Abu Abdullâh Mohammed ibn Ismâ‘il Al-Dschu‘fi Al-Buchâri
(810 – 870)
Islamischer Traditionsgelehrter,
der als Enkel eines Persers in Buchara geboren wurde und bereits mit elf Jahren das Studium der islamischen Traditionswissenschaft aufnahm. Mit sechzehn Jahren absolvierte er die Pilgerfahrt nach Mekka und Medina, wo er bei den berühmtesten
damaligen Traditionsgelehrten Vorlesungen besuchte. Al-Buchari
wurde durch seine große Hadîthsammlung »Dschâmi
us-Sahîh« berühmt, in die er nur Überlieferungen
aufnahm, die sich zweifelsfrei bis in die Zeit Mohammeds zurückverfolgen ließen. Dieses Werk ist die erste der sechs von der
muslimischen Orthodoxie als maßgebend anerkannten Traditionssammlungen.
Diese bilden neben dem Koran die Grundlage des islamischen Lehr- und Gesetzsystems.
Wie in den nachfolgenden Textstellen werden alle überlieferten Stücke
von Namenreihen eingeleitet.
Siehe auch Wikipedia
Überlieferte
Sprüche des Propheten Mohammed
Die Süße des Glaubens
(Mohammed): Glauben bedeutet Treue gegenüber
Allah, gegenüber seinem Gesandten, den Führern der Gläubigen
und den Gläubigen im allgemeinen!
Anas sagte: Der Gesandte Allahs sprach: Keiner von euch ist gläubig, ehe
ich ihm nicht teurer bin denn sein Vater und sein Sohn und die ganze Menschheit!
Anas berichtete, daß der Prophet sprach:
Keiner von euch ist gläubig, ehe er nicht seinen Bruder so liebt, wie er
sich selbst liebt!
Anas berichtete, daß der Prophet sprach: Es gibt drei Vorzüge,
und wer diese besitzt, der hat von der Süße des Glaubens gekostet:
daß Allah und sein Gesandter ihm teurer sind denn alles andere, daß
er einen Menschen liebt, aber nicht um dessentwillen, sondern um Allahs willen,
und daß es ihm ekelhaft wäre, in den Unglauben zurückzuverfallen,
wie es ihm ekelhaft wäre, wenn er ins Feuer geworfen würde!
Anas berichtete: Der Prophet sprach: Wenn einer
von euch betet, so hält er vertrauliche Zwiesprache mit seinem Herrn!
Abu Huraira berichtete, daß er den Gesandten Allahs
sagen hörte: Sage mir, wenn vor der Tür eines von euch ein
Fluß fließt, in dem er fünfmal täglich badet, was meint
ihr, wird er wohl Schmutz an ihm lassen? — Sie sagten, es würde kein
Schmutz an ihm bleiben. Da sprach er: So ist es mit den fünf täglichen
Gebeten, mit denen Allah alle eure Fehler wegwäscht!
Über das Heiraten
Alkama sagte: Als ich einmal mit Abdullah zusammen war,
sagte er: Wir waren mit dem Propheten zusammen, und er sprach:
Wer in der Lage ist zu heiraten, sollte heiraten, denn es läßt ihn
das Auge niedergeschlagen halten und bewahrt ihn vor Unkeuschheit. Und wer nicht
heiraten kann, der sollte sich ans Fasten halten, denn es wird eine gute Wirkung
auf ihn haben.
Abu Huraira berichtete, daß der Prophet sprach:
Die Witwe soll nicht verheiratet werden, ohne daß sie zuvor gefragt wird,
und die Jungfrau soll nicht vermählt werden, ehe ihre Zustimmung erlangt
ist. —
Sie sagten: O Gesandter Allahs! Wie soll ihre Zustimmung eingeholt werden? —
Er antwortete: Es genügt, wenn sie schweigt!
Abu Huraira berichtete, daß der Prophet sprach:
Eine Frau wird aus vier Gründen geheiratet: um ihres Reichtums willen,
um der Stellung ihrer Familie willen, um ihrer Schönheit willen, um ihres
Charakters willen. So trachte nach der, die einen edlen Charakter besitzt!
Ibn Omar berichtete: Der Gesandte Allahs sprach:
Wenn einer von euch zu einem Hochzeitsfest eingeladen ist, soll er hingehen!
Anas sagte: Der Prophet sah Frauen und Kinder von einer Hochzeit kommen, da
erhob sich der Prophet und sprach: O Allah! Ihr seid mir von allen Leuten die
am meisten geliebten! — Das sagte er dreimal.
Mikdam berichtete: Der Gesandte Allahs sprach:
Niemand ißt bessere Nahrung denn der, welcher ißt, was er mit seiner
Hände Arbeit erwarb!
Der Leichenzug
Bara Ibn Asib sagte: Der Prophet befahl uns, der
Totenbahre zum Grabe zu folgen, die Kranken zu besuchen, die Einladung dessen
anzunehmen, der uns zum Essen einlädt, den Unterdrückten zu helfen,
den Eid zu halten, den Gruß zu erwidern und für den zu beten, der
niest.
Amir berichtete: Der Prophet sprach: Wenn einer von euch einen Trauerzug
sieht, ohne ihn zu begleiten, soll er stehen bleiben, bis der Sarg vorüber
oder hinabgesenkt ist.
Dschabir sagte: Ein Leichenzug kam bei uns vorbei,
und der Prophet erhob sich seinetwegen, und wir standen auch auf.
Dann sagten wir: O Gesandter Allahs! Es ist der Leichenzug eines Juden! —
Er aber antwortete: Wenn ihr einen Leichenzug seht, erhebt euch! —
S.102ff.
Enthalten in: Islamische Geisteswelt, Von Mohammed bis zur Gegenwart Herausgegeben
von Rudolf Jockel . Holle Verlag , Darmstadt
Die Offenbarungen des Propheten
Uns wurde erzählt von Abdallah ibn Jusuf; er sagte:
Mitgeteilt ist uns von Hischam ihn Urwa von seinem Vater, von ,A’ischa’
der Mutter der Gläubigen, daß al-Harith ibn Hischam den Boten Gottes
— Gott verleihe ihm Segen und Frieden! — fragte, indem er sagte:
»O Botschafter Gottes, wie kommt die Offenbarung zu dir?«
Gottes Gesandter — Gott verleihe ihm Segen und Frieden!
— antwortete:
»Bisweilen kommt sie zu mir als Glockengeläute, was mir am meisten
Gewalt antut; wenn dieses mich freiläßt, erinnere ich mich hinterher
an das, was Er gesagt hat. Auch kann der Engel sich mir in Mannesgestalt zeigen;
er spricht zu mir, und ich behalte das Gesagte.
A‘ischa sagt:»Ich habe an sehr kalten
Tagen gesehen, wie die Offenbarung über ihn gekommen: und wenn sie ihn
losließ, träufelte seine Stirn von Schweiß.«
Der Glaube
Abu Huraira berichtet: Der Prophet — Gott verleihe
ihm Segen und Frieden! — ging eines Tages im Volksgewimmel umher. Da kam
ein Mann zu ihm und fragte:
»Worin besteht der Glaube?«
Er antwortete:
»Der Glaube besteht darin, daß du glaubest
an Gott und seine Engel und daran, daß du ihm begegnen sollst, und an
seine Gesandten, und daß du glaubest an die Auferstehung.«
Er fragte:
»Worin besteht der Islam?«
Er antwortete:
»Der Islam besteht darin, daß du Gott dienest
und nicht Ihm seinesgleichen angesellst; daß du die Andachtsübung
verrichtest, die Almosen im vorgeschriebenen Umfange bezahlest und daß
du fastest im Monate Ramadan«
Er fragte:
»Worin besteht das Guttun?«
Er antwortete:
»Darin, daß du Gott dienest, als ob du ihn
sähest. Wenn du ihn nicht siehest, sieht er doch dich«
Er fragte:
»Wann kommt der jüngste Tag?«
Er antwortete:
»Der Gefragte weiß davon nicht mehr als der
Fragende; aber ich werde dir über seine Vorzeichen Auskunft geben: Wann
die Sklavin ihren Herrn gebiert, und wenn die rauhen Kamelhirten sich in den
Palästen breit machen. Das gehört zu den fünf Sachen; die niemand
weiß außer Gott.«
Demnächst zitierte der Prophet — Gott verleihe
ihm Segen und Frieden! —:
»Gott hat das Wissen vom äußersten Tage«
(Sure 31, 34).
Darauf ging der Mann fort.
Der Prophet sagte: »Rufet
ihn zurück!« aber sie sahen nichts.
Abu Huraira sagt: »Es
war Gabriel, der zu ihm kam, um die Menschen ihre Religion zu lehren.«
Die Prüfung im Grabe
Anas berichtet, daß der Prophet sagte: Wenn
der Mensch ins Grab gelegt wird und die Leidtragenden weggehen, dann kommen,
während er noch die Fußtritte ihrer Sandalen hört, zwei Engel,
richten ihn auf und fragen ihn:
»Was meinst du von dem Manne Mohammed«
Wenn er dann antwortet: »Ich bezeuge, daß
er Gottes Diener und Gesandter ist«, wird zu ihm gesagt:
»Siehe den Platz, der für dich in der Hölle
war; anstatt dessen hat Gott dir einen Platz im Paradiese bereitet.«
Der Prophet — Gott verleihe ihm Segen und Frieden!
— sagte: »Beide werden ihm gezeigt.«
Der Ungläubige dagegen und der Heuchler sagt: »Ich
weiß es nicht; ich sagte was die Leute sagten« dann wird
ihm gesagt:
»Du weißt nicht Bescheid; du rezitierst keine
Koranverse!« Dann bekommt er mit einer eisernen Keule einen Schlag
hinter die Ohren, und sein Geschrei wird von, allen in der Nähe außer
Menschen und Djinnen gehört.
Glaubenssätze wichtiger
als Werke
Ubada berichtet, daß der Prophet — Gott verleihe
ihm Segen und Frieden! — sagte:
»Derjenige, der bezeugt, daß es keinen anderen
Gott gibt als Gott allein, indem er nicht seinesgleichen hat, und daß
Mohammed sein Diener und Gesandter ist, und ebenso daß Isa (Jesus) Gottes
Diener und Gesandter ist, sein »Wort«, das er in Mirjam (Maria)
niederließ, ein Geist von Ihm, und daß das Paradies Wahrheit und
die Hölle Wahrheit ist, — ihn leitet Gott ins Paradies hinein, welche
Taten er auch verübt haben mag«.
Gottes Furcht wichtiger als Werke
Abu Huraira berichtet, daß der Prophet — Gott
verleihe ihm Segen und Frieden! — sagte: Ein Mann verwüstete
sein Leben. Als sein Ende sich nahte, sagte er seinen Kindern:
»Wenn ich gestorben, sollt ihr mich verbrennen,
meinen Staub zermahlen und vor dem Wind zerstreuen. Wenn Gott meiner habhaft
würde, würde er mir eine Strafe zuteilen, wie sonst keinem anderen.«
So geschah es, als er gestorben war; Gott aber
befahl der Erde:
»Sammle, was in dir von ihm ist, zusammen!«
Sie tat also, und er trat demnach hervor. Gott fragte
ihn:
»Was hat dich veranlaßt, so zu tun?«
Er antwortete: »Furcht
vor dir, o Herr.« Dann vergab Gott ihm. S.360f.
Aus: Textbuch zur Religionsgeschichte. Herausgegeben von D. Edv. Lehmann und
D. Hans Haas, A. Deichertsche Verlagsbuchhandlung