Mirsa Husain Ali, genannt Baha-Allah [»Glanz Allahs«] (1817 – 1892)

Bild wurde auf Wunsch eines Bahá i gesperrt, weil die Verbreitung von Darstellungen des Religionsstifters Baha\'u\'llahs nicht gestattet sei.   Persischer Begründer der aus dem Babismus hervorgegangen Bahai-Religion. Mirsa Husain Ali entstammte dem persischen Adelsgeschlecht Nuri und war der Sohn eines Ministers. Er war ursprünglich ein Schi’ite, der sich 1844 der Religionsbewegung des Bab anschloss und als bedeutender Vertreter derselben mehrmals eingekerkert und misshandelt wurde. 1852 hatte er im Gefängnis von Teheran seine erste Offenbarung. Nach seiner Entlassung versammelte er in Bagdad aus Persien vertriebene Babi um sich, denen er im April 1863 mitteilte, dass er der vom Bab angekündigte Man-Jushiruhullah (»Den Allah offenbaren wird«) und die »Offenbarung Allahs für den nun angebrochenen Tag des Gerichtes« sei. Baha-Allah, der als tiefreligiöse, eindrucksvolle und achtungsgebietende Persönlichkeit geschildert wird, lehrte, dass sich in der von ihm als Gottgesandter offenbarten Lehre die verschiedenen Religionen der Menschen erfüllen und in ein neues Zeitalter, nämlich der Einheit der Menschheit und der Religion, zusammengeführt werden. Der Christenheit gegenüber erklärte er sich in mehreren Schriften als der im Geiste wieder gekommene Christus. Sein im »Heiligen Buch« (Kitab ul-Akdas) ausgesprochenes Hauptziel ist der Zusammenschluss aller Völker, Rassen und Religionen in einem Weltfriedensreich im Glauben an Baha.

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Inhaltsverzeichnis
Leidens- und Glaubensbekenntnis Baha-Allahs
Von Gott empfangene Offenbarung
Liebe zu Gott
Befreiung von aller Ichsucht
Taten müssen das Licht Gottes offenbaren
Vergebung durch Gottes Gnade
Verwirklichung des ewigen Selbstes
Gebete Baha-Allahs
Die Einheit der Religionen

Leidens- und Glaubensbekenntnis Baha-Allahs
Auf dem Wege Gottes habe Ich geschaut, was noch kein Auge geschaut und noch kein Ohr gehört hat. Freunde haben Mich verlassen; Wege wurden Mir versperrt; der Teich Meiner Sicherheit ist ausgetrocknet; die Ebene des Wohlbehagens ist dürr gebrannt. Wieviele Schwierigkeiten sind herabgekommen, und wieviele werden noch nachkommen! Ich schreite dem Mächtigen, dem Gütigen entgegen, während hinter Mir die Schlange gleitet. Meine Augen weinen, bis Mein Lager tränenbenetzt ist; aber Mein Kummer gilt nicht Mir selbst. Bei Gott, Mein Haupt verlangt nach den Speeren um der Liebe seines Herrn willen, und an keinem Baum gehe Ich vorbei, ohne daß Ich Mich im Herzen an ihn wende und zu ihm sage: »Oh, dass du doch in Meinem Namen umgehauen würdest und Mein Körper an dir gekreuzigt würde auf dem Pfade Meines Herrn!« Oh, Ich sehe die Menschen irregehen in ihrem Rausch und sie wissen es nicht; sie haben ihre Lüste auf den Thron gesetzt und ihren Gott beiseite gelegt, als ob sie das Gebot Gottes für ein Gespött, für einen Scherz und für ein Spielzeug hielten; und sie denken, dass sie es recht machen und daß sie geborgen seien in der Festung der Sicherheit. Die Sache ist aber anders, als sie denken: morgen werden sie erkennen, was sie heute verleugnen.

Bei Gott, sollte gleich Ermüdung Mich schwächen und Hunger Mich vernichten, sollte Mein Lager auf hartem Fels ausgebreitet sein und Mir die Tiere der Wüste als Gefährten beigegeben werden, so will Ich nicht zurückschrecken, sondern will, wie die Entschlossenen und Entschiedenen, geduldig sein durch die Kraft Gottes, des Königs des Vor-Daseins, des Schöpfers der Völker, und unter allen Umständen bin ich dankbar gegen Gott. Und Wir hoffen auf Seine Gnade — erhaben ist Er —. . . , dass Er die Gesichter aller Menschen aufrichtig mache gegen Ihn, den Mächtigen, den Gütigen. Wahrlich, Er antwortet dem, der betet, und Er ist nahe dem, der zu Ihm ruft. Und Wir bitten Ihn, Er möge dieses finstere Unglück zu einem Schild machen für den Leib Seiner Heiligen, um sie damit zu schützen gegen die scharfen Schwerter und die durchbohrenden Klingen. Durch Trübsal hat dieses Licht geschienen und hat sein Lobpreis unaufhörlich gestrahlt; dies war Seine Art in allen verflossenen Zeitaltern und in längst entschwundenen Zeiten.

Von Gott empfangene Offenbarung
Wahrlich, Ich befand Mich wie irgendein Mensch auf meinem Lager schlummernd. Der Odem des Allerherrlichsten wehte über Mich hin und lehrte Mich die Erkenntnis dessen, was war.

Diese Sache ist nicht von Mir, sondern von Einem, der mächtig ist und allwissend. Und Er hat Mich geheißen, zwischen Himmel und Erde zu verkündigen, und deswegen ist über Mich gekommen, was die Augen derer, die es wissen, mit Tränen füllt. Ich habe solche Wissenschaften nicht studiert, wie sie die Menschen besitzen, noch habe Ich irgendwelche Schulen besucht …

Dies ist ein Blatt, das die Winde des Willens deines Herrn, des Mächtigen, bewegt haben. Kann es ruhig bleiben, wenn die stürmischen Winde blasen? Nein, bei dem Herrn der Namen und Attribute! Vielmehr bewegen sie es, wie es ihnen beliebt, denn das Sein ist nicht etwa ein Nichts in der Gegenwart des Ewigen.
Sein entschiedener Befehl kam und ließ Mich sprechen zu Seiner Verherrlichung in den Welten. Wahrlich, Ich war nicht mehr als ein Toter in der Gegenwart Seines Befehls; die Hand deines Herrn, des Barmherzigen, des Gnädigen, hat Mich gewandelt. Kann jemand von sich aus sprechen, wofür ihn alle Menschen, hoch oder nieder, verfolgen werden? Nein, bei Dem, der die Feder ewige Geheimnisse lehrte, es sei denn, daß er gestärkt werde durch den einen Mächtigen, den Starken.

Liebe zu Gott
Liebe Mich, damit Ich dich liebe. Wenn du Mich nicht liebst, kann Meine Liebe dich niemals erreichen. Erkenne dies, o Mensch!
Deine Liebe zu Mir ist deine Glückseligkeit, und deine Vereinigung mit Mir ist dein Paradieses¬garten: Komm ohne Zagen! So wurde es für dich bestimmt in der überirdischen Welt und im himmlischen Königreich.

Wenn du Mich liebst, wende dich ab von dir selbst, und wenn du Meinen Willen suchst, so achte nicht auf den deinen, damit du in Mir vergehest und Ich in dir lebe.

Meine Liebe ist Meine Feste. Wer sie betritt, ist sicher und errettet, wer sich aber abwendet, der geht in die Irre und ins Verderben.
Einen Hauch von Meinem Geiste blies ich dir ein, auf daß du Mich liebest. Warum hast du Mich verlassen und suchst einen anderen Geliebten als Mich?

Befreiung von aller Ichsucht
Wer in seinem Herzen Liebe hat für irgend etwas außer Mir, auch wenn sie geringer wäre als ein Senfkorn, kann wahrlich nicht in Mein Königreich eintreten.

Oh, Mein Diener! Befreie dich von den Fesseln dieser Welt und löse deine Seele aus dem Gefängnis des Selbstes. Ergreife deine Gelegenheit, denn sie wird nie mehr zu dir kommen.

Taten müssen das Licht Gottes offenbaren
Die Bahâ‘i müssen dem Herrn mit Weisheit dienen, andere durch ihr Leben lehren und das Licht Gottes in ihren Taten offenbaren. Die Wirkung der Taten ist in Wahrheit mächtiger als die der Worte. . . Die Wirkung des durch den Lehrer gesprochenen Wortes ist abhängig von der Reinheit seiner Absichten und von seiner Loslösung. Manche begnügen sich mit Worten, aber die Wahrheit der Worte wird durch Taten bezeugt und hängt von der Lebensführung ab. Taten offenbaren die Stufe des Menschen. Die Worte müssen in Übereinstimmung mit dem sein, was aus dem Munde des Willens Gottes hervorging und in Tabletten niedergelegt ist.

Vergebung durch Gottes Gnade
Wenn das Herz des Sünders von allem frei ist außer Gott, muß er allein von Gott Vergebung erflehen. Beichte vor den Dienern ist nicht erlaubt, denn dies ist nicht das Mittel, noch die Ursache zu göttlicher Vergebung. Solche Beichte vor den Geschöpfen führt zu des Menschen Demütigung und Erniedrigung, und Gott — erhaben sei Seine Herrlichkeit — wünscht nicht die Erniedrigung Seiner Diener. Wahrlich, Er ist mitleidig und wohltätig. Allein mit Gott, muß der Sünder um Gnade aus dem Meer der Gnade bitten und Verzeihung von dem Himmel der Vergebung erflehen.

Verwirklichung des ewigen Selbstes
Mit den Händen der Macht erschuf Ich dich, und mit den Fingern der Kraft formte Ich dich, und in dich legte Ich Mein Leuchten. Mache dich frei von allem anderen, denn siehe, Mein Werk ist vollkommen und Mein Gebot ist bindend. Des sei gewiß und zweifle nicht.

Ich habe dich reich erschaffen. Warum machst du dich selber arm? Edel erschuf Ich dich. Warum erniedrigst du dich selbst? Aus den Tiefen des Wissens offenbarte Ich dich. Warum suchst du anderes außer Mir? Aus dem Ton der Liebe formte Ich dich. Warum trachtest du nach anderem als Mir? Schaue in dich selbst, damit du Mich in dir findest, aufrecht und mächtig in Kraft und Beständigkeit.

Gebete Baha-Allahs
Kröne mein Haupt, o Gott, mit dem Vermögen, Deinem Willen zu folgen, und schenke meinem Herzen das Licht Deiner Erkenntnis. Lasse meine Zunge Deinen größten Namen aussprechen und mein Ohr Dein heiliges Wort vernehmen. Denn Du bist Der, dessen Tun immer herrlich war, herrlich ist und herrlich sein wird, und dessen Gebot allezeit Richtschnur sein muß. O mein Gott! Hilf mir, gerecht zu werden. Erlöse mich vom Meer des Aberglaubens und der Einbildungen und schenke mir geistige Augen, um Deine Einheit und Deine Wahrheit in meinem Lebenskreise zu sehen und zu verstehen.

Ich bitte Dich, o Gott, durch Deine Kraft, Macht und Herrlichkeit, die alles umfasst, was im Himmel und auf Erden ist, zeige Deinen Dienern den geraden Weg, dass sie Deine Einheit und Einzigkeit mit solcher Gewissheit erkennen, dass weder die Einbildungen der Zweifler sie zu erschüttern noch die eitlen Mutmaßungen irrender Wanderer sie zu trüben vermöchten.

O mein Gott, erleuchte die Augen und Herzen Deiner Diener, auf dass sie die Größe dieser höchsten Stufe zu erkennen und diesen hellsten Horizont zu erschauen vermögen, damit das Geschrei der Menschen sie nicht mehr abhält, ihren Blick auf das strahlende Licht Deiner Einheit zu richten, und sie nicht hindert, ihr Augenmerk auf die Lösung von der niederen Welt zu richten.

O mein Gott! Mach Deine Schönheit zu meiner Speise und Deine Gegenwart zu meinem Trank. Lasse mein Vertrauen in Deinem Willen ruhen und meine Taten in Einklang sein mit Deinen Geboten. Lasse Dir mein Dienen wohlgefallen und alle meine Handlungen ein Lobpreis für Dich sein! Lasse meine Hilfe nur von Dir kommen und gib, daß mein Heim Deine Wohnstätte sei, heilig und ohne Grenzen.

Du bist der Edelste, der Allgegenwärtige, der All-Liebende.

Ich flehe zu Dir, o mein Herr, bei Deinem Namen, dessen Glanz Himmel und Erde umgibt, mache mich fähig, meinen Willen dem zu unterwerfen, was Du durch Deine Gebote bestimmt hast, so daß ich keinen Wunsch mehr fühle außer dem, was Du in der Kraft Deiner höchsten Herrschaft wünschest, und keinen Willen außer dem, was Du mir bestimmt hast durch Deinen Willen.

Erschaffe in mir ein reines Herz, o mein Gott, und erneuere in mir ein ruhiges Gewissen, o meine Hoffnung! Bestätige Deine Wahrheit in mir durch Deinen machtvollen Geist, o Du über alles Geliebter, und zeige mir Deinen Pfad durch das Licht Deiner Herrlichkeit, o Du Ziel meiner Sehnsucht! Erhebe mich zum Himmel Deiner Heiligkeit durch die Kraft Deiner höchsten Macht, o Quell meines Seins, und beglücke mich durch den Atem Deiner Ewigkeit, o Du, der Du mein Gott bist! Lasse Ruhe in mich einströmen durch Deine unvergänglichen Melodien, o mein Gefährte, und durch die Reichtümer Deines urewigen Angesichtes mache mich frei von allem außer Dir, o mein Herr, und lasse die frohe Botschaft Deines ewigen Wesens mir Freude bringen
, o Du, der Du der Offenbarste des Offenbaren bist und der Verborgenste des Verborgenen!

Die Einheit der Religionen
O Völker der Welt! Die Religion Gottes ist da um der Liebe und Einigung willen, macht sie nicht zur Ursache der Feindschaft und des Streites . . . Wir hegen die Hoffnung, dass das Volk von Baha sich immer dem geheiligten Worte zuwenden wird: »Siehe! Alle Dinge sind Gottes!«, dem allerherrlichsten Worte, das dem Wasser gleich das Feuer des Hasses und Grolles löscht, welches in Herz und Busen glimmt. Durch dieses eine Wort werden die verschiedenen Gemeinschaften der Welt zu dem Lichte wirklicher Einigung gelangen.

Wahrlich, Er spricht die Wahrheit und Er führt die Menschen auf den Pfad, und Er ist der Mächtige, der Gnadenreiche, der Schöne.
Das, was der Herr zur heilsamen Medizin und zum vollkommensten Heilmittel gemacht hat, ist
die Einigung aller Menschen auf Erden in einer Religion und in einem Glauben. Dies kann nur zustande gebracht werden durch einen kunstfertigen, vollkommenen und inspirierten Arzt. Das ist reine Wahrheit und alles andere ist offenbarer Irrtum.

O Menschenkinder! Die Worte werden geoffenbart der Fassungskraft gemäß, damit die Anfänger Fortschritte machen können. Die Milch muss im richtigen Verhältnis gegeben werden, damit der Säugling der Welt in das Reich der Größe gelangen und in den Hof der Einheit eingeführt werde.
S.281ff.
Aus: Die Söhne Gottes, Aus den heiligen Schriften der Menschheit. Auswahl und Einleitungen von Gustav Mensching, R. Löwit . Wiesbaden