Helena Petrowna Blavatsky, geb. von Hahn (1831 - 1891)
Russische
Theosophin mit angeblich paranormalen Fähigkeiten; Tochter des zaristischen Offiziers Peter von Hahn. Unter
ihren Vorfahren waren Skandinavier, Franzosen und Deutsche: das norddeutsche Grafengeschlecht Hahn-Rottenstein. 1867 wurde
sie im Zuge des italienischen Freiheitskampfes mehrfach verwundet. 1875 gründete sie mit Henry Steel Olcott in
New York die Theosophische Gesellschaft. 1888 veröffentlichte
sie »Die Geheimlehre«. Siehe auch Wikipedia und Kirchenlexikon |
Inhaltsverzeichnis
Die Geheimlehre
Blätter aus vorgeschichtlicher Zeit
Der okkulte Katechismus
Die drei fundamentalen Sätze der Geheimlehre
Kosmische Evolution
Die
Geheimlehre
Diese Wahrheiten werden in keinem Sinne als eine Offenbarung
vorgebracht; noch beansprucht die Verfasserin die Stellung einer
Enthüllerin einer jetzt zum erstenmale in der Weltgeschichte veröffentlichten
mystischen Lehre. Denn der Inhalt dieses Werkes findet sich in Tausenden von
Bänden zerstreut, in den Schriften der großen asiatischen und alten
europäischen Religionen, verborgen unter Hieroglyphe und Symbol, und wegen
dieser Verhüllung bisher unbeachtet gelassen. Nunmehr wird der Versuch
gemacht, die ältesten Lehrsätze zu sammeln und aus ihnen ein harmonisches
und unzerstückeltes Ganzes zu machen. Nur insofern ist die Schreiberin
besser daran als ihre Vorgänger, dass sie nicht zu persönlichen
Spekulationen und Theorien ihre Zuflucht zu nehmen brauchte. Denn dieses Werk
ist eine teilweise Darlegung dessen, was ihr selbst von weiter vorgeschrittenen
Schülern gelehrt worden, nur in einigen Einzelheiten ergänzt durch
die Ergebnisse eigenen Studiums und Beobachtens.
Die Veröffentlichung vieler der hier aufgestellten Tatsachen war notwendig gemacht worden durch die wilden und phantastischen Spekulationen, denen viele
Theosophen und Schüler des Mystizismus während der letzten paar Jahre
sich hingegeben haben, indem sie versuchten, ein (ihrer Einbildung nach) vollständiges
Gedankensystem mit Hilfe der wenigen ihnen bis dahin mitgeteilten Tatsachen
auszuarbeiten.
Es ist unnötig, auseinanderzusetzen, dass dieses Buch nicht die Geheimlehre in ihrer Gänze ist, sondern eine ausgewählte Anzahl von Fragmenten
ihrer Fundamentallehrsätze, wobei besondere Aufmerksamkeit gewissen Tatsachen
gewidmet wurde, die von verschiedenen Schriftstellern aufgegriffen und bis zur
vollkommenen Unkenntlichkeit der Wahrheit entstellt worden sind.
Hingegen ist es vielleicht wünschenswert, unzweideutig festzustellen, dass
die in diesen Bänden, wenn auch noch so fragmentarisch und unvollständig
enthaltenen Lehren weder der indischen, der zoroastrischen, der chaldäischen oder der ägyptischen Religion, noch dem Buddhismus, Islam, Judentum oder
Christentum ausschließlich angehören. Die Geheimlehre ist die Essenz von allen diesen. Die in ihrem Anbeginn aus ihr entsprungenen verschiedenen
religiösen Systeme werden nunmehr in ihr ursprüngliches Element zurückgeleitet,
aus dem jedes Mysterium und Dogma entsprossen ist, sich entwickelt hat und ins
Sinnliche herabgezogen worden ist. S. XXIV f. [...]
BLÄTTER
AUS VORGESCHICHTLICHER ZEIT.
Ein archaisches Manuskript — eine Sammlung von Palmblättern, durch
ein besonderes unbekanntes Verfahren für Wasser, Feuer und Luft undurchdringlich
gemacht — befindet sich vor dem Auge der Schreiberin. Auf der ersten Seite
ist eine fleckenlose weiße Scheibe, auf einem stumpfen, schwarzen Grunde.
Auf der folgenden Seite dieselbe Scheibe, aber mit einem Punkt in der Mitte
[=Teil von etwas. der von allen Enden und Begrenzungen gleich weit entfernt ist]. Die erste, so weiß der Schüler, bedeutet den Kosmos in der Ewigkeit,
vor dem Wiedererwachen der noch schlummernden Energie, der Emanation des Wortes
in späteren Systemen. Der Punkt in der vorher fleckenlosen Scheibe, dem Raume und der Ewigkeit in Pralaya, bezeichnet das Herandämmern der Differentiation.
Er ist der Punkt in dem Weltenei, dessen Keim zum Universum, zum All, zum schrankenlosen,
periodischen Kosmos werden wird — ein Keim, der periodisch und abwechselnd
latent und aktiv ist. Der eine Kreis ist göttliche Einheit, aus der alles [jedes Ding, das entstehen und vergehen kann] hervorgeht, in die alles zurückkehrt: Sein Umfang — ein gezwungenermaßen
beschränktes Symbol, mit Rücksicht auf die Beschränktheit des
menschlichen Gemütes — bedeutet die abstrakte, immer unerkennbare
GEGENWART und seine Ebene die Universalseele, wenn auch die beiden eins sind.
