Abur-Raihan Mohammed ibn Ahmed Al-Biruni (973 – 1050)

  Iranischer Universalgelehrter, der als einer der größten Gelehrten des arabischen Mittelalters gilt. Al-Biruni lebte seit 1018 als Astrologe am Hof des Sultans Mahmud von Ghasni und seiner Nachfolger. Er lieferte bedeutende wissenschaftliche Beiträge zur Geographie, Astronomie, Physik, Mineralogie, Chronologie, Geschichte u. a. und bestimmte als erster spezifische Gewichte. Insbesondere wirkte er als Vermittler zwischen dem arabischen und indischen Kulturkreis.

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Vergöttlichung
Es gibt Worte, die in der einen Religion hässlich klingen und in einer anderen nicht und die von der einen Sprache toleriert und von der anderen ausgeschlossen werden. Dazu gehört der Ausdruck ta‘alluh (Vergöttlichung) in der Religion des Islam. Denn wenn wir ihm im Bereich der arabischen Sprache nachgehen, werden wir finden, dass alle Namen, mit denen man das reine wahre Wesen bezeichnet, auch in irgendeiner Weise auf anderes bezogen werden können, mit Ausnahme des Namens Allah, denn er gehört ihm ganz allein zu, und es heißt von ihm, dass er sein größter Name sei.

Wenn wir ihn aber innerhalb des Hebräischen und des Syrischen betrachten, in denen die vor dem Koran offenbarten Bücher geschrieben sind, werden wir finden, dass in der Thora und in den ihr später zugerechneten prophetischen Büchern die Bezeichnung »der Herr« gleich dem arabischen Allah ist. Sie erhält kein Genitivattribut wie etwa in dem Ausdruck »der Herr des Hauses« oder »der Herr des Vermögens«. Umgekehrt finden wir, dass in ihnen der arabischen Bezeichnung für »Herr« ein Wort von der Wurzel ilah entspricht. So heißt es: »Die Söhne Elohims kamen vor der Sintflut zu den Töchtern der Menschen herunter und vermischten sich mit ihnen.« Im Buche Hiobs, des Gerechten, wird gesagt: »Satan trat mit den Söhnen Elohims in ihre Versammlung.« Im Gesetz des Moses ergeht an ihn das Wort des Herrn: »Siehe, ich mache dich zu einem Gott für Pharao

Im zweiundachtzigsten der Psalmen Davids heißt es: »Gott steht auf in der Versammlung der Götter«, das heißt der Engel. In der Thora werden die Götzen »fremde Götter« genannt. Und wenn nicht die Thora jede Anbetung, die nicht auf Gott gerichtet ist, und die Verehrung der Götzen, ja sogar, dass man sie nur nennt oder an sie denkt, mit Verbot belegte, könnte man von diesem Ausdruck her auf die Idee kommen, dass damit nur die Verwerfung fremder, nichthebräischer Götter geboten sein sollte. Die Völker, die um das Land Palästina herum wohnten, verehrten die Götzen wie die Griechen, und die Israeliten empörten sich immer wieder gegen Gott, indem sie das Bild des Baal oder das der Astarte, das der Venus geweiht war, anbeteten. Aus: India (S.17,20-18,12)
Aus: Al-Biruni, In den Gärten der Wissenschaft (S.122-123) Ausgewählte Texte aus den Werken des islamischen Universalgelehrten übersetzt und erläutert von Gotthard Strohmaier
© Reclam-Verlag Leipzig 1988 Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam Verlages