samuppâda, vom »Entstehen in Abhängigkeit«,
dartun. Die Formel vom sogenannten »Kausalnexus« hat in ihrer klassischen
Ausprägung folgende Gestalt:
früheres
Leben
1. avijjâ = Nichtwissen
2. sankhâras = Kamma gestaltende Triebkräfte
gegenwärtiges Leben
3. vinnâna = Bewußtsein
4. nâma-rûpa = geistig-leibliche Einzelwesenhaftigkeit
5. sal-âyatana = der Bereich der sechs Sinne (fünf Sinnesvermögen
und Denken), die sechs Grundlagen geistiger Vorgänge
6. phassa = Berührung (Bewußtseinseindruck)
7. vedanâ = Empfindung
8. tanhâ = Durst (Begierde)
9. upâdâna = Lebenshang
10. bhava = Werden
zukünftiges Leben
11. jâti Wiedergeburt
12. jarâ-marana Altern und Sterben
Das Verständnis dieses Lehrsatzes ist für uns so schwierig,
weil er nicht, wie wir es gewohnt sind, von Substanzen (z. B. Seele, Stoff)
und deren Eigenschaften (Nichtwissen, Bewußtsein bzw. Sinnesorgane) und
von Vorgängen, die sich an ihnen abspielen (Geburt usw.), handelt, sondern
nur von dinglichen, unpersönlichen Kräften redet, die ein zwar von
anderen abhängiges, aber doch in gewissem Umfange eigenständiges Dasein
haben. Der Sinn der Formel erschließt sich uns am klarsten, wenn wir bei
dem 12. Gliede derselben beginnen und jedesmal fragen; Was muß vorhanden
sein, damit etwas entstehen kann? Also: Was muß vorhanden sein, damit
Alter und Sterben da ist: Geburt. Was muß vorhanden sein, damit eine Geburt
(in einer neuen Existenz) möglich ist? Ein Werden, das aus einem früheren
Dasein übergreift. Was ist die Voraussetzung für dieses Werden? Der
intensive Lebenshang. Woraus entsteht dieser? Aus dem »Durst« der
Begierde. Wodurch wird dieser geweckt? Durch eine angenehme Empfindung, die
man erstrebt, oder eine unangenehme, die man flieht. Was ist die Voraussetzung
für das Zustandekommen einer Empfindung? Die Berührung mit der Außenwelt.
Was ist die Vorbedingung für eine solche? Die Tätigkeit der fünf
Sinne und des Denkens. Wann können die Sinne und das Denkvermögen
in Funktion treten? Wenn ein aus geistigen und leiblichen Bestandteilen zusammengesetztes
Einzelwesen existiert. Was ist die Ursache für das Entstehen eines Individuums?
Daß (in einem Mutterleib) ein Bewußtsein als Kern eines neugeborenen
Kindes erwächst. Was ist der Entstehungsgrund für ein neu aufkeimendes
Bewußtsein? Die kammagestaltenden Triebkräfte eines früheren
Daseins. Warum entstehen diese Triebkräfte? Weil die richtige Einsicht
fehlt, daß alles Dasein vergänglich, substanzlos und leidvoll ist.
Nach den alten Erklärern soll der Kausalnexus also drei aufeinanderfolgende
Existenzen umfassen, jedoch nur in sinnbildlicher Form, insofern als nicht alle
überhaupt wirksamen Dhammas (Daseinskräfte) aufgeführt, sondern
nur einige besonders charakteristische herausgegriffen werden. Zu beachten ist
auch, daß bei der vergangenen Existenz nur die Vorbedingungen der gegenwärtigen,
bei der zukünftigen Existenz nur die kamma-bedingten Folgen der gegenwärtigen
ins Auge gefaßt werden.
Der Paticca-samuppâda soll nun aber nicht nur das Zustandekommen eines
(scheinbaren) Individuums auf Grund der in einem früheren Dasein geschaffenen
Voraussetzungen darstellen, sondern er soll gleichzeitig dartun, wie es zur
Erlösung kommen kann. Liest man ihn vom ersten Glied an mit negativen Vorzeichen,
so ergibt sich: Wenn kein Nichtwissen mehr da ist, so entstehen keine kamma-gestaltenden
Triebkräfte, sind keine Triebkräfte mehr da, so kann sich kein neues
Bewußtsein in einem Mutterleibe bilden, dann entsteht kein neues Individuum
mehr usw.
