Konstantin Sergewitsch Aksadow (1817 – 1860)
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Russischer
Philosoph, Historiker und Philologe, der in seinen frühen
Jahren ein Anhänger Hegels war und - v. a.
beeinflusst von Chomjakow - zu einem bedeutenden
Vorkämpfer und Theoretiker des Slavophilentums wurde. In der Glaubensfrage
vertrat er die Ansicht, dass es für das russische Volk nur dort wahre
Freiheit geben kann, wo der Geist des Herrn herrscht. In diesem Zusammenhang
ist wohl auch das folgende bemerkenswerte Plädoyer gegen die Todesstrafe entstanden. Siehe auch Wikipedia |
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Gott will nicht
den Tod des Sünders
Wir wollen die Frage nicht erörtern, ob sie von Verbrechen zurückhält;
wir glauben es nicht; eher vermehrt sie diese, indem sie die Herzen verstockt
werden lässt. Jedenfalls ist das eine sekundäre Frage: die Todesstrafe
trägt ihre Verurteilung in sich selber. Todesstrafe
ist ein zum Gesetz gemachter Mord, aber nichtsdestoweniger ein Mord.
In ihr ist nicht nur ein Richtspruch über den Menschen als Verbrecher enthalten,
sondern einfach ein solcher über den Menschen, über seine Seele.
Kann denn jene Strafe gerecht sein, welche die Möglichkeit einer Besserung aufhebt? Aber die Todesstrafe, indem sie das Leben nimmt, hebt diese Möglichkeit auf, macht die Reue unmöglich. Ist denn das eine christliche Tat? Man wird vielleicht erwidern,
dass der Verbrecher schon nicht mehr bereuen wird. Aber wer wird sich entschließen,
das zu sagen? Indem sie aber sagen, dass der Verbrecher nicht bereuen kann,
fällen sie schon einen Urteilsspruch über die Seele
des Menschen, einen Richtspruch, der dem alleinigen
Gott zukommt.
Die Todesstrafe als Gesetz ist ein klares Zeugnis
von jener moralischen Rohheit, die noch auf der Menschheit lastet. Wir wollen
es hier mit dem Gefühl einer tiefen Freude aussprechen, dass die Todesstrafe
dem Geiste des slawischen, eigentlich russischen Volksstammes stets zuwider
war. Die alten russischen Heiden kannten sie nicht.
Als Wladimir das Christentum annahm, begann er,
den hartnäckigen Überredungen der griechischen Geistlichkeit nachgebend,
Überredungen, die dem Geiste des Christentums nicht entsprachen, die Räuber
hinzurichten; aber das währte nicht lange: auf den Rat nicht nur der Bischöfe,
sondern auch der Starzen (also gemäß der Volksmeinung
— das ist sehr bemerkenswert), hat Wladimir
die Todesstrafe wieder abgeschafft und lebte
nach Art des Vaters und Großvaters.
Denken wir auch daran, was unser ruhmvoller Wladimir Monomach über die Todesstrafe schreibt: tötet
die Seele keines Christen, so sagt er. In Nowgorod gab es wohl eine Todesstrafe, die aber als Totschlag galt und nicht in das Gesetz
aufgenommen war — ihre Gesetzlichkeit war folglich nicht anerkannt. Der
tatarische Einfluss bewirkte, dass die Todesstrafe wieder in Russland eingeführt
wurde; aber unter Elisabeth Petrowna wurde sie
wiederum aufgehoben.
Die von Europa bis auf den heutigen Tag anerkannte Todesstrafe, wir wiederholen
es, ist von dem Geiste des russischen Volkstums verurteilt. Das ist unsere russische
Anschauung. S.319ff.
Aus: Jakob Studer, Für alle Tage, Ein christliches Lesebuch, Fretz &
Wasmuth Verlag AG. Zürich