Abur-Raihan Mohammed ibn Ahmed Al-Biruni (973 – 1050)
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Iranischer
Universalgelehrter, der als einer der
größten Gelehrten des arabischen Mittelalters gilt. Al-Biruni
lebte seit 1018 als Astrologe am Hof
des Sultans Mahmud von Ghasni und seiner Nachfolger. Er lieferte bedeutende wissenschaftliche Beiträge zur Geographie, Astronomie,
Physik, Mineralogie, Chronologie, Geschichte u. a. und bestimmte als erster
spezifische Gewichte. Insbesondere wirkte er als Vermittler zwischen dem arabischen und indischen Kulturkreis. Siehe auch Wikipedia |
Vergöttlichung
Es gibt Worte, die in der einen Religion hässlich klingen und in einer
anderen nicht und die von der einen Sprache toleriert und von der anderen ausgeschlossen
werden. Dazu gehört der Ausdruck ta‘alluh (Vergöttlichung) in der Religion des
Islam. Denn wenn wir ihm im Bereich der arabischen Sprache nachgehen, werden
wir finden, dass alle Namen, mit denen man das reine wahre Wesen bezeichnet,
auch in irgendeiner Weise auf anderes bezogen werden können, mit Ausnahme
des Namens Allah,
denn er gehört ihm ganz allein zu, und es heißt von ihm, dass
er sein größter Name sei.
Wenn wir ihn aber innerhalb des Hebräischen und des Syrischen betrachten,
in denen die vor dem Koran offenbarten Bücher geschrieben sind, werden
wir finden, dass in der Thora und in den ihr später zugerechneten
prophetischen Büchern die Bezeichnung »der
Herr« gleich dem arabischen Allah ist.
Sie erhält kein Genitivattribut wie etwa in dem Ausdruck »der
Herr des Hauses« oder »der Herr des
Vermögens«. Umgekehrt finden wir, dass in ihnen der arabischen
Bezeichnung für »Herr« ein Wort
von der Wurzel ilah entspricht. So heißt
es: »Die Söhne Elohims kamen vor der Sintflut
zu den Töchtern der Menschen herunter und vermischten sich mit ihnen.«
Im Buche Hiobs, des Gerechten, wird gesagt: »Satan
trat mit den Söhnen Elohims in ihre Versammlung.« Im Gesetz des Moses ergeht an ihn das Wort des Herrn: »Siehe, ich mache dich zu einem Gott für Pharao.«
Im zweiundachtzigsten der Psalmen Davids heißt
es: »Gott steht auf in der Versammlung der Götter«,
das heißt der Engel. In der Thora werden
die Götzen »fremde Götter« genannt. Und wenn nicht die
Thora jede Anbetung, die nicht auf Gott gerichtet ist, und die Verehrung der
Götzen, ja sogar, dass man sie nur nennt oder an sie denkt, mit Verbot
belegte, könnte man von diesem Ausdruck her auf die Idee kommen, dass
damit nur die Verwerfung fremder, nichthebräischer Götter geboten
sein sollte. Die Völker, die um das Land Palästina herum wohnten,
verehrten die Götzen wie die Griechen, und die Israeliten empörten
sich immer wieder gegen Gott, indem sie das Bild des Baal oder das der Astarte,
das der Venus geweiht war, anbeteten. Aus: India (S.17,20-18,12)
Aus: Al-Biruni, In den Gärten der Wissenschaft
(S.122-123) Ausgewählte Texte aus den Werken des islamischen Universalgelehrten
übersetzt und erläutert von Gotthard Strohmaier
© Reclam-Verlag Leipzig 1988 Veröffentlichung auf Philos-Website mit
freundlicher Erlaubnis des Reclam Verlages