Die Erlösung aus dem Weltleiden kann nur von jedem einzelnen durch eigene
Anstrengungen erarbeitet werden. Da jedes Individuum (d. h. genauer jeder Strom
von miteinander zu einer scheinbaren Persönlichkeit zeitweise zusammengeschlossenen
Dhammas) seit anfangsloser Zeit von einer Existenz zur andern geht, kann das
Ziel nur allmählich erreicht werden. Dadurch nämlich, daß sich
der einzelne Strom eines individuellen Lebens im Verlaufe der wechselnden Daseinsformen
durch Ausschalten der bösen und Aneignen der guten Dhammas so weit läutert,
daß die drei Kardinalübel Haß, Gier und Verblendung schwinden
und die Erkenntnis der Wahrheit gewonnen werden kann. Den praktischen Weg hierzu
bildet der edle achtfache Pfad. Dessen acht Glieder sind: 1. rechte Anschauung,
2. rechte Gesinnung (Freiheit von Bosheit usw.), 3. rechtes Reden, 4. rechtes
Handeln, 5. rechtes Leben (d. h. Gewinn des Unterhaltes in einer Weise, die
nicht zu den sittlichen Forderungen im Widerspruch steht), 6. rechtes Streben
(Beseitigung der schlechten, Wachsenlassen der guten Eigenschaften), 7. rechtes
Überdenken (d. h. besonnene Betrachtung des Körpers, der Empfindungen,
des Denkprozesses, der Gegenstande des Denkens) und 8. rechtes Sich-Versenken
(Gewinnung zeitweiliger Weltentrücktheit).
Die unablässige geistige Vervollkommnung führt schließlich in
vielen Existenzen zu einem Geisteszustand, in dem alle Leidenschaften erloschen
sind und damit schon in diesem Leben jene vollständige Meeresruhe des Gemüts
erreicht wird, die von den verschiedenen Religionen unter verschiedenen Namen
als das Hochziel menschlichen Strebens bezeichnet wird. Ist das Kamma, das diese
letzte Existenz eines Heiligen ins Dasein rief, aufgezehrt, so stirbt er, um
nie wiedergeboren zu werden Er verlischt im Nibbâna wie eine Flamme, deren
Brennstoff sich erschöpft hat.
Aus: Reden des Buddha. Aus dem Pâli-Kanon
Übersetzt von Ilse-Lore Gunsser mit einer Einleitung von Helmuth von Glasenapp
Reclams Universalbibliothek Nr. 6245 (S.6-10)
© 1957 Philipp Reclam jun., Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam
Verlages
Die
Gewalt der Buddhaverkündigung; der Löwenruf
[Buddha spricht:]
Zur Abendzeit, ihr Mönche, tritt der Löwe, der König der Tiere,
aus seiner Höhle hervor. Hat er seine Lagerstätte verlassen, so reckt
er sich, und aufgerichtet blickt er nach allen den vier Himmelsrichtungen. Während
er so nach allen vier Seiten Ausschau hält, läßt er dreimal
den Löwenruf erschallen, und nachdem er dreimal sein Brüllen erhob,
geht er auf Beute aus.
Alle die Tiere, die den Ruf des grollenden Herrn des Wildes hören, werden
von Furcht, Erregung und Zittern übermannt. Die in Höhlen hausen,
verkriechen sich in ihre Löcher, die im Wasser wohnen, flüchten in
die Gewässer, die Waldbewohner suchen den Dschungel auf, und die Vögel
erheben sich in den Luftraum.
Auch die Elefanten des Königs, ihr Mönche, die in den Dörfern
und Städten und königlichen Residenzen mit festen Banden gefesselt
sind, zerreißen diese Fesseln, zersprengen sie, und Kot und Urin von sich
lassend, laufen sie hierhin und dorthin.
Von solcher Macht, ihr Mönche, ist der Löwe, der König des Wildes
unter allem Getier, von solch unbändiger Gewalt, von solcher Majestät.
Ebenso wahrlich geschieht es auch, wenn ein Vollendeter in der Welt erscheint,
ein Heiliger, völlig Erwachter, der, mit Wissensmacht begabt und rechtem
Tun, auf gutem Wege geht, ein Weltenkenner, der unvergleichliche Lenker von
dem, was im Menschen bezähmt werden muß, der Lehrer von Göttern
und Menschen, der Buddha, der Erhabene. Dieser verkündet die Lehre:
»So ist das Körperliche, so ist das Entstehen des Körperlichen,
so sein Vergehen. So ist das Empfinden. So ist das Unterscheidungsvermögen.
