Aelfric
von Eynsham (um 955 – um 1020)
Englischer Mönch
und Theologe, der 1005 zum Abt der neu
gegründeten Benediktinerabtei von Eynsham ernannt wurde. Er wurde auch »der
Grammatiker« genannt, weil er heilige Schriften übersetzt,
Bibeltexte in angelsächsisch ausgelegt und eigene Texte (wie
z. B. den nachstehenden) zu verschiedenen theologischen Themen verfasst
hat.
Siehe auch Wikipedia
Gottes Bild und Gleichnis
Zur Unvergänglichkeit
schuf Gott den Menschen und machte ihn zu seines eigenen Wesens Bild. Weish
2, 23
Dreierlei Wesen gibt es;
das eine Wesen ist vergänglich, es hat sowohl Anfang
wie Ende: Pflanze und Tier.
Die andere Art Wesen ist ewig, sofern sie einen
Anfang zwar, aber kein Ende hat: der geschaffene
Geist.
Das dritte Wesen ist ewig ohne
Anfang und Ende, das ist der Eine allmächtige
Gott.
Dem Menschen ist es natürlich, dass er liebt, was gut ist —
und was ist gut als Gott, die erhabene Gutheit? Ohne
Ihn kann kein Mensch etwas Gutes haben, Ihn sollen wir in allem lieben. Aber
die Liebe zum Guten kann nur in der Seele sein, und die Seele allein ist edel geartet, die Ihn liebt, von dem sie kam. Er schuf sie so, daß sie sein
Gleichnis in ihrem geistigen Vermögen trage und dessen würdig sei,
daß Gott in ihr wohne.
Die Seele hat ein Gleichnis der heiligen Dreifaltigkeit in sich, sofern sie Ichbewusstsein, Verstand und
Wille hat und doch die eine Seele ist, das eine
Leben, das Wesen für sich in diesen drei Fähigkeiten,
die nicht drei Leben, sondern eins sind, drei Beziehungen der einen Seele.
Erwäge die große Behendigkeit der Seele: sie kann den Himmel betrachten, über das Meer, über Länder und Städte hineilen und alles
in einer Schau umfassen. Und so tätig ist sie, daß sie selbst im Schlafe nicht ruht. Gott aber hat alles in seiner Gegenwart, und alles ist in
seinem Blick, und alles, was war und sein wird, ist gegenwärtig vor seinem
Auge. Die Seele ist wahrhaft das Leben des Leibes — und das Leben der Seele ist Gott. S.175
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte.
Verlag Ars Sacra Josef Müller München