Jacques Bénigne Bossuet (1627 – 1704)
Französischer
Theologe, Hofprediger, Königskaplan und Bischof von Meaux ,
der als Sieger aus dem berühmten
Quietismus-Streit mit Francois
Fénelon hervorging. Siehe auch Wikipedia |
Der Akt der
vollkommenen Liebe
Man muss einen Akt finden, der in seiner Einheit alles umfasst. Lass mich diesen Akt finden, mein Gott, diesen so umfassenden
und doch so einfachen Akt, der Dir alles übergibt, was ich bin, und mich
mit allem vereinigt, was Du bist. Dieser vollkommenste Akt versetzt uns sozusagen ganz in Tätigkeit für Gott. Er ist eine
völlige Hingabe an den rechten Geist, der dich innerlich und äußerlich
unaufhörlich erneuert, indem er dein ganzes Inneres
mit Unterwürfigkeit gegen Gott und dein ganzes Äußeres mit Ehrfurcht und Bescheidenheit, mit Sanftmut, Demut und
Frieden erfüllt.
In der Folge dieses Aktes darfst du, wer du auch sein magst, dir über nichts
mehr Sorge machen. Soll ich es sagen? Ja, ich will es aussprechen: Quäle
dich nicht einmal deiner Sünden wegen, denn dieser Akt, wenn er gut verrichtet
ist, nimmt sie alle hinweg.
Was ist nun diese Übung anderes als die vollkommene
Liebe, die alle Furcht austreibt? Alles
verschwindet vor diesem Akt, der die ganz Kraft des Sakramentes der Buße enthält. S.306
Enthalten in: Christliche Geisteswelt, Band II, Die
Welt der Mystik . Herausgegeben von Walter Tritsch . Holle Verlag , Darmstadt
Gebetsformeln
Wenn ihr glaubet, dass gewisse mündliche Gebete euch die Erfüllung
eures Wunsches sichern, so dienen sie nur dazu, eure Unruhe zu nähren.
Man findet daran nur Unterhaltung, und gewöhnlich schleicht sich Aberglaube in Verrichtung dieser kleinen Gebetsformeln, an welche man sich gewissermaßen
heftet, um die Erhörung der Bitte zu erhalten. Nur den Wunsch hegen, Gottes
Willen zu erfüllen, und sich nur allein damit beschäftigen; dies ist
die schönste neuntägige Andacht. S. 8f.
Aus: Geistliche Lotterie oder auserlesene Sammlung
heilsamer Gedanken und wichtiger Grundsätze der christlichen Frömmigkeit
von verschiedenen Geisteslehrern, besonders vom heiligen Franz von Sales, Stadtamhof
1840, Druck und Verlag von Joseph Mayr