So sind die Triebkräfte. So ist das Bewußtsein, so das Entstehen
des Bewußtseins, so das Vergehen des Bewußtseins. «
Auch jene Götter von langem Leben, voll Schönheit und vielfältigem
Glück, die in erhabenen Wohnungen ein langes Dasein verbringen, wenn sie
die Verkündigung der Lehre durch den Vollendeten vernehmen, so werden die
meisten von ihnen von Furcht, Erregung und Zittern übermannt, Und sie erkennen:
»Ach, wir sind unbeständig, die wir glaubten von Dauer zu sein. Wir
sind wandelbar, die wir uns für beständig hielten. Und die wir wähnten
ewig zu sein, wir sind in Wahrheit vergänglich. «
Von solch großer Macht über die Welt samt ihren Göttern, von
solch unbegrenzter Gewalt, von solcher Majestät ist der Vollendete. Sy.
22, 78 (Bd. 3, S.84f.)
Aus: Reden des Buddha. Aus dem Pâli-Kanon
Übersetzt von Ilse-Lore Gunsser mit einer Einleitung von Helmuth von Glasenapp
Reclams Universalbibliothek Nr. 6245 (S.12-13)
© 1957 Philipp Reclam jun., Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam
Verlages
Die
Welt, Mâra und das Nibbâna
Einst weilte der Erhabene bei Sâvatthi in dem Jetavana, dem Hain des Anâthapindika.
Da begab sich nun der ehrwürdige Râdha dorthin, wo der Erhabene weilte.
Zu ihm gekommen, begrüßte er ehrerbietig den Meister und ließ
sich ihm zur Seite nieder. Während er so zu seiner Seite saß, sprach
der ehrwürdige Râdha zu dem Erhabenen:
»Man sagt Mâra, Mâra, Herr, wie reicht denn nun Mâra?
« [Der Tod als Herr des Lebens, dem alles Dasein
unterworfen und unter dessen Herrschaft es gebannt ist, in diesem Leben wie
im Wechsel der Existenzen. Erst das Nibbâna verheißt die ersehnte
Freiheit von Ihm.]
»Wo ein Körperliches besteht, da ist auch Mâra, dort ist auch
einer, der vernichtet, und fürwahr einer, der da stirbt Darum erblicke
du, Râdha, das Körperliche als Mâra, sieh es als den, der tötet,
schau es als den, der stirbt: als Krankheit, Geschwür, als scharfes Schwert;
erkenne es als Übel, leidvoll geworden. Welche es auf solche Weise betrachten,
die schauen es recht.
Bei dem Fühlen, dem Wahrnehmen, bei den das Tun gestaltenden Triebkräften
wahrlich ist Mâra. Auch bei dem Bewußtsein findet sich Mâra,
ein solcher, der vernichtet, oder einer, der stirbt. Darum erblicke du, Râdha,
das Bewußtsein als Mâra, sich es als den, der tötet, und schaue
es als einen, der stirbt; erkenne es als Leidenschaft, als Geschwür, als
scharfes Schwert, schaue es als Übel, leidvoll geworden. Welche es so betrachten,
die schauen es recht. «
»Was hat die rechte Ansicht hier für einen Sinn, Herr? «
»Wahrlich, die rechte Anschauung hat die Unzufriedenheit mit dem weltlichen
Leben zum Ziel. «
»Was hat nun, Herr, die Unzufriedenheit mit dem weltlichen Leben für
einen Sinn? «
» Die Unzufriedenheit mit dem weltlichen Leben, Râdha, hat die Leidenschaftslosigkeit
zum Zweck. «
»Was aber hat die Leidenschaftslosigkeit für einen Sinn? «
»Die Leidenschaftslosigkeit wahrlich, Râdha, hat die Erlösung
zum Ziel.«
»Was für einen Zweck hat die Erlösung?»
»Die Erlösung wahrlich hat das Nibbâna (Verlöschen) zum
Ziel. «
»Was für einen Sinn aber hat das Nibbâna?»
»Fürwahr, du vermagst hier nicht das letzte Ende deiner Frage zu
begreifen. Denn im Nibbâna versinkt der heilige Wandel; er hat in ihm
sein Ende und findet im Nibbâna sein höchstes Ziel.» Sy.
23, 1 (Bd. 3, S.188f.)
Aus: Reden des Buddha. Aus dem Pâli-Kanon
Übersetzt von Ilse-Lore Gunsser mit einer Einleitung von Helmuth von Glasenapp
Reclams Universalbibliothek Nr. 6245 (S.70-71)
© 1957 Philipp Reclam jun., Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam
Verlages
Das
Wesen des Nibbâna
So wurde es von mir gehört:
Einst weilte der Herr in Sâvatthi in dem Jetavana, dem Haine des Anâthapindika.
Zu jener Zeit nun belehrte der Erhabene die Mönche, unterwies sie, erfüllte
sie mit Begeisterung und Freude durch eine dem Dhamma, der Lehre, entsprechende
Rede, welche von dem Nibbâna handelte. Und gespannt aufmerkend hörten
diese Mönche die Lehre, deren Wert sie erkannt, auf welche sie ihren Sinn
gerichtet und bei der sie ihren Geist völlig gesammelt hatten.
Da ließ der Erhabene, nachdem er dies erkannt hatte, zu jener Zeit diesen
Ausruf vernehmen:
»Es gibt, ihr Mönche, einen Bereich, wo weder Erde noch Wasser, noch
Feuer, noch Wind ist, wo die Sphäre der Unendlichkeit des Raumes und der
Unendlichkeit des Bewußtseins nicht mehr besteht. Wo nicht irgend etwas
mehr ist, weder die Sphäre des Unterscheidens noch die des Nichtunterscheidens,
nicht diese Welt noch die jenseitige Welt, wo beide, Sonne und Mond, nicht mehr
sind.
Dies erfahrt von uns, ihr Mönche:
Ich verkündige euch ein Nichtkommen und Gehen, ein Nichtfeststehen und
Vergehen, die Freiheit von der Wiedergeburt; ein Nichtstillstehen und ein Nichtweitergehen.
Keinen Grund gibt es mehr für das Sehnen nach dem Leben. Dies ist das Ende
des Leides.« U. 8, 1 (S. 80)
Aus: Reden des Buddha. Aus dem Pâli-Kanon
Übersetzt von Ilse-Lore Gunsser mit einer Einleitung von Helmuth von Glasenapp
Reclams Universalbibliothek Nr. 6245 (S.71)
© 1957 Philipp Reclam jun., Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam
Verlages
Das
Nibbâna als das Ungeborene, nicht Gewordene
Wahrlich, dies wurde von dem Erhabenen gesprochen, es wurde vom Heiligen verkündet
und so von mir gehört:
»Es gibt, ihr Mönche, ein Ungeborenes, ein Nichtgewordenes, das durch
nichts bedingt ist. Wenn, ihr Mönche, diese Ungeborene, Nichtgewordene,
Unerschaffene, das keine Bedingung hat, nicht sein würde, so wäre
auch für diese Geborene, Gewordene, Geschaffene, aus der Bedingung Erwachsene
kein Entrinnen zu finden.
Weil es aber, ihr Mönche, jenes Ungeborene, Nichtgewordene, Ungeschaffene,
Unbedingte gibt, darum wird für das Geborene, Gewordene, Geschaffene, von
Ursachen Bedingte eine Erlösung erkannt.«
Diese Anschauung verkündete der Erhabene, dann sprach er darauf dies:
»Das Geborene, Gewordene, das Entstandene, das Geschaffene, ursächlich
Bedingte, Vergängliche, das Alter und Tod reifen lassen, das ein Nest der
Krankheit ist, leicht zu zerstören, das zur Grundlage die Unterstützung
der Nahrung hat, nicht genügt dies, um sich daran zu freuen. Welches die
Befreiung von jenem bedeutet, das jenseits noch liegt des erwägenden Denkens,
das Ewige, das Ungeborene und nicht Entstandene, die leidfreie und fehlerlose
Stätte, das Vergehen der schlechten Daseinsfaktoren, das Zurruhekommen
der Triebkräfte, das ist das Glück.«
Auch diese Lehre ist von dem Erhabenen verkündet worden und von mir gehört.
It. 2, 6 (S.37 f.)
Aus: Reden des Buddha. Aus dem Pâli-Kanon
Übersetzt von Ilse-Lore Gunsser mit einer Einleitung von Helmuth von Glasenapp
Reclams Universalbibliothek Nr. 6245 (S.72)
© 1957 Philipp Reclam jun., Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam
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