Basilius der Große (um 330 – 379)
Griechischer Kirchenlehrer und Kirchenvater. Basilius war seit 370 als Erzbischof von Caesarea Metropolit von Kappadokien. Mit seinem Freund Gregor von Nazianz und seinem Bruder Gregor von Nyssa wird er zu den Großen Kappadokiern gezählt. Ihre Vertiefung der Lehre von der Trinität führte zur Beseitigung des Arianischen Streits auf dem Konzil von Konstantinopel (381). Basilius war auch Kirchenpolitiker und Förderer des Mönchtums.— Heiliger (Tag: Ostkirche 1. 1., lat. Kirche 2. 1.). Siehe auch Wikipedia , Kirchenlexikon und Heiligenlexikon |
Aus der Predigt
über die Habsucht
Homilie zu Luk. 12, 18
1. Zweifacher Art sind die Versuchungen: Trübsal erprobt die Herzen, so
wie das Gold im Feuer erprobt wird. . . andererseits werden gerade die glücklichsten
Lebensumstände auch vielen Menschen zur ärgsten Versuchung. Es ist
ja gleich schwer, in verzweifelten Lagen stark und aufrecht zu bleiben wie in
glänzenden Verhältnissen nicht übermütig zu werden...
2... Doch du schaust auf das Gold, auf den Bruder siehst du nicht... der Glanz
des Goldes freut dich, aber wie viele Seufzer von Armen du damit verschuldet
hast bedenkst du nicht. Wie soll ich dir die Leiden der Armen vor Augen führen?
Überschaut der Arme seine Habe, so sieht er, daß er kein Geld hat,
noch jemals welches bekommen wird, er sieht, wie sein Inventar und seine Kleider
in dem Zustande sind, in welchem solche Dinge bei den Armen nun einmal sind..,
was jetzt? Nun blickt er auf seine Kinder, um sie auf den Markt zu führen
und eines von ihnen zu verkaufen, damit die Gefahr des Hungertods für die
anderen eine Weile lang beschwichtigt werde. Betrachte hier den Kampf der väterlichen
Liebe mit der Hungersnot! Der jammervollste Tod droht, aber die Natur hält
ihn zurück und rät ihm, lieber mit den Kindern zusammen zu sterben.
Hin und her getrieben, erliegt er schließlich der unerbittlichen Not.
Aber wie soll es der Vater nun angehen? Welches Kind zuerst verkaufen? Welches
wird der Getreidehändler vielleicht gern sehen? Soll ich das älteste
nehmen? Ich muß seine Rechte achten. Oder das jüngste? Mich erbannt
aber sein zartes Alter, das von Elend noch nichts weiß. Das eine Kind
hat genau die Züge seiner Eltern, das andere wäre für ein Studium
so gut befähigt! . . . Behalte ich sie alle, so werde ich sie alle Hungers
sterben sehen. Verkaufe ich eines, mit welchen Augen soll ich dann die anderen
anschauen, da ich mich schon der Untreue an ihnen verdächtig gemacht habe?
Wie kann ich noch dieses Haus bewohnen, wenn ich mich darin kinderlos mache?
Schließlich kommt der Vater doch, um unter tausend Tränen sein liebstes
Kind zu verkaufen. Dich aber rührt sein Leid nicht...
7. Wem tue ich unrecht, frägt der Geizige, wenn ich das Meinige zusammenhalte?
Aber sage mir, was ist denn dein? Woher hast du es bekommen und in die Welt
gebracht? Wie wenn einer im Theater bereits seinen Platz hat und nun die nach
ihm Eintretenden fernhalten wollte und den allgemein zugänglichen Raum
als sein Eigentum ansprechen wollte, so ähnlich gebärden sich die
Reichen. Gemeinsame Güter nehmen sie zuerst in Beschlag und machen sie
durch diese Vorwegnahme zu ihrem Privateigentum. Würde jeder nur so viel
nehmen, als er zur Befriedigung seiner Lebensbedürfnisse braucht, das übrige
aber unter die Bedürftigen verteilen, so gäbe es weder Reiche noch
Arme. Bist du nicht nackt aus dem Mutterschoß gekommen? Wirst du nicht
nackt wieder zur Erde zurückkehren? Woher hast du denn deine Güter?
Sagst du, vom Zufall, so bist du gottlos, weil du den Schöpfer nicht erkennst
und dem Geber nicht Dank sagst. Bekennst du aber, sie seien dir von Gott gegeben,
dann nenne mir doch den Rechtstitel, auf den hin du sie erhalten hast! Ist Gott
denn ungerecht, wenn er die Lebensgüter unter uns so ungleich verteilt?
Warum bist du denn reich und jener andere arm? Doch nur deshalb, damit du in
deiner Verwaltung und Freigebigkeit erprobt werdest, der Arme aber mit dem Preis
der Geduld bedacht werde ...
Enthalten in: Christliche Geisteswelt, Band I, Die
Väter der Kirche . Herausgegeben von Walter Tritsch (S.246-248)
Holle Verlag , Darmstadt