Dass bloß die Fläche der Scheibe weiß und der Grund ringsherum
schwarz ist, zeigt klar, dass ihre Ebene die einzige Erkenntnis ist, die,
obgleich sie noch undeutlich und nebelhaft ist, vom Menschen erreicht werden
kann. Dies ist die Ebene, auf der die manvantarischen Manifestationen beginnen,
denn diese SEELE ist es, in der während Pralaya, der göttliche Gedanke
schlummert, worin der Plan jeder zukünftigen Kosmogenie und Theogenie verborgen
liegt.
Das ist das EINE LEBEN, ewig, unsichtbar, doch allgegenwärtig, ohne Anfang
oder Ende, doch periodisch in seinen regelmäßigen Manifestationen — zwischen welchen Perioden das dunkle Geheimnis des Nichtseins herrscht;
unbewusst, doch absolutes Bewusstsein; unrealisierbar, doch die eine
selbst-existierende Realität; fürwahr »ein
Chaos für den Sinn, ein Kosmos für die Vernunft«. Sein
einziges absolutes Attribut, welches ES SELBST ist, ewige, unaufhörliche
Bewegung, wird in esoterischer Sprache der große Atem genannt, das ist
die beständige Bewegung des Weltalls, im Sinne von unbegrenztem, allgegenwärtigem Raum. Was bewegungslos ist, kann nicht göttlich sein. Aber da ist auch
nichts tatsächlich und wirklich Bewegungsloses innerhalb der Universalseele. Nahezu fünf Jahrhunderte v. Chr. behauptete Leucippus, der Lehrer des Demokritus,
dass der Raum von Ewigkeit mit Atomen erfüllt sei, durch unaufhörliche
Bewegung in Tätigkeit gesetzt, welch letztere im entsprechenden Verlauf
der Zeit, wenn diese Atome sich zusammenhäufen, Rotationsbewegung, und
durch gegenseitige Zusammenstöße seitliche Bewegung hervorbringt. Epikur und Lukretius lehrten dasselbe, nur fügten sie zur seitlichen Bewegung
dem Atome die Idee der Affinität — eine okkulte Lehre. —
Vom Anbeginn des Erbteiles des Menschen, von dem ersten Erscheinen der Erbauer
der Kugel, auf der er lebt, an, wurde die ungeoffenbarte Gottheit erkannt und
betrachtet unter ihrem einzigen philosophischen Aspekt, — als universale
Bewegung, als der Schauer des schöpferischen Atem in der Natur. Der Okkultismus fasst die eine Existenz folgendermaßen zusammen:
»Gottheit ist ein geheimes, lebendes (oder sich bewegendes,)
Feuer, und die ewigen Zeugen dieser ungesehenen Gegenwart sind Licht, Wärme,
Feuchtigkeit«
— eine Dreiheit, die jede Erscheinung in
der Natur in sich schließt und verursacht.
Intrakosmische Bewegung ist ewig und unaufhörlich; kosmische Bewegung —
die sichtbare oder die der Wahrnehmung unterworfene — ist endlich und
periodisch. Als eine ewige Abstraktion ist sie das Ewig-Gegenwärtige; als
eine Manifestation, ist sie sowohl in Richtung der Zukunft als in der der Vergangenheit
endlich, und die beiden sind das Alpha und Omega der aufeinanderfolgenden Rekonstruktionen.
Kosmos — als Ding an sich — hat nichts mit den kausalen Beziehungen
der phänomenalen Welt zu tun. Bloß mit Bezug auf die intrakosmisehe
Seele, den idealen Kosmos in dem unveränderlichen göttlichen Gedanken,
können wir sagen: ,,Sie hatte niemals einen Anfang noch wird sie ein Ende
haben.“ Mit Bezug auf ihren Körper oder auf kosmische Organisation
kann zwar nicht gesagt werden., es sei ein erstes Weltgebäude gewesen ,
oder werde je ein letztes gehen, doch mag bei jedem neuen Manvantara ihre Organisation
als die erste und letzte in ihrer Art betrachtet erden, da sie jedesmal auf
einer höheren Ebene ins Dasein tritt ... S.31-33
[...]
Der
okkulte Katechismus
Der okkulte Katechismus enthält die folgenden Fragen und Antworten:
Was ist das, das immer ist? — Raum, das ewige
Anupadaka (Elternlose). Was ist das, das immer war? — Der Keim in der
Wurzel. Was ist das, das immer kommt und geht? — Der große Atem.
Dann gibt es drei Ewige? —- Nein, die drei sind eins. Das, das immer ist,
ist eins; das, das immer war, ist eins; das, das immer seiend und werdend ist,
ist auch eins: und dieses ist Raum.
Erkläre o Lanoo (Schüler). — Das Eine ist ein ungebrochener
Kreis (Ring ohne Umfang, denn es ist nirgends und überall; das Eine ist
die grenzenlose Ebene des Kreises, die einen Durchmesser nur während der
manvantarischen Perioden aufweist; das Eine ist der unteilbare Punkt, der nirgends
gefunden und überall empfunden wird während jener Perioden; es ist
die Vertikale und die Horizontale, der Vater und die Mutter, der Gipfel und
die Basis des Vaters, die zwei Enden der Mutter, in Wirklichkeit nirgends hinreichend,
denn das Eine ist der Ring sowohl als auch die Ringe, die in diesem Ring sind.
Licht in der Dunkelheit und Dunkelheit im Licht: der ,,Atem, welcher ewig ist“.
Es schreitet von außen nach innen, wenn es überall ist, und von innen
nach außen, wenn es nirgends ist — (d. i. Maya), eines von den Zentren.
