Alkmaion aus Kroton (um 500 v.Chr.)

Griechischer Arzt und Philosoph, der ein
jüngerer Zeitgenosse des Pythagoras und in Kroton (Unteritalien) beheimatet gewesen sein soll. Alkmaion lehrte nach Aristoteles, dass die Dinge prinzipiell in gegensätzlichen Paaren ihre Wirksamkeit entfalten. Die Zahl der Gegensätzlichkeiten ließ er aber - im Unterschied zu den Pythagoreern - unbestimmt. Die Anwendung dieses Prinzips ist in seiner Lehre von der Gesundheit enthalten, die für ihn auf dem Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte beruht (Fr. 4). Die Seele hielt er für unsterblich, weil sie in ewiger Bewegung begriffen sei.

Siehe auch Wikipedia

Diogenes Laertios über Alkmaion
Alkmaion aus Kroton hörte bei Pythagoras und behandelte vorwiegend die Medizin, trieb aber auch Naturphilosophie, so wenn er sagt: »Die meisten menschlichen Organe gibt es paarweise.« Er scheint als erster eine Schrift über die Natur verfasst zu haben, wie Favorin (Bunter Wissensspeicher) angibt. Auch habe er behauptet, der Mond und der ganze supralunare Bereich sei unvergänglich. Er war der Sohn des Peirithoos, wie er selbst zu Beginn seiner Schrift sagt: »Alkmaion aus Kroton, Sohn des Peirithoos, gibt dieses Brontinos, Leon und Bathyllos kund: >Über das Unsichtbare und über das Vergängliche wissen die Götter die Wahrheit, den Menschen sind nur Erwägungen möglich<, etc.«. Die Seele hält er für unsterblich und für dauernd bewegt wie die Sonne.
Aus: Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen Aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Fritz Jürß.
Reclams Universalbibliothek Nr. 6996 (S.403) © 1998 Philipp Reclam jun., Stuttgart Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam Verlages

Aristoteles über Alkmaion
Zu den Gegensätzen
Auf diese Weise scheint auch Alkmaion aus Kroton vorzugehen, und entweder hat dieser den Gedanken von jenen [Pythagoreer] oder jene von diesem übernommen. [30] Alkmaion nämlich äußerte sich in ähnlicher Weise wie diese. Denn er meint, dass die menschlichen Dinge zumeist zu zweit auftreten, wobei er aber die Gegensätze nicht wie die Pythagoreer als fest bestimmt auffasst, sondern als zufällig, wie etwa: weiß schwarz, süßbitter, gut schlecht, großklein. Über die übrigen Gegensätze hat er sich nicht bestimmt ausgesprochen, während doch die Pythagoreer erklärten, wie viele und welche Gegensätze es gebe. Aus beiden Lehrmeinungen kann man also soviel entnehmen, dass die Gegenteile die Prinzipien der Dinge darstellen; doch wie viele es gibt und welche sie sind, kann man nur von den Pythagoreern erfahren.
Aus: Aristoteles, Metaphysik . Schriften zur ersten Philosophie Übersetzt und herausgegeben von Franz F. Schwarz
Reclams Universalbibliothek Nr. 7913 (S.31f.) © 1970 Philipp Reclam jun., Stuttgart Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam Verlages

Zur Seele
Auch Heraklit erklärt das Prinzip als Seele, wenn sie doch die »Aufdünstung« sei, aus der alles übrige sich bilde. Auch sei sie das Unkörperlichste und immer im Fluss. Das Bewegte aber werde durch das Bewegte erkannt. Dass aber das Seiende in Bewegung sei, dieser Ansicht waren er und die meisten. Ähnlich mit ihr scheint auch die Annahme des Alkmaion über die Seele gewesen zu sein; denn er sagt, dass sie unsterblich sei, weil sie den Unsterblichen gleiche. Dies komme ihr zu, da sie immer in Bewegung sei. Auch das Göttliche sei ja immer in kontinuierlicher Bewegung: der Mond, die Sonne, die Sterne und der ganze Himmel. [De anima 405b]
Aus: Aristoteles, Über die Seele S.9f. Meiners Philosophische Bibliothek, Aristoteles Philosophische Schriften 6

Fragmente
1. Alkmaion aus Kroton sprach folgendes, er, des Peirithoos Sohn, zu Brotinos und Leon und Bathyllos: Über das Unsichtbare wie über das Irdische haben Gewissheit die Götter, uns aber als Menschen ist nur das Erschließen gestattet.

1a. Der Mensch unterscheidet sich von den übrigen Geschöpfen dadurch, dass er allein begreift, während die übrigen zwar wahrnehmen, aber nicht begreifen.


2a. Die Menschen vergehen darum, weil sie nicht die Kraft haben, den Anfang an das Ende anzuknüpfen.

3. Die männlichen Maulesel seien steril wegen der Feinheit und Kälte des Samens, die weiblichen, weil ihre Gebärmutter nicht, aufklaffe. So drückt er sich nämlich selbst aus.

4. Gesundheitsbewahrend sei die Gleichberechtigung der Kräfte, des Feuchten, Trocknen, Kalten, Warmen, Bittern, Süßen usw., die Alleinherrschaft dagegen sei bei Ihnen krankheiterregend. Denn verderblich wirke die Alleinherrschaft des einen Gegensatzes. Und zwar ließen sich die Krankheitsfälle, was die Ursache an gehe, auf das Übermaß von Hitze oder Kälte zurückführen, was die Veranlassung, auf Übermaß oder Mangel an Nahrung, was die Örtlichkeit, so würden Blut, Mark oder Hirn betroffen; doch entstünden hier auch Krankheiten aus äußeren Veranlassungen, z. B. durch bestimmte (?) Wässer oder Gegend oder Anstrengung oder Folterqual oder dergl. Die Gesundheit dagegen beruhe auf der gleichmäßigen Mischung der Qualitäten.

5. Vor einem feindlichen Mann ist leichter sich zu hüten als vor einem befreundeten
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Aus: Die Fragmente der Vorsokratiker von Hermann Diels (S.39) Nach der von Walter Kranz herausgegebenen achten Auflage. Mit Einführungen und Bibliographien von Gert Plamböck
Rowohlts Klassiker der Literatur und Wissenschaft, Band 10