Es dehnt sich aus und zieht sich zusammen (Ausatmen und Einatmen). Wenn es sich
ausdehnt, so verbreitet und zerstreut die Mütter; wenn es sich zusammenzieht,
so zieht die Mutter zurück und sammelt ein. Dieses bewirkt die Perioden
von Evolution und Dissolution, Manvantara und Pralaya. Der Keim ist unsichtbar
und feurig; die Wurzel (die Ebene des Kreises) ist kühl; aber während
Evolution und Manvantara ist ihr Gewand kalt und strahlend. Heißer Atem
ist der Vater, der die Nachkommenschaft des vielgesichtigen (heterogenen) Elementes
verschlingt und die eingesichtigen (homogenen) übrig läßt. Kalter
Atem ist die Mutter, die empfängt, formt, hervorbringt und sie wieder in
ihren Busen aufnimmt, um sie bei der Dämmerung (des Tages von Brahma, oder
des Manvantara) neu zu formen. S.39, 40 [...
]Die
drei fundamentalen Sätze der Geheimlehre
1. Ein allgegenwärtiges, ewiges, grenzenloses und unveränderliches
PRINZIP, über das gar keine Spekulation möglich ist, da es die Kraft
menschlicher Vorstellung übersteigt und durch irgend welche menschliche
Ausdrucksweise oder Vergleich nur erniedrigt werden könnte. Es ist jenseits
von Raum und Reichen des Gedankens — mit den Worten der Mandukya ,,undenkbar
und unaussprechlich“.
Um sich diese Ideen klarer zu machen, möge der gewöhnliche Leser von
dem Postulate ausgehen, daß eine absolute Realität ist, welche allein
geoffenbarten, bedingten Sein vorangeht. Diese unendliche und ewige Ursache
unklar formuliert als das ,,Unbewußte“ und ,,Unerkennbare“
der landläufigen europäischen Philosophie — ist die wurzellose
Wurzel von ,,allem was war, ist, oder jemals sein wird“.
Sie ermangelt selbstverständlich aller Attribute und ist ihrer Wesenheit
nach ohne irgendwelche Beziehung zu geoffenbartem endlichen Sein. Sie ist ,,Seinheit“
vielmehr als Sein, im Sanskrit: Sat, und ist jenseits alles Denkens oder Spekulierens.
Diese Seinheit wird in der Geheimlehre unter zwei Aspekten symbolisiert. Einerseits
als absoluter abstrakter Raum, zur Darstellung reiner Subjektivität, als
das eine Ding, das kein menschliches Gemüt weder aus irgend einer Vorstellung
ausschließen, noch sich durch sich selbst vorstellen kann; anderseits
als absolute abstrakte Bewegung zur Darstellung unbedingten Bewußtseins.
Selbst unsere westlichen Denker haben gezeigt, daß Bewußtsein frei
von Veränderung für uns unbegreiflich ist, und daß Bewegung
das zutreffendste Symbol für Veränderung ist, welche ja ihr wesentliches
Charakteristikon bildet. Dieser letztere Aspekt der Einen Realität wird
auch durch den Ausdruck ,,der große Atem“ symbolisiert, ein hinlänglich
anschauliches Sinnbild, als daß es noch weiterer Erläuterung bedürfte.
So ist denn der erste fundamentale Satz der Geheimlehre
diese metaphysische EINE ABSOLUTE SEINHEIT — von endlicher Intelligenz
als die theologische Dreieinigkeit symbolisiert.
Es mag jedoch dem Schüler von Nutzen sein, wenn einige weitere Erklärungen
hier gegeben werden.
Herbert Spencer hat neuerdings seinen Agnostizismus so weit modifiziert, daß
er die Ansicht ausspricht, daß die Natur der ,,ersten Ursache“,
die der Okkultist mit größerer Logik von der ursachlosen Ursache,
dem ,,Ewigen“ und dem ,,Unerkennbaren“ ableitet, im wesentlichen
dieselbe sein möge wie die des Bewußtseins, welches in uns aufwogt;
kurz, daß die den Kosmos durchdringende unpersönliche Realität
der Gedanke als reines Ding an sich sei.
Dieser Fortschritt seinerseits bringt ihn sehr nahe der esoterischen und vedantistischen
Lehre.
Parabrahman, die eine Realität, das Absolute, ist das Feld des absoluten
Bewußtseins, d. i. die Wesenheit, welche außer aller Beziehung zu
bedingtem Dasein steht, und von der bewußte Existenz ein bedingtes Symbol
ist. Sobald wir aber in Gedanken von dieser (für uns) absoluten Negation
fortschreiten, taucht Dualität auf in dem Gegensatze von Geist (oder Bewußtsein)
und Materie, von Subjekt und Objekt.
Geist (oder Bewußtsein) und Materie dürfen jedoch nicht als unabhängige
Wirklichkeiten betrachtet werden, sondern als die zwei Symbole oder Aspekte
des Absoluten, Parabrahman, welche die Grundlage des bedingten Seins, sei es
subjektiv, sei es objektiv, abgeben.
Betrachten wir diese metaphysische Dreiheit als die Wurzel, aus der alle Offenbarung
hervorkommt, so nimmt der große Atem den Charakter präkosmischer
Ideeenbildung an. Er ist der fons et origo von Kraft und allem individuellen
Bewußtsein, und bietet die leitende Intelligenz
in dem weiten Plane kosmischer Evolution. Anderseits ist präkosmische
Wurzelsubstanz (Mulaprakriti) der Aspekt des Absoluten, welcher allen objektiven
Ebenen der Natur zu Grunde liegt.
Gerade so wie präkosmische Ideeenbildung die Wurzel alles individuellen
Bewußtseins ist, so ist präkosmische Substanz die Grundlage des Stoffes
in seinen verschiedenen Graden von Differentiation.
Es wird somit klar, daß der Gegensatz dieser zwei Anschauungsweisen des
Unbedingten wesentlich für das Dasein des geoffenbarten Weltalls ist. Getrennt
von kosmischer Substanz könnte sich kosmische Ideeenbildung nicht als individuelles
Bewußtsein offenbaren, da dieses Bewußtsein bloß mit Hilfe
eines materiellen Vehikels (upadhi) als ,,Ich bin Ich“
hervorquillt, indem eine physische Basis notwendig ist, um einen Strahl
des Universalgemütes bei einer gewissen Stufe von Zusammengesetztheit zu
fokussieren. Hinwiederum würde kosmische Substanz getrennt von kosmischer
Ideation eine leere Abstraktion bleiben, und kein Auftauchen von Bewußtsein
könnte sich ergeben.
Das geoffenbarte Weltall ist daher von Dualität durchdrungen, die gewissermaßen
das wahre Wesen seiner EX-istenz als ,,Offenbarung“ ist. Aber gerade so,
wie die einander entgegengesetzten Pole Subjekt und Objekt, Geist und Materie,
bloß Aspekte der Einen Einheit sind, in der sie ihre Synthese finden,
so ist es im geoffenbarten Universum ,,tat“, welches Geist mit Stoff,
Subjekt mit Objekt, verknüpft.
Dieses Etwas, das gegenwärtig der westlichen Spekulation unbekannt ist,
nennen die Okkultisten Fohat. Es ist die „Brücke“, mittelst
derer die im göttlichen Gedanken existierenden Ideen der kosmischen Substanz
als die Naturgesetze eingeprägt werden. Fohat ist somit die dynamische
Energie der kosmischen Ideation; oder, von der andern Seite betrachtet, ist
es das intelligente Medium, die lenkende Kraft in jeder Offenbarung, der durch
die Dhyan Chohans, die Bildner der sichtbaren Welt, übertragene und geoffenbarte
göttliche Gedanke.
So kommt vom Geiste oder der kosmischen Ideation unser Bewußtsein; von
der kosmischen Substanz kommen die verschiedenen Vehikeln, in welchen dieses
Bewußtsein individualisiert wird und zum Selbst- oder reflexiven Bewußtsein
gelangt; während Fohat in seinen verschiedenartigen Manifestationen, das
geheimnisvolle Band zwischen Geist und Stoff bildet — das jedes Atom zum
Leben elektrisierende beseelende Prinzip.Die folgende Übersicht wird dem Leser eine klarere Idee geben.
1. Das ABSOLUTE: das Parabrahman der Vedantisten oder die eine Realität,
SAT, welche, wie Hegel sagt, zugleich absolutes Sein und Nichtsein ist.
2. Der erste Logos: der unpersönliche, und, in der Philosophie, ungeoffenbarte
Logos, der Vorläufer des geoffenbarten. Dies ist die ,,erste Ursache“,
das ,,Unbewußte“ der europäischen Pantheisten.
3. Der zweite Logos: Geist-Stoff, Leben; der ,,Geist des Weltalls“, Purusha
und Prakriti.
4. Der dritte Logos: Kosmische Ideation, Mahat oder Intelligenz, die universale
Weltseele; das kosmische Noumenon der Materie, die Grundlage der intelligenten
Wirkungen in und seitens der Natur, auch Maha-Buddhi genannt.
Die EINE REALITÄT; ihre dualen Aspekte in dem bedingten Universum.Ferner behauptet die Geheimlehre:
II. Die Ewigkeit des Weltalls in toto als einer grenzenlosen Ebene,
die periodisch ,,der Spielplatz ist von zahllosen unaufhörlich erscheinenden
und verschwindenden Universen“, den sogenannten ,,manifestierenden Sternen“
und den Funken der Ewigkeit“. Die Ewigkeit des
Pilgers ist wie ein Augenblinzen von Selbstexistenz,“ wie das Buch des
Dzyan sich ausdrückt. ,,Das Erscheinen und Verschwinden von Welten ist
wie regelmäßige Gezeiten von Ebbe und Flut“.
Die zweite Behauptung der Geheimlehre ist also die absolute Universalität
jenes Gesetzes der Periodizität, der Gezeiten, der Ebbe und Flut, welches
die Naturwissenschaft auf allen Gebieten der Natur beobachtet und aufgewiesen
hat. Ein Wechsel wie der von Tag und Nacht, Leben und Tod, Schlaf und Wachen,
ist eine so allgemeine, so vollkommen universale und ausnahmslose Tatsache,
daß es leicht zu verstehen ist, daß wir darin eines der absolut
fundamentalen Gesetze des Weltalls sehen.Ferner lehrt die Geheimlehre:
III. Die fundamentale Identität aller Seelen mit der universellen Oberseele,
welch letztere selbst ein Aspekt der unbekannten Wurzel ist; und die Verpflichtung
für jede Seele — einen Funken der vorgenannten —, den Cyklus
von Inkarnation, oder „Notwendigkeit“, in Übereinstimmung mit
cyklischem und karmischem Gesetz während seiner ganzen Dauer zu durchwandern.
Mit anderen Worten, keine rein geistige Buddhi (göttliche Seele) kann eine
unabhängige, bewußte Existenz haben, ehe der Funke, welcher aus der
reinen Essenz des universellen sechsten Prinzipes — oder der OBERSEELE
— entsprang, (a) jede elementare Form der phänomenalen Welt dieses
Manvantaras durchlaufen hat, und (b) Individualität erlangt hat, anfangs
durch natürlichen Trieb, später durch selbstherbeigeführte und
selbsterdachte Anstrengungen, dabei von seinem Karma zurückgehalten, und
so durch alle Grade der Intelligenz, vom niedersten bis zum höchsten Manas,
von Mineral und Pflanze bis hinauf zum heiligsten Erzengel (Dhyani-Buddha) emporgestiegen
ist. Die Grundlehre der esoterischen Philosophie gibt keine Privilegien und
besonderen Gaben im Menschen zu, außer jenen, welche sein eigenes Ego
durch persönliche Anstrengung und Verdienst während einer langen Reihe
von Metempsychosen und Reinkarnationen gewonnen hat.
Dies ist es, warum die Inder sagen, daß das Universum Brahman und Brahma
ist, denn Brahman ist in jedem Atome des Universums, die sechs Prinzipien in
der Natur sind alle das Resultat — die verschiedenartig differenzierten
Aspekte — des Siebenten und Einen, der einzigen Realität im Universum,
sei es kosmisch oder mikrokosmisch; und auch, warum die Veränderungen,
seelisch, geistig und körperlich, auf der Ebene der Offenbarung und Form,
des Sechsten (Brahmas, des Vehikels von Brahman in metaphysischer Antiphrase
als illusorisch und mayavisch betrachtet werden. Denn obwohl die Wurzel jedes
Atoms als Individuum und jeder Form als Kollektivum dieses siebente Prinzip
oder die Eine Wirklichkeit ist, so ist dies doch in seiner geoffenbarten, phänomenalen
und temporären Erscheinung nichts Besseres als eine vorübergehende
Illusion unserer Sinne. In seiner Absolutheit ist das eine Prinzip unter seinen
zwei Aspekten, als Parabrahman und Mulaprakriti, ungeschlechtig, unbedingt und
ewig. Seine periodische manvantarische Emanation oder ursprüngliche Ausstrahlung
— ist auch Eins, androgyn und phänomenal endlich. Wenn die Ausstrahlung
ihrerseits Strahlen aussendet, so sind alle diese Ausstrahlungen auch androgyn,
um in ihren niedereren Aspekten männliche und weibliche Prinzipien zu werden.
Nach Pralaya, sei es nun der große oder der kleinere Pralaya (der letztere
läßt die Welten im statu quo, ist das erste, das zu aktivem
Leben wiedererwacht, der plastische Akasha, Vater — Mutter, der Geist
und die Seele des Äthers, oder die Fläche des Kreises.
Der Raum heißt die ,,Mutter“ vor seiner kosmischen Aktivität
und ,,Vater-Mutter“ im ersten Stadium des Wiedererwachens. In der Kabalah
ist er auch „Vater-Mutter-Sohn“.
Aber während in der östlichen Lehre diese das siebente Prinzip des
geoffenbarten Weltalls, oder sein Atma-Buddhi-Manas (Geist-Seele-Intelligenz)
sind, und die Dreiheit sich verzweigt und sich in die sieben kosmischen und
sieben menschlichen Prinzipien teilt; ist es in der westlichen Kabalah der christlichen
Mystiker die Dreiheit oder Dreieinigkeit, und bei ihren Okkultisten, der mannweibliche
Jehovah. Jah-Havah.
Darin liegt der ganze Unterschied zwischen der esoterischen und der christlichen
Dreieinigkeit.
Die Mystiker und die Philosophen, die östlichen und westlichen Pantheisten.
synthesieren ihre prägenetische Dreiheit in der reinen göttlichen
Abstraktion. Die Orthodoxen anthropomorphisieren sie. Hiranyagarbha, Hari und
Shankara — die drei Hypostasen
des sich offenbarenden ,,Geistes des höchsten Geistes“ (mit welchem
Titel Prithivi — die Erde — Vishnu bei seinem ersten Avatara begrüßt)
— sind die rein metaphysischen abstrakten Qualitäten der Schaffung,
Erhaltung und Zerstörung, und sind die drei göttlichen Avasthas (Hypostasen)
von dem, das ,,nicht vergeht mit den geschaffenen Dingen“, Achyuta. ein
Beiname Vishnus; während der orthodoxe Christ seine persönliche schöpferische
Gottheit in die drei Personen der Dreieinigkeit teilt und keine höhere
Gottheit zuläßt. Die letztere ist im Okkultismus das abstrakte Dreieck;
beim Orthodoxen der vollkommene Würfel. Der schöpferische Gott oder
die zusammengefaßten Götter werden von dem östlichen Philosophen
als Bhrantidarshanatah — ,,falsche Erscheinungen“ —
betrachtet, als etwas, das, ,,infolge trügerischer Erscheinungen als eine
materielle Form vorgestellt wird,“ und werden dahin erklärt, daß
sie in dem illusorischen Begriffsvermögen der egoistischen, persönlichen
und menschlichen Seele (niedereres fünftes Prinzip) entstehen. S.42-47
[...]
KOSMISCHE
EVOLUTION.
AUS DEN STROPHEN DES DZYAN.
Geheime Bedeutung der Zahlen
STROPHE I.
1. Die ewige Mutter, gehüllt in ihre immer unsichtbaren Gewande, hatte
wieder einmal während sieben Ewigkeiten geschlummert.
2. Es gab keine Zeit, denn sie lag schlafend in dem unendlichen Schoße
der Dauer.
3. Das Universalgemüt war nicht vorhanden, denn es gab keine Ah—hi,
es zu entfalten.
4. Die sieben Wege zur Seligkeit existierten nicht. Die großen Ursachen
des Leidens waren nicht vorhanden, denn es war niemand da, sie hervorzubringen
oder in sie verstrickt zu werden.
5. Dunkelheit allein erfüllte das unendliche All, denn Vater, Mutter und
Sohn waren wieder einmal Eins, und der Sohn war noch nicht erwacht für
das neue Rad und seine Wanderung auf demselben.
6. Die sieben erhabenen Beherrscher und die sieben Wahrheiten hatten aufgehört
zu sein, und das Weltall, der Sohn der Notwendigkeit, war in Paranishpanna untergetaucht,
um wieder ausgeatmet zu werden von dem, das ist und dennoch nicht ist. Nichts
war.
7. Die Ursachen des Daseins waren beseitigt; das Sichtbare, welches war, und
das Unsichtbare, welches ist, ruhten im ewigen Nichtsein — dem Einen Sein.
8. Allein, erstreckte sich die Eine Form des Seins unbegrenzt, unendlich, unverursacht,
in traumlosem Schlafe, und das Leben pulsierte unbewußt im Weltenraume,
durch jene Allgegenwart, welche nur dem geöffneten Auge des Dangma wahrnehmbar
ist.
9. Aber wo war Dangma, als der Alaya des Weltalls in Paramartha war und das
große Rad Anupadaka war?
STROPHE II.
1. . . . Wo waren die Bauleute, die leuchtenden Söhne des aufdämmernden
Manvantara? . . . In dem unbekannten Dunkel in ihrem Ah—hi Paranishpanna.
Die Hervorbringer der Form aus der Nicht-Form, — der Wurzel der Welt — die Devamatri und Svabhavat ruhten in der Wonne des Nichtseins.
2. . . . Wo war die Stille? Wo die Ohren, sie wahrzunehmen? Nein, da war weder
Stille noch Laut: nichts als ununterbrochener ewiger Atem, der sich selbst nicht
kennt.
3. Die Stunde hatte noch nicht geschlagen; der Strahl war noch nicht in den
Keim geblitzt; der Matripadma war noch nicht geschwollen.
4. Sein Herz hatte sich dem Einen Strahle noch nicht eröffnet, um demselben
als Dreiheit in die Vierheit, in den Schoß der Maya, fallen zu lassen.
5. Die Sieben waren noch nicht vom Lichtgewebe geboren. Das Dunkel allein war
Vater—Mutter, Svabhavat; und Svabhavat war in Dunkel.
6. Diese Zwei sind der Keim, und der Keim ist Einer. Das Weltall war noch im
Gottesgedanken und im göttlichen Busen verborgen.
STROPHE III.
1. . . . Die letzte Schwingung der siebenten Ewigkeit durchdringt die Unendlichkeit.
Die Mutter schwillt und breitet sich aus von innen nach außen, wie die
Knospe des Lotus.
2. Die Schwingung breitet sich aus, sie berührt mit ihrem raschen Flügel
das ganze Weltall und den Keim, der in der Dunkelheit wohnt, der Dunkelheit,
die über den schlummernden Wassern des Lebens atmet
3. Die Dunkelheit strahlt das Licht aus und das Licht sendet einen einzelnen
Strahl in die Wasser, in die mütterliche Tiefe. Der Strahl durchdringt
das jungfräuliche Ei, der Strahl macht das ewige Ei erzittern und den nichtewigen
Keim hervorbringen, der sich zum Weltenei verdichtet.
4. Die Drei fallen in die Vier. Die strahlende Wesenheit wird Sieben nach innen,
Sieben nach außen. Das leuchtende Ei, das in sich selbst Drei ist, gerinnt
und verbreitet sich in milchweißen Flocken durch die Tiefen der Mutter,
der Wurzel, welche in die Tiefen des Ozeans des Lebens hineinwächst.
5. Die Wurzel bleibt, das Licht bleibt, die Flocken bleiben, und doch ist Oeaohoo
Eins.
6. Die Wurzel des Lebens war in jedem Tropfen des Ozeans der Unsterblichkeit
enthalten, und der Ozean war strahlendes Licht, welches Feuer, Wärme und
Bewegung war. Das Dunkel verschwand und war nicht mehr; es verschwand in seinem
eigenen Wesen, dem Körper von Feuer und Wasser, von Vater und Mutter.
7. Siehe, o Lanoo! das strahlende Kind der beiden, die unvergleichliche Fülle
der Herrlichkeit: der helle Raum, welcher der Sohn des dunklen Raumes ist, der
sich aus den Tiefen der großen dunklen Gewässer erhebt. Es ist Oeaohoo
der Jüngere, der *** . Er scheint fortan wie die Sonne; er ist der feurige
göttliche Drache der Weisheit. Eka ist Chatur. und Chatur nimmt Tri an
sich und die Vereinigung bildet Sapta, in dem die Sieben sind, welche Tridasha,
die Heerscharen und Legionen werden. Siehe wie er den Schleier hebt und ihn
von Osten nach Westen entfaltet. Er verbirgt das Obere und läßt das
Untere als die große Illusion sichtbar sein. Er bezeichnet den Strahlenden
ihre Plätze und macht aus dem Oberen ein uferloses Meer von Feuer und aus
dem Einen Geoffenbarten die großen Gewässer.
8. Wo war der Keim, und wo war jetzt die Finsternis? Wo ist der Geist der Flamme,
welcher in deiner Lampe brennt, o Lanoo! Der Keim ist Tat, und Tat ist das Licht,
der weiße strahlende Sohn des dunklen verborgenen Vaters.
9. Licht ist kalte Flamme, und Flamme ist Feuer, und Feuer bewirkt Hitze, welche
das Wasser gibt — das Wasser des Lebens in der großen Mutter.
10. Vater-Mutter spinnen ein Gewebe, dessen oberes Ende am Geiste — dem
Lichte der Einen Finsternis — befestigt ist, und dessen unteres am schattenhaften
Ende, der Materie. Und dieses Gewebe ist das Universum, gesponnen aus den zwei
Substanzen, in einer verbunden, welche Svabhavat ist.
11. Es breitet sich aus, wenn der Atem des Feuers auf ihm haftet; es zieht sich
zusammen, wenn der Atem der Mutter es berührt. Dann trennen sich die Söhne
und zerteilen sich, um am Ende des großen Tages in den Schoß der
Mutter zurückzukehren und wieder Eins mit ihr zu werden. Wenn es sich abkühlt,
wird es strahlend. Die Söhne breiten sich aus und ziehen sich zusammen
durch ihr eigenes Wesen und Herz; sie umarmen die Unendlichkeit.
12. Dann sendet Svabhavat Fohat, um die Atome zu härten. Jedes ist ein
Teil des Gewebes. Indem es den »selbstexistierenden Herrn« wie ein Spiegel
reflektiert, wird jedes der Reihe nach zu einer Welt.
STROPHE IV.
1. . . . Höret, ihr Söhne der Erde, auf eure Lehrer — die Söhne
des Feuers. Lernet, dass es weder Erstes noch Letztes gibt; denn alles
ist eine einzige Zahl, die aus der Nichtzahl hervorgegangen ist.
2. Höret, was wir, die Abkömmlinge der ursprünglichen Siebenheit,
die wir aus der Urflamme geboren sind, von unsern Vätern gelernt haben
.
3. Aus dem Glanze des Lichtes, das aus dem ewig Dunklen strahlte, entsprangen
im Raume die wiedererwachten Energieen; die Eine aus dem Ei, die Sechs und die
Fünf. Dann die Drei, die Eine, die Vier, die Eine, die Fünf - die
zweimal Sieben, die Gesamtsumme. Und diese sind: die Essenzen, die Flammen,
die Elemente, die Baumeister, die Zahlen, das Arupa, das Rupa und die Kraft
oder der Gottmensch — die Gesamtsumme. Und von dem Gottmenschen emanierten
die Formen, die Funken, die heiligen Tiere und die Botschafter der heiligen
Väter im Innern der heiligen Vier.
4. Dies war die Heerschar der Stimme, der göttlichen Mutter der Sieben.
Die Funken der Sieben sind untergeben und dienend dem Ersten, dem Zweiten, dem
Dritten, dem Vierten, dem Fünften, dem Sechsten und dem Siebenten der Sieben.
Diese werden Sphären, Dreiecke, Würfel, Linien und Bildner genannt;
denn so steht das ewige Nidana — der Oi-Ha-Hou.
5. Der Oi-Ha-Hou, welcher die Dunkelheit ist, das (Grenzenlose, oder die Nicht
-Zahl, Adi -Nidana Svabhavat, der O:
I. Adi-Sanat, die Zahl, denn er ist Eins.
II. Die Stimme des Wortes, Svabhavat, die Zahlen, denn er ist Eins und Neun.
III. Das ,,formlose Quadrat“.
Und diese Drei, eingeschlossen in dem O, sind die heiligen Vier; und die Zehn
sind das Arupa Universum. Dann kommen die Söhne, die sieben Streiter, der
Eine, der Achte, welcher weggelassen ist, und sein Atem, welcher der Lichterzeuger
ist.
6.... Dann die zweite Sieben, welche die Lipika sind, hervorgebracht durch die
Drei. Der ausgestoßene Sohn ist Einer. Die »Sonnensöhne« sind
unzählbar.
STROPHE V.
1. Die ursprünglichen Sieben, die ersten sieben Atemzüge des Drachens
der Weisheit, erzeugen ihrerseits durch ihre heiligen kreisenden Atemzüge
den feurigen Wirbelwind.
2. Diese machen ihn zum Boten ihres Willens. Der Dzyu wird Fohat: der schnelle
Sohn der göttlichen Söhne, dessen Söhne die Lipika sind, erfüllt
in Kreisbewegung seine Sendung. Fohat ist das Pferd, und der Gedanke ist der
Reiter. Er geht wie der Blitz durch die feurigen Wolken; er nimmt drei und fünf
und sieben Schritte durch die sieben oberen und die sieben unteren Regionen.
Er erhebt seine Stimme; er ruft die unzähligen Funken zusammen und vereinigt
sie.
3. Er ist ihr führender Geist und Leiter. Wenn er sein Werk beginnt, so
trennt er die Funken des unteren Reiches, welche freudezitternd in ihren strahlenden
Wohnungen schweben, und bildet aus diesen die Keime der Räder. Er stellt
sie in die sechs Richtungen des Raumes, und eines in die Mitte, das Hauptrad.
4. Fohat zieht Spirallinien, um das Sechste mit dem Siebenten — der Krone
— zu vereinigen. Eine Heerschar der Söhne des Lichtes steht in jedem
Winkel, und die Lipika in dem mittleren Rad. Sie sagen: »Dies ist gut« Die erste göttliche Welt ist fertig, die erste, die zweite. Dann reflektiert
sich das ,,göttliche Arupa“ in Chaya Loka dem ersten Gewande von
Anupadaka.
5. Fohat macht fünf Schritte und bildet ein beflügeltes Rad in jedem
Winkel des Vierecks für die vier Heiligen ... und ihre Scharen.
6. Die Lipika umschreiben den Triangel, den Ersten, den Würfel, den Zweiten,
und das Pentagon innerhalb des Eies.
Es ist der Ring, welcher »Überschreite mich nicht« genannt wird
für jene, welche ab— und aufsteigen; welche während des Kalpa
dem großen Tage ,,Sei mit uns“ entgegenschreite... So wurden das
Rupa und das Arupa gebildet: aus einem Lichte sieben Lichter; von jedem der
sieben, siebenmal sieben Lichter. Die Räder hüten den Ring.
STROPHE VI.
1. Durch die Kraft der Mutter der Gnade und Erkenntnis, Kwan—Yin, der »Dreiheit« von Kwan—Shai—Yin, welche in Kwan—Yin—Tien
wohnt, Fohat der Atem ihrer Abkommenschaft, der Sohn der Söhne, welcher
aus dem unteren Abgrunde die illusive Form von Sien—Tchan und die sieben
Elemente hervorgerufen hat:
2. Der Schnelle und Strahlende bringt die sieben Layacentren
hervor, welche unüberwindlich sind bis zum großen Tage ,,Sei
mit uns“; er stellt das Universum auf diese ewigen Grundsteine, und umgibt
Sien—Tchan mit den elementaren Keimen.
3. Von den Sieben ist zuerst eines offenbar und sechs verborgen; dann zwei offenbar
und fünf verborgen; drei offenbar und vier verborgen; vier kommen hervor
und drei sind geheim; vier und ein Tsan offenbar und zwei und ein halbes verborgen:
sechs werden offenbar und eines beseitigt. Schließlich drehen sich sieben
kleine Räder, wovon das eine das andere gebiert.
4. Er erbaut sie als Abbilder älterer Räder, und befestigt sie auf
unvergänglichen Mittelpunkten.
Wie werden sie von Fohat erbaut? Er sammelt den feurigen Staub. Er macht Kugeln
von Feuer, läuft durch und um dieselben herum, und versieht sie mit Leben,
dann setzt er sie in Bewegung, diese in dieser, jene in jener Richtung. Sie
sind kalt, er macht sie heiß. Sie sind trocken, er macht sie feucht. Sie
leuchten, er fächelt und kühlt sie ab. So arbeitet Fohat von einer
Dämmerung zur anderen durch sieben Ewigkeiten.
5. In der vierten wird den Söhnen befohlen, ihre Ebenbilder zu schaffen.
Ein Dritteil weigert sich — zwei gehorchen. Der Fluch ist ausgesprochen;
sie werden in der vierten geboren werden. Sie werden leiden und Leiden verursachen. Dies ist der erste Kampf.
6. Die älteren Räder drehten sich hinab und hinauf. Der Mutter —
Laich erfüllte das Ganze. Es fanden Kämpfe statt zwischen den Schöpfern
und den Zerstörern, und Kämpfe um den Raum; der Same erschien und
erschien beständig vom neuen.
7. Mache deine Berechnungen, Lanoo, wenn du das wahre Alter deines kleinen Rades
erfahren willst. Die vierte Speiche desselben ist unsere Mutter. Erlange die
vierte Frucht auf dem vierten Wege der Erkenntnis, die zum Nirvana führt;
dann wirst du verstehen, denn du wirst sehen ....
STROPHE VII.
1. Siehe den Anfang des fühlenden formlosen Lebens. Zuerst das Göttliche,
das Eine von dem Muttergeiste; dann das Geistige; die Drei von dem Einen, die
Vier von dem Einen, und die Fünf von welchen die Drei, die Fünf und
die Sieben. Diese sind die dreifachen und die vierfachen abwärts steigenden;
die aus der Seele geborenen Söhne des ersten Herrn, die leuchtenden Sieben.
Sie sind es, welche da sind: Du, Ich, Er, o Lanoo Sie wachen über dich
und deine Mutter, Bhumi.
2. Der eine Strahl vervielfältigt die kleineren Strahlen. Das Leben ist
eher da als die Form, und das Leben überdauert das letzte Atom. Durch die
unzähligen Strahlen zieht sich der Lebensstrahl, der Eine, wie ein Faden
durch viele Juwelen.
3. Wenn die Eins zur Zwei wird, dann erscheint die Dreiheit, und die Drei sind
Eins; und dies ist unser Faden, o Lanoo, das Herz der Menschenpflanze, Saptaparna
genannt.
4. Die Wurzel ist es, welche nie stirbt, die dreizüngige Flamme der vier
Dochte. Die Dochte sind die Funken, welche aus der dreizüngigen Flamme,
welche den Sieben entspringt, ihre Flamme erhalten, die Strahlen und Funken
von Einem Monde, welche sich in den fliehenden Wellen aller Flüsse der
Erde wiederspiegeln
5. Der Funke hängt von der Flamme an dem feinsten Faden von Fohat herab.
Er durchwandert die sieben Welten der Maya. Er hält in der ersten an und
ist ein Metall und ein Stein; er wandert in die zweite und siehe — er
ist eine Pflanze; die Pflanze wirbelt durch sieben Veränderungen und wird
ein geweihtes Tier. Von den vereinigten Eigenschaften dieser wird Manu der Denker
gebildet. Wer bildet ihn? — Die sieben Leben und das Eine Leben. Wer vollendet
ihn? — Der fünffache Lha. Und wer vollendet den schließlichen
Körper? — Fisch, Sünde und Soma. ...
6. Von dem Erstgeborenen an wird der Faden zwischen dem schweigenden Wächter
und seinem Schatten mit jedem Wechsel stärker und leuchtender. Das Licht
der Morgensonne hat sich verwandelt in Mittagsherrlichkeit ...
7. »Dies ist dein gegenwärtiges Rad,« sagte die Flamme zum Funken.
»Du bist mein eigenes Selbst, mein Ebenbild und mein Schatten. Ich habe mich
in dich gekleidet und du bist mein Vahan bis zum Tage »Sei mit uns«,
wo du wieder Ich und Andere werden wirst, Du selbst und Ich.« Dann steigen
die Bauleute, welche ihr erstes Gewand wieder angezogen haben, zur strahlenden
Erde nieder und herrschen über Menschen — welche sie selbst sind....
So endet dieser Teil des archaischen Berichtes, dunkel, verworren, nahezu
unverständlich. . .
Aus: Die Geheimlehre von H.P.Blavatsky – Die
Vereinigung von Wissenschaft, Religion und Philosophie
Band I, Kosmogenesis, A Kosmische Evolution , S. XXIV-XXV, 31-33, 39-40, 42-47,
55-66)
Verlag J.J.Couvreur – Den Haag